Samurai Warriors02.10.2004, Jens Bischoff
Samurai Warriors

Im Test:

Auf Sonys Konsole sind Koeis Samurai Warriors (ab 79,98€ bei kaufen) ja schon seit längerem zu haben. Mittlerweile hat es auch die Xbox-Umsetzung nach Deutschland geschafft. Allerdings wird diese nicht wie das Original von Electronic Arts, sondern von Dynasty Warriors-Publisher THQ vertrieben. Ob es neben dem Publisher-Wechsel auch inhaltliche Unterschiede zu verzeichnen gibt, klärt der Test.

Vom Festland auf die Insel

Während sich Koeis Dynastiekrieger weiterhin durchs antike China kämpfen, entführen euch die frisch aus dem Boden gestampften Samuraikrieger ins feudale Japan, wo sie in zahlreichen auf historischen Begebenheiten basierenden Schlachten das von Unruhen geplagte Land zu einen versuchen. Jeder der insgesamt 15 spielbaren Charaktere hat dabei seine eigene Geschichte, die in hübschen Render- und eingestreuten Echtzeitsequenzen erzählt wird und je nach euren Leistungen unterschiedliche Enden nehmen kann.

Hochwertige Filmsequenzen treiben die Story voran.
Dynamische Missionsverläufe

Die Missionsstruktur von Samurai Warriors ist nämlich nicht statisch und bietet neben situationsabhängigen Sekundärzielen während der Schlachten auch nachhaltige Verzweigungen, die euch mit verschiedenen Szenarien konfrontieren. Allzu komplex sind die Handlungsverläufe dabei aber dennoch nicht, so dass ihr so oder so nach fünf gewonnenen Schlachten das Ende der jeweiligen Kampagne erreicht habt. Trotzdem schnellt der Wiederspielwert in die Höhe und macht Lust, den Werdegang jedes einzelnen Charakters komplett mitzuerleben.

Eigene Offiziere

Alternativ könnt ihr sogar einen eigenen Offizier erschaffen, ihn durch ein zwölfmonatiges Training inklusive Abschlussprüfung dirigieren und anschließend ein eigenes Szenario bestreiten. Die Kreierung und Ausbildung euer Spielfigur gestaltet sich zwar nicht allzu komplex und umfangreich, stellt aber trotz teils nerviger Zufallsereignisse wie Energieverlust durch falsche Medizin eine spielerische Bereicherung dar, die im bereits angekündigten Nachfolger Samurai Warriors: Xtreme Legends hoffentlich weiter ausgebaut wird.

Auf Gedeih und Verderb

Im Moment habt ihr jedenfalls nur die Möglichkeit, euch in zwölf kurzen Trainingseinheiten gezielt im Nahkampf, Musou (Spezialangriff), Burgensturm, Bogenschießen, Pfeile abwehren, Kombos ausführen und Reiten zu üben und dabei entsprechende Charakterwerte zu verbessern oder auch zu verschlechtern - was in einem gewissen Rahmen quasi unvermeidbar ist. Zudem ist es etwas nervig, dass bei Nicht-Bestehen der Abschlussprüfung in zwei vom Prüfer abhängigen Disziplinen eure Karriere unwiderruflich endet und euer Offiziersanwärter mit der Ausbildung wieder ganz von vorn beginnen muss.

         

Allein oder zu zweit

Um die Trainingsaufgaben zu üben, könnt ihr allerdings auch im separaten Wettkampfmodus antreten und mit einem beliebigen Charakter versuchen, einen neuen Highscore in der ausgewählten Disziplin aufzustellen. Auch bereits freigespielte Missionen können dank des Freien Modus allein oder zu zweit ganz gezielt trainiert werden, um im ebenfalls kooperativ spielbaren Story-Modus systematisch taktieren zu können und keine bösen Überraschungen zu erleben. Ebenfalls für zwei Spieler ausgelegt

Der Bogen in der Ego-Ansicht: Samurai im Visier.
ist der Zweikampfmodus, wo ihr euch mit einem menschlichen oder CPU-gesteuerten Kontrahenten in speziellen Wettbewerben wie Showdown (wer als erster alle gegnerischen Offiziere eliminiert), Verfolgung (wer als erster einen speziellen KI-Charakter fängt) oder Angriff (wer als erster 1.000 Feinde besiegt) messen könnt.

