Test: Oddworld: Strangers Vergeltung (Action-Adventure)

von Paul Kautz



Publisher: Electronic Arts
Release:
12.2010
kein Termin
11.2011
19.12.2012
23.01.2020
03.03.2005
Spielinfo Bilder Videos
Eine runde Sache

Optisch wirkt Stranger auf den ersten Blick weder sonderlich spektakulär noch wirklich beeindruckend: Anfangs erwartet euch ein Wildwest-Szenario, später wird’s dann zunehmend dschungeliger. Doch schon nach kurzer Zeit merkt man, wie stimmig die Umgebung in sich ist, wie 
Der lange Marsch: Ihr beginnt in einem klassischen Wildwest-Szenario...
konsequent und vor allem wie lebendig. Das hier vermittelte Gefühl einer atmenden Welt bekommt ihr sonst nur in den Games der GTA-Reihe. Wenn euch in einem Canyon eine Staubwolke umweht, ihr durch ein Meer von Pusteblumen trabt oder die Sonne sanft durch die Bäume blinzelt, ist man einfach nur hingerissen. Die cartoonigen Animationen, speziell die der Gegner und der huhnigen Stadtbewohner, sind der Hammer – werdet ihr z.B. niedergestreckt, freuen sich eure Feinde scheckig, kommen angewackelt und feiern einen Freudentanz um euren leblosen Körper. Der Stranger selbst könnte cooler kaum sein: kontrollierte Bewegungen, ein tief ins Gesicht gezogener Schlapphut und das obligatorische Ausspucken von Kautabak machen ihn zum tiefgekühltesten Spielehelden seit Max Payne. Auch effektmäßig hält sich das Programm nicht zurück: realistisch plätscherndes Wasser, fette Explosionen, die den Bildschirm kurz in einen Partikeloverkill stürzen und der dramatische Übergang von Gebäuden nach außen bei vollem Gegenlicht sind eine Augenweide. Lediglich die gelegentlich niedrig aufgelösten und zum Flimmern tendierenden Texturen mögen ein Dorn im Auge sein, den man aber zugunsten des harmonischen, und vor allem jederzeit flüssigen Gesamteindrucks gerne vernachlässigt.

Wie in Half-Life 2 erwartet euch hier eine durchgehende Welt ohne Stilbrüche oder Levelsprünge: Ihr könnt zwar nicht jederzeit überall hin, auch verlasst ihr Bereiche komplett, nachdem ihr z.B: in einer Stadt  alle Aufträge erledigt habt – aber die Locations sind immer logisch miteinander verbunden. Die Interaktivität der Umgebung könnt ihr außerdem zu eurem Vorteil nutzen: schubst Gegner in gigantische
...und landet schon bald in einem lauschigen Dschungel.
Ventilatoren, bringt Benzinfässer zum Explodieren oder bedient einen Kran, der ein gigantisches Gewicht auf unbedarfte Feinde plumpsen lässt – es gibt viele Möglichkeiten, sich das Leben einfacher zu machen. Der glanzvolle Höhepunkt sind schließlich die Renderfilme: Toll animiert, den abgefahrenen Grafikstil konsequent weiterführend und fantastisch in Szene gesetzt führen sie die Story weiter, die anfangs gemächlich, später aber immer besser ins Rollen kommt.

Eure Hatz wird die meiste Zeit von erstaunlich ruhiger, an Ennio Morricones Werke erinnernde Wildwest-Musik begleitet, die sich dem Spielgeschehen anpasst, und somit in wilderen Momenten dramatisch an Tempo gewinnt. Klares Highlight ist aber die deutsche Sprachausgabe: Der Stranger hat eine bodenlose tiefe Stimme, Bewohner schnattern und krächzen wild umher, Bossgegner krakeelen wütend - die Sprecher sind super besetzt, die Texte (selbst Schilder und Beschriftungen in den Renderfilmen wurden übersetzt) sind fehlerfrei. Allerdings vermisst man genau wie in der englischen Fassung die Untertitel.

Sprechende Hühner

Trotz der »Einsamer Wolf«-Einstellung des Strangers seid ihr nicht allein: Neben den Gegnern bevölkern auch die vogelähnlichen Stadtbewohner (»Clakkerz«) die Welt. Ihr könnt jeden davon zum aktuellen Auftrag befragen, wobei die Antwort entweder hilfreich, neutral oder barsch ausfällt – je nachdem,
Die Dorfbewohner haben immer einen schlauen Tipp oder albernen Spruch parat.
welchen Eindruck die Leute von euch haben: Seid ihr freundlich, geben sie einem Tipps oder führen Dialoge,  die einem nützen. Haut ihr sie hingegen um, um z.B. schnell an etwas Geld zu kommen, werden sie immer wortkarger, verbreiten die Kunde von dem bösartigen Fremdling sogar in andere Städte und werden, wenn ihr es zu sehr auf die Spitze treibt, feindselig. Wenn ihr gar nicht mehr weiterwisst, haltet einfach kurz an und drückt die »X«-Taste – schon murmelt der Stranger einen Tipp, was als nächstes zu tun ist. Habt ihr nach 15 bis 20 Stunden die interessante, aber linear verlaufende Story beendet, bietet der Stranger leider nicht mehr viel Weiterführendes – ein Mehrspielermodus, in dem man sich gegenseitig die verrückte Munition um die Ohren haut, wäre nett gewesen.

   

Kommentare

johndoe477744 schrieb am
Als strickter RPG-Fan verständlich,doch wenn man Action-Adventures
mag ist es fast schon ein Geheimtip.
Einfach ein klasse Game!
johndoe-freename-84402 schrieb am
ich bin von dem game echt entäuscht hatte mir vorgestellt. Is aber trotzdem mal was neues.
Alpha eXcalibur schrieb am
Also ich bin nur noch begeistert von dem Game. Nachdem ich der Xbox zuletzt eigentlich den Rücken zugewendet hatte ist das echt ne derbe Überraschung. 90% hättens aber ruhig sein dürfen. ;)
Höpi schrieb am
*werlesenkannistklarimvorteil*
oops?! hab ich das gesagt oder hab ich das gedacht?! ^^
hehe
johndoe-freename-67119 schrieb am
Steht doch alles im Text:
»Klares Highlight ist aber die deutsche Sprachausgabe: Der Stranger hat eine bodenlose tiefe Stimme, Bewohner schnattern und krächzen wild umher, Bossgegner krakeelen wütend - die Sprecher sind super besetzt, die Texte (selbst Schilder und Beschriftungen in den Renderfilmen wurden übersetzt) sind fehlerfrei. Allerdings vermisst man genau wie in der englischen Fassung die Untertitel.«
schrieb am