Alter Echo22.10.2003, Mathias Oertel
Alter Echo

Im Test:

Eine morphende Hauptfigur, eine organische Welt mit Bewusstseinsstörungen und ein wahnsinniger Wissenschaftler, den es zu bekämpfen gilt: dies sind die Zutaten des Action-Plattformers Alter Echo (ab 16,71€ bei kaufen). Ob das kampf- und hüpflastige Morph-Abenteuer das Zeug hat, in die Geschichte der Computerspiele einzugehen, erfahrt Ihr im Test.

Formwandler

Wieso manche Menschen in der fernen Zukunft die Gabe besitzen, aus dem als "Echoplast" bezeichneten Stoff alle möglichen Dinge, u.a. auch Raumschiffe zu formen, wird nicht beantwortet. Und seien wir doch einmal ehrlich: Wir wollen es auch gar nicht wissen, oder?

Wichtig ist nur, dass das Echoplast nur auf einem Planeten zu finden ist. Und dummerweise ist der Meister der Wandler, ein übler Genosse namens Paavo, stinksauer auf die Menschheit und nutzt das Echoplast für seine finsteren Zwecke.

Ein Team, das ihn stellen soll, wird von Paavo kurz vor der Landung nahezu dem Erdboden gleich gemacht.

Doch der Bösewicht hat nicht mit dem Eigenleben des Echoplast gerechnet. Denn der organische Planet hat ein Bewusstsein und rettet die gesamte Crew - allen voran den jungen Nevin, der es an "Formkraft" mit Paavon aufnehmen kann.

Unter dem Einfluss des Echoplast nimmt der Held wider Willen den Kampf auf.

Wechselspielchen im Action-Adventure-Gewand

So abgefahren sich die Story auch anhört: Sie bildet einen perfekten Einstieg für das ungewöhnliche Action-Jump&Run. Da die meisten der Elemente, die im Spiel Einzug halten, durchaus genreüblich sind (Springen, Gegner bekämpfen, Schalterrätsel lösen und Sachen einsammeln) greifen die Entwickler auf einen besonderen Kniff zurück: Sie geben Nevin die Gelegenheit, seine Form zu wechseln.

__NEWCOL__In einem sehr schönen Tutorial, in dem auch die Bewusstseinsschwächen und Ängste des Echoplast humorvoll vermittelt werden, lernt Ihr den Umgang mit jeder dieser Formen und die Vor- und Nachteile kennen.

Die Standard- oder auch Schwertform ist Nevin in seiner "normalen" Gestalt. Ein Schwert schwingend und mit Sprungfähigkeiten ausgestattet, stehen ihm zahlreiche Kombos zur Verfügung, um seine Gegner wieder in den Plastillinhimmel zu schicken.

Die Kanonenform ist ein mit einem Gewehr ausgestatteter Kampfkoloss, der außerdem die Fähigkeit besitzt, stationäre Geschütze zu bedienen. Allerdings bewegt er sich extrem langsam und kann auch nicht springen.

In der Tarnform schließlich kann Nevin unsichtbar werden und hat zudem die Möglichkeit, an bestimmten Punkten in den Abschnitten, die Wände zu erklimmen.

Gelungene Morph-Einbindung

Der spielerische Clou liegt jedoch nicht nur in der taktischen Wahl der richtigen Form für die Gegner. Denn dank eines fließenden Wechsels der Formen könnt Ihr beispielsweise in der Schwertform starten, den Gegner in die Luft katapultieren und dann mit der Kanonenform in Grund und Boden schießen.

Vor allem bei den fordernden Bosskämpfen ist der Wechsel zwingend notwendig, da die Gegner Euch alles abverlangen.

Das Leveldesign der streng linearen Abschnitte passt sich ebenfalls gut an die Morph-Gegebenheiten an und sorgt so für die eingestreuten Rätseleinlagen.

Als weitere Besonderheit muss man auch den so genannten "Time Dilation"-Modus erwähnen, der es Euch ermöglicht, die Zeit zu manipulieren.

Und abgesehen von ein wenig Timing und Koordinationsfähigkeit ist die Zeitmanipulation einfach zu bewerkstelligen: Ihr müsst nur im richtigen Rhythmus, der sich allerdings ständig verändert, einen Cursor zu bestimmten Punkten auf dem Bildschirm bewegen. Seid Ihr erfolgreich, könnt Ihr beispielsweise eine dringend benötigte Brücke erschaffen oder einer Horde Gegner spielend einfach den Garaus machen.

Der Schwierigkeitsgrad von Alter Echo gestaltet sich dabei genau so wenig als Stolperstein wie die gut reagierende Steuerung. Stets fair, aber fordernd hat man immer das Gefühl, Herr der Lage zu sein.

Insofern stellt Alter Echo eine nette Abwechslung im Action-Adventure-Alltag dar, kann aber auch nicht verheimlichen, dass mindestens eine spielerische Klasse zwischen dem Morph-Abenteuer und Spielen wie beispielsweise Ratchet & Clank liegt. Da das Spiel aber im mittleren bis unteren Preisbereich liegt, wird ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis abgeliefert.

Dröge Plastillinwelt

Alter Echo ist nichts für Grafikfetischisten. Die Welt des Echoplast wurde zwar interessant umgesetzt, enttäuscht aber eher durch immer gleich aussehende Texturen. Zwar wird hier ein interessantes Bild einer organisch lebenden Welt gezeichnet, doch auch die guten Animationen aller Figuren können nicht verheimlichen, dass die eigentlich in ständiger Veränderung befindliche Umgebung äußerst trist umgesetzt wurde.

__NEWCOL__Nur die Spezialeffekte sorgen für Freude auf der Netzhaut, werden aber zu selten eingesetzt, um die Grafikwertung noch ernsthaft nach oben drücken zu können.

Auch das Charakterdesign ist nur mit Einschränkungen gelungen: Während die Morpheffekte richtig fein aussehen, lässt die Gestaltung der Hauptfigur (vor allem das Gesicht) stark zu wünschen übrig. Ohne großartige Details und mit einem Minimum an Ausdrucksformen ausgestattet, hat man immer wieder Schwierigkeiten, sich mit Nevin zu identifizieren.

Bei den Gegnern hat man sich wiederum richtig Mühe gegeben. So begegnen einem fast in jedem Abschnitt neue Typen, die zeigen, dass die Entwickler durchaus in der Lage sind, passable Figuren zu gestalten. Zu schade, dass sie bei der Hauptfigur so daneben gelangt haben.

Passende Akustik, aber Sprung in der Platte

Von der Soundkulisse präsentiert sich Alter Echo deutlich angenehmer als im Grafikbereich. Allerdings muss man eine Vorliebe für Englisch mitbringen. Denn selbst mit Deutsch als gewählter Sprache bekommt man die guten Dialoge nur in Englisch dargeboten und mit teilweise fehlerhaften Untertiteln versehen.

Soundeffekte und Musik sammeln ebenfalls Atmosphärepunkte, können aber nicht verhehlen, dass sich die Effekte auf Dauer massiv wiederholen und die Musik etwa zur Hälfte des Spieles an den Rand der Nervgrenze geht. Das Pop-Techno-Gedudel passt zwar merkwürdigerweise ganz gut zur Echo-Plastwelt, doch im Endeffekt klingt fast jede Melodie gleich.

Fazit


Auch wenn Alter Echo in keinem Bereich wirklich außergewöhnlich ist, kann man mit dem Spiel eine Menge Spaß haben. Die Steuerung reagiert optimal und die zahlreichen Abschnitte überraschen immer wieder mit neuen Gegnertypen, für die man immer erst die richtige Morphtaktik finden muss. Auch die Hintergrundgeschichte mit dem merkwürdig lebenden und teilweise recht quer denkenden Planeten, auf dem man sein Unwesen treibt, wird schön erzählt. Da sich auch der Schwierigkeitsgrad stets fair präsentiert, dürften Action-Fans mit Alter Echo genau richtig liegen. Allerdings muss man grafisch gewisse Zugeständnisse machen. Denn obwohl in sich recht stimmig, kann die Grafik eine gewisse Eintönigkeit mit Hang zum Unterdurchschnittlichen nicht verheimlichen. Dies betrifft zwar die PS2-Fassung mehr als die Xbox-Version, doch auch auf der Microsoft-Konsole werden trotz einiger netter grafischer Effekte keine Bäume ausgerissen. Definitiv kein Pflichttitel, aber nette Unterhaltung in einem ungewöhnlichen Ambiente.

Pro

<li>unkomplizierte Action-Kost</li><li>gute Steuerung</li><li>Charakter kann in drei Gestalten morphen</li><li>logische Rätsel</li><li>fordernde Boss-Kämpfe</li><li>genau die richtige Mischung aus Kampf und Jump&Run</li><li>zahlreiche Upgrade-Möglichkeiten</li>

Kontra

<li>grafisch kaum Abwechslung</li><li>keine deutsche Sprachausgabe</li><li>Fehler in den Untertiteln</li><li>spröde Präsentation</li><li>hin und wieder Kamera-Probleme</li>

Wertung

XBox

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