Dynasty Warriors 420.12.2003, Mathias Oertel
Dynasty Warriors 4

Im Test:

Martialische Massenschlachten vor historischem Hintergrund: Damit begeistert die Dynasty Warriors-Serie seit Jahren die Action-Fans. Und der vierte Teil soll noch eine Schippe Kohlen zulegen. Mit erweiterten Features, überarbeiteter KI und verbesserter Grafik möchte das Team von Omega Force die Pads wieder zum Glühen bringen. Und das ist auch bitter nötig, denn Teil 3 konnte auf der Xbox im grafischen Bereich nur eingeschränkt überzeugen. Im Test verraten wir euch, ob Dynasty Warriors wirklich der beste Teil der Serie ist.

Die Schlacht geht weiter

Nach einem PSone-Auftritt als klassisches Beat´em-Up, diversen PS2-Spielen und Teil 3 auf der Xbox ist der Kampf der drei Königreiche um China immer noch nicht entschieden. Mit neuen Helden, neuen Moves und zahlreichen neuen Features geht es wieder in die Schlacht.

Unverändert geblieben ist das einfache Spielprinzip: Mit einem Offizier eurer Wahl zieht ihr auf eines der gut 20, ansprechend großen Schlachtfelder und versucht zusammen mit den anderen Befehlsgebern und nahezu zahllosem Fußvolk die Gegner in Grund und Boden zu stampfen.

Effektgeladene Massenschlachten - auf Dauer allerdings mit wenig Abwechslung!

Massen-Prügler

Doch obwohl es wie gehabt eigentlich nur darum geht, mit steuerungstechnisch einfach zu erreichenden, imposanten Kombos sowie vernichtenden Spezialattacken die gegnerischen Armeen zu dezimieren, spielt sich Dynasty Warriors 4 (ab 40,57€ bei kaufen) etwas anders als der Vorgänger.

Einen großen Anteil daran hat die stark überarbeitete KI. Konnte man in Teil 3 beispielsweise sicher sein, dass sich die gegnerische Armee auf einem bestimmten Teil des Schlachtfeldes immer gleich verhält, gibt es mittlerweile neue und abwechslungsreiche Verhaltensmuster: Mal gehen die Gegner in den aussichtslosen Frontalangriff, um euch aufzuhalten, ein anderes Mal suchen sie ihr Heil in der Flucht und dann wiederum kann es auch passieren, dass sich bisher unabhängige Truppenteile verbünden und Euch so gemeinsam das Leben extrem schwer machen.__NEWCOL__Da die Gegner allesamt auch noch ein verbessertes Abwehrverhalten an den Tag legen, seid ihr so von Anfang an gefordert und müsst Euch auch hin und wieder auf unerwartete Taktiken einstellen.

Allerdings findet man trotz aller KI-Verbesserungen immer noch die typischen "Idioten", die nur vor einem stehen und wie Vieh im Schlachthof darauf warten, dass man ihnen eins über die Rübe gibt.

Die RPG-Einschläge wurden ebenfalls überarbeitet und können die Motivation auf einem hohen Niveau halten. Beispielsweise ist es in Dynasty Warriors 4 nun möglich, sich einen eigenen Offizier mit eigener Leibgarde zu basteln. Der Editor bietet zwar nicht all zu viele Möglichkeiten, reicht aber aus, um eine stärkere Identifikation mit der Figur zu schaffen als es die vorgefertigten Charakter erledigen.

Neu ist auch die "Waffenerfahrung": Tötet ihr gegnerische Offiziere, erhaltet ihr Erfahrungspunkte für die Waffe, die dementsprechend nach und nach stärker wird. Zwar gibt es immer noch genügend Waffen und Bonus-Items auf den Schlachtfeldern zu finden, doch ist man in DW 4 nicht so schnell geneigt, die Waffe zu wechseln wie in den Vorläufern.

Einer der zahlreichen spielbaren Charaktere - und mit dem Editor macht ihr euch einen eigenen General!

Sich während der Schlachten ändernde Bedingungen sorgen ebenfalls immer wieder für Überraschungen, können aber nicht verheimlichen, dass auch Teil 4 der Dynasty Warriors-Serie auf Dauer zu wenig gravierende Neuerungen bietet und die Motivation nach einigen Stunden mangels Gameplay-Variation eine leichte Talfahrt beginnt.

Abhilfe hätte die propagierte "Siege-Engine" bringen können, in der erstmalig in der Serie Belagerungswaffen eingesetzt werden können.

Doch diese Möglichkeit wurde weitestgehend verschenkt. Denn anstatt selber die Taktik für die Belagerungswaffen vorzugeben, aktiviert Ihr im Prinzip nur eine Cut-Scene.

Die Taktikkarte bietet euch größtmögliche Übersicht über alle Truppen und Missionsziele.

