MechAssault 2: Lone Wolf20.01.2005, Mathias Oertel
MechAssault 2: Lone Wolf

Im Test:

Mit dem Ende 2002 veröffentlichten MechAssault haben die Day 1 Studios für Microsoft eine zeitgemäße und leicht arcade-oriente Variante imposanter Roboter-Action geschaffen, die vor allem als Xbox Live-Titel Furore machen konnte. Mit dem Nachfolger MechAssault 2: Lone Wolf soll alles schöner, größer und besser werden. Ist das Vorhaben gelungen?

Zerstörungswut

Von den ersten Tutorial-Missionen der Kampagne an wird klar, dass sich Day 1 auf alle Stärken des Vorgängers gestürzt und entschieden hat, den Schieberegler gewaltig nach oben zu drücken.

Gewaltige Explosionen und klasse inszenierte Action sind Trumpf. Allerdings ist die Kampagne extrem kurz.
Dementsprechend hat sich an der arcade-lastigen Action nichts geändert: Mit einem zerstörerischen Mech unter dem Hintern walzt ihr durch futuristische Städte sowie offene Landstriche und könnt nicht nur die Gegner in einer imposanten Explosion zerstören, sondern auch aus den meisten Teilen der Umgebung Kleinholz machen.

Mehr Mechs braucht das Land

Mit insgesamt über 30 Fahrzeugen ist ein ausreichend großer Fuhrpark vorhanden, wobei nicht nur die bekannten Mechs dabei sind: Ihr habt z.B. die Möglichkeit, in einen Panzer einzusteigen, mit dem VTOL-Flieger Runden zu drehen oder mit der multifunktionalen BattleArmor in den Krieg zu ziehen. Insgesamt hält sich der Anteil an neuen Fahrzeugen zwar in Grenzen, doch da auch die Wiederkehrer aus dem ersten Teil einer optischen Generalüberholung unterzogen wurden, macht das Wiedersehen auch hier Freude.

Besonders interessant (nicht nur im Hinblick auf die Xbox Live-Duelle) ist die BattleArmor: Denn mit ihr könnt ihr nicht nur Gebäude erklimmen und euch an ihnen festhalten oder an einem VTOL festklammern, um schnell weiter entfernte Areale zu erreichen. Wenn ihr in einem toten Winkel des Gegners steht, ortet der Radar euch nicht. Und nicht zuletzt bietet der Multifunktions-MiniMech die Möglichkeit gegnerische Stahlgiganten hizujacken, so dass ihr nun das Gefährt wechseln und den Feind mit seinen eigenen Waffen in die Schranken weisen könnt.

Waffenstrotzende Kampfmaschinen, umrahmt von schönen Effekten: MechAssault 2 bietet viel fürs Auge.
Jeder der Kampfkolosse verfügt über unterschiedliche Bewaffnungen, Eigenschaften und Resistenzen, so dass hin und wieder sogar etwas Taktik gefragt ist. Ein Mech z.B., der nur über Plasma-Waffen verfügt, hat gegen Gegner, die einen Schild aktivieren können, keine Chance. Und wer einen durchschlagskräftigen und dementsprechend schweren Koloss wählt, muss damit leben, dass ein kleiner, wendiger Gegner euch womöglich aufgrund seiner Agilität in den Blechhintern tritt.

Action statt Story

Insofern sieht alles nach einer rasanten, intensiven und imposanten Action-Schlacht aus, die geradezu nach Platin schreit. Aber schon bald treten Mankos zu Tage, die nach und nach einen Prozentpunkt nach dem anderen wegknabbern. Die Steuerung z.B., die euch innerhalb eines Mechs punktgenaue Kontrolle ermöglicht, wird dank einer Horror-Kollisionsabfrage beim Aussteigen aus dem Koloss und dem Weg zum neuen Gefährt zum Frustfaktor. Dass es zudem nur einen bestimmten Punkt gibt, an dem ihr euch in den neuen Mech setzen könnt, müsst ihr ab und an um das Gefährt herumlaufen. Und das bedeutet eine enorme Verwundbarkeit, die von den Gegnern auch schamlos ausgenutzt wird.

