Moto GP: Ultimate Racing Technology 308.09.2005, Michael Krosta
Moto GP: Ultimate Racing Technology 3

Im Test:

Nachdem Namco im Juni das PS2-exklusive MotoGP4 auf die Rennstrecke geschickt hat, zieht THQ jetzt mit MotoGP – Ultimate Racing Technology 3 nach und lässt die PS-starken Zweiräder auf der Xbox und PCs aufheulen. Lässt Climax die Konkurrenz aus Japan einmal mehr hinter sich?

Wer bietet Rossi Paroli?

Auch wenn sich die beiden MotoGP-Titel in einigen Dingen unterscheiden, haben sie auf jeden Fall eine Gemeinsamkeit: Sie bieten alle Fahrer und Teams der Saison 2004, die auf den 16 Original-Rennstrecken um die WM-Krone kämpfen. Aber was sind schon Gibernau, Biaggi, Rossi und Co., wenn ihr erst mal auf eine flotte Maschine steigt?! Habt ihr euch ein eigenes Profil samt individuell zugeschnittener Ausrüstung (Helm, Anzug, Logo etc.)

Ui, das wird eng!
angelegt und für ein Motorrad entschieden, geht es im Karrieremodus an das Verteilen von Kreditpunkten, die ihr auch während der Saison nach erfolgreichen Läufen einheimst. Legt ihr bei eurem Bike mehr Wert auf eine gute Kurvenlage und wirkungsvolle Bremsen oder soll doch lieber die Höchstgeschwindigkeit oder Beschleunigung aufgewertet werden? Die Entscheidung liegt bei euch!

Bevor ihr ins Rennen startet oder die Qualifikation absolviert, empfiehlt es sich, vorher ein paar Übungsrunden zu drehen, um sich langsam mit der Streckenführung und den hoch motorisierten Maschinen anzufreunden. Wie schon bei den Vorgängern, ist das Fahrverhalten recht realistisch und damit anspruchsvoll ausgefallen. So bedarf es schon einiger Übung, um nicht aus jeder Kurve zu fliegen, denn eine Fahrhilfe sucht ihr auch auf dem niedrigsten der vier Schwierigkeitsgrade vergebens. Einzig die Powerslide-Empfindlichkeit darf in zehn Stufen eingestellt werden – das war’s. Aber natürlich können auch die Motorrad-Einstellungen das Fahrverhalten positiv oder negativ beeinflussen: Ihr habt die Wahl zwischen drei verschiedenen Reifenmischungen, stellt die Übersetzung sowie Federhärte für jede Strecke ein und entscheidet euch für einen Radstand. Wer nicht sofort ins kalte Wasser geworfen werden will, sollte das Fahrertraining besuchen, in dem ihr von der Gaskontrolle über das Fahren von Haarnadelkurven und Schikanen bis hin zur Einzelrunde in den Motorrad-Rennsport eingeführt werdet.

Geht’s auch extremer?

Ja, es geht! Denn ihr seid nicht nur im Grand Prix-Modus mit den MotoGP-Bikes unterwegs, sondern könnt euch auch im neuen Extreme-Modus auf 600ccm-, 1000ccm- und fetten 1200cm-Maschinen Rennen durch diverse Metropolen wie Rio, Barcelona, Prag oder Tokio liefern sowie schöne Landschaften wie die Toskana, Andalusien oder die südafrikanische Whale Coast unsicher machen. Zwar geht es auch hier um Meisterschaftspunkte, doch winkt daneben auch Cash, das ihr in diverse Upgrades für eure fahrbaren Untersätze investieren könnt. Im Programm gibt’s ein Motor-Tuning, Gewichtsreduktion, Bremsen, ein Traktions- und Stabilitäts-Paket sowie die PS-Steigerung für

Die Straßenrennen bieten meistens eine wundervolle Landschaftskulisse.
Leistungsfetischisten – und das alles in drei (unterschiedlich) teuren Stufen. Trotzdem solltet ihr euer hart verdientes Geld nicht komplett ins Tuning stecken, sondern auch was auf die hohe Kante legen, damit ihr euch irgendwann auch die richtig coolen PS-Schleudern leisten könnt, die euch zu Beginn noch mangels Kleingeld verwehrt bleiben.

