Im Test:
Gesucht:
Park-Manager. Erwünscht sind Koordinationsfähigkeit, Intuition und die Fähigkeit, unter Druck arbeiten zu können. Vorkenntnisse im Umgang mit Zeitlimits und grundsätzliche Lust am Achterbahnfahren sind von Vorteil, jedoch nicht zwingend erforderlich.
Wenn Sie glauben, die Geschicke eines Vergnügungsparks leiten zu können, melden Sie sich bitte an der Kasse. Stelle muss schnellstmöglich besetzt werden.
Achterbahnfahrt der Gefühle
So oder ähnlich könnte die Stellenanzeige aussehen, an deren Bewältigung Ihr Euch in RollerCoaster Tycoon (ab 14,95€ bei kaufen) machen könnt. Und eigentlich braucht man auch kein weiteres Wort zu dem Phänomen RCT verlieren - immerhin begeistert das Spiel schon seit Jahren die PC-Gemeinde.
__NEWCOL__Trotzdem möchten wie Euch an dieser Stelle einen kleinen Abriss über das geben, was Euch erwartet. Mehr als 80 Szenarien, die sich auf das eigentliche Hauptprogramm und zwei der drei für den PC erschienenen und gleich zugänglichen Add-Ons strecken, fordern Euer wirtschaftliches und achterbahnbautaugliches Geschick. Davon sind jedoch nur ein paar von Anfang an freigegeben. Die weiteren Missionen werden nach Erfüllung der gestellten Aufgaben geöffnet.
Und beim Aufbau und vor allem der Instandhaltung des Themenparks Eurer (Alb-)Träume müssen diverse Punkte berücksichtigt werden: Angefangen von der leiblichen Versorgung der Gäste mit allerlei Getränke- und Essens-Kiosken über die Verlegung der Wege, Instandhaltung der Attraktionen, Attraktivität, Sauberkeit des Parks usw. habt Ihr alle Hände voll zu tun.
Vor allem die Gestaltung der Achterbahnen will wohl überlegt sein. Zwar gibt es diverse vorgefertigte Konstruktionen, doch der Meister macht natürlich alles selber. Dabei müsst Ihr die Geschwindigkeit und die auf den Besucher wirkenden G-Kräfte immer im Auge behalten. Denn ist das Endprodukt zu schnell oder wirken die Fliehkräfte zu stark, bildet sich am Ausgang schnell ein See überschüssiger Mageninhalte.
Weiterhin solltet Ihr tunlichst darauf achten, dass die Bahn nicht mittendrin stehen bleibt, da Ihr die Geschwindigkeit fehlt.Denn wie schon im PC-Vorbild wird die Physik der rasanten Attraktionen sehr gut nachempfunden und kann schnell zu Frustmomenten führen, wenn die sorgsam geplante Strecke nicht genügend Schwung hergibt, um den nächsten Hügel gefahrlos überqueren zu können.
Nach und nach könnt Ihr im Forschungsbereich auch neue Attraktionen entwickeln lassen, die nach erfolgreicher Konstruktion und Eröffnung schnell für lange Warteschlangen und klingelnde Kassen sorgen.
Inhaltlich gibt es dementsprechend wenig an RollerCoaster Tycoon auszusetzen; das Spielprinzip kann auch vier Jahre nach Erstverwertung noch immens motivieren.
__NEWCOL__Konsolen vs. Wirtschaftssimulation
Doch so sehr das Gameplay auch Punkte einfahren kann, verkommt der Achterbahnbau sehr schnell zu einer Frust-Angelegenheit, die nur für Hardcore-Spieler zu empfehlen ist.
Man hat sich zwar Mühe gegeben, die eigentlich ideale Maussteuerung des PCs auf das Pad zu legen, doch auch wenn die Menüführung an sich gelungen ist, gibt es im Bereich der Feinarbeit starke Mankos, die das Spiel zu einer wahren Geduldsprobe machen.
Zum einen ist der Bildausschnitt dank der im Vergleich zum PC verschwenderisch niedrigen Auflösung trotz drei Zoomstufen schlichtweg zu klein. Was im Ernstfall dazu führt, dass der Bildschirm mit Menüs zugekleistert wird und man den eigentlichen Park nicht mehr sehen kann.
