FIFA Street 210.03.2006, Michael Krosta
FIFA Street 2

Im Test:

Wer braucht schon riesige Stadien, blendendes Flutlicht und einen gepflegten Rasen, wenn es sich auf dem abgelegenen Hinterhof um die Ecke ebenfalls prima kicken lässt? Mit Fifa Street 2 (ab 19,12€ bei kaufen) schickt euch EA erneut auf die Straße, wo ihr mit spektakulären Tricks für Aufsehen sorgen und euch bis an die Spitze schießen könnt. Geht der Ball dabei ins Spielspaß-Netz oder wird es doch nur ein Lattenschuss?

Nichts ist unmöglich

Wow, einfach unglaublich, was die Spieler in Fifa Street 2 so alles mit einem Fußball anstellen können: Ein Druck auf den rechten Analogstick genügt und schon fangen sie bei einem Zweikampf an zu zaubern, tunneln den Ball zwischen den Beinen des Gegners hindurch, nutzen

Ronaldinho zaubert...
Wände als Banden, verwirren die andere Mannschaft mit spektakulären Zuspielen, täuschen kurz an und lassen den überrumpelten Gegenspieler nach einer Drehung hinter sich oder zeigen Tricks, die man normalerweise höchstens Brasilianern in ihren besten Zeiten zutrauen würde.

Was ihr in den ersten Minuten an herrlich animierten Bewegungsabläufen seht, lässt sich mit dem Trickstick und der Kombination anderer Tasten kinderleicht ausführen. Diese Aktionen dienen nicht nur der Unterhaltung und Demütigung eures Gegenübers, sondern bauen gleichzeitig eure Gamebreaker-Leiste auf: Ist sie gefüllt, rennt ihr zur Mitte des Platzes und habt anschließend die Wahl, ob ihr die drei gegnerischen Akteure während des Gamebreakers bis zum K.O. austrickst und deren Tore auf das eigene Konto übertragt, oder den Ball gleich mit einem Knaller-Schuss im Netz versenkt – und das alles natürlich unter Zeitdruck. Zwar hat man neuerdings die Möglichkeit, Tricks zu blocken, doch sind die Erfolgsquoten relativ gering. Schade, denn hat man die Geschichte mit dem Gamebreaker und den Tricks erst richtig drauf, kann eine Begegnung schon innerhalb weniger Minuten beendet sein.

Die Schattenseiten

Überhaupt werdet ihr schnell die Schattenseiten bemerken, die auch schon den Spielablauf des Vorgängers gewaltig störten. Es ist am Anfang ohne Zweifel spaßig, andere Spieler mit den virtuosen Aktionen im Regen stehen zu lassen. Wenn es euch aber selbst erwischt, wird euch erst bewusst, wie lange es manchmal dauert, bis der eigene Spieler endlich wieder auf den Beinen steht. Es vergeht einfach zu viel wertvolle Zeit, bis sie sich wieder fangen. Ein weiteres Problem sind die vielen Fouls, die schöne Spielzüge oft zunichte machen: Wollt ihr euch z.B. mit Kunststückchen einige Punkte sichern, wird der Ansatz innerhalb kurzer Zeit durch eine gegnerische Blutgrätsche zerstört. Überhaupt wird gefoult, was das Zeug hält, so dass man sich oft genug einen Schiedsrichter wünscht, der ins rüpelhafte Geschehen eingreifen könnte.

Leider machen euch nicht nur die gegnerische Mannschaft, sondern auch die eigenen Kameraden das Leben schwer: Anstatt sich eigenständig zu einem freien Ball zu bewegen, decken sie lieber weiterhin andere Spieler oder laufen gar in die falsche Richtung. Auch der Torwart lässt euch oft im Stich und hat sich verglichen mit der Vorabversion nicht sonderlich weiter entwickelt. Schon dort haben wir bemängelt, dass sich der Keeper zu passiv verhält und neben vereinzelten Glanzparaden so manchen laschen Schuss wie ein blutiger Anfänger durchgehen lässt. Daneben haben auch die generischen Mannschaften eine extrem unterschiedliche Tagesform: So kann es trotz vier verschiedener Schwierigkeitsgrade passieren, dass euch deutlich unterlegene Mannschaften bereits nach wenigen Zügen in Grund und Boden spielen, während sie im Rematch fast gar nichts auf die Reihe bekommen. Gerade wenn sie zaubern ohne Ende, ihr keine Chance auf den Ball habt und schon wieder ausgetrickst werdet, bevor ihr richtig auf den Beinen steht, kommt schnell Frust auf.

Risikofaktor Torwart: Hält er oder hält er nicht?
Dazu kommt eine ungenaue Steuerung bei der Verteidigung, durch die ihr öfters ins Leere grätscht. Habt ihr eure Mannschaft mit dem PS2- und Xbox-Pad ansonsten gut unter Kontrolle, erweist sich das Kicken mit dem Cube-Controller etwas gewöhnungsbedürftiger.

Wo ist der Ball?

Um die Übersicht zu verbessern, hat man Fifa Street 2 neue Kameraperspektiven spendiert: Anstatt wie beim Vorgänger nur verschiedene Ansichten von der Seitenlinie zu bieten, könnt ihr jetzt zusätzlich von oben nach unten und umgekehrt über den Platz hetzen. Wird das Geschehen auf Xbox und Cube nur gelegentlich durch kleine Ruckler gestört, kann die PS2-Version nicht überzeugen: Obwohl die Texturen schon gröber dargestellt werden, ruckelt und zuckelt es konstant an allen Ecken und Enden, so dass neben der Framerate auch der Spielspaß merklich in die Knie geht. Zwar wurden die nervigen Kommentare des Vorgängers entfernt, doch drücken die verhaltene Freude bei Toren, der fehlende Bums bei Gamebreakern sowie die allgemeine Stille neben dem Platz auf die Stimmung. Selbst die EA-Trax im Hintergrund wollen mit ihrer gewöhnungsbedürftigen Auswahl nicht richtig zum Gekicke passen – hier hat man schon Besseres gehört.  

      

         

Großer Umfang

In Sachen Spielmodi und Umfang gibt man sich dagegen keine Blöße: Egal, ob ihr mit eurer Trick-Score, der Toranzahl oder einzig durch Gamebreaker-Knaller gewinnen wollt, könnt ihr die Ziele und Spielzeit vor jedem Freundschaftsspiel festlegen.

Spieler gedemütigt, Schuss und Tor!
Die meiste Zeit werdet ihr jedoch im Absolute Street-Modus verbringen, dem Karrieremodus von Fifa Street 2. Hier bastelt ihr euch zunächst in einem umfangreichen Editor einen Ballkünstler und verteilt anschließend Talent Cents in den Bereichen Tempo, Schießen, Tricks, Abwehr und Power. Weitere Cents erhaltet ihr in den zahlreichen Veranstaltungen durch tolle Tricks und Siege, so dass ihr euren Fußballer nach und nach immer mehr aufwerten und neue Moves erlernen könnt. Habt ihr einen bestimmten Punkt in der Karriere erreicht, dürft ihr euch sogar als Kapitän einer ganzen Mannschaft beweisen und euch euer Traum-Team aufbauen. Gar nicht so einfach, wenn unzufriedene Spieler meckern, das Team verlassen und euch anschließend herausfordern. Aber ein echter Kapitän zeigt den Aufmüpfigen schon, wo der Hammer hängt… Habt ihr euch in der Szene einen Namen gemacht, tretet ihr gegen internationale Größen vom Schlag eines Ronaldinho, Zidane oder Helden vergangener Zeiten wie Franz Beckenbauer in Turnieren an. Insgesamt erwarten euch im Karrieremodus eine Vielzahl verschiedener Wettbewerbe, bei denen die Ziele vorgegeben sind. Mal reichen drei Tore zum Sieg, ein anderes Mal müsst ihr durch Tricks schneller einen Punktestand erreichen als das andere Team oder es zählen lediglich Treffer während eines Gamebreakers. Nach und nach werden weitere Herausforderungen freigeschaltet, genau wie neue Plätze und Outfits von der stinkigen Socke bis zum stylischen Hut.

Trick-Künstler

Da ihr auf dem Platz durch all die Blutgrätschen kaum Gelegenheit habt, euer volles Repertoire an Tricks zu entfalten, gibt es mit der "Skills Challenge" einen neuen Modus, in dem ihr endlich zeigen könnt, was ihr wirklich auf dem Kasten habt. Hier gilt es, die vom Programm vorgegebenen Bewegungsfolgen so schnell wie möglich auszuführen, um die nächste Stufe zu erreichen. Dazwischen gibt es auch immer wieder Freestyle-Einlagen, in denen ihr punkten könnt. Zwar ist die Spielzeit in diesem Modus sehr kurz, aber dennoch macht das Herumhantieren mit den zahlreichen Tricks immer wieder Spaß und ist zudem eine gute Übung, die zahlreichen Möglichkeiten in Ruhe einzustudieren. Das Tutorial leistet in diesem Zusammenhang nämlich alles andere als einen guten Job: Anstatt euch praktisch an die Spielmechanik

Die Editoren erlauben viele Gestaltungsmöglichkeiten.
heranzuführen, haben die Entwickler lediglich englischsprachige Demo-Videos mit deutschen Untertiteln auf die DVD gepackt. Ein kleiner Übungsplatz wäre hier sicher die bessere Wahl gewesen… 

Seid kreativ

Apropos Platz: Obwohl schon genügend Hinterhöfe und Bolzplätze mitgeliefert werden, habt ihr in der Kreativzone zusätzlich die Möglichkeit, euch neben weiteren Spielern und Teams auch ein eigenes Zuhause für euch und euer Team zu basteln. Dabei funktioniert der Editor genau so simpel wie bei der Charaktererstellung: Schritt für Schritt entscheidet ihr euch für eine Stadt, einen Bodenbelag, die Randbebauung und sogar die Form und Farbe der Tore, so dass ihr im Handumdrehen Besitzer eines eigenen Heimplatzes werdet. Wer nicht gerne alleine die Fußbälle tanzen lässt, darf sich auf allen Systemen bis zu drei weitere Freunde zu einer Begegnung einladen, doch verkommt hier der Spielablauf fast noch mehr zu einer Grätscherei als gegen die KI. Einen Onlinemodus gibt es nicht.       

Fazit

Fifa Street konnte bei mir schon keinen Treffer landen. Und auch der Nachfolger hat es trotz einiger Verbesserungen, sehenswerter Tricks, tollen Editoren und seinem ansehnlichen Umfang nicht geschafft, mein Fußballherz höher schlagen zu lassen. Zu dusselig stellen sich meine Mitspieler oft an, allen voran mein Torwart. Und warum muss so ziemlich jede kleine Trick-Einlage gleich mit einer Blutgrätsche beantwortet werden? Wozu all die Möglichkeiten, wenn man sie eigentlich nur im neuen Trick-Skill-Modus nutzen kann? Für einen kleinen Arcade-Kick zwischendurch mag sich Fifa Street 2 eignen. Da der Spielspaß jedoch schnell nachlässt, wird man den Karrieremodus trotz des hohen Umfangs und vieler freispielbarer Goodies kaum durchhalten wollen. Eine rote Karte fängt sich die PS2-Fassung ein, die mit ihren ständigen Ruckeleinlagen technisch deutlich hinter den beiden anderen Konsolen zurückbleibt.

Pro

gute Animationen
Kontermöglichkeiten
viele Spielmodi
coole Tricks
umfangreiche Editoren
massig freispielbare Goodies
großer Umfang
neue Kameraperspektiven

Kontra

schwankende Torwartleistungen
Grätsch
und Foul-Orgie
unpassende Musikbegleitung
Kontermöglichkeiten meist sinnlos
Ruckelfußball (PS2)
ungenaue Verteidigungs-Steuerung
unterschiedliche Gegner-Tagesform
Toren/Replays fehlt der Bums
Spielspaß lässt schnell nach

Wertung

GameCube

XBox

PlayStation2

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