Und hat man schließlich den letzten der fordernden Bosskämpfe bewältigt, schaut man entsetzt auf die verstrichene Zeit: Nach gut sieben bis acht Stunden ist der zerstörerische Spaß für Einzelspieler vorbei. Profis und Mech-Fans, die sich an einen zweiten Anlauf wagen, dürften das Spiel sogar nach vier bis fünf Stunden geschafft haben.

    

Damit liegt man sogar unter der Spieldauer des Vorgängers, was andererseits auch darin begründet liegt, dass die Day 1 Studios vorrangig die Mehrspieler-Duelle über Xbox Live im Visier hatten. Was sicherlich auch erklärt, dass die zahlreichen neuen Features wie die BattleArmor erst online ihre ganzen Stärken ausspielen können, aber dennoch gut in die Kampagne integriert wurden. Doch trotzdem bleibt das Gefühl zurück, dass die Einzelspieler-Missionen nicht mehr als ein Training sind.

Wie im Vorgänger liegt der Hauptschwerpunkt bei MechAssault 2 im Multiplayer-Modus pber Xbox Live. 
Denn auch die Story hält sich vornehm zurück und liefert nur selten die Motivation zum Weiterspielen: Sie wird zu plakativ und ohne jegliche Spannungsbögen erzählt sowie mit Charakteren ausgestattet, die weder eine Entwicklung durchmachen noch sonst irgendwelche Identifikationspunkte bieten.

Clan-Heilsbringer

Dementsprechend geht erst über Xbox Live so richtig der Punk ab: Mit zehn unterschiedlichen Spieltypen, angefangen vom normalen Deathmatch über Last Man Standing und Capture the Flag bis hin zum Stützpunktkrieg wird ein Feuerwerk abgefackelt, in dem die Waffenrohre glühen und sämtliche Stärken und Schwächen der über 30 Fahrzeuge richtig zur Geltung kommen. Vor allem in den teambasierten Auseinandersetzungen treten völlig neue taktische Komponenten zu Tage: Im Zusammenspiel von VTOL und BattleArmor lassen sich unheimlich schnell auch größte Entfernungen überbrücken. Und dass der Flieger auch in der Lage ist, Mechs aus der Luft mit Upgrades zu versorgen, ist an der Frontlinie nicht zu unterschätzen.

Mit dem auf lange Sicht ansprechenden Conquest-Modus, in dem ihr euch (vorzugsweise mit eurem Clan) einem der Häuser aus dem Mech-Universum anschließt und fortan um ganze Planeten kämpft, kommt schließlich noch eine ganz neue Komponente ins Online-Spiel.

Jeder Planet hat seine spezifische Karte und einen festgelegten Spieltyp, so dass nur die Häuser Erfolg haben, deren Kämpfer Allround-Talente sind.

Ist der Gegner geschlagen, verabschiedet er sich in einer imposanten Explosion.
Und trotzdem bleibt MechAssault 2 auch der Multiplayer-Award verwehrt. Denn zum einen lässt sich die Dynamik des auf monatelanges Spielen angelegten Conquest-Modus noch nicht komplett einschätzen. Zum anderen liegt der Fokus deutlich auf den sich durch Xbox Live 3.0 anbietenden Clan-Features wie Hierarchie- und Kommunikationsstrukturen, die zwar in sich durchdacht sind, aber für die Gelegenheits-Livespieler vollkommen uninteressant bleiben.

Trotzdem kehrt man für ein kleines Spielchen zwischendurch gerne zu MechAssault 2 und Xbox Live zurück. Eine vollständige Entschädigung für die kurze Kampagne ist damit aber nicht gelungen.

Technik-Wunderland

Bereits der Vorgänger konnte vor gut zwei Jahren mit einer richtig feinen Kulisse auftrumpfen. Und mittlerweile hat die Grafikabteilung gewaltig an der Schraube gedreht und scheint die Xbox bis zum Letzten auszureizen: aufwändig gestaltete Fahrzeugmodelle, umfangreiche und größtenteils zerstörbare Umgebungen sowie eindrucksvolle Explosionen machen einiges her. Doch auch wenn die in ihre Einzelteile zerlegbaren Gebäude um einiges imposanter in sich zusammen fallen als in Teil 1, bleibt ein pompöses Aha-Erlebnis aus. Doch das stellt sich umgehend ein, wenn der erste Mech in einer gigantischen Explosion seinen Geist aufgibt: Selbst beim x-ten Abschuss verliert dieser Effekt nicht an Reiz.

Da zudem die frenetische Action sowohl solo als auch mit minimalen Einschränkungen über Xbox Live ohne Geschwindigkeits-Einbußen auf den Bildschirm projiziert wird, kann MechAssault 2 durchaus als technische Messlatte für kommende Third-Person-Action dienen.

Akustisch gibt man sich ebenfalls keine Blöße: Sauber lokalisiert spielt die Sprachausgabe aber nur die zweite Geige und wird von brachialen und punktgenauen Soundeffekten sowie harten Gitarrenriffs, die wunderbar zur Adrenalin-Action passen, in den Hintergrund gedrängt.    

Fazit

MechAssault 2 ist in eigentlich jeder Hinsicht besser als der bereits sehr gute Vorgänger, der Ende 2002 für volle Xbox Live-Kanäle sorgte: Die Missionen sind abwechslungsreich, die Grafik ist eine Wucht, die Soundkulisse mitreißend und die neuen Mehrspieler-Modi ein Motivationsgarant. Und trotzdem schneidet der einsame Wolf insgesamt schlechter ab. Wieso? So intensiv sich die Kampagne gestaltet, so kurz ist sie auch: Für den ersten Durchlauf könnt ihr gut acht Stunden einplanen, für einen zweiten Versuch reichen unter Umständen auch ca. fünf (!) Stunden. Wer MechAssault 2 nur solo spielen will, ist dementsprechend schnell am Ende der Fahnenstange angelangt. Für Fans intensiver Mehrspieler-Duelle hingegen ist Day 1s Mech-Action neben Halo 2 der Xbox Live-Spaßbringer schlechthin. Doch auch hier bleibt der BattleArmor der Award knapp verwehrt. Denn obwohl Spieler mit Hang zu kurzweiligen Auseinandersetzungen mit ausreichend Anzahl an Karten und Spielmodi bedient werden, scheint der Schwerpunkt der Entwickler auf dem vorrangig für Clan-Spieler interessanten Eroberungsmodus zu liegen, der konzeptionell und inhaltlich gut umgesetzt wurde. Wer sich jedoch nicht an Clans binden möchte, findet "nur" Spiele für zwischendurch, wodurch sich MechAssault 2 selbst der Langzeit-Motivation beraubt.


Für alle, die MechAssault 2 in Aktion sehen möchten, haben wir drei Streams vorbereitet:
4P|Stream: Demo-Video (Laufzeit: 1:53 Min.)
4P|Stream: Kampagnen-Gameplay (Laufzeit: 1:28 Min.)
4P|Stream: Xbox Live-Gameplay (Laufzeit: 1:33 Min.)

Pro

über 30 Fahrzeuge
rasante Mech-Action
gute Mech-Steuerung
feine Grafik
bombastische Soundkulisse
abwechslungsreiche Missionen
durchdachte Mehrspieler-Modi
zahlreiche Power-Up-Möglichkeiten
interessanter Conquest-Modus

Kontra

extrem kurzes Einzelspieler-Vergnügen
Multiplayer zu sehr auf Clans ausgelegt
keinerlei Storyentwicklung oder Charakter-Identifikation
hakelige Kontrolle zu Fuß

Wertung

XBox

Für Einzelspieler zu kurz geraten, kommen die Stärken von MA2 erst über Xbox Live zur Geltung!

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