Ödes Survival-Training

Abgeschlossen wird das Angebot an Spielmodi vom Überlebensmodus, in dem ihr unter Zeitdruck eine Reihe zufallsgenerierter 08/15-Burglevels mit fiesen Fallen und endlosen Gegnerscharen durchlaufen müsst, während ihr Zeit bringende Bonusaufgaben erfüllen könnt. Spielerisch gestalten sich diese auch im Story-Modus vorkommenden Abschnitte jedoch extrem frustig und öde, da aufgrund der nervigen Automap und des eintönigen Leveldesigns viel planloses Umherirren an der Tagesordnung steht; bis auf ein paar obligatorische Zwischengegner gibt`s kaum Abwechslung. Hier hätten die Entwickler mehr Einfallsreichtum und Spielkomfort unter Beweis stellen müssen.

Speichern leicht gemacht

Komfortabel hingegen das Speichersystem, das euch alle paar Stockwerke zwischenspeichern lässt und auch in den Missionsmodi jederzeit eine Spielstandsicherung erlaubt. Zudem wird bei jedem Fortschritt die Speicherfunktion aufgerufen, wobei sämtliche Speicher- und Ladezeiten erfreulich kurz

Feurige Massenkämpfe sorgen für Nonstop-Action.
ausfallen. Angesichts der eher unspektakulären Grafik ist das aber auch keine große Überraschung, denn die schmucklosen Locations, einheitlichen Charaktermodelle und angestaubten Animationen brauchen sicher nicht viel Speicherplatz. So wirken die Texturen äußerst matschig, die Nebenfiguren recht klobig und steif. Auch die Sichtweite ist gerade bei der Truppendarstellung extrem eingeschränkt.

Neblige Aussichten

Zudem tauchen die Spielumgebungen erst recht spät aus dem allgegenwärtigen Nebel auf und wirken trotz diverser Wetter- und Jahreszeiteneffekte ziemlich düster und steril. Interaktionsmöglichkeiten machen sich in den Abschnitten ebenfalls rar und die Kamera fällt immer wieder mit unübersichtlichem Stellungsspiel auf. Eine manuelle Schwenk- oder Zoomfunktion gibt es aber nach wie vor nicht und das Zurücksetzen der Kamera ist nur im Stehen möglich, während die zwei zur Verfügung stehenden Kamerawinkel zu hoch angesetzt sind und sich kaum voneinander unterscheiden. Dafür kommt es trotz teils immensen Truppenaufkommens von bis zu drei Kriegsparteien nur selten zu Slowdowns.

    

Langfristig motivierend

Auf der Xbox wird der Spielfluss selbst im Splitscreen-Modus kaum gehemmt. Es wäre sicher sogar ein Vier-Spieler-Modus möglich gewesen. Doch auch so bieten die mit- und gegeneinander zu meisternden Multiplayer-Modi einen hohen Unterhaltungswert und machen auch längerfristig Laune. Solisten haben hingegen trotz viererlei Schwierigkeitsgrade oft mit durchwachsenen KI-Routinen und schnell durchschaubaren Verhaltensmustern zu kämpfen. Das Freispielen neuer Waffen, Charaktere und Items sorgt in Verbindung mit der dynamischen Missionsstruktur sowie den individuellen Kampagnen aber dennoch für die nötige Langzeitmotivation.

Jetzt neu: kreiert euren eigenen Offizier!
Beschränkte Rollenspielanleihen

Einen weiteren Motivationsschub erhaltet ihr durch die eingebauten Rollenspielelemente. So bekomen sowohl eure Offiziere als auch eure bis zu vier Gefolgsleute durch das Eliminieren von Gegnern oder Erfüllen von Sekundärzielen Erfahrungspunkte, die bei einer Beförderung leistungsbezogen zu Erhöhungen eurer Charakterwerte wie Angriffskraft, Verteidigungsstärke, Tempo, Beweglichkeit oder Sprungkraft führen. Doch damit nicht genug, könnt ihr nach jeder erfolgreichen Mission auch noch Fähigkeitspunkte verteilen, um knapp vierzig spezielle Angriffs-, Verteidigungs-, Spezial- und Elementarfertigkeiten zu erlernen oder zu verbessern. Schade nur, dass nach Erreichen der maximalen Erfahrungsstufe (Level 20), was in der Regel nicht allzu lange dauert, auch keine neuen Fähigkeiten mehr erworben werden können und der RPG-Teil dadurch quasi schlagartig wegfällt.