Gib Gummi!

Seid ihr endlich auf der Piste unterwegs, werdet ihr ebenso schnell in einen Geschwindigkeitsrausch versetzt wie die Maschinen von null auf hundert beschleunigen. Um das Gefühl noch weiter zu verstärken, setzt ab einer bestimmten Geschwindigkeit ein zusätzlicher Verwisch-Effekt ein, der einen Tunnelblick suggeriert. Dies beeinflusst die Orientierung auf der Strecke und es fällt eindeutig schwerer, hier den passenden Bremspunkt zu finden. Leider lässt sich dieser Effekt nicht wie bei manch anderen Rennspielen (z.B. Enthusia Professional Racing) fakultativ abschalten, denn nicht jeder Spieler weiß eine solche Darstellung zu schätzen – vor allem, wenn zusätzlich bei heißen Strecken wie Phakisa auch noch ein Hitzeflimmern oder eindrucksvolle Lens Flare-Effekte (z.B. Andalusien) die Sicht beeinträchtigen. Glücklicherweise wird der Geschwindigkeitsrausch nur sehr selten durch kleine Ruckler getrübt. Kein Wunder, denn die 16 Grand Prix-Strecken zeichnen sich nicht gerade durch viele Details aus, sondern kommen sehr karg daher. Ganz anders die Fahrer und Bikes: diese überzeugen durch  geschmeidige Animationen und viele Details wie Echtzeitspieglungen und schicke Partikeleffekte am Auspuff sowie beim Schleifen über den Boden. Einziger Wermutstropfen ist hier, dass man oft deutlich erkennen kann, wenn beim Näherkommen eine detailliertere Textur auf die Modelle gepappt wird. Auch die Extreme-Kurse können im Gegensatz zu den öden GP-Strecken überzeugen und verwöhnen mit feinen Gebäudetexturen sowie eindrucksvollen Lichteffekten das Zockerauge. Dennoch ist die Konkurrenz bereits einen Schritt weiter und bietet etwa Spiegelungen in den Fenstern von Gebäuden, was bei MotoGP3 nicht der Fall ist. Zudem hat die Raserei auf diesen Strecken etwas mehr mit einer ruckelfreien Darstellung zu kämpfen, obwohl Slowdowns auch hier die Ausnahme bleiben. Ein wenig schade ist die Tatsache, dass man auf den Extreme-Strecken im Gegensatz zu den GP-Pisten keinerlei Einfluss auf das Wetter nehmen kann und mit einer festgelegten Einstellung Vorlieb nehmen muss, die nicht immer so gelungen scheint. Wer will schon über eine triste und stark bewölkte Copacabana heizen, wo Brasilien doch ein Sommer-Sonne-Land schlechthin ist? Auch der Soundbereich offenbart noch ein paar Schwächen, abgesehen von dem arg gewöhnungsbedürftigen Rock-Soundtrack, der Gott sei Dank auf der Xbox durch eine eigene Playlist ersetzt werden darf: Prinzipiell klingen die Motoren zwar gut und satt, doch hat man es versäumt, z.B. in Tunneln die Klangcharakteristik (Stichwort: Hall) zu verändern.

      

Skrupellose KI

Jeder weiß, dass Motorradfahren eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit ist. Wenn es dann noch in einem Pulk von 20 Fahrern mit über

Und schon hat's wieder gekracht! Oft gehen solche Unfälle auf das Konto der Rempel-KI.
300 Sachen über die Piste geht, wird das Risiko damit nicht gemindert und es sollte eigentlich klar sein, dass man sich hier nicht als Rambo auf zwei Rädern durch’s Fahrerfeld kämpft. Ich weiß das und ihr wisst das vermutlich auch – nur die KI scheint davon noch nichts gehört zu haben und fährt euch - und damit auch die Hit-Auszeichnung - von hinten immer wieder gnadenlos über den Haufen. So kam es nicht nur einmal vor, dass die Rüpel mich in Führung liegend in der letzten Kurve noch abgeschossen haben – Frustration pur! Das alles wäre ja noch halb so wild, wenn sich die Rempel-Kerle bei einer Kollision ebenfalls hinlegen und damit die Konsequenzen ihrer rüden Attacken erleben würden. Leider passiert das nur in den seltensten Fällen, denn in der Regel fahren die Übeltäter einfach weiter – selbst das Fahrerfeld hinter euch brettert über euren Körper und die am Boden liegende Maschine hinweg. Wenigstens reißt es euch nicht alleine von der Maschine, wenn ihr mit hoher Geschwindigkeit direkt von hinten auf einen Gegner drauf knallt. Damit ist die Kollisionsabfrage in diesem Punkt zwar etwas besser als das Namco-Pendant, aber insgesamt noch sehr schwach und durch die unfairen Rempelattacken sogar noch frustrierender.

Das Gummiband ist gespannt

Doch wenn ihr nicht gerade in der letzten Kurve durch Fremdeinwirken oder eigenes Verschulden neben der Strecke landet, gibt es noch Hoffnung auf den Sieg, denn die Gegner verfügen über eine Gummiband-KI, wie sie im Buche steht. Selbst wenn ihr in den ersten beiden Schwierigkeitsgraden auf den ersten Metern der letzten Runde noch auf dem dritten Platz liegt, könnt ihr es mit einer fehlerfreien Fahrt noch bis ganz oben auf’s Podest schaffen. Für einen Arcade-Renner mag ein solches Gegnerverhalten ja angebracht sein. Bei einem Spiel, das sich die Simulationsaspekte und "Ultimate Racing Technology" auf die Fahnen geschrieben hat, dagegen nicht. Erst auf den beiden höchsten Stufen zeigen die Fahrer, was wirklich in ihnen steckt und fahren nicht mit angezogener Bremse weiter, wenn ihr zurück liegt. Schafft ihr es trotzdem, in Führung zu gehen, neigen die Kontrahenten wieder sehr zur Brechstangen-Methode und lassen den Frust-Faktor deutlich steigen.

Peppige Online-Duelle

Wie gut, dass es da noch das Zeitfahren gibt, bei dem ihr ganz alleine oder nur mit einem Ghost auf Bestzeiten-Jagd geht. Wer trotzdem gerne Gesellschaft hat, wird sich auf den Multiplayer-Modus freuen, der nicht nur online und via LAN an den Start geht, sondern sogar am PC bis zu vier Mitspieler an einem Bildschirm erlaubt. Aufregender sind natürlich die LAN- oder Onlineduelle, an denen bis zu 16 Spieler teilnehmen können. Neben Einzelrennen, Grand Prix und kompletten Meisterschaften, gibt es im Multiplayer zwei weitere Modi, die Abwechslung in den Rennalltag bringen: So geht es im Jagd-Modus nicht direkt um den Rennsieg, sondern darum, die Gegner in den Sektorenzeiten zu schlagen – eine schöne Idee. Der Stunt-Modus ist dagegen an Project Gotham Racing & Co angelehnt, denn hier gilt es für waghalsige Fahrmanöver wie Drifts Punkte zu sammeln. Apropos PGR: Auch MotoGP 3 versetzt euch auf Wunsch in die Rolle des Zuschauers, der die Spielesessions einfach nur am Bildschirm verfolgen und sich durch die verschiedenen Fahrer (und Perspektiven) switchen sowie über das Headset Kommentare zum Geschehen abgeben kann.

Die Einstellungen geben dem Host viele Möglichkeiten, die Auseinandersetzungen zu gestalten. So stehen euch nicht nur die Grand Prix- und Extreme-Kurse zur Auswahl, sondern auch noch viele Spieloptionen: Euch nerven die Kollisionen, wenn

Auch bei Regen geht's auf die nassen Pisten!
ihr eng nebeneinander in die Kurven fahrt? OK, schaltet sie aus. Ihr seid nur zu zweit, hättet aber gerne ein Starterfeld von 16 Spielern? Kein Problem, schaltet KI-Fahrer unterschiedlicher Stärke hinzu, die mit ihren Rempelattacken nicht mehr durch kommen, wenn ihr die Kollisionen deaktiviert habt. Ebenfalls schön: Wenn ihr die Startposition nicht dauernd dem Zufall überlassen wollt, könnt ihr auch online die Qualifikation ausfahren und dabei ein Zeitlimit festlegen – so was sollten alle Rennspiele im Onlinebereich bieten, denn auch die Quali kann eine spannende Angelegenheit sein! Schade ist nur, dass auch Spieler mit besseren (weil freigeschalteten) Maschinen an den Rennen teilnehmen können. Sowohl online als auch offline verbessert oder verschlechtert ihr euch aufgrund eurer Ergebnisse in der Top 100-Rangliste. Logisch: Wer höher steht, hat bereits mehr Erfolge und Belohnungen verbuchen können als jemand, der gerade die ersten Rennen hinter sich gebracht hat. Um trotz dieser Überlegenheit der Profi-Spieler etwas Fairness walten zu lassen, schaut das Spiel bei Online-Duellen genau hin: Selbst wenn ihr als Anfänger nur auf einem vierten oder fünften Rang landet, steigt ihr in der Liste auf. Unterliegt ihr als Profi dagegen einem Grünschnabel, geht es in der Rangliste rapide bergab. Dennoch ist es neben den vereinzelten Lags frustrierend zu sehen, wie andere Fahrer dank überlegenem Material allen anderen uneinholbar auf und davon fahren. Insgesamt ist der Multiplayer-Part trotz kleinerer Mängel hervorragend gelungen und verspricht mit vielen Mitspielern ein Rennvergnügen erster Güte.

     

Fazit

Im direkten Vergleich zu Namcos MotoGP4 fällt auf, dass die Japaner beim Spielgefühl zwar aufgeholt haben, aber THQ in Sachen Simulation noch nicht ganz das Wasser reichen können. Die Motorräder unterschiedlicher Leistungsklassen lassen sich nach einer gewissen Eingewöhnungszeit kontrolliert über den Asphalt scheuchen, sehen dabei prima aus und hören sich gut an. Nur die triste Umgebung der GP-Strecken ist nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit, was die mitunter wunderschönen Straßenkurse aber ausgleichen. Überhaupt ist der Extreme-Modus mit seinen drei Motorrad-Klassen und dem kleinen Tuning-Part eine wunderbare Ergänzung zum Kampf um die Weltmeisterschaft. Auch die Multiplayer-Möglichkeiten lassen kaum Wünsche offen und werden hoffentlich für volle Server sorgen. Was MotoGP – Ultimate Racing Technology 3 letztlich doch die Hit-Auszeichnung kostet, ist die Gummiband-KI, die mit der unausgereiften Kollisionsabfrage mehr durch frustrierende Rammbock-Aktionen als fahrerischer Finesse auffällt. Trotzdem ist THQs Zweirad-Raserei auch mangels Konkurrenz für Xbox- und PC-Biker erste Wahl – vornehmlich für diejenigen, die auch Online- oder LAN-Sessions in Betracht ziehen. Spielerisch gibt es praktisch keinen Unterschied zwischen PC und Konsole, doch wurde die Xbox-Fassung mit einigen Extras bedacht. So könnt ihr auf der Microsoft-Konsole einen kompletten Video-Saisonrückblick freischalten und euch vor jedem Rennen im Karrieremodus an einem kleinen Real-Filmchen erfreuen.

Pro

offizielle MotoGP-Lizenz
neuer Extreme-Modus mit Straßenrennen und Tuning
schicke Texturen (Extreme-Kurse)
detailliert modellierte Bikes
geschmeidige Fahrer-Animationen
motivierender Karrieremodus mit Kreditpunkten
z.T. coole Grafikeffekte (Hitzeflimmern, Geschwindigkeit)
gute, anspruchsvolle Steuerung
viele Perspektiven
interessante Videos (nur Xbox)
gelungener Multiplayer-Modus

Kontra

rempelnde Gummiband-KI
vereinzelte Ruckler (vor allem bei Stadtkursen)
Grafikeffekte nicht abschaltbar
aufploppende Fahrer-Texturen
keine Wettereinstellung und Tageszeiten im Extreme-Modus
Ruckel-Replays (vor allem Xbox)
vereinzelte Lags beim Onlinespiel

Wertung

PC

XBox

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