Mission: Impossible - Operation Surma02.01.2004, Mathias Oertel
Mission: Impossible - Operation Surma

Im Test:

Der Stealth-Thron scheint mit Solid Snake und Sam Fisher gut besetzt zu sein. Doch jetzt nimmt ein TV- und Kino-bewährter Held den Kampf mit den Schleich-Schwergewichten auf: Ethan Hunt. Ob seine neue unmögliche Mission Operation Surma genau so strahlen kann wie Splinter Cell & Co., klären wir im Test!

Wieder mal Weltrettung

Was soll man noch sagen? Die Welt steht wieder einmal kurz vor dem Untergang. Und dieses Mal wurde die Impossible Mission Force (IMF) auserwählt, um für die Rettung zu sorgen. Fernab der Fernsehserie und der Kinofilme wurde eine eigene Story aus dem Handgelenk geschüttelt, die genau so vorhersehbar wie plakativ ist. Doch die Jagd nach dem Computervirus Ice Worm, der im Auftrag des internationalen Konglomerats SURMA militärische Geheimnisse ausspioniert, bietet all das, was man von der Lizenzvorgabe erwarten kann: Popcorn-Unterhaltung im Stealth-Gewand.

Computer sind dank komfortabler und kontextsensitiver Steuerung schnell gehackt!

(PS2)

Solid Sam Hunt mit Anhang

Ihr übernehmt bei der weltweiten Jagd nach dem Computervirus die Rolle von IMF-Topagent Ethan Hunt. Und bereits nach kurzer Zeit wird klar, dass sich die Entwickler von Paradigm deutlich von den Referenztiteln haben inspirieren lassen, aber dennoch versuchen, dem Spiel ihren eigenen Stempel aufzudrücken.

Leider gelingt dies nicht immer, denn so schick Ethan in seinem hautengen Tarnanzug auch aussieht: bei einem flüchtigen Blick könnte man ihn auch für Sam Fisher oder Solid Snake halten.__NEWCOL__Dafür allerdings ist Ethan nicht auf sich allein gestellt: Im Lieferwagen wartet sein Freund Luther, gibt immer wieder Tipps zur gerade anstehenden Mission und hält euch über alles Wissenswerte auf dem Laufenden. Durch diese Kommunikationen und die immer wieder eingestreuten Cut-Scenes schafft es Operation Surma, so etwas wie Filmatmosphäre zu entfachen – was angesichts der zur Verfügung stehenden Lizenz zwar zu erwarten, aber nicht zwangsläufig ist.

Stealth-Action fast wie gehabt

Das Gameplay orientiert sich wie bei den Genregrößen an zwei Elementen: Im Schatten bleiben und Gadgets benutzen. Und wie Ubi Soft-Ikone Sam kann sich auch Ethan mit einem breit gefächerten Bewegungsrepertoire im Schatten halten, schleichen, Gegner unbemerkt erledigen, sie verstecken usw. - in diesem Bereich also gewohnte Kost.

Multifunktionale Gadgets verschaffen euch stets einen Vorteil und sorgen für spielerische Abwechslung.

(Xbox)

Bei den Gadgets hingegen hat man sich ins Zeug gelegt: Das umfangreiche Arsenal an Mehrzweckwerkzeugen ist der Traum jedes Agenten und hilft euch bei der Bewältigung eurer Aufgaben. Kameras können genau so problemlos ausgeschaltet wie Sensoren an Gegnern befestigt werden, die euch dann auf dem Radar über deren Position aufklären.

Auch die Interaktion mit der Umgebung wurde gut gelöst: Befindet ihr euch vor einem Objekt, das ihr mit einem Gadget manipulieren könnt, braucht ihr nicht erst durch die umfangreiche Liste scrollen, sondern könnt euch ganz einfach vor das Sicherheitssystem stellen und mit einem einfachen Tastendruck sucht sich das Spiel automatisch die richtige Manipulationsvorrichtung heraus – komfortabel und unkompliziert.

Nicht nur der Anzug erinnert an Sam Fisher und Solid Snake - auch in punkto Gameplay hat man sich an den Referenzen orientiert.

(Xbox)

Freiheit Fehlanzeige

Was das Leveldesign für die abwechslungsreichen Missionen betrifft, war man leider nicht ganz so experimentierfreudig: denn im Endeffekt ist alles streng linear. Und nicht nur das, ihr habt genau genommen keine Bewegungsfreiheit. Stattdessen bleibt euch nur übrig, der vorgesehenen Linie der Entwickler zu folgen. Und die ist häufig mit Trial-and-Error-Sequenzen verstellt.

Damit nimmt sich die unmögliche Mission sehr viel von der Atmosphäre, die ein Stealth-Spiel mit offener Struktur bietet. Denn was nützen die ganzen Möglichkeiten, die sich durch Bewegungs- und Gadget-Arsenal bieten, wenn man gezwungen ist, in Situation X genau so zu handeln, wie es vom Design vorgesehen ist?

Da hilft es auch nicht mehr, dass man im Falle eines Ertappt-Werdens die insgesamt eher unterdurchschnittlich intelligent agierenden Gegner per Nahkampf ausschalten kann. __NEWCOL__Denn obwohl der Action-Anteil im Vergleich zur Konkurrenz dadurch deutlich höher liegt und man in manchen Momenten auch nicht um die direkte Konfrontation (zur Not auch mit Waffengewalt) herumkommt, sorgen die meisten Entdeckungen eurer Spionageaktivitäten für eine schnelles Ableben und ein Scheitern der Mission.

