Sega GT Online22.02.2004, Jens Bischoff
Sega GT Online

Im Test:

Konntet ihr mit euren hochgezüchteten Sega GT-Boliden bisher nur in den heimischen vier Wänden Gas geben, dürft ihr sie in Sega GT Online nun endlich auch bei Xbox Live-Duellen an den Start schicken. Doch warum muss man dafür nochmals den vollen Preis bezahlen? Gibt es vielleicht neue Fahrzeuge, Strecken, Spielmodi und andere Features, die eine teure Neuanschaffung rechtfertigen? Die Antwort liefert unser Test!

Aufgestockter Fuhrpark

Der Fuhrpark von Sega GT Online wurde im Vergleich zum Vorgänger nochmals um über 40 Modelle aufgestockt und umfasst nun mehr als 165 lizenzierte Fahrzeuge zahlreicher japanischer, amerikanischer und europäischer Hersteller. Die Palette reicht dabei von Oldtimern und Klassikern der letzten 50 Jahre über zeitgenössische Serien- und Sondermodelle bis hin zu ultramodernen Concept-Cars. Es sollte also trotz Fehlens einiger Traditionshersteller wie Ferrari, Lamborghini, Porsche, VW, Opel oder BMW für jeden Geschmack etwas dabei sein.

Einmaliger Leihwagen: Die einzelnen Fahrprüfungen müssen in vorgeschriebenen Modellen absolviert werden.

Mageres Streckenangebot

Beim Streckenangebot kommt man durch zwei Neuzugänge und gespiegelte Strecken auf insgesamt 27 Rundkurse, eine Rallye-Etappe und einen Test-Parcours. Dennoch ist das eigentliche Angebot trotz guten Streckendesigns nach wie vor etwas mickrig, da alle Rennpisten auf einer Handvoll Grundstrecken basieren. Zwar wird dies durch unterschiedliche Streckenführungen, Witterungen und Tageszeiten zu kaschieren versucht, aber hier hätten sich die japanischen Entwickler ruhig mehr einfallen lassen können - zumal es auch keinerlei namhafte Originalstrecken gibt.__NEWCOL__

Neue Spielmodi

Bei den Spielmodi hat sich relativ wenig getan. Neben dem namensgebenden Online-Modus ist mit dem Gathering Mode gerade mal ein weiterer Spielmodus hinzugekommen. Dieser hält allerdings ganze 30 neue Herausforderungen parat, durch die sich genau so viele Fahrzeuge freispielen lassen. Dazu wählt ihr zwischen drei Hauptaufgaben mit jeweils zehn Prüfungen: Beim Time Survival muss man unter Zeitdruck so viele Checkpoints wie möglich passieren, beim Technical Test gilt es nicht nur schnell, sondern auch noch möglichst unfallfrei ans Ziel kommen und beim Gymkhana muss ein mit Piloten abgesteckter Hindernisparcours absolviert werden.

Trautes Heim: In eurer ausbaufähigen Garage sammelt ihr Autos, Fotos und Pokale.

Altbekanntes Angebot

Weitere Spielmodi sind Quick Battle, Time Attack, Chronicle Mode und Sega GT 2002. Beim Quick Battle können ein bis vier Teilnehmer schnelle Einzelrennen bestreiten, beim Time Attack messt ihr euch mit Rundenbestzeiten und entsprechenden Ghostcars und der Chronicle Mode ist eine Art nostalgisches Bingo, bei dem ihr euch etappenweise mit vorgegebenen Fahrzeugen von den späten 70ern bis ins 21. Jahrhundert kämpfen müsst, um einen Bingospielplan mit Siegprämien zu füllen, was euch je nach Anordnung verschiedene Bonusfahrzeuge beschert.

Für Sammler & Bastler

Herzstück ist und bleibt aber der Sega GT-Modus, bei dem ihr euch mit einem mickrigen Startkapital Stück für Stück einen ganz persönlichen Fuhrpark aufbauen müsst, um Lizenz-Prüfungen zu meistern, Wettkämpfe zu gewinnen und eure Boliden bis ans Limit zu tunen. Besonders Letzteres ist auf Dauer ungemein motivierend und verschafft euch bei späteren Online-Rennen entscheidende Vorteile. Das Tuning-Angebot ist jedenfalls ordentlich und am Setup darf ebenfalls Hand angelegt werden. Die Möglichkeiten sind zwar etwas eingeschränkt, so lässt sich beispielsweise die Bremsbalance nicht verändern, dürften aber auch ambitionierten Hobbybastlern unterm Strich ausreichend Spielraum bieten.

Bastler-Nostalgie: Mit dem richtigen Tuning sind Oldtimer auch gegen zeitgenössische Modelle konkurrenzfähig.

