Forza Motorsport (2005)09.06.2005, Michael Krosta
Forza Motorsport (2005)

Im Test:

Wenn Motoren im Büro aufheulen, Reifen quietschen und ein schweißnasser Controller als Lenkradersatz auf dem Schreibtisch liegt, kann das nur eins bedeuten: ein neues Rennspiel wird getestet – und im Fall von Forza Motorsport stellt sich nur eine Frage: Ist der Microsoft-Racer das erhoffte Gran Turismo für die Xbox?

Am Anfang war der Arcade-Modus

Die erste Gemeinsamkeit zum Sony-Rennspiel findet sich bereits in der Aufteilung zwischen Arcade- und Karrieremodus. Ersterer eignet sich in erster Linie für kleine Rennen zwischendurch und gestaltet sich äußerst simpel und einsteigerfreundlich. Ohne euch Gedanken über Einstellungen oder Schäden an euren frei wählbaren Karossen machen zu müssen, rast ihr einfach in Einzelrennen über die Kurse und schaltet dabei je nach Erfolg neue Strecken und Wagen frei. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade gibt es nicht, allerdings könnt ihr euch aussuchen, welche der vier Fahrhilfen (ABS, Traktionskontrolle, Stabilitätskontrolle, Ideallinie) ihr aktivieren wollt. Mit diesen Hilfen haben auch Anfänger noch eine

Gibt es in GT4 nur Tuner-Modelle von RUF, rast ihr in Forza mit echten Flitzern von Porsche.
Chance, sich gegen die z.T. aggressiven Gegner behaupten zu können. Als besonders nützlich erweist sich die interaktive Ideallinie, die sich eurem Fahrverhalten anpasst und entsprechend die Farbe verändert, bis ihr die Idealgeschwindigkeit (grün) erreicht habt. Doch selbst wenn es mal in die Leitplanke geht, bleibt das Schadensmodell rein optischer Natur. Allerdings werden solche Unfälle und Fahrten abseits der regulären Rennpiste mit Strafzeiten quittiert, die später zu eurer Rundenzeit addiert werden. Seid ihr über Xbox Live mit dem Internet verbunden, werden eure Zeiten ständig mit den Ranglisten im Internet verglichen. Damit werdet ihr durch das Strafsystem nicht nur motiviert, fehlerfrei zu fahren, sondern könnt euch auch keine unfairen Vorteile durch Abkürzen erschummeln. Leider ist der Arcademodus aufgrund des Fehlens unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und lediglich 30 Strecken sehr schnell gemeistert. Vor allem die freischaltbaren Fahrzeuge (darunter einige Perlen wie der Porsche GT2) bieten jedoch genaug Motivation. Wer dagegen schon alle Strecken kennen lernen möchte, ohne sie vorher freispielen zu müssen, sollte sich zum Menüpunkt "Freier Lauf" begeben: Hier könnt ihr euch nicht nur an den Leitkegel-Strecken im Stil von Project Gotham Racing versuchen, sondern auch Testfahrten auf sämtlichen Kursen mit allen freigeschalteten Wagen durchführen, um das jeweils ideale Setup zu ermitteln. Bei der Zeitprüfung tretet ihr dagegen mit einem fest eingestellten und vorgeschriebenen Wagen ohne Gegner an.

Offline Multiplayer-Spaß

Alleine ziemlich witzlos, hat sich dieser Modus vor allem mit mehreren Spielern als durchaus spaßig erwiesen, da die Fahrer mit den gleichen Voraussetzungen nacheinander an den Start gehen – eine schöne Alternative zu den Splitscreen-Rennen, die es natürlich auch noch gibt. Dabei können jedoch nur zwei Piloten ohne zusätzliche CPU-Fahrer gegeneinander antreten und auch Einstellungen an den Flitzern sind in diesem Modus nicht möglich. Gab es in unserer Preview-Version noch einige Probleme, haben die Entwickler diese doch noch in den Griff bekommen, so dass ihr jetzt auch am geteilten Bildschirm nahezu ohne Geschwindigkeitseinbußen losrasen könnt. Noch besser und spaßiger sind natürlich die Rennen via LAN, an denen bis zu acht Spieler teilnehmen dürfen. Zwar sind die über 270 lizenzierten Wagen von Forza in verschiedene Klassen eingeteilt und sollten daher in jeder Klasse relativ gleichwertig sein, doch zeigt sich in der Praxis, dass es bei der Performance mitunter recht deutliche Unterschiede zwischen den Boliden gibt. Um spannende Kopf-an-Kopf-Rennen zu garantieren, wäre eine zuschaltbare Handicap-Funktion, wie man sie auch bei Gran Turismo findet, sehr nützlich gewesen. So aber muss man oft mit ansehen, wie manch anderer Spieler mit einem Auto der gleichen Klasse uneinholbar auf und davon fährt. Ebenfalls schade ist das Fehlen eines spannenden Qualifyings um

