Sudeki23.08.2004, Mathias Oertel
Sudeki

Im Test:

Bislang konnten sich Rollenspiel-Fans mit Xbox nicht gerade über eine umfangreiche Auswahl freuen. Einzig Knights of the Old Republic und Morrowind konnten sich überzeugend präsentieren. Doch nun ist Sudeki (ab 2,06€ bei kaufen) da! Auf X02 als innovatives Rollenspiel im Japan-Look angekündigt, muss der Titel nun beweisen, was in ihm steckt.

Belanglose Story

So schön die Grundgeschichte der Fantasy-Welt Illumina und ihren umliegenden Gebieten im Intro auch erzählt wird, so schnell verliert sie in der Anfangsphase wieder an Spannung. Oder kommt es für irgendjemanden als Überraschung, dass eine böse Macht in diese Welt einfallen möchte und nur vier Helden in der Lage sind, dieses Unheil abzuwenden?

Doch es ist nicht die übliche Schwarz-Weiß-Malerei, die einem anfänglich aufs Gemüt schlägt. Es dauert einige Stunden, bis man die Motivation der Hauptfiguren Tal, Buki, Ailish und Elco nachvollziehen kann.

Mit den Spezialfähigkeiten jeder Figur kommen Rätselelemente ins Spiel.
Und selbst wenn man bis dahin einen kleinen Blick in ihre Seele gewinnen konnte, sind die inneren Ängste und Bedürfnisse bei weitem nicht so vielschichtig wie bei den Figuren in den RPGs aus dem Hause Squaresoft, pardon: Square-Enix.

Alles bleibt an der Oberfläche und zusammen mit den standhaften Verweigerungen der Charaktere, mehr von sich preiszugeben, verliert man anfänglich auch etwas die Lust am Spiel.

Gelungenes Kampfsystem

Doch glücklicherweise wird man sehr schnell in das interessante Kampfsystem eingeführt, das sich deutlich von der Konkurrenz abhebt und in seinen Grundzügen eher an klassische Action-Rollenspiele wie Champions of Norrath oder die Dark Alliance-Serie erinnert.

Ihr könnt jederzeit jede der im Team befindlichen Figuren übernehmen, wobei man allerdings nie auswählen kann, wer jetzt bei dem Auftrag dabei ist und wer nicht. Grundsätzlich gibt es zwei Klassen: Nah.- und Fernkämpfer.

Bei den Hau-Drauf-Figuren Buki und Tal betrachtet ihr das Geschehen aus der horizontal frei positionierbaren Schulterkamera und könnt mit den A- und X-Tasten Kombos starten, die verheerende Wirkung zeigen.

Trotz Echtzeitkampf könnt ihr jederzeit in eine Zeitlupe schalten und besondere Aktionen und Item-Verwendung starten.
Bei der Zauberin Ailish und dem mit Projektilwaffen ausgestatten Wissenschaftler Elco hingegen schaltet Sudeki in eine lupenreine Ego-Ansicht, so dass ihr die anrückenden Feinde ins Visier nehmen könnt.

Zusätzlich könnt ihr (egal mit welcher Figur) noch über die Y-Taste ein Menü aufrufen, in dem Spezialbewegungen sowie Gegenstände ausgewählt werden können, die nicht auf dem Digipad als Hotkey festgelegt sind. Dabei pausiert das Spiel allerdings nicht, sondern wird nur stark verlangsamt, so dass der Echtzeitfaktor trotzdem gewahrt bleibt. Da auch die Figuren, die ihr nicht direkt steuert, gemäß ihrer Voreinstellung gut mitkämpfen, hält sich der Stressfaktor bei aufwändigeren Gefechten auf einem akzeptablen Niveau.

Action? RPG?

Doch nicht nur die Kämpfe zeigen, dass Sudeki beim Begriff Action-RPG deutlich Richtung Action tendiert: Ihr habt zwar die Möglichkeit, nahezu alle NPCs anzusprechen, doch die Antworten bestehen meist aus ein bis zwei Sätzen, die sich beim nochmaligen Ansprechen wiederholen.