Zum anderen verkommt das Verlegen von Wegen und vor allem die Konstruktion von Achterbahnen zu einer filigranen Aufgabe, die nicht nur Geduld fordert, sondern vor allem gewaltige Ansprüche an die Feinmotorik stellt. Denn hat man per Zufall (oder gewollt) auf dem unübersichtlichen Screen tatsächlich die Position gefunden, an der man den Weg, die Attraktion oder die Achterbahnstrecke verlegen will, muss man sich quasi Millimeter für Millimeter vortasten, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Angesichts der schon angesprochenen Unübersichtlichkeit eine wahre Sisyphusarbeit, die auf Dauer eher für Frust sorgt, anstatt die Motivation nach oben schnell zu lassen.
Und die Zahl der Xbox-Spieler, die sich damit abfinden können und zudem keinen PC ihr Eigen nennen, auf dem sie weitaus stressfreier den RollerCoaster Tycoon genießen können, dürfte sich an ein paar Händen abzählen lassen.
Schade eigentlich, denn das Spielprinzip kann immer noch zünden. Hätte man aber auch jenseits der Pad-Steuerung noch ein wenig Arbeit investiert, und alles mit Spielbarkeit in Einklang gebracht, wäre hier trotz Micker-Grafik eine interessante Umsetzung entstanden.
Effizient, unübersichtlich und unzeitgemäß
Kann man sich trotz auftauchender Unübersichtlichkeit in den Menüs mit viel gutem Willen mit dem einfach nicht totzukriegenden Motivationsfaktor anfreunden, versetzt einen die Grafik automatisch in einen nicht enden wollenden Rigor Mortis. Denn an der Grafik wurde nichts, aber auch rein gar nichts getan. Aber wo vor vier Jahren der Wuselfaktor und die an sich passende Iso-Grafik für Begeisterung sorgen konnten, sorgen die mehr als 48 Monate alten Texturen und Animationen der Besucher heute nur noch für ein großes Gähnen.
__NEWCOL__Klar: Das Spiel urplötzlich in eine 3D-Umgebung zu versetzen, wäre zu aufwändig; und auch das typische RollerCoaster Tycoon-Feeling würde verloren gehen, doch im Nachhinein wäre man wahrscheinlich besser damit bedient gewesen, das Spiel auf dem GBA zu veröffentlichen. Denn im Gegensatz zur Xbox, die nicht einmal ansatzweise gefordert wird, würde die Iso-Landschaft auf Nintendos Handheld für maßlose Begeisterung sorgen. Und auch die permanent übergroßen Bau-Menüs, die 75 Prozent des Bildschirms zuklatschen, sorgen eher für Unmut denn für Freude. Andererseits soll es Spieler geben, die eine immense Herausforderung darin sehen, ihre Bauten nahezu per Zufall zu platzieren.
Schleifende Ketten und Todesschreie
Genau so mager wie die Grafik präsentiert sich die Soundkulisse. In sich zwar stimmig, wird der Mix aus Effekten der Fahrgeschäfte und vor Freude jauchzender oder sich übergebender Kunden allerdings schnell langweilig. Zumal es Musik nur zu hören gibt, wenn Ihr irgendwo in der Nähe einer Attraktion seid.
Fazit
In mir schlagen zwei Herzen: Auf der einen Seite das des begeisterten Achterbahn-Magnaten, der bereits vor vier Jahren Tage und Nächte damit verbracht hat, die Park-Besucher mit immer ausgefeilteren Attraktionen zu begeistern. Und diese Seite lässt sich immer noch von dem angegrauten Spielprinzip gefangen nehmen. Das Konsolenherz jedoch bekommt einen Infarkt nach dem anderen. Magere und vollkommen unzeitgemäße Grafik, eine grundsätzlich gelungene, in punkto Feinarbeit jedoch stark verbesserungsfähige Steuerung und das immer noch fehlende Freie Spiel machen den Achterbahnbau zu einer Tortur für Augen, Feinmotorik und Nerven. Sicher: Es gibt wenig Spiele dieser Art auf der Xbox und mit den integrierten Add-Ons haben interessierte Spieler auch genug Stoff für zahlreiche Stunden. Doch unter dem Strich kann das motivierende Spielprinzip die technische Spararbeit nicht aufwiegen. Immerhin kann RollerCoaster Tycoon für zukünftige Spielegenerationen als abschreckendes Beispiel dafür dienen, dass es sich nicht immer lohnt, einen PC-Hit auf Konsole nahezu unverändert auf Konsole zu bringen. Lasst Euch doch lieber mal etwas Neues einfallen.
Pro
Kontra
Wertung
XBox
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