Magic: The Gathering - Battlegrounds15.12.2003, Mathias Oertel
Magic: The Gathering - Battlegrounds

Im Test:

Beschwörungen, Hexerei, Zauber – mit diesen drei Elementen hat das rundenbasierte Sammelkartenspiel Magic The Gathering eine stattliche Fangemeinde hinter sich vereinen können. Doch eine passable Umsetzung war bis heute Fehlanzeige. Und ausgerechnet ein Echtzeit-Action-Strategie-Spiel soll die magischen Duelle zu virtuellem Leben erwecken? Ob das Vorhaben geglückt ist und ob der Geist des Kartenspiels beibehalten wurde, könnt ihr im Test erfahren.

Ein neues Genre: Strategieprügler

Als wir das erste Mal von dem Vorhaben hörten, die rundenbasierten Kartenduelle aus Magic in eine Echtzeitumgebung zu packen, waren wir skeptisch.

Doch nach intensiven Magie-Wettkämpfen kann man sagen, dass das Konzept aufgegangen ist. Was größtenteils darauf zurückzuführen ist, dass man den Runden im Kern treu geblieben ist.

Ein Duell läuft folgendermaßen ab: Die beiden Kontrahenten stehen sich in einer zweigeteilten Arena gegenüber, auf der in regelmäßigen Abständen Manablasen auftauchen, die eure maximale Zauberkraft erhöhen.

Mit dieser könnt ihr wahlweise maximal fünf Kreaturen sowie Verzauberungen oder Hexereien beschwören. Die Kreaturen marschieren jetzt los und kämpfen gegen alle feindlichen Monster. Wenn sie bis zum Gegner durchkommen, attackieren sie ihn und rauben ihm Lebenspunkte.

Schöne Effekte auf beiden Systemen - mehr Details gibts allerdings auf dem PC!

(PC)

Bei den Kämpfen greifen die Regeln und Werte der Karten, von denen insgesamt über 70 integriert wurden und von denen ihr maximal zehn Karten in zwei der fünf zur Verfügung stehenden Farben nutzen könnt.

Ein großer Unterschied zum Kartenspiel ist, dass ihr jederzeit Zugriff auf alle zehn Karten habt und nicht warten müsst, bis euer Deck euch die richtige Karte anbietet.

Neu hinzugekommen sind die Möglichkeiten, einen Mana kostenden Schild aufzubauen, um Schäden zu halbieren sowie die Fähigkeit, aktiv auf die Gegner einzuschlagen (ein Mal pro Sekunde).__NEWCOL__Dadurch gewinnt das Spiel eine enorme Dynamik und erinnert auf Grund der actionreichen Echtzeit-Gefechte in manchen Momenten an einen Fantasy-Prügler.

Prügler? Echtzeit-Strategie? Rundebasiert? Von allem etwas und gut miteinander verbunden!

(PC)

Überhaupt muss man sagen, dass der Prügel-Spagat auf Rundenbasis einen nicht zur Ruhe kommen lässt: Der Manaverbrauch will im Auge behalten werden und die ständig auf einen einströmenden Kreaturen fordern sowohl Koordination als auch taktisches Vorgehen.

Singleplayer pfui! Mehrspieler okay!

Leider hat das Team von Secret Level jedoch die Möglichkeit verschenkt, das interessante Konzept mit einem guten Einzelspieler-Modus zu füllen. Anstatt euch eine groß angelegte Kampagne zu spendieren, müsst ihr euch durch sechs Kapitel wühlen, von denen jeweils eines dazu dient, euch die Karten der jeweiligen Farbe zu erklären, bevor ihr diese im Duell testen und anwenden dürft.

Zwar gibt es eine rudimentäre Geschichte, die euch von einem Kapitel zum anderen lotst, doch unter dem Strich ist der Einzelspieler-Modus nur als Mittel zum Zweck zu sehen, um euch alle Karten in die Hand zu geben, die ihr vor einem eventuellen Online- bzw. Mehrspieler-Spiel auf der Xbox im letzten Kapitel gegen die Bosse der vorherigen Abschnitte braucht.

PC-User müssen sich übrigens mit reinen Online-Duellen zufrieden geben.

Vor allem anhand der KI merkt man, dass der Einzelspieler-Modus nur Trainingszwecke erfüllt: Jeder der Gegner verfolgt eine einzige Strategie.

Hat man einmal das Angrifss-Schema parat –was wiederum nicht so schwierig ist, da es meist mit der gerade erworbenen Karte zusammen hängt- hat man den Feind ziemlich schnell bezwungen und kann sich der nächsten Aufgabe zuwenden, die nur selten fordernder ist.

Spielerisch hauptsächlich für Mehrspieler-Duelle interessant - die dafür aber auch online!

(Xbox)

Ganz anders die Multiplayer-Duelle: Alleine bedingt durch den menschlichen Überraschungsfaktor und die Anzahl an Deck-Kombinationen, die auch mit nur siebzig Karten möglich sind, kommt es zu spannenden Kämpfen.

