AND1 Streetball22.07.2006, Jens Bischoff
AND1 Streetball

Im Test:

Nach EA und Midway versucht sich nun auch Ubisoft auf dem virtuellen Streetball Court. Mit der trendigen AND1-Lizenz hat man sogar echte Straßenzauberer im Schlepptau, die nicht nur lizenzierte Klamotten und Schuhe tragen, sondern auch mit authentischen Signature-Moves aufwarten. Doch können Main Event, Pharmacist, Professor & Co. auch spielerisch der NBA-gestützen Konkurrenz Paroli bieten?

Vom Nobody zum AND1-Star

Jedes Jahr tourt die AND1-Crew quer durch Amerika, um in showlastigen Streetball-Turnieren ihre Künste zum Besten und ehrgeizigen Fans die Chance auf einen Platz in ihren Reihen zu geben. Dabei geht es weniger darum, dass man gewinnt, sondern wie man zum Sieger wird:

Freakshow: Per Spieler- und Move-Editor könnt ihr euch die abgefahrensten Charaktere basteln.
 Nur wer seinen Gegner schwindelig spielt, spektakuläre Punkte erzielt und abgefahrene Moves hinlegt, darf sich Chancen auf einen Platz im Tourbus ausrechnen. So auch im Karrieremodus des virtuellen Pendants von Black Ops Entertainment und Ubisoft: ihr reist von Stadt zu Stadt und müsst euren Platz in einer Reihe von Turnierspielen verteidigen.

Neben den Hauptspielen könnt ihr gelegentlich auch an optionalen Nebenspielen teilnehmen, bei denen ihr bestimmte Vorgaben erfüllen müsst, um zusätzliche Belohnungen zu erhalten. So könnt ihr beispielsweise neue Moves, Courts, Outfits und Videos freispielen sowie verdientes Geld in neue Schuhe und Klamotten, Frisuren, Tattoos oder verbesserte Spielerattribute investieren. Klingt ganz nett, auf Dauer mangelt es der Streetball-Karriere aufgrund des immer gleichen Event-Ablaufs aber merklich an Abwechslung. Immerhin darf sich euer per Charakter-Editor erstelltes Alter Ego aber relativ frei entfalten und ein sehr individuelles Aussehen annehmen. Auf der PS2 dürft ihr euch via EyeToy-Kamera sogar selbst ins Spiel bringen. Die Ergebnisse sind aber geradezu lächerlich - nicht einmal eure Mutter würde euch wiedererkennen. Im Move-Editor könnt ihr dann noch individuelle Trickfolgen erstellen, um auch spielerisch persönliche Noten zu setzen.

Spielverderber: Steuerung und KI

Leider gestaltet sich das Ausführen der Moves jedoch unnötig hakelig. Wer seinen Gegner so richtig schwindelig spielen will, muss nämlich präzise mit beiden Analogsticks hantieren, was selbst Pad-Akrobaten ins Schwitzen bringt. Ungewollte Patzer sind somit an der Tagesordnung, was den Spielfluss immer wieder hemmt und unnötig für Frust sorgt. Hinzu kommt, dass eure Mitspieler meist nur regungslos in der Gegend herum stehen und sich euch lieber in den Weg stellen als sich frei zu laufen.

Die Nutzung des Icon-Pass-Systems ist etwas hakelig und ein Griff in die Trickkiste oftmals Glückssache...
 Auf der Xbox fällt zudem noch das Dribbeln und Icon-Passen sehr unhandlich aus. Doch selbst blind geworfene Pässe kommen in der Regel problemlos an, da der Ball oft einfach durch Gegner hindurch fliegt als seien sie aus Luft. Manchmal könnt ihr sogar komplett durch andere Figuren hindurch laufen, was dem Spiel einen ziemlich unfertigen und unrealistischen Eindruck verleiht.

Durchwachsene Präsentation

Auch die an sich gelungenen Animationen hätten teilweise noch etwas Feinschliff vertragen: Der Wechsel zwischen verschiedenen Bewegungsabläufen gestaltet sich nämlich teils sehr ruppig und es kommt immer wieder vor, dass euer Spieler bestimmte Bewegungen sogar komplett verweigert. Zudem hat Black Ops den Athleten keinerlei Mimik gegönnt, so dass gerade die Nahaufnahmen, Zeitlupensequenzen oder Replays extrem starr und emotionslos wirken. Auf der PS2 müsst ihr zudem mit geradezu monströsen PAL-Balken leben, die das Spielfeld auf Kleinformat zusammen stauchen. Ansonsten sind die Spielermodelle und Animationen jedoch weitestgehend authentisch, aber hier wäre einfach weit mehr möglich bzw. nötig gewesen, um aktuellen Grafikansprüchen gerecht zu werden. Gleiches gilt für die Soundkulisse: Der Rap- und HipHop-Soundtrack, den ihr auf der Xbox jederzeit durch einen eigenen Soundtrack ersetzen könnt, kann sich zwar hören lassen und auch die Moderation von Duke Tango sowie der vereinzelte Trashtalk der Spieler geht in Ordnung.

Airtime: Spektakuläre Dunks und individuelle Spezialmanöver werden stilgerecht zelebriert.
 Aber die Sprachsamples wiederholen sich einfach viel zu oft, so dass die anfängliche Begeisterung schnell in Verdruss umschlägt.

Die Show steht im Vordergrund

Ansonsten verdient ihr euch mit imposanten Dribblings und Pässen, flotten Steals und Blocks, spektakulären Alley-Oops und Dunks sowie Verspottungen des Gegners Respekt bzw. so genannte Mic Checka-Mikrofone, mit denen ihr zu gegebener Zeit einen NBA Jam -ähnlichen On Fire-Modus oder individuelle Gamebreaker-Manöver wie in NBA Street vom Stapel lassen könnt, um am Ende als vom Publikum gefeierter Punktsieger von Platz zu gehen. Wer nicht gerne allein spielt, kann übrigens - genügend Controller (und Multitaps) vorausgesetzt - auch mit bis zu drei (Xbox) bzw. sieben (PS2) Freunden auf Korbjagd gehen. Über Xbox Live dürft ihr sogar Matchs für bis zu zehn Mitspieler organisieren - Online-Rankings, Community-Features und Headset-Unterstützung inklusive. Auf der PS2 dürfen hingegen gerade mal vier Spieler online ran - während ihr auf Voice-Chat und Community-Features komplett verzichten müsst. Daneben habt ihr noch die Möglichkeit, ein Tutorial zu durchlaufen, absolvierte Nebenspiele zu wiederholen, im Training eure Moves zu verfeinern oder im Pickup-Modus nach eigenen Regeln munter drauf los zu stopfen.  

Fazit

Schade, schade: Die AND1-Lizenz hat Ubisoft leider ziemlich in den Sand gesetzt. Zwar wirken Spieler, Moves und Umfeld recht authentisch, aber Spielspaß kommt auf dem Court leider nur mäßig auf. Grund dafür ist neben der durchwachsenen Technik und dem trägen Spieltempo vor allem die misslungene Steuerung. Keine Ahnung, wer bei Black Ops auf die Idee gekommen ist, Trickcombos mit den Analogsticks auszuführen, unpräziser und unhandlicher geht es wohl fast nicht. Vor allem das Kombinieren diagonaler Druckrichtungen ist oft reine Glückssache. Zudem nerven auf der Xbox unhandliche Dribblings und Icon-Pässe, während PS2-Korbleger zwar intuitiver ins Spiel finden, mehr Mitspieler um die Konsole scharen dürfen und dazu noch 15 Euro weniger Startgeld zahlen, aber dafür mit monströsen PAL-Balken, lächerlicher EyeToy-Einbindung und einem abgespeckten Online-Modus leben müssen. Hinzu kommt auf beiden Plattformen eine mehr als ungenaue Kollisionsabfrage und KI-Mitspieler, deren Intelligenz irgendwo zwischen Daniel Küblböck und Playboy 51 anzusiedeln ist. Auch die eigentlich gute Soundkulisse geht einem aufgrund ständiger Wiederholungen schnell auf die Nerven und selbst der im Mittelpunkt stehende Karrieremodus läuft Ort für Ort immer nach demselben Schema ab. Schaut euch die Mix Tape Tour der AND1-Stars lieber auf DVD an und bleibt spieltechnisch bei NBA Street oder NBA Ballers , da habt ihr definitiv mehr Spaß!

Pro

ermäßigter Preis
solider Soundtrack
60Hz-Modus (Xbox)
authentisches Ambiente
Charakter- & Move-Editor
umfangreiche Trickpalette

Kontra

unterirdische KI
träges Gameplay
starre Spielergesichter
unhandliche Steuerung
monotoner Karrieremodus
extreme PAL-Balken (PS2)
schwache Kollisionsabfrage
wiederholungsanfällige Kommentare

Wertung

PlayStation2

XBox

Durchwachsenes Arcade-Streetball mit unhandlicher Steuerung und mieser KI.

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