Dead or Alive: Ultimate13.02.2005, Paul Kautz
Dead or Alive: Ultimate

Im Test: Einmal Prügel-Remake bitte! DoA Ultimate vereint zwei Altklopper unter neuer Hülle.

Schon seit 1997 fragt euch Tecmo, ob eure Haudrauf-Jungs und –Mädels lieber tot oder lebendig sein mögen. Aber seit einigen Jahren, genauer gesagt seit dem Release von DoA 3 sowie der unsäglichen Beach- & Shopping-Simulation DoA Xtreme Beach Volleyball, ist Ruhe im Karton. Zeit für ein Revival: DoA 1&2 zeitgemäß aufgepeppt für alle, die immer noch nicht genug Plastikhaut gesehen haben. Spielspaß galore?

Spielbarer Groschenroman

Öffnet ihr die DoA Ultimate-Verpackung, kullern euch unerwartet zwei DVDs entgegen – die eine enthält das 97er Dead or Alive, das mehr oder weniger unverändert vom Saturn übernommen wurde. Abgesehen vom nostalgischen Wert gibt es aber keinen guten Grund, sich dieses Spiel länger als eine Viertelstunde anzusehen – es ist für heutige Verhältnisse wirklich unglaublich hässlich, spielerisch mickrig und langweilig.

Prügelnde Models? Die freischaltbaren Kostüme sind sehr körperbetont.
Viel interessanter ist die Silberscheibe Nummer 2: Die enthält ein generalüberholtes DoA 2 (ursprünglich vom Dreamcast), welches dem grafischen Standard von DoA3 bzw. DoA Xtreme Beach Volleyball angepasst wurde und via Xbox Live spielbar ist. Das funktioniert bis auf seltene Ruckler auch sehr gut; Ungeduldige bekommen im Quickmatch sofort Action, Kenner suchen sich im Optimatch ihren Gegner gezielt heraus, Teamkämpfe sind auch möglich.

Für alle, die noch nie DoA gespielt haben: Eine Bande Kämpfer prügelt sich um die ganze Welt, jeder mit anderem Motiv. Der eine will seine Enkelin mittels der Nase (!) des Endgegners heilen, ein anderer erforscht seine Vergangenheit, die nächste sucht Rache für den Mord an ihrer Mutter. Einen kleinen Teil der Hintergrundgeschichte bekommt ihr im beeindruckenden Renderintro verraten, weitere Bruchstücke gibt es in Zwischensequenzen. Jedoch: Die Story ist jedoch nicht gerade Shakespeare. Genau gesagt ist sie nicht mal BILD-Zeitung. Im Großen und Ganzen entspricht die Geschichte dem Erzählgehalt eines Joghurtbecheraufdrucks. Man bekommt bestenfalls Story-Brocken hingeschmissen, die überhaupt keinen Zusammenhang haben und keinerlei Sinn ergeben. Ach ja, die Serie hat das so genannte »Boob Bouncing« populär gemacht – an den heftig in alle Richtungen wackelnden Brüsten der weiblichen Kämpfer hält natürlich auch das Remake fest.

Die Levels sind größtenteils wunderschön gestaltet und ziehen sich über mehrere Ebenen.
Prügeln für Pazifisten

Wer Spaß daran hat, kiloweise Kombos in Prachtprüglern wie Soul Calibur 2 oder Tekken 4 auswendig zu lernen, braucht in DoA Ultimate nicht mal bis zur Pausenklingel zu waren – für jede Figur gibt es im Vergleich nur wenig Manöver. Dafür legt DoA 2 auf etwas wert, das man nur selten bei der Konkurrenz findet: das Kontern. Mit normalem Prügeln gibt es gerade in den höheren Schwierigkeitsgraden kein Fischbrötchen zu gewinnen - die Gegner blocken einfach alles. Spätestens hier lernt ihr, im richtigen Augenblick zu kontern, damit den gegnerischen Angriff abzulenken und selber zu punkten, selbst inmitten einer feindlichen Kombo. Im Grunde können gewiefte Spieler ein Match gewinnen, ohne auch nur einmal einen Angriffsbutton zu berühren – das ideale Spiel für xboxende Gandhi-Jünger. Aber auch Phlegmatiker dürften hier richtig aufgehoben sein, denn DoA ist eher gemütlich und behäbig.

Bleibt ihr lange genug am Ball, werdet ihr mit einem riesigen Haufen freispielbarem Material belohnt: Das fängt bei Bildergalerien an, geht über einige zusätzliche Figuren weiter (für die man teilweise einen DoA 3-Spielstand braucht) und hört bei den Kostümen auf. Für Letztere müsst ihr den Story-Modus immer wieder und wieder auf verschiedenen Schwierigkeitsstufen durchzocken, dafür erwarten euch aber auch bis zu zehn Outfits pro Charakter! Gut, beim Design waren die Entwickler teilweise schmerzfrei (bei Thaiboxer Zacks glänzendem Teletubby-Dress weiß man nicht, ob man lachen oder den Kopf gegen die Wand hämmern soll), aber teilweise sind sehr schöne und speziell im Fall der Kämpferinnen serientypisch sehr körperbetonte Outfits dabei.

Die Figuren sind toll animiert, sehen aber teilweise stark nach Plastik aus.
Ironischerweise sind gerade die Figuren der optische Schwachpunkt in DoA 2: Zwar sind sie detailliert gestaltet und toll animiert, sehen aber in sehr vielen Fällen übel nach Plastik aus – Zack z.B. würde locker als der farbige Ken durchgehen. Außerdem würde man sich etwas mehr als nur minimal bewegte Gesichter wünschen. Dafür sind die lebendigen Levels umso ansehnlicher geraten: Ob tief verschneites Gebirgsplateau, in Flammen stehende Oper oder wundervolle Frühlingswiese – die Detailfreude und Effektverliebtheit der Grafiker zaubert hier oft ein entzücktes Lächeln in das Testergesicht. Extrem cool ist der Endgegnerkampf geraten; hier verwandelt sich das gesamte Bild aller paar Sekunden komplett neu. Seriengemäß spielt ihr nicht auf einer Ebene, stattdessen verfügen die Levels über mehrere Höhenstufen.  Tretet ihr den

Weitere Informationen:

Test: Tekken 4 Gegner z.B. durch eine brüchige Wand, geht es schon mal einige Höhenmeter in die Tiefe, hübsche Verzerr- und Zeitlupenspielereien komplettieren das Bild. Die Ohren hingegen werden weniger gut unterhalten: Unspektakuläre Musik, ausschließlich japanische Sprachausgabe (mit deutschen Untertiteln), dazu gibt es schmissige, freispielbare Kampfansagen.            

Fazit

Was fange ich nur mit DoA Ultimate an? Über DoA 1 kann man ja noch gnädig den Mantel des peinlich berührten Schweigens legen; für dieses Spiel ist der Zug schon lange, laaange abgefahren. DoA 2 hingegen lässt sich nicht so einfach abschieben: Die Grafik ist mit Ausnahme der Plastikmännchen gut anzusehen, das Konter-System sorgt für unberechenbare Kämpfe, es gibt jede Menge freizuspielen, der Xbox Live-Support ist super. Eigentlich eine gute Sache. Jedoch ist das Spiel, abgesehen vom Brustumfang der Protagonistinnen, flach wie Ostfriesland: Im Vergleich zur Konkurrenz warten hier nur wenig Moves, den Kämpfen fehlt es an Rasanz und Dynamik. Außerdem geht mir persönlich die haarsträubende Unlogik und Löchrigkeit der Story auf die Nerven: Was haben zwei praktisch mit nichts bekleidete Kämpferinnen auf einem verschneiten Berggipfel zu suchen? Und wieso kleidet sich ein japanisch sprechender, Thaiboxen kämpfender Schwarzer in ein silbernes Teletubby-Dress, während er in der afrikanischen Savanne zu einem Erdmännchen spricht, woraufhin aus dem Nichts ein wütender Vater herbeipoltert? So etwas bereitet mir Schmerzen im Hirn – warum kann man nicht auf eine Story verzichten, wenn man eh nichts zu erzählen hat? Lediglich die vielen freispielbaren Extras sowie der Online-Modus halten das Game etwas länger am Leben, spätestens danach sehnt man sich nach der anspruchvollen Tiefe und spielerischen Intelligenz eines Soul Calibur 2.

Pro

gutes Konter-System
zwei Spiele in der Packung
viel freizuspielen
mannigfaltige Spielmodi
durchdachte Xbox Live-Unterstützung
ansehnliche Levels (DoA 2)
weiche Animationen (DoA 2)
einfache Steuerung
beeindruckendes Intro (DoA 2)
praktisch keine Ladezeiten

Kontra

DoA 1 ausgesprochen hässlich
leblose, nach Plastik aussehende Figuren
sehr Buttonmasher-kompatibel
extrem trashige Geschichte
sehr kurzer Story-Modus
sehr simpel
nur japanische Sprachausgabe
etwas träge

Wertung

XBox

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