Zusammen mit den Ranglisten und Statistiken findet man auch bei häufigen Niederlagen immer wieder genügend Motivation, um sich einem weiteren Zauberer zu stellen - immer mit der Hoffnung, als Sieger vom Platz zu gehen.

Erfreulich ist, dass sowohl auf PC als auch auf der Xbox die Steuerung überaus gelungen ist. Zwar hat die Xbox leichte Vorteile durch die Pad-Nutzung, doch auch auf Rechenknechten können sowohl Tastatur- als auch Pad-Steuerung überzeugen.

Ein Minimalvorteil für die Xbox-Fassung ist zudem der Vs.-Modus, in dem ihr einen weiteren menschlichen Gegner herausfordern könnt, ohne extra online gehen zu müssen.

Viele wird allerdings wurmen, dass trotz der beachtlichen Anzahl von über 70 Karten gerade mal 15 Kärtchen jeder Farbe vertreten sind. Dieses Manko wird aber durch zukünftige Karten-Downloads (sowohl auf PC als auch Xbox) minimiert.__NEWCOL__Von oho bis oh nein!

Auch wenn sowohl auf PC als auch auf der Xbox für die Darstellung der action- und effektlastigen Duelle die neueste Unreal-Engine verwendet wird, bleibt ein schaler Geschmack zurück – vor allem auf der Xbox.

Denn auch wenn die Animationen nett anzuschauen sind und die Effekte für leichtes Freudenglühen in den Augen sorgen, liegt über allem ein Schleier, den man so nicht erwartet hätte. Auch das Arena-Umfeld glänzt auf der Microsofts Konsole nicht gerade mit Details. Statische Hintergründe lassen noch viel weniger verstehen, wieso hier kein ähnliches Feuerwerk abgefeuert wird wie auf dem PC.

Das Spiel sieht auch auf der Xbox gut aus, lässt aber  viele Details der PC-Version vermissen.

(Xbox)

Denn hier wabern z.B. zusätzliche Texturen über den Boden und vermitteln zumindest ansatzweise einen Nebeleindruck. Auch die Gestaltung der Figuren sowie der Effekte ist deutlich detallierter als beim Xbox-Gegenstück und nutzt die Hardware klar besser aus – ohne sich als Performancefresser zu präsentieren: bereits mit 1 GHz und 256 MB RAM seid ihr gut dabei.

Unaufdringliche Wiederholungen

Die Akustik ist zwar im Großen und Ganzen gelungen, ist allerdings auch weit davon entfernt Bäume auszureißen. Jede Beschwörung wird von netten Soundeffekten und einem Sprachsample begleitet, doch die Duellanten zusammen maximal 20 Karten zum Einsatz bringen, bleiben nervende Wiederholungen nicht aus.

Und hinter all dem akustischen Wirrwarr, das sich bei sagen wir mal zehn Kreaturen auf dem Feld ergibt, strömt unaufhörlich eine zwar nette, aber letzten Endes auch vollkommen nichtssagende Musik.

Fazit

Der gewagte Mix aus Action und Strategie geht auf. Sowohl Koordination als auch Taktik sind gefordert und werden mit einem Stakkato an Sprüchen und Effekten forciert, so dass es auf dem Spielfeld höchst selten zu Leerlaufphasen kommt. Doch dies kann nicht verheimlichen, dass die Einzelspieler-Kampagne zu wenig mehr dient, als alle Karten kennen zu lernen und sie seinem Deck zuzuführen, um online gegen andere Spieler anzutreten. Dementsprechend kämpft man sich im wahrsten Sinne des Wortes durch die Singleplayer-Missionen, ohne wirklich Spaß daran zu haben. Denn die KI spult ihr für die jeweilige Aufgabe vorgesehenes Schema F ab, fordert nur selten und überrascht noch viel seltener. Im Multiplayer-Spiel bietet sich ein etwas anderes Bild: die Duelle sind schnell, dynamisch und dank der Deck-Möglichkeiten, die sich auch aus den nur etwas mehr als 70 Karten ergeben auch recht unterhaltsam. Die Battlegrounds sind eine gelungene, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftige Umsetzung des Kult-Kartenspiels, werden aber kaum jemanden außerhalb der Magic-Fangemeinde ansprechen können. Wer vor der Systemwahl steht, sollte allerdings genau überlegen, was ihm wichtiger ist: eine leicht bessere Steuerung und Offline-Multiplayer-Duelle auf der Xbox oder die klar bessere Grafik auf dem PC.

Pro

gute Mischung aus Taktik und Action
spannende Multiplayer-Duelle
gute Steuerung
feine Effekte
über 60 Missionen
über 70 Karten
zusätzliche Karten-Downloads geplant

Kontra

lahme Einzelspielerkampagne
laue KI
grafisch mager (Xbox)
eintönige Sounduntermalung
nur wenige Karten pro Farbe

Wertung

PC

XBox

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