Let‘s go online!

Um herauszufinden, ob eure Schmuckstücke auch einem internationalen Vergleich standhalten, könnt ihr euch über Xbox Live in die neue Online-Welt von Sega GT einloggen, wo sowohl neue Spielmodi als auch Tauschbörsen, Ranglisten und Downloads auf euch warten. Letztere müsst ihr euch während regelmäßig wechselnder Wettbewerbe allerdings erst verdienen. Getauscht werden darf allerdings jederzeit und die Ranglisten werten sowohl eure On- als auch Offline-Leistungen. Die Online-Rennen finden entweder als Free Battle, Team Battle oder Navigate Battle statt und bieten Platz für bis zu sechs Spieler - in einem speziellen Free Battle-Modus dürfen sogar bis zu zwölf Teilnehmer an den Start.__NEWCOL__

Free Battle bedeutet dabei nicht mehr, als dass jeder gegen jeden fährt. Im Team Battle wird hingegen ein Staffelrennen gefahren, bei dem sich die einzelnen Teammitglieder rundenweise abwechseln müssen. Im originellen Navigate Battle wird ebenfalls in Teams gespielt, wobei jedes Team aus einem Fahrer und einem Beifahrer besteht. Dabei hat der Fahrer mit stark eingeschränkter Sicht zu kämpfen und muss sich auf die Sprach- und Symbol-Anweisungen seines klar sehenden Beifahrers verlassen.

Mit Vollgas geradeaus: Beim Drag Racing auf dem Flughafen zählt nur schnelles Beschleunigen.

Mangelnder Komfort

Was allerdings ziemlich nervt, ist das umständliche Ausfindigmachen eines passenden Rennens. So sind viele der angebotenen Wettkämpfe beim Beitrittsversuch bereits im Gange, was einen jedes Mal zurück ins Hauptmenü katapultiert und zur Neueingabe sämtlicher Suchkriterien zwingt. Aber auch offline bietet die teils umständliche Menüführung keinen sonderlich hohen Komfort. Zudem werden einem beim Autokauf wichtige Fahrzeugeigenschaften wie Höchstgeschwindigkeit oder Gewicht vorenthalten. Gegen das Fehlen von Online-Warteschleifen ist das allerdings ein vergleichsweise geringes Übel. Insgesamt ist das Online-Angebot also nicht gerade berauschend, bietet aber dennoch relativ soliden und langfristig motivierenden Mehrspielerspaß. Haben kann man den zwar auch via Splitscreen, aber mangels Modusvielfalt und CPU-Beteiligung trotz flüssiger Darstellung mit deutlich geringerem Spielspaß. System-Link-Rennen sind natürlich ebenso möglich.

Bewährtes Gameplay

Besitzer von Sega GT 2002 dürfen sogar alte Spielstände importieren, um nicht alle bereits erspielten Fahrzeuge erneut freispielen und aufmotzen zu müssen. Spielerisch blieb nämlich alles beim Alten und selbst die neu hinzugekommenen Wettereffekte beschränken sich lediglich auf ein paar verschiedene Bewölkungsgrade - regennasse Fahrbahnen, fiese Windböen oder gar dynamische Wetterwechsel gibt es nicht. Die nach wie vor frei konfigurierbare Steuerung wirkt immer noch etwas schwerfällig, da Lenkeinschlag und Handbremswirkung extrem zu wünschen übrig lassen. Auch das Kollisionsverhalten ist nicht gerade realistisch. Überhaupt fahren die meisten Vehikel wie auf Schienen und brechen selbst in Extremsituationen kaum aus. Hat man sich an das etwas träge Fahrverhalten allerdings erst einmal gewöhnt, geht das Handling jedoch erstaunlich gut von der Hand.

Vorerst unverkäuflich: Nicht alle Modelle können von Anfang an erworben werden.

Schäden & Verschleiß

Fahrhilfen wie Traktions- oder Schleuderkontrolle können übrigens je nach Vorliebe an- oder abgeschaltet werden, während sich das Streckenradar sowohl zwei- als auch dreidimensional darstellen lässt. Einen funktionierenden Rückspiegel gibt es ebenfalls und bei eingebautem Turbolader können sogar Wasser- und Öltemperatur abgelesen werden. Einen Drehzahlmesser gibt‘s hingegen standardmäßig und in manchen Spielmodi sogar eine Schadensanzeige. Ein entsprechendes Schadensmodell existiert allerdings weder optisch noch spielerisch, so dass Kollisionen mit anderen Fahrern oder der Streckenbegrenzung lediglich Reparaturkosten verursachen. Repariert bzw. ausgetauscht werden wollen übrigens auch Verschleißteile wie Bremsen, Federung oder Reifen, deren Zustand hingegen sehr wohl Auswirkungen auf das Fahrverhalten nimmt. Allerdings ist der Verschleiß selbst eher pauschal und weniger von eurer persönlichen Fahrweise abhängig.__NEWCOL__