Die Kameraführung hätte ebenfalls noch etwas Überarbeitung vertragen können. Zwar bemüht sich die Optik, jederzeit einen optimalen Winkel darzustellen, doch in hektischen Momenten seid ihr immer wieder damit beschäftigt, die Kamera manuell auszurichten. Mit dem Ergebnis, dass unnötige Hektik entsteht, die man z.B. in Kämpfen überhaupt nicht gebrauchen kann.

Doch da es derzeit weit und breit keine andere Möglichkeit gibt, sich auf Stealth-Pfaden zu bewegen (es sei denn, man holt Splinter Cell oder MGS 2 wieder aus dem Archiv), dürften Genre-Fans trotz der angesprochenen Mankos zufriedengestellt werden.

Deutliche Anleihen bei Filmen und TV-Serie sind spürbar und sorgen für Atmosphäre.

(PS2)

Durchweg überzeugend

Dass Mission: Impossible Chancen hat, die von Splinter Cell auf ein neues Niveau gelegte Grafiklatte zu toppen, hat wohl kaum jemand erwartet.

Doch Paradigm holt auf beiden Konsolen grafisch einiges aus dem System heraus und präsentiert eine Welt, die in sich stimmig ist, einige nette Details aufweist und stets realistisch bleibt (insofern man dies bei einem an einem Film orientierten Spiel sagen kann).

Immer an der Wand lang: Operation Surma bietet bekannte, aber gut umgesetzte Stealth-Action.

(PS2)

Besonders gefallen können Aussehen und Animationen der Hauptfiguren: Mit einem schönen Texturanzug versehen bewegt sich Ethan, der im übrigen keinerlei Ähnlichkeit zu Tom Cruise besitzt, jederzeit geschmeidig und realistisch. Auch die Bewegungen der in den Abschnitten verteilten Gegner machen einiges her. Dafür allerdings scheinen die weitestgehend alle aus dem Klonlabor zu kommen. Hier hätte mehr Variation für einen deutlichen Atmosphäreanstieg gesorgt.

In einem Punkt muss man sich Splinter Cell allerdings deutlich geschlagen geben: Lichteffekte. Zwar bietet auch Operation Surma Echtzeitschatten, doch manche Lichtquellen werden bei der Schattenbildung in keiner Form berücksichtigt. So kann es durchaus passieren, dass ihr unter einer Lampe steht und trotzdem nur der Schatten des von der Seite strahlenden Lichts berechnet wird - Ergebnis: Atmosphäre- und Punktverlust in der B-Note.__NEWCOL__Überhaupt ist die Spielwelt deutlich bunter und damit fast schon Hollywood-orientierter als sämtliche Kollegen. Vermutlich ein weiterer Tribut, den man der Lizenz zollen musste.

Versionsbedingte Unterschiede gibt es auch: So sehen z.B. die Gebietstexturen in der insgesamt klareren Xbox-Version etwas besser aus und wären auf der PS2 sicherlich auch fast in der gleichen Qualität möglich gewesen.

Wenn alles schief geht, hilft nur der Nahkampf. Operation Surma ist deutlich actionorientierter als Splinter Cell oder MGS 2.

(Xbox)

Deutsch und gut

Da Tom Cruise sich standhaft geweigert hat, Gesicht oder Stimme für das Original herzugeben, bleibt eigentlich nur noch Ving Rhames als Grund, sich für die englische Sprachfassung zu entscheiden. Im direkten Vergleich zur deutschen Synchro fällt zwar auf, dass die lokalisierte Fassung in punkto Intensität etwas hinter der Englisch-Variante zurücksteht, doch insgesamt ist die Lokalisierung durchaus gelungen.

Im Bereich Soundeffekte und Musik wird eine ebenfalls gute Leistung abgeliefert, doch im Gegensatz zu vergleichbaren Spielen hat die gesamte Akustik einen deutlich geringeren Anteil an der aufgebauten Atmosphäre, wodurch wieder einmal die Ausnahmeleistungen von Konami und Ubi Soft bestätigt werden.

Fazit

Zwar ist Mission: Impossible Operation Surma ein gutes Stückchen davon entfernt, Sam Fisher oder Solid Snake Feuer unterm Hintern zu machen, doch im Gegensatz zum Lizenzmüll Terminator 3 hat Atari hier einen nette, wenngleich nicht zwingend notwendige Ergänzung für die Stealth-Bibliothek aus dem Hut gezaubert. Etwas actionlastiger als die Kollegen Splinter Cell und Metal Gear Solid und unter dem Strich auch grafisch nicht so aufwändig wie die beiden Schwergewichte, entfaltet Operation Surma bereits nach kurzer Zeit seinen Reiz und bietet sogar einige Features, die man sich in weiteren Stealth-Spielen wünschen würde. Dass die Weltrettung sich allerdings als streng lineares Abenteuer entpuppt, bei dem man nur den von den Entwicklern gewünschten Weg gehen sollte, ist schade. Trotzdem: Wer die Wartezeit auf die Fortsetzungen oben genannter Stealth-Vorreiter verkürzen möchte, wird mit Mission: Impossible Operation Surma bestens bedient.

Pro

diverse Gadgets
schöne Animationen
gute Präsentation
automatisierte Item-Wahl
ansprechend große Abschnitte
feine Akustik
gute Lokalisierung

Kontra

Kamera muss dauernd nachjustiert werden
streng linear
Trial-and-Error
keine Handlungsfreiheit

Wertung

XBox

PlayStation2

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