FILA World Tour Tennis06.11.2002, Jörg Luibl
FILA World Tour Tennis

Im Test:

FILA will mit World Tour Tennis "Spannung und Präzision" auf die Xbox bringen. Hier konnten sich Tennis-Enthusiasten bisher nur mit Slam Tennis austoben, aber das auf einem hohen Niveau: 83% war uns die gewöhnungsbedürftige, aber ausgefeilte Filzball-Simulation wert. Kann FILAs Ausflug in die Welt des Weißen Sports den Genre-Thorn erobern, oder scheitert es kläglich? Mehr dazu im Test!

Drei Spielmodi

FILA World Tour Tennis (ab 15,00€ bei kaufen) lässt Euch zwischen drei Spielmodi wählen: "Schnelles Spiel", "Arcade" und "Herausforderung". In letzterem Modus könnt Ihr einen jungen Profi vom Nobody zum Star machen. Einfach einen Spieler mit Hilfe des Editors erstellen und die Trophäen-Jagd ist eröffnet. Im Multiplayer-Modus können bis zu vier Spieler mit- bzw. gegeneinander im Doppel antreten. Auch gemischte Doppel sind möglich. Leider bleiben Online-Gamer außen vor, denn es gibt weder einen Netzwerk- noch einen Internetmodus.

Im übersichtlichen Menü lassen sich bis zu fünf Gewinnsätze festlegen, Tie Break an- und ausstellen sowie die Ballgröße bestimmen. Außerdem könnt Ihr den Schwierigkeitsgrad in drei Stufen vom Amateur- bis zum Profi-Niveau anpassen. Kleine Mini-Spiele, die recht amüsant sind, aber unspektakulär von Virtua Tennis abgekupfert wurden, sorgen für das nötige Training; diverse Ball-Maschinen liefern Euch Futter für markierte Ziele.

__NEWCOL__Kein Agassi, kein Sampras

Insgesamt gibt es 40 männliche und weibliche Spieler, die sich alle in Sachen Outfit und Fähigkeiten unterscheiden. Allerdings kommt keine offizielle Lizenz zum Einsatz, so dass es bei fiktiven Gegnern bleibt - Agassi, Sampras oder Kiefer sucht man vergebens. Dafür gibt`s originale FILA-Accessoires von der Kleidung bis zur Ausrüstung. Über die fehlende Authentizität echter Profis und die Atmosphäre nachgespielter Duelle kann dieser Markenauftritt jedoch nicht hinwegtäuschen.

Nervöses Spiel

Auf dem Platz steht Euch ein Repertoire aus bekannten Schlägen zur Verfügung: Normale Schläge, Slice, Topspin und Lob. Wenn die Filzkugel über das Netz gejagt wird, lässt sich zudem ein scharfer Links- oder Rechtsdrall ansetzen. Das sorgt zwar für unrealistische Flugkurven, lässt aber selbst CPU-Gegner auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad alt aussehen.

Leider bleibt das Spielgeschehen sehr fade: Es zeigt weder die intuitive Dynamik von Virtua Tennis noch die ausgefeilte Technik von Slam Tennis. Zum einen ist die Steuerung der Spieler zu sensibel, so dass man schnell falsch positioniert ist.

Beim Aufschlag geht das so weit, dass der Spieler anstatt zum Return gerne mal zur Hechtrolle ansetzt - das sieht albern aus und frustriert. Vor allem, weil das Spiel mit "ungeheurer Simulationstiefe" wirbt, die es an keiner Stelle zu entdecken gibt.

Zum anderen ist das Grundlinienspiel wesentlich effektiver als die Serve&Volley-Taktik. Das muss kein Kritikpunkt sein, wenn die gegnerische Taktik meine Netzangriffe unterbindet. Aber leider kann man selbst bei schwachen Konterspielern am Netz selten tödlichen Volleys landen. Überhaupt hat das Verhalten in der Mitte des Platzes wenig mit realistischen Ballwechseln zu tun, sondern eher mit Softball-Duellen zu tun.

Top-Stars mit Problemen

Die KI ist durchwachsen und kann selbst auf der höchsten Stufe nicht die Qualität eines Virtua oder Slam Tennis erreichen, wo man den Stil eines Gegners analysieren musste, um ihn zu bezwingen. Viel zu viele Bälle lassen sich durch einfaches Anschneiden tödlich platzieren. Und besonders im Doppel mit CPU-Partnern wächst der Unmut, da es zu wilden Läufen quer über den Platz kommt. Eine Rechts-Links- oder Vorne-Hinten-Einstellung wäre hier hilfreich gewesen.

__NEWCOL__Ansehnlich, aber steril

Im Laufe der Karriere könnt Ihr 24 Plätze freischalten, darunter bizarre Locations wie Westminster Hall, La Tour Eiffel oder Liberty Island. Die Stadien an sich sind sehr gestochen scharf und detailliert gestaltet. Die Plätze sehen ebenfalls gut aus und bieten vier verschiedene Beläge, auf denen Ihr Laufspuren hinterlasst und passende Sound-Effekte auslöst. Aber gerade auf Sand hätten die Entwickler etwas mehr Partikeleffekte einbauen können. Die Bewegungsabläufe der Tennis-Cracks sind leider eher Comic-ähnlich als realistisch: Bei manchen Schlägen nehmen die Profis sogar bizarre Tischtennis-Haltungen an.

Das Geschehen auf dem Platz wirkt trotz Echtzeit-Schatten und sattem Schlag-Sound steril. Das liegt vor allen Dingen an der mageren Zuschauerkulisse, die nicht an das Flair spannender TV-Übertragungen rankommt: Das Ganze wirkt einfach emotionslos und wenig lebensecht. Hinzu kommt eine nervige Dudel-Musik und absolut roboterhaft gesprochene Punkt-Ansagen.

Fazit


Der Xbox-Tenniskönig heißt immer noch "Slam Tennis". Gerade weil THQs Filzball-Variante viele Ähnlichkeiten zum Infogrames-Titel aufweist, zeigen sich im direkten Vergleich eklatante Schwächen: In Sachen Ballphysik, Steuerung, KI und Nervenkitzel ist FILAs Variante einfach gnadenlos unterlegen. Beide Titel wollen nicht das unbeschwerte Arcade-Feeling von Virtua Tennis vermitteln, sondern einen realistischen Ansatz mit Spieltiefe. Gerade Letzteres fehlt World Tour Tennis an allen Ecken, so dass man nach wenigen Matches unbefriedigt vom Platz geht. Dazu trägt auch die mäßige Präsentation bei, die einem Next-Generation- und echtem Tennis-Feeling einfach nicht gerecht wird. Im Vergleich zur PC-Fassung spielt sich die Xbox-Variante allerdings etwas runder.

Pro

<li>Spieler-Editor</li><li>einfacher Einstieg</li><li>guter Trainingsmodus</li><li>gute Stadien- & Platzgrafik</li><li>gelungener Karriere-Modus</li>

Kontra

<li>sterile Atmosphäre</li><li>sensible Steuerung</li><li>keine offizielle Lizenz</li><li>monotone Punkt-Ansagen</li><li>eintönige Musikuntermalung</li><li>kein gutes Serve&Volley-Spiel</li><li>kein echtes Tennis-Feeling</li><li>unrealistische Ballphysik</li>

Wertung

XBox

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