Dafür jedoch findet ihr im Hauptmenü zahlreiche andere Spielmodi, die das Spielvergnügen verlängern können. Angefangen vom Zwei-Spieler-Modus bis hin zum so genannten Pro-Modus, in dem ihr bestimmte prügelspieltypische Aufgaben bewältigen müsst, springen so auch noch locker einige zusätzliche unterhaltsame Stunden heraus.

Zur Steuerung braucht man fast schon keine Worte mehr verlieren: Eingängig, gut reagierend und trotz aller Einfachheit mit einem überraschend weitreichenden Variationspielraum ausgestattet, entdeckt man auch nach einigen Schlachten immer wieder neue Kombos.

Immer noch Sorgenkind?

Machen wir uns nichts vor: Grafisch konnte Dynasty Warriors 3 auf der Xbox wahrlich keine Bäume ausreißen und sah in manchen Punkten schlechter als die PS2-Fassung aus. Doch die Fehler der Vergangenheit wurden weitestgehend behoben. Zwar sind die Landschaftstexturen immer noch nicht das Gelbe vom Ei, doch immerhin stehen sie nicht mehr wie bei DW 3 hinter der PS2-Version zurück.

Auch das störende Aufpoppen der Gegner, das man in Teil 3 mehr als einem lieb war "genießen" durfte, ist behoben. Dafür findet man allerdings immer noch den Nebel vor, der die Sichtweite zwar nicht großartig einschränkt, aber letzten Endes immer noch ein Zeichen dafür ist, dass Omega Force die Xbox noch nicht vollständig im Griff hat. Was den grafischen Gesamteindruck betrifft, liegt man mit Dynasty Warriors 4 jedoch ein gutes Stück vor der PS2. __NEWCOL__Größten Anteil daran haben die feinen Animationen und die detaillierten Texturen der Hauptcharaktere, die zusammen mit den schönen Spezialeffekten für Feeude sorgen. Zudem hat die Engine niemals mit irgendwelchen Einbrüchen in der Bildrate zu kämpfen – egal, wie viele Gegner auf dem Bildschirm toben und gleichgültig, wie viele Effekte abgefackelt werden.

Wieso liegt die Grafikwertung dann trotzdem hinter der PS2-Variante? Ganz einfach: Weil trotz aller Schönheit die Xbox bei weitem nicht so ausgenutzt wird wie seinerzeit die PlayStation 2.

Da können auch die stimmigen, gut inszenierten und aufwändigen Rendervideos nicht mehr viel helfen.

Gute Lokalisation, schwache Musik

Eines muss man Koei lassen: Sie stellen bei der Dynasty Warriors-Serie immer eine lupenreine Lokalisation auf die Beine. Die Texte sind sauber übersetzt und die Sprecher geben sich ausreichende Mühe, den Ernst und das Pathos der Texte zu vermitteln.

Im Zweifel auch mal mit der groben Kelle ausholen: die Spezialbewegungen sind spektakulär und effektiv.

Auch die Soundeffekte sind gut gelungen, haben aber wie bei allen Teilen das Problem, dass sie sich auf Dauer zu häufig wiederholen. Das größte Problem im akustischen Bereich stellt jedoch wieder einmal die Musik dar: Wie in den Vorgängern hat Koei sich entschieden, das martialische Geschehen auf dem Bildschirm mit "asiatischem Hardrock" zu untermalen. Und konnte man bei den Teilen 2 und 3 noch einigermaßen darüber hinweg sehen, dass es thematisch überhaupt nicht passt, überschreitet die Musik in Dynasty Warriors 4 nun endgültig die Schwelle zur nervenden Tonorgie. Nicht nur, dass die Auswahl an Kampfmelodien verschwenden gering gehalten ist – die abstruse Mischung aus asiatischen Melodien, die in fette Gitarren verpackt wurden, ist mittlerweile einfach fehl am Platze.

Fazit

Nach dem vor allem grafisch eher missglückten dritten Teil können Xbox-User endlich in die Faszination Dynasty Warriors abtauchen. Allerdings können auch die lupenreine Engine, die trotz aller Verbesserungen immer noch mit Nebelbildung zu kämpfen hat und die neuen RPG-Elemente nicht verschleiern, dass sich seit Teil 2 auf der PS2 nicht mehr viel am Gameplay getan hat. Das ändert aber nichts daran, dass die zelebrierten Massenschlachten sowohl kurz- als auch mittelfristig einen Heidenspaß machen – auch wenn die Hardrock-Musikuntermalung mittlerweile absolut anachronistisch erscheint. Fans ungezwungener Prügelunterhaltung können unbesorgt zugreifen.

Pro

imposante Massenschlachten
eingängige Steuerung
RPG-Einschläge
mehr als 50 Abschnitte
interaktive Schlachtfelder
gute Grafik
gute Lokalisation
unberechenbare KI
Mini-Games

Kontra

Gameplay mit Abnutzungserscheinungen
Hardrock-Soundtrack
Belagerungswaffen nur als Cut-Scenes
immer noch Nebelbildung

Wertung

XBox

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