 

Und selbst wenn einem wie bei Knights of the Old Republic mehrere Antwortmöglichkeiten oder Fragen vorgegeben werden, liegt unter den Gesprächen niemals ein so weit verzweigter Baum wie bei dem Rollenspiel-Highlight aus dem Hause Bioware.

Allerdings muss man auch sagen, dass die Geschichte und Figuren ein lebendigeres Bild vermitteln als die Action-Ausflüge an die Schwertküste oder nach Norrath.

Die Effekte während der Kämpfe sind durchweg sehenswert.

Die Interaktion mit der Umgebung ist auf das Wesentliche beschränkt: Das Zerstören von Kisten, das Aufsammeln von Gegenständen und Handel.

Gutes Balancing

Unter dem Vorbehalt, dass es sich bei Sudeki um eine aufgepeppte Variante eines Hack&Slays handelt und nicht fum das klassische Rollenspiel, als das es anfänglich propagiert wurde, hat das Team von Climax ein rundum stimmiges Balancing geschaffen: Ruhephasen wechseln sich ab mit intensiver Action, die nach und nach immer mehr in Fahrt kommende Story gewinnt allmählich an Bedeutung und Atmosphäre. Händler haben sich auf verschiedene Beuteteile spezialisiert, so dass ihr immer vorausschauend Gegenstände aus eurem Inventar verkaufen solltet, um den größtmöglichen Gewinn zu erzielen. Da jede Figur noch über eine ganz besondere Eigenschaft verfügt (Buki z.B. kann mit ihren Klauen bestimmte Wände erklimmen), ergänzen logische Rätsel den Spielablauf. Auch die Speicherpunkte sind fair gesetzt. Mit zahlreichen Rüstungen und Waffen, in die auch zusätzliche Boni eingebaut werden können, wird auch von dieser Seite für akzeptablen Spielumfang gesorgt.

Da man sich spielerisch bereits an Hack&Slay-Unterhaltung orientiert, ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch das Charakter-Entwicklungssystem in diese Richtung tendiert: Beim obligatorischen Levelaufstieg gibt es einen Punkt, den ihr entweder dazu verwenden könnt, einen der vier Grundwerte zu steigern oder eine neue Spezialattacke bzw. einen Zauber zu erlernen.

Aufwändiges Figurendesign, stimmungsvolle Umgebungen: Für ein Hack&Slay ist die Optik sehr gut!
Allerdings gibt es nur etwas mehr als eine Hand voll dieser Mana-verzehrenden Attacken, so dass man spätestens ab Level 15 meist nur noch damit beschäftigt ist, möglichst ausgeglichene Charakterwert-Konfiguration aufzubauen.

Schön und stimmig

So herkömmlich sich auch die Gameplay-Elemente gestalten und einigen evtl. die Lust rauben könnten, so ansehnlich ist die Optik, die sich auf die Netzhaut brennt: Sämtliche Bereiche in den drei Themengebieten Lichtwelt, Schattenwelt und Dunkelwelt bieten schöne Texturen, ansprechende Licht- (und Schatten-)Effekte sowie abwechslungsreiche Gebiete.

Allerdings hat sich Climax die Darstellung stark vereinfacht, da es wie bei KotOR nur vorgegebene Wege gibt, die ihr ablaufen könnt. So bleiben die Areale zwar insgesamt recht klein, doch da es kaum Nachladezeiten gibt, bietet sich ein rundum stimmiges Bild.

Das Figurendesign kann sich ebenfalls sehen lassen: Sowohl die ansprechende Monsterauswahl als auch die Protagonisten wurden mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Bei den Animationen gibt es zwar ab und an unpassende Übergänge, doch im Großen und Ganzen zeichnet Sudeki ein mal idyllisches, mal bedrohliches Fantasy-Bild.

 

Gelungen sind auch die zahlreichen Effekte, allen voran die Beschwörung der so genannten Beschützerschläge: Ähnlich der Final Fantasy-Serie könnt ihr ein Wesen herbeirufen, das mit einem Angriff die Gegner massiv dezimieren kann. Im Unterschied zu den FF-Spielen wird hier allerdings alles in Echtzeit berechnet und braucht trotzdem den Vergleich zum großen Vorbild nicht scheuen.

Die Multiple Choice-Gespräche haben nicht so viel Tiefgang wie z.B. in KotOR.
Deutsch mit Haken und Ösen

Dass man sich entschlossen hat, sämtliche Sprachausgabe komplett zu lokalisieren und damit dem Knights of the Old Republic-Beispiel zu folgen ist löblich. Doch abgesehen davon, dass Sudeki bei weitem nicht den erzählerischen Umfang des Bioware-Epos bietet, trennt die beiden auch qualitativ eine ganze Klasse. Zwar geben sich die Sprecher Mühe, die spärlich auftauchenden Emotionen der Figuren ansprechend zu transportieren, doch nur selten kommen sie dabei über ein durchschnittliches Niveau hinaus.

Allerdings muss man anerkennen, dass die hiesigen Synchronsprecher weitaus mehr Engagement an den Tag legen als ihre englischen Kollegen, die auch auf der DVD verewigt sind.

Die Lichtwelt bietet euch die ersten Abenteuer, bevor es in die Schatten- und Dunkelwelt geht.
In den parallel auftauchenden Untertiteln finden sich allerdings ein paar Fehler: Teilweise werden Satzstücke komplett ausgelassen, dann wiederum ist der Satzbau etwas umständlich und ab und an kann es auch mal zu kleinen Schreibfehlern kommen.

An Musik und Soundeffekten gibt es hingegen wenig auszusetzen: Die gedämpft im Hintergrund laufenden Melodien verbreiten eine schöne Stimmung und die Samples während der Kämpfe sind ebenfalls sehr sauber, kämpfen aber wie alle Genre-Kollegen mit Abnutzungserscheinungen. Vor allem die schnellgeschossigen Angriffe aus Ailishs Basis-Zepter sind auf Dauer etwas eintönig.

 

Fazit

Machen wir uns nichts vor: Viele Elemente in Sudeki sind bekannt und von dem Anspruch, ein innovatives Rollenspiel-Spektakel abzuliefern, sind Microsoft und Climax weit entfernt. Doch das bedeutet nicht, dass man das Action-RPG gleich abschreiben sollte. Der Mix aus KotOR, einschlägigen Japano-Rollenspiel und Titeln wie Baldur´s Gate Dark Alliance bietet ein schönes Echtzeitkampfsystem, logische Rätsel, eine gute Steuerung und vor allem eine stimmige Welt. Allerdings bleiben sowohl Charaktere und Story bis etwa Mitte des Spiels zu blass, um für Atmosphäre sorgen zu können. Auch die sehr eingeschränkte Interaktion mit der Umgebung und die NPCs, die nur über wenige Standard-Antworten verfügen, stören die Stimmung, die durch die malerischen Umgebungen aufgebaut wird. Das Charaktersystem entspricht gehobenem Action-RPG-Standard, geht aber auch nicht darüber hinaus. Unter dem Strich bleibt gute Unterhaltung, die ausreichen sollte, um die Wartezeit bis zum nächsten Rollenspielkracher auf der Xbox in Form von Fable zu überbrücken.

Pro

stimmige Grafik
gut umgesetztes Echtzeit-Kampfsystem
schöne Zaubereffekte
sehr gutes Gamebalancing
feines Figurendesign
Aufrüstmöglichkeiten für Waffen und Rüstung
übersichtliche Benutzerführung
figurenspezifische logische Rätsel

Kontra

blasse Story
kaum Identifikation mit den Charakteren
viele bekannte Versatzstücke
wenig Interaktion mit Umgebung und NPCs
Lokalisierung mit Fehlern

Wertung

XBox

Japan-Look und Hack&Slay-Action sorgen für gute Unterhaltung!

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