Unkomplizierte Handhabung

An der bewährten Steuerung gibt es bis auf die hakeligen Reitpassagen hingegen nichts auszusetzen: Sie geht locker von der Hand und erlaubt trotz eleganter Einfachheit individuelle und facettenreiche Spezialmanöver und Kombos, die sich problemlos mit waffeneigenen Elementarkräften koppeln lassen. So habt ihr je eine Taste für Standardattacken, Sturmangriffe und die so genannten Musou-

Allltag im Splitscreen - halbes Bild, volle Action.
Moves, die, sobald die entsprechende Leiste gefüllt ist, verheerende Auswirkungen auf eure vorübergehend eingefrorenen Gegner haben. Besonders effektiv sind diese nach wie vor, wenn eure Lebensenergie zur Neige geht und ihr zu einer unaufhaltsamen Kampfmaschine mutiert. Blut fließt allerdings so gut wie keins und wird von den unaufhaltsam auf euch niederprasselnden Spezialeffekten klar ins Abseits gedrängt.

Wenn Samurais deutsch sprechen

Die Musikkulisse präsentiert sich wesentlich passender und harmonischer als in den letzten Dynasty Warriors-Episoden. Die Sound-FX wirken solide, aber nicht besonders abwechslungsreich und erschallen auf Wunsch in Dolby Digital. Die Lokalisierung muss hingegen deutlich Federn lassen, da die Dialoge auf Deutsch äußerst dämlich und die Synchronsprecher teils sogar absolut lächerlich wirken. Ein Umschalten auf den japanischen Originalton wie in der US-Version ist in der deutschen Fassung leider genauso wenig möglich wie das Umstellen auf die ähnlich schlechte englische Synchro. Einen 60Hz-Modus sucht man ebenfalls vergeblich, was aufgrund der soliden PAL-Anpassung aber nicht so schlimm ist.

   

Fazit

Die Unterschiede zwischen Koeis Samurai Warriors und aktuellen Dynasty Warriors-Vertretern halten sich auch auf der Xbox sehr in Grenzen. Wer bereits an den chinesischen Massenschlachten Gefallen fand, wird auch das japanische Pendant mögen. Wem die Serie bisher zu stupide war, wird auch von den Samuraikriegern nicht überzeugt werden. Und wer bereits das PS2-Original besitzt, kann sich die lediglich dezent flottere und wohltuend flimmerfreie, jedoch bei der Defensiv-Steuerung minimal unhandlichere Xbox-Umsetzung sparen. Die neuen Rollenspielelemente wissen jedenfalls trotz lästiger Einschränkungen zu gefallen und die Erschaffung eigener Offiziere ist trotz verschenkter Möglichkeiten ein Schritt in die richtige Richtung, während sich das unkomplizierte Hack'n'Slay-Gameplay handlich wie eh und je präsentiert. Technisch treten die Entwickler hingegen schon lange auf der Stelle. Auch Kameraführung und KI funktionieren noch immer nicht optimal. Zudem wirkt das teils zufällig generierte Leveldesign trotz dynamischer Missionsverläufe oft sehr eintönig und bietet nur wenige Interaktionsmöglichkeiten. Umfang und Mehrspielerangebot versöhnen jedoch wieder und sollten Genrefans lange Zeit bei Laune halten.

Pro

eingängige Steuerung
vier Schwierigkeitsgrade
Kreation eigener Offiziere
hübsche Rendersequenzen
gelungene Mehrspieler-Modi
flotte Lade- & Speicherzeiten
komfortables Speichersystem
dynamische Missionsstrukturen
hoher Umfang & Wiederspielwert
unkomplizierte Massenschlachten
motivierende Rollenspielelemente

Kontra

durchwachsene KI
geringe Sichtweite
seltene Slowdowns
matschige Texturen
angestaubte Mageroptik
teils extrem ödes Leveldesign
unausgereifte Kameraführung
verbesserungswürdige Lokalisierung
auf Dauer recht eintöniges Gameplay

Wertung

XBox

Massengemetzel mit motivierenden RPG-Elementen, aber wenig Abwechslung.

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