Group S Challenge10.10.2003, Jens Bischoff
Group S Challenge

Im Test:

Nachdem es weder Racing Evoluzione, Sega GT 2002 noch Mercedes-Benz World Racing geschafft haben, Sonys plattformübergreifende Genrereferenz Gran Turismo 3: A-Spec in Verlegenheit zu bringen, fordert nun Capcom mit seiner Group S Challenge den unangefochtenen Platzhirsch zum Duell heraus. Wie sich der ambitionierte Xbox-Raser dabei schlägt, könnt Ihr in im Test nachlesen.

Lizenzierter Fuhrpark

Mit knapp 90 lizenzierten Boliden aus Japan, Deutschland, Frankreich, England, Italien und den USA kann sich der Fuhrpark von Group S Challenge durchaus sehen lassen. Kultflitzer wie die Corvette Z51, Dodge Viper GTS oder der Lotus Esprit V8 sorgen bereits im Vorfeld für feuchte Augen und Hände.

Bei näherem Hinsehen fällt jedoch auf, dass es sich bei knapp der Hälfte der Fahrzeuge um getunte Doppelgänger handelt und Dreiviertel aller Modelle aus Fernost stammen, was europäische Rennspielfans eher wenig attraktiv finden dürften. Zudem glänzen Nobelmarken wie Ferrari, Lamborghini, Jaguar oder Porsche mit Abwesenheit bzw. sind wie bei Porsche lediglich anhand lizenzierter Tuningmodelle vertreten.

Australien, Monaco, Tokio

Ähnliche verhält es sich beim Streckenangebot: Zwanzig Strecken klingen eigentlich recht ordentlich - vor allem, wenn sich darunter Klassiker wie die Formel-1-Strecke von Monte Carlo, das authentisch nachmodellierte Tokioter Vergnügungsviertel Shibuya oder die australische Goldküsten-Metropole Surfers Paradise befinden.__NEWCOL__Leider hat es sich damit aber auch schon mit den Schauplätzen. Dass statt drei Strecken zwanzig befahren werden können, ist nur aufgrund leicht veränderter Streckenführungen und Streckenspiegelungen möglich. Doch immerhin sind die drei Hauptsrecken recht ansehnlich und abwechslungsreich.

Licht und Schatten

Auch die Spielgrafik präsentiert sich auf den ersten Blick als optischer Hochgenuss mit nahezu fotorealistischen Fahrzeugmodellen, imposanten Kulissen sowie erstklassigen Licht- und Spiegeleffekten. Auf den zweiten Blick wirken Umgebung und Streckendetails allerdings leblos und platt, die Texturen unspektakulär und die realistischen Schattenwürfe äußerst grobschlächtig.

Zudem gerät die auf 50Hz gedrosselte Grafik-Engine ziemlich oft ins Stottern und in der Ferne poppen ganze Häuserschluchten ins Bild - und das obwohl das Geschwindigkeitsgefühl alles andere als berauschend ist. Unter dem Strich ist die Grafik aber immer noch eine Augenweide, wenn auch mit unschönen Einschränkungen und Mängeln behaftet.

Versteckte Vielfalt

Bei den Spielmodi wird der Spieß hingegen umgedreht, denn hinter den beiden einzigen Spielmodi Arcade und Circuit verbergen sich mehr als nur Einzelrennen und Meisterschaft. So kann man bei Einzelrennen entweder gegen fünf CPU-Fahrer, einen zweiten Mitspieler oder die Zeit bzw. Ghostcar fahren und sich neben den vier Meisterschaftsklassen auch an lukrativen Ideallinienfahrten und Tuning-Duellen versuchen, bei denen man schnelles Geld verdienen und nicht im Laden erhältliche Sondermodelle absahnen kann. Geld lässt sich aber natürlich auch in Meisterschaftsrennen verdienen und beim Händler erworbene Serienmodelle und Tuning-Kits dürfen auch in Eigenregie zusammengebastelt und angepasst werden.

Für Hobbyschrauber

Die Tuning- und Setup-Möglichkeiten sind zwar etwas primitiv, aber bieten ausreichend Spielraum. So könnt Ihr über vorgefertigte Kits mehr PS aus dem Motor kitzeln, das Fahrwerk verbessern, die Bremskraft erhöhen, das Gewicht reduzieren oder mit neuen Reifen für mehr Grip sorgen. Nach der Montage geht’s dann ans Justieren: Ihr legt den Wagen tiefer, festigt die Federung, verschiebt die Bremsbalance und schraubt am Differenzial Eures Getriebes, um den Wagen bestmöglich an die jeweilige Rennstrecke anzupassen. Natürlich stehen auch eine Reihe schmucker Alufelgen und Lackierungen zur Auswahl. Diese sind wie die zuschaltbaren Scheinwerfer aber nur optisches Blendwerk und haben keinerlei Einfluss auf Fahrverhalten oder Rennverlauf.

Keine Blechschäden

Prinzipiell unterscheiden sich die Boliden ohnehin nur in Beschleunigung, Höchstgeschwindigkeit und Handling. Die allgemeine Steuerung präsentiert sich dabei relativ träge und indirekt, geht nach etwas Eingewöhnung aber erstaunlich gut von der Hand.__NEWCOL__Gas und (Hand-) Bremse reagieren zwar nicht besonders feinfühlig und bei Automatik-Getrieben setzt hin und wieder die Schaltung aus, aber Fahr- und Kollisionsverhalten können die meiste Zeit überzeugen. Spektakuläre Crashs und verbeulte Karosserien bleiben mangels Schadensmodell jedoch aus und auch Tageszeit und Witterung wechseln lediglich zwischen heiter, wolkig und Dämmerung - Nebel-, Nacht- oder Regenfahrten fallen also flach.

Ansichtssache

Kameratechnisch pendelt Ihr zwischen rasanter Innenansicht mit aktivem Rückspiegel oder Bild-in-Bild-Schaltung sowie übersichtlicher Außenansicht, wobei sich besonders spektakuläre Rennen in Replay-Form sogar mit bis zu 20 Minuten Laufzeit abspeichern lassen. Ansonsten ist die Präsentation aber eher nüchtern, d. h. es gibt weder Videosequenzen noch Sprachausgabe und auch die Soundkulisse gibt sich trotz realistischer Motorensounds und durchgehender Dolby-Digital-Codierung eher unspektakulär. Der uninspirierte Techno-Soundtrack kann einem auf Dauer sogar ziemlich auf die Nerven gehen.

Aggressives Rudelverhalten

Ansonsten mag man eine Lokalisierung bzw. Feineinstellung des Schwierigkeitsgrads vermissen, denn die fast immer im Pulk und Ideallinie fahrenden CPU-Piloten verhalten sich Eindringlingen gegenüber äußerst unflexibel und aggressiv - Profis werden sich darüber jedoch bestimmt freuen. Auf Wunsch lässt sich sämtlichen Gegnern sogar das gleiche Fahrzeugmodell aufzwängen, so dass bis auf die Startposition völlige Chancengleichheit gewährleistet wird. Der Zwei-Spieler-Modus bietet hingegen nur einsame Duelle via Splitscreen ohne jede CPU-Beteiligung. Ohne gemeinsame Meisterschaften, Online-Duelle oder einen Vier-Spieler-Modus hält sich der Spaßfaktor hier dementsprechend in Grenzen.

Fazit


Gegen GT3 zieht Capcoms Group S Challenge zwar eindeutig den Kürzeren, aber für eine Weile sind die spannenden Tuning-Duelle auf jeden Fall ganz unterhaltsam. Vor allem der Karrieremodus motiviert immer wieder zum Kaufen, Frisieren und Freispielen zusätzlicher Modelle. Schade nur, dass der Fuhrpark zu sehr auf den japanischen Markt zugeschnitten wurde, es kein Schadensmodell gibt und das Streckenangebot nicht besonders üppig ausgefallen ist. Zudem hat die imposante Optik mit Pop-Ups und Slowdowns zu kämpfen, während sich die Soundkulisse eher unspektakulär präsentiert. Die aggressive KI der notorisch Ideallinie fahrenden CPU-Kontrahenten ist auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber immerhin eine willkommene Herausforderung im vor allem in den unteren Klassen äußerst gemächlichen Rennverlauf. Insgesamt ist Group S Challenge aber eine solide Rennsimulation, die ausgehungerte GT-Fans durchaus eine Weile bei Laune halten kann. Wer öfters auch mal im Freundeskreis eine Runde dreht, sollte sich aufgrund der eingeschränkten Multiplayer-Tauglichkeit aber lieber anderweitig umsehen.

Pro

<LI>speicherbare Replays<LI>fordernde CPU-Fahrer<LI>Originalfahrzeuge &amp; -strecken<LI>hübsche Licht- und Spiegeleffekte<LI>Lenkrad- &amp; Dolby-Digital-Unterstützung<LI>motivierendes Tuning- &amp; Setup-Programm</LI>

Kontra

<LI>nicht lokalisiert<LI>mäßige Soundkulisse<LI>mickriger Multiplayer-Part<LI>keinerlei Schadensmodell<LI>mageres Streckenangebot<LI>regelmäßige Ruckeleinlagen</LI>

Wertung

XBox

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