Mit dem anspruchsvollen Fahrverhalten geht es auch mal neben die Strecke.
 die Startposition, die bei Forza übrigens auch in den Einspielermodi und Online zufällig bzw. einfach nach der Leistung des Wagens festgelegt  wird. Insgesamt sind die Multiplayer-Partien vor allem im Splitscreen mangels Einstellungsmöglichkeiten etwas dürftig ausgefallen und eignen sich höchstens für ein Rennen zwischendurch, wenn mit gleichwertigen Wagen gefahren wird.

Macht Rennfahrer-Karriere

Der Karrieremodus ist ähnlich komplex und anspruchsvoll ausgefallen wie bei der GT-Serie und offenbart viele Stärken aber auch Schwächen von Forza Motorsport. Wo fängt man an, wenn man Karriere machen will? Richtig, ganz unten! Forza bildet da keine Ausnahme und so müsst ihr am Anfang  auch hier erstmal kleine PS-Brötchen mit weniger Motorleistung backen. Habt ihr euch für einen fahrbaren Untersatz entschieden, könnt ihr eure restlichen Credits ins Tuning investieren, das den Möglichkeiten von GT4 in nichts nachsteht. Egal, ob Chip-Tuning, starke Turbos mit großem Ladeluftkühler, Sportfahrwerk oder Getriebe: Forza lässt keine Wünsche offen. Selbst an optisches Tuning im Stil von Need For Speed Underground wurde gedacht: So könnt ihr diverse Aufkleber ganz nach euren Wünschen auf dem Lack anbringen, das Schmuckstück mit neuen Karosserieverkleidungen und Lichtern aufwerten, die Scheiben tönen oder eure Rückspiegel andersfarbig lackieren. Jetzt hätte es nur noch gefehlt, sich genau wie bei Namcos Rage Racer eigene Logos zu basteln - aber wir wollen nicht übertreiben. Natürlich sind viele der edlen Upgrades zu Beginn noch unerschwinglich, doch nach einigen Rennsiegen werdet ihr die hart verdiente Kohle nach und nach in mehr PS und Fahrkomfort investieren können. Mit zunehmendem Erfolg baut ihr außerdem gute Beziehungen zu Autoherstellern und Zulieferern auf. Die positiven Nebeneffekte: Ihr bekommt Prozente oder einfach ein Auto geschenkt - so machen Geschäftsbeziehungen Spaß!

Das richtige Setup muss her

Natürlich müsst ihr im Kaufrausch darauf achten, dass die Komponenten zueinander passen: Investiert ihr alles in den Motor, lasst dabei aber das Fahrwerk außer Acht, sitzt ihr schnell hinter dem Steuer einer nahezu unkontrollierbaren Höllenmaschine. Enorm wichtig ist auch das Experimentieren mit den Einstellungen, wenn ihr wirklich alles aus dem Wagen herausholen wollt. Auch hier punktet Forza mit einer Vielzahl an Möglichkeiten, die vom Modifizieren des Reifendrucks über  die

Eure Garage füllt sich immer mehr mit heißen Geschossen.
Getriebeübersetzung, Sturz, Fahrwerksabstimmung bis hin zum Abtrieb und Differential reichen sowie allesamt feinstufig abgestimmt und abgespeichert werden können. Tüftler und Möchtegern-Mechaniker werden auf jeden Fall voll auf ihre Kosten kommen.

Start your Engines

OK, jetzt haben wir also ein fahrtüchtiges Auto, ein paar Upgrades und ein gutes Setup: das Rennen kann losgehen! Schon nach den ersten paar Metern werden sich Kenner von Gran Turismo und anderen Fahrsimulationen sofort heimisch fühlen, denn auch Forza protzt mit einem überaus realistischen, dadurch aber auch anspruchsvollen Fahrverhalten, das vor allem Profis anspricht. Besonders PS-stärkere Boliden wie die Corvette, Viper oder DTM-Flitzer wie der Mercedes CLK reagieren sehr bockig, brechen schnell aus und verzeihen kaum einen Fahrfehler. Glücklicherweise ist die Analogsteuerung so feinfühlig, dass sich auch PS-Monster mit etwas Gefühl noch kontrollieren lassen. Ein großes Lob gebührt in diesem Zusammenhang dem Vibrationseffekt: Fahrt ihr am Limit, könnt ihr dies dank der Vibrationen regelrecht spüren, genau wie jede einzelne Bodenwelle auf der Strecke. Leider hatten wir noch keine Möglichkeit, das Spiel im Zusammenhang mit dem neuen Force-Feedback-Speedster-Lenkrad zu testen. Da die Steuerung aber schon am Controller traumhaft ist, kann man davon ausgehen, dass das Spielerlebnis mit Lenkrad ähnlich intensiv ausfallen wird, wie in der Kombination Logitech / Gran Turismo 4. Jedes Auto hat seine Eigenheiten und es macht schon einen großen Unterschied, ob ihr mit einem Front-, Heck-, oder Allradantrieb über die Straße prescht. Anfänger sind gut damit beraten, zunächst mit den Fahrhilfen auf die Strecke zu gehen, um sich langsam mit dem Fahrverhalten der Boliden vertraut zu machen. Allerdings gibt’s dann weniger Punkte für die Rennen, was prinzipiell eine gute Sache ist. Traut ihr euch ohne Fahrhilfen auf die Strecke und schaltet auch noch manuell, wird dies mit höheren Gewinnchancen belohnt.  

       

Im Gegensatz zum Arcade-Modus habt ihr bei der Karriere auch die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad der CPU-Konkurrenten in drei Stufen zu regeln, was sich natürlich ebenfalls auf die Preisgelder auswirkt - genau wie die Wahl des Schadensmodells. Die Wettbewerbe sind ähnlich strukturiert wie im Sony-Vorbild: Ihr müsst in den Veranstaltungen gleich mehrere Rennen für einen Pokal gewinnen und auch die Langstrecken sind in höheren Stufen wieder mit von der Partie; Rallye-Herausforderungen gibt es bei Forza leider nicht. Dabei unterliegen viele Veranstaltungen diversen Beschränkungen: Für manche Rennen muss euer Wagen z.B. ein bestimmtes Mindestgewicht haben oder über eine festgelegte Antriebsart haben, andere wiederum setzten ein spezielles Fabrikat voraus oder grenzen die Motorleistung ein. Damit ihr schnell in den passenden Wagen einsteigen könnt, wurde das Menü sehr benutzerfreundlich gestaltet. 

Mit etwas Übung driftet ihr gekonnt durch die Kurven.
Wollt ihr an einer Veranstaltung teilnehmen, sitzt aber im falschen Auto, gibt euch das Programm schon bei der Wettbewerbsauswahl sofort die Möglichkeit, zu einem passenden Boliden zu wechseln, wenn ihr einen solchen bereits in eurer Garage habt.

Einstellungs-Krampf

Die restliche Menüstruktur ist dagegen leider nicht so vorbildlich gelungen und unnötig kompliziert: Anstatt auf Shortcuts zu setzten, müsst ihr euch durch einige Bildschirme klicken, bis ihr beim Tuning oder dem Setup angekommen seid. Besonders Letzteres erweist sich als ärgerlich, denn vor einem Rennen könnt ihr lediglich eine bereits abgespeicherte Einstellung laden, aber nicht direkt zum Setup springen. Wenn man es genau nimmt, müsstet ihr also für jedes einzelne Auto ein Setup für jede Strecke anlegen und zum Laden parat haben. Hallo?! Dass es auch anders geht, zeigt Gran Turismo, wo Einstellungen vor jedem Rennen sowohl geladen als auch vorgenommen werden können. Selbst Forza macht es vor: Beim freien Lauf könnt ihr vor dem Start einfach zum Wagen-Setup springen – warum also nicht bei der Karriere oder vor Online-Rennen?

Echtes Renn-Feeling

Von diesen kleinen Startschwierigkeiten abgesehen, kann Forza bei den Rennen vollkommen überzeugen. Neben der bereits erwähnten Steuerung macht der Titel auch optisch eine hervorragende Figur. Im Vergleich zu unserer Preview-Fassung haben die Entwickler in Sachen Grafik noch mal nachgelegt: Vor allem die Automodelle sehen mit ihren schicken Echtzeitspiegelungen und glühenden Bremsscheiben längst nicht mehr so matt aus wie in früheren Fassungen und ähneln ihren realen Vorbildern von der Motorhaube bis zum Heckspoiler. Dennoch kommen die Boliden auch in der Endfassung nicht an die Modelle aus GT4 und Gotham Racing 2 heran, die einfach noch einen kleinen Tick detaillierter wirken. So versetzen z.B. in GT4 die Flammen aus dem Auspuff echte Autofreaks in Verzückung – bei Forza hört man die Fehlzündungen zwar ebenfalls wunderbar (vor allem beim BMW M3), doch Flammen fehlten selbst bei den dafür bekannten DTM-Fahrzeugen. Bei den Strecken zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: Zwar sieht Forza vor allem mit den umwerfenden Bäumen am Streckenrand und dem von Bremsspuren gezeichneten Asphalt fantastisch aus und 

Die klassischen Fahrzeuge sind eine prima Ergänzung zu den aktuellen PS-Schleudern.
läuft auch mit sieben weiteren Wagen durchweg flüssig, doch macht z.B. GT4 mit den fotorealistischen Hintergründen optisch noch etwas mehr her, auch wenn der Sony-Titel rein technisch gesehen Forza hinterher hinkt. Im Gegensatz zu Gran Turismo werden Xbox-Rennfahrer vom störenden Kantenflimmern weitestgehend verschont, dafür  mangelt es der bunten Forza-Grafik etwas an Lichteffekten (z.B. zwischen Bäumen) und insgesamt wirkt das Bild etwas unschärfer. Dies kann man z.B. sehr gut an den Schildern auf dem Nürburgring erkennen, deren Schrift auf der PS2 gestochen scharf, auf der Xbox dagegen nur sehr verschwommen dargestellt wird. Der Nürburgring ist außerdem ein gutes Beispiel dafür, wie akribisch die Entwickler beim Streckendesign der authentischen Kurse vorgegangen sind: Dass der Asphalt der grünen Hölle mit Graffitis voll geschmiert ist, wissen wir bereits seit GT4 oder Rock am Ring. Wir haben uns mal den Spaß gemacht und sind zur Nordschleife gefahren, um Spiel und Wirklichkeit miteinander zu vergleichen. Zwar wurden nicht alle Schriftzüge originalgetreu in Forza übernommen, doch haben wir uns einfach mal ein Beispiel rausgesucht: Kurz vor dem Streckenabschnitt "Hocheichen" ist ein überdimensionales Strichmännchen auf die Straße gemalt worden, das sich auch im Spiel exakt an der gleichen Stelle befindet (in GT4 übrigens nicht!) – nicht schlecht. Und auch die anderen Kurse können sich durchaus sehen lassen: Neben realen Rennstrecken wie Laguna Seca, Tsukuba Circuit oder Silverstone, sorgen auch die Phantasie- und Stadtkurse (Tokio, New York) sowie diverse Berg- und Nachtrennen für aufregenden Fahrspaß. Wünschenswert wären für eine waschechte Fahrsimulation wie Forza allerdings noch verschiedene Witterungsbedingungen (Regen, Schnee, wechselhaftes Wetter) sowie eine Cockpit-Perspektive (neben Stoßstangen-, Motorhauben- und zwei Außenansichten) gewesen. Darüber hinaus hätten auch ein paar mehr Strecken sicher nicht geschadet, denn die Pisten wiederholen sich in den verschiedenen Wettbewerben einfach zu oft. Positiv ist allerdings anzumerken, dass es nicht nur Rundkurse, sondern auch Strecken von A nach B gibt.

Gib mir Drehzahl!