Überzeugende KI

Die bis zu fünf gegen euch fahrenden CPU-Konkurrenten verhalten sich je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad übrigens sehr glaubhaft, fahren nicht stur Ideallinie, sondern fechten auch untereinander harte Positionskämpfe aus und machen teils ordentlich Druck ohne dabei wie Kamikaze-Fahrer zu wirken. Dennoch startet ihr jedes Rennen auf dem letzten Platz und müsst euch nach vorn kämpfen, denn Qualifyings stehen bei Sega GT nicht einmal bei Turnierwettkämpfen auf der Tagesordnung. Dafür lassen sich Replays der Rennen speichern und sogar nachbearbeiten. Regie dürft ihr aber auch bei der Zusammenstellung des Soundtracks führen, wo ihr die Wahl zwischen schier unerträglichem Synthi-Gedudel, 45 Lizenzsongs diverser Labels und Stilrichtungen oder eurer eigenen Plattensammlung habt. Fans von Bands wie den Supersuckers, The Soviettes oder Choke dürfen sich sogar über implementiertes Bild-, Info- und Videomaterial freuen.

Blank wie ein Spiegel: Mit Wachs und Politur scheinen die Wagenbesitzer nicht zu sparen.

Technischer Stillstand

Die restliche Soundkulisse ist allerdings eher bescheiden und auch die Motorensounds klingen trotz Dolby Digital vergleichsweise schwach und einheitlich. Auch die Optik ist alles andere als auf der Höhe der Zeit und wirkt abgesehen von den nach wie vor recht passablen Fahrzeugmodellen detailarm und verwaschen, was auch Auswirkungen auf die Sichtweite und Streckenerkennung hat. Zudem irritieren einen merkwürdige Wischeffekte, die wohl so etwas wie Fahrtwind suggerieren sollen. Positiv hingegen: die 60Hz-Unterstützung, die sehr differenzierten Rumble-Effekte und die flotten Ladezeiten. Zudem bleibt das Spielgeschehen stets flüssig und verursacht auch im Vierer-Splitscreen keine nennenswerten Slowdowns.

Ungleiches Duell zu später Stunde: Auch nachts wollen Rennen gewonnen werden.

Fazit

Trotz neuer Fahrzeuge, Strecken und Spielmodi fährt Sega GT Online der Konkurrenz nach wie vor ein, zwei Saisons hinterher. So ist das Gameplay immer noch gewöhnungsbedürftig träge, die Technik nun noch mehr veraltet und der Verkaufspreis im Hinblick auf die nur ein Bruchteil kostende US-Version äußerst dreist. Die neue Xbox-Live-Unterstützung wertet das Spielangebot zwar ordentlich auf, eine Neuanschaffung sollten sich aber nur absolute Fans überlegen, die sich zumindest darüber freuen können, ihre alten Spielstände übernehmen zu dürfen. Ansonsten können Besitzer des Originals getrost offline mit ihrer alten Version weiterfahren und sollten für spannende Online-Rennen ihr Geld lieber in ein Exemplar von Project Gotham Racing 2 investieren. Denn der Spielkomfort des Segas GT-Updates ist online alles andere als berauschend und auch offline trotz flotter Ladezeiten nach wie vor verbesserungsbedürftig. Auch am mickrigen Streckenangebot, plumpen Schadensmodell und unrealistischen Kollisionsverhalten hat sich nicht viel geändert. Überzeugende Gegner-KI, zahlreiche Tuning-Möglichkeiten und spürbarer Fahrzeugverschleiß versöhnen allerdings wieder und für Langzeitmotivation ist dank Unmengen an freispielbaren Extras ebenfalls gesorgt.

Pro

60Hz-Modus
neue Strecken
neue Spielmodi
neue Fahrzeuge
flotte Ladezeiten
überzeugende KI
gute Replay-Funktion
zuschaltbare Fahrhilfen
sehr gute Rumble-Effekte
eigene Soundtracks erstellbar
spürbarer Fahrzeugverschleiß
alte Spielstände transferierbar

Kontra

zu hoher Preis
veraltete Technik
verwaschene Grafik
mickrige Fahrzeuginfos
schwache Soundkulisse
sehr träges Fahrverhalten
mageres Streckenangebot
primitives Schadensmodell
unkomfortable Menüführung
unrealistisches Kollisionsverhalten

Wertung

XBox

Kein Gran Turismo, aber durchweg gute Unterhaltung!

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