Ford Street Racing23.04.2006, Michael Krosta
Ford Street Racing

Im Test:

"Er fuhr Ford und kam nie wieder!". Jaja, welcher Fahrer von Fiesta & Co hat diesen Satz nicht schon mal gehört? Aber manchmal kommen sie halt doch wieder – und sei es nur als PC- und Videospiel in Form von Ford Street Racing (ab 29,96€ bei kaufen). Wir haben uns hinter das Steuer der insgesamt 18 Modelle des amerikanischen Autoherstellers geklemmt und verraten euch, zu welchem Ergebnis wir nach den Probefahrten gekommen sind.

Im Zeichen des F

Egal, ob ihr in Klassikern wie dem 1968er Ford Mustang oder dem nigelnagelneuen und erst kürzlich angekündigten Shelby GT500 (2007) Platz nehmen wollt: In Ford Street Racing kommen Anhänger der Traditionsmarke auf ihre Kosten und haben

Unter der Haube des Ford Mustang schlummern einige Pferdestärken.
die Wahl zwischen den drei Klassen "Klassisch", "Leistung" und "hohe Leistung", in der jeweils sechs Fahrzeuge zur Verfügung stehen, von denen ihr einen Großteil allerdings freispielen müsst.

Nehmt dazu einfach an diversen Meisterschaften teil, die mit gerade mal vier Rennen pro Durchgang ziemlich mager ausgefallen sind. Folglich habt ihr die Bonusfahrzeuge und die insgesamt 24 Strecken schnell freigeschaltet und könnt diese auch in Solorennen auswählen, in denen euch mehr Modi zur Verfügung stehen: Neben Standardrennen mit bis zu sieben Gegnern dürft ihr hier auch bei KO-Wettbewerben, Zeitrennen, Duellen sowie Überholmanövern auf Zeit antreten. Das kennt man zwar bereits aus anderen Racern, doch sind solche Modi immer eine kleine Bereicherung, auch wenn vor allem die Überhol- und Duellrennen hier nicht sonderlich spannend ausfallen.

Der Nascar-Ford

Ebenfalls bekannt ist das Team-Feature, das erstmals in EAs Nascar 06: Total Team Control zum Einsatz kam und von Ford Street Racing fast schon ein wenig dreist kopiert wurde. Es geht nicht mehr primär darum, nur das eigene Fahrzeug als Erster über die Ziellinie zu bringen, sondern nach Möglichkeit einen Doppelsieg einzufahren. Und wie soll man das anstellen? Ganz einfach: genau wie bei Nascar 06! Mit dem Digitalkreuz springt ihr zwischen den beiden Teamfahrzeugen hin und her und gebt dem KI-Kameraden bei Bedarf Anweisungen. So könnt ihr ihn auffordern, andere Fahrer zu blocken oder sich in eurem Windschatten anzusaugen bzw. selbst einen Windschatten für euch zu ermöglichen. Prinzipiell ein nettes Feature, das sich vom Einheitsbrei vieler Rennspiele abhebt. Allerdings verfliegt der anfängliche Spaß recht schnell:  So fährt man mit einem Fahrzeug auf den ersten Platz vor, wechselt dann zum hinteren Teamkamerad und arbeitet sich hinter den Führenden vor ohne großartigen Gebrauch von den Befehlen machen zu müssen. So fahrt ihr schnell einen Doppelsieg nach dem anderen ein und investiert die Geldprämien

Von Serienmodellen findet ihr in der Regel die Sportausstattung im Fuhrpark.
in neue Boliden für das Team oder lasst eure zerbeulten Karossen reparieren. Ja, Ford Street Racing verfügt über ein Schadensmodell, das zwar optisch auf den ersten Blick etwas hermacht, aber die Leistungen eures fahrbaren Untersatzes kaum beeinflusst, auch wenn euch das die Verpackung Glauben machen will. Bei genauem Hinsehen erweist sich das Schadensmodell sogar als richtig arm: Herumfliegende Teile? Fehlanzeige, denn alles von der Motorhaube bis zum Heckspoiler bleibt – wenn auch dezent wackelig – an seinem Platz. Die Fensterscheiben gehen selbst bei heftigen Kollisionen niemals zu Bruch – ein Patent, für das mancher Hersteller sicher eine ganze Menge zahlen würde. Der Hammer ist jedoch, dass euer Fahrzeug für eine gewisse Zeit nach einer Kollision unverwundbar ist und problemlos wie ein Geist durch nachfolgende Hindernisse hindurch fahren kann.