Im Audiobereich präsentiert sich Forza zweigeteilt: Die Motorengeräusche kommen in den meisten Fällen knackig rüber und verändern je nach Tuning ihren Klang. Dennoch kann man bei manchen Modellen nur den Kopf schütteln. Wer schon einmal bei einem echten DTM-Rennen dabei war, der weiß, wie kernig z.B. ein Abt Audi TT klingt. Bei Forza hingegen pfeift der Motor selbst in der Außerperspektive und den Replays vollkommen unspektakulär vor sich hin und erinnert eher an eine Turbine. Die Musik von Junky XL kann mit rockigen Pseudo-Coversongs von ZZ Top und Black Sabbath dagegen weniger überzeugen und langweilt schon nach kurzer Zeit. Zum Glück dürft ihr aber auch eigene Soundtracks von der Xbox-Festplatte ins Spiel einbinden und damit die Rennen musikalisch nach eurem Geschmack untermalen. Allerdings könnt ihr im

Der BMW M3 hat einen satten Motorsound.
Gegensatz zu Project Gotham Racing 2 nur ein Musik-Verzeichnis integrieren. Habt ihr eure Tracks unter verschiedenen Ordnern angelegt, müsst ihr entweder immer wieder ins Optionsmenü oder aber alle eure Songs in ein Verzeichnis umkopieren.

 

Beulen, Windschatten und abgefahrene Reifen

Während eure Flitzer in GT4 auch nach schweren Einschlägen und Unfällen keinen einzigen Kratzer im polierten Lack haben, glänzt Forza durch ein integriertes Schadensmodell, welches sich eigentlich in jedem Spiel finden sollte, das sich Simulation schimpft. Drei Einstellungen stehen zur Auswahl: Während die erste Stufe rein optischer Natur ist und keine Auswirkungen auf das Fahrverhalten hat, gibt es noch ein abgeschwächtes und ein simuliertes Schadensmodell, wobei bei Letzterem bereits kleinste Fahrfehler böse Auswirkungen haben können - Scheiben zerspringen, Lack splittert ab, die Karosserie ist von Beulen gezeichnet, der Wagen zieht stark in eine Richtung oder der Motor bringt nicht mehr die volle Leistung. Ein Totalschaden ist dennoch nicht möglich: Wenn ich mit meiner getunten Karre mit 350 Sachen in eine Betonwand krache, ist der Schrottplatz normalerweise sichere Endstation – in Forza könnt ihr dagegen irgendwie immer noch mehr oder weniger weiterfahren, so dass das an sich wirklich gelungene Schadensmodell nicht als vollkommen realistisch bezeichnet werden kann.     

Bot GT4 nur auf einigen speziellen Strecken Windschatten, könnt ihr euch in Forza auf allen Kursen diesen physikalischen Effekt zunutze machen und euch auch mit unterlegenen Fahrzeugen an eure Gegner heran saugen. Dafür wurde in den Armaturen extra ein Symbol  untergebracht, das euch anzeigt, sobald ihr euch im Windschatten des Vordermanns befindet. Daneben verfügt Forza auch über eine authentische Reifenabnutzung und Benzinverbrauch, was gerade bei den Langstrecken-Rennen wichtig wird. Leider sind die Boxenstopps unspektakulär ausgefallen, so

Die American Muscle Cars haben eine Menge Power, sind aber schwer zu kontrollieren.
dass ihr von der Boxencrew und deren Arbeit praktisch nichts mitbekommt. Stattdessen wird ein Bildschirm eingeblendet, in dem ihr festlegen könnt, was am Wagen gemacht werden soll und wie viel Zeit die Aktionen in Anspruch nimmt.

Raue Sitten

Auf der Rennstrecke selbst herrschen raue Sitten, denn die aggressive Konkurrenz macht euch je nach Einstellung des Schwierigkeitsgrades das Leben schwer und hängt euch ständig im Heck. Leider mussten wir auch bei Forza feststellen, dass einige Boliden aus dem Fahrerfeld herausfallen und durch mehr Leistung den restlichen Gegnern und auch euch auf und davon fahren. Aber mit etwas zusätzlichem Tuning weist man auch diese Kerle irgendwann in die Schranken. Eines müsst ihr in späteren Rennen auf jeden Fall lernen: Kampflinie fahren! Im Gegensatz zu manch anderem Rennspiel packen die Gegner hinter euch bei Forza nur in seltenen Fällen die Brechstange aus und drücken lieber mal auf die Bremse, anstatt einen Unfall zu riskieren. Kommt es ohne euer Verschulden dennoch zur Kollision, wird euch fairerweise nicht der Schaden angerechnet wie es z.B. noch bei Enthusia Professional Racing der Fall war. Seid ihr gleich auf mit einem anderen Wagen, werden die Gegner dagegen gern schon mal gemein und versuchen euch in die Wand oder von der Strecke zu rammen. Schlüpft ihr dagegen in die Rolle eines Asphalt-Rowdies, dürft ihr nach dem Rennen mit saftigen Reparaturkosten rechnen. Insgesamt sind solche Kampf-Erfahrungen gar nicht mal so schlecht, denn so könnt ihr euch schon offline auf die harten Auseinandersetzungen einstellen, die euch im Onlinemodus erwarten.

Spitzenmäßiger Onlinemodus

Genau wie bei LAN-Rennen steht ihr auch online mit maximal acht Fahrern am Start und liefert euch harte Positionskämpfe mit Spielern aus aller Welt. Bei unseren Testfahrten mussten wir schnell feststellen,  dass es dabei ziemlich ruppig zugeht und unter den Usern gerempelt wird ohne Ende. Natürlich könnt ihr auch

Deutsches Trio im Positionskampf: Audi TT, VW Jetta (bzw. Bora) und der Opel Speedster.
online mit komplettem Schadensmodell fahren, so dass die erzwungene Bekanntschaft mit der Wand oder Bande schnell fatal enden kann. Zumindest könnt ihr eurer Wut sofort Luft machen, denn auch während der Rennen ist das Headset auf Wunsch im Einsatz. Neben Einzelrennen habt ihr auch die Möglichkeit, die Karriere im Onlinemodus voran zu treiben - eine tolle Idee, da man in manchen Rennen deutlich mehr Geld verdienen kann als offline und folglich schneller an begehrte Tuning-Teile heran kommt. In den so genannten ELO-Rennen versucht Xbox-Live die Spielesessions außerdem automatisch so zusammenzustellen, dass Spieler mit der gleichen Erfahrung aufeinander treffen. Auch abseits der Rennstrecke hat der Onlinemodus von Forza eine ganze Menge zu bieten. So könnt ihr auf einem Marktplatz eigene Autos zum Verkauf anbieten oder neue Wagen für den eigenen Fuhrpark erstehen. Überhaupt nimmt der Community-Gedanke eine wichtige Stellung ein: Ihr könnt jederzeit mit anderen Fahrern via Headset kommunizieren, eine Freundschaftsliste führen und sogar  Autoclubs gründen, mit denen ihr gemeinsam auf Punkte- und Pokaljagd geht. Zwar kam es bei unseren Ausflügen auf die Rennstrecke immer wieder mal zu kurzen Lags, doch kann man ohne lange nachzudenken sagen, dass Forza über Xbox Live einfach nur rockt! Es gibt eine breite Auswahl an gut besuchten Sessions und ihr müsst nicht lange warten, bis ihr an Rennen teilnehmen könnt. Wer als Racing-Fan also noch einen guten Grund braucht, um sich Xbox-Live zuzulegen: HIER IST ER!!!

Meister und Schüler

Ihr habt genug vom aktiven Rennsport und wollt euch lieber auf die faule Haut legen? Kein Problem, dann schickt halt einfach euren Drivatar auf die Piste. Dabei handelt es sich um eine lernfähige KI, der ihr euren persönlichen Fahrstil (z.B. Kurventechniken) beibringen könnt. Auf Wunsch lasst ihr euren Fahrschüler bei Rennen starten (besonders bei den Langstreckenrennen eine Überlegung wert), tretet selbst gegen ihn an oder startet ein Rennen gegen andere Drivatars (z.B. von Freunden). Leider habt ihr keine Möglichkeit, eurem Fahrer während des Rennens wie im B-Spec-Modus von GT4 Anweisungen zu erteilen, weshalb das Zuschauen bei den Rennen relativ schnell langweilig wird. Dennoch ist der Drivatar ein guter, aber noch ausbausfähiger Ansatz, der auch in zukünftigen Rennspielen berücksichtigt werden sollte. 

Der Überblick

Ihr wollt einen Überblick über die wichtigsten Fakten sowie Vor- und Nachteile der beiden besten Rennsimulationen für PS2 und Xbox? Hier bekommt ihr ihn...

GRAN TURISMO 4

- ca. 700 Wagen (+)

- 52 Strecken (+)

- umfangreiches Tuning (0)

- kaum optisches Tuning (-)

- kein Onlinemodus (-)

- kein Schadensmodell (-)

- eingeschränktes Windschattenfahren (-)

- authentisches Fahrverhalten / Steuerung (0)

- Spaß-Modi wie Waschanlage & Fotomodus (+)

- durchschnittliche Gegner-KI (-)

Grafik:

- hohe Framerate (+)

- detaillierte Polygonmodelle und fotorealistische Hintergründe (+)

- gute Schärfe (+)

- starkes Kantenflimmern (-)

- weniger Streckendetails (-)

Sound:

- gute Motorengeräusche und Soundeffekte (0)

- abwechslungsreiche Songauswahl (+)

- keine eigenen Soundtracks möglich (-)

FORZA MOTORSPORT

- ca. 230 Wagen (-)

- ca. 30 Strecken (-)

- umfangreiches Tuning (0)

- viele Möglichkeiten für optisches Tuning (+)

- superber Onlinemodus (+)

- Schadensmodell in drei Stufen (+)

- Windschattenfahren überall möglich (+)

- authentisches Fahrverhalten / Steuerung (0)

- Autohandel, Autoclubs und starke Community (+)

- aggressive, aber gute Gegner-KI (+)

Grafik:

- detaillierte Streckenumgebungen (+)

- schön modellierte Autos ohne jedoch die Klasse von GT4 oder PGR2 zu erreichen (0)

- flimmerfreie Grafik (+)

- lediglich 30 FPS, dennoch gutes Geschwindigkeitsgefühl (0)

- stellenweise etwas zu bunt und unscharf (-)

Sound:

- gute Motorengeräusche und Soundeffekte (0)

- lasche Soundtracks (-)

- Möglichkeit, eigene Songs zu implementieren (+)

       

Fazit

Schon Project Gotham Racing 2 war ein herausragendes Rennspiel für die Xbox, das sich aufgrund des differenzierten Gameplays mit Kudos & Co nicht wirklich mit Sonys Vorzeige-Rennspielserie Gran Turismo vergleichen ließ. Mit Forza Motorsport bringt Microsoft endlich einen Titel, der es mit GT4 aufnehmen und ohne Zweifel im gleichen Atemzug genannt werden kann. Das Fahrverhalten ist super realistisch und auch die Präsentation mit detaillierten Strecken und Boliden stimmt. Zwar kann Forza nicht mit einem ähnlich großen Fuhrpark aufwarten, doch finden sich dafür z.B. rassige Modelle von Ferrari und Porsche im Sortiment, die im Sony-Titel nicht zu finden sind. Bei der etwas mageren Streckenauswahl und komplizierten Menüführung zieht Forza zwar den Kürzeren, rast dafür aber mit einem tollen Schadensmodell und dem genialen Onlinemodus pfeilschnell an Gran Turismo vorbei. Ich kann Fans von Rennspielen nur raten, sich wenn möglich beide Spiele zuzulegen, da sowohl GT als auch Forza eine ganze Menge zu bieten haben und euch über Monate hinweg beschäftigen werden. Einzig Anfänger könnten aufgrund des anspruchsvollen Fahrverhaltens überfordert sein. Für alle anderen heißt es: einsteigen, anschnallen und losrasen! Forza ist die beste Rennsimulation, die es derzeit auf der Xbox gibt!

Pro

geniales Fahrverhalten
feinfühlige Steuerung
umfangreicher Karrieremodus
massig Einstellungsmöglichkeiten
gute Streckenauswahl (Real-, City- & Fantasiekurse)
überwiegend ordentlicher Motorenklang
insgesamt gute KI
Importieren eigener Soundtracks
großer Fuhrpark
umfangreiches Tuning (auch optisch)
gutes Punktesystem
Rabatt-Aktionen
Windschatten auf jeder Strecke
flüssige, nahezu flimmerfreie Darstellung
detaillierte Strecken und Boliden
Schadensmodell in drei Stufen
fetter Onlinemodus (inkl. Autohandel)
Benzinverbrauch & Reifenabnutzung
Trainieren eines Drivatars

Kontra

keine verschiedenen Witterungsverhältnisse
kurzer Arcademodus
relativ wenige Strecken
kein Qualifying
umständliche Menüführung
Framerate könnte höher sein
keine Cockpit-Perspektive
langweilige Splitscreen-Rennen
keine Handicap-Funktion
vereinzelte Pop-Ups
keine Rallye-Kurse
unspektakuläre Boxenstopps
rempelnde Gegner
kleinere Lags bei Online-Matches
zu wenig Interaktion bei Drivatar-Rennen

Wertung

XBox

Forza ist die erste Wahl unter den Xbox-Rennsimulationen!

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