     

        

Spar-Ausstattung

Stellt euch vor, ihr marschiert in ein Autohaus und wollt euch einen neuen Ford zulegen. Da gibt es so viele schöne Sachen wie z.B. eine Klimaanlage, Sportfahrwerk, Sitzheizung, Schiebedach…einfach alles, was man will. Quasi ein PGR 3 oder GT4,

Der Traum vieler Motorsport-Fans: der Ford GT40.
an dem ihr auch so ziemlich alles nach euren Wünschen konfigurieren und einstellen könnt. Und jetzt stellt euch ein Autohaus vor, in dem ihr lediglich ein einziges Sparmodell bekommt, das zwar günstig ist, aber keinerlei Extras bietet: genau das ist Ford Street Racing! Ihr habt weder Einfluss auf die mit der fetten 3D-Streckenkarte etwas überladene Anzeige noch dürft ihr an den Boliden in irgendeiner Form herumschrauben. Ihr wollt Musikbegleitung während der Rennen? Wozu? Die eher mageren Motorengeräusche als Klangkulisse reichen für die Entwickler anscheinend völlig aus! Diese werden bei Unterführungen allerdings dermaßen krass und plötzlich lauter, dass man fast schon einen Schreck bekommt. In der Innenansicht habt ihr dagegen eine ungewöhnliche Ruhe, denn hier hört ihr von dem eigenen Fahrzeug so gut wie nichts – ebenfalls ein Patent, für das sich so mancher Ingenieur interessieren dürfte. Zumindest habt ihr dort aber alles gut im Blick, denn die Außenansicht hat bei Steigungen mit einigen Übersichtsproblemen zu kämpfen, die man mit einer automatischen Verlagerung der Kamera leicht hätte korrigieren können. Leider stehen lediglich diese beiden Perspektiven zur Verfügung und wer sich nach den Rennen die Auseinandersetzungen in einem Replay ansehen möchte, schaut leider in die Röhre. Zwischenstände bzw. Abstände in Metern gibt es zudem lediglich in Duell-Rennen. Ansonsten müsst ihr euren Vorsprung bzw. den eurer Gegner anhand der Streckenkarte abschätzen. Zwar bietet neben der Xbox-Fassung selbst die PC-Version einen Splitscreen-Modus für zwei Spieler, doch drehen die Fords lediglich offline ihre Runden und ermöglichen leider keine Auseinandersetzungen über das Internet bzw. Xbox Live oder LAN. Um den Rennen zusätzliche Würze zu verleihen, lassen sich jedoch bis zu sieben KI-Fahrer hinzuschalten.

Aggressive KI

Pech haben diejenigen, die sich immer wieder von der höchst aggressiven KI abschießen lassen. Im Teammodus mag ein solches Block-Verhalten ja noch Sinn machen, doch die gegnerischen Fahrer legen es auch in Solorennen immer wieder merklich darauf an, euch in die Karre zu fahren, sobald ihr zu einem Überholmanöver ansetzt. Dann nämlich ziehen die Kerle plötzlich in eure Richtung und gehen bewusst auf Konfrontationskurs. Hat man sich

Bei Duellen greifen die Konkurrenten oft zu fiesen Rempelattacken.
daran gewöhnt, fällt es allerdings bald leicht, die anderen Fahrer in einem etwas größeren Bogen zu überholen, denn die an die Straßen von L.A. angelegten Strecken lassen euch genügend Möglichkeiten dazu. Je nach Fahrerfeld werdet ihr jedoch oft bemerken, dass sich der ein oder andere Konkurrent trotz gleicher Wagenklasse merklich an der Spitze absetzt und auch bei fehlerfreier Fahrweise kaum noch eingeholt werden kann. Auf der anderen Seite ist die KI auf manchen Strecken so dermaßen dämlich, dass sie Runde für Runde an den gleichen Stellen die immer gleichen Fehler machen und in die Streckenbegrenzung donnern. Das Fahrverhalten ist eindeutig auf einfachen Arcadespaß ausgelegt, allerdings steuern sich die Boliden allesamt etwas schwammig und die Federn neigen in der Regel etwas zu stark zum Aufschaukeln, so dass ihr manchmal das Gefühl habt, ein kleines Boot über den Asphalt zu dirigieren. Optisch sehen sich die PC- und Xbox-Fassung sehr ähnlich und überzeugen mit einer durchweg flüssigen Darstellung der Stadt- und Naturkurse, deren langweilige, sich wiederholende und z.T. detailarme Texturierungen jedoch zu wünschen übrig lassen, genau wie die generelle Leblosigkeit der Kulisse. Die Wagen überzeugen hingegen abgesehen vom etwas verkorksten Schadensmodell mit einem ansehnlichen Environment Mapping und authentischer Modellierung.     

Fazit

Im Rennspiel-Genre ist die Konkurrenz bekanntlich groß und es ist nicht einfach, gegen mächtige Schlachtschiffe vom Schlag eines Gran Turismo 4, Forza Motorsport, Burnout oder PGR zu bestehen. Ford Street Racing versucht dieses Manko durch das von Nascar 06 frech übernommene Team-Feature wett zu machen. Dies gelingt jedoch nur im Ansatz, da die Luft bei der vergleichsweise geringen Anzahl an Strecken, Meisterschaften und Fahrzeugen schnell raus ist, die KI einfach zu aggressiv ans Werk geht und die Steuerung auch nicht das Gelbe vom Ei ist. Hinzu kommt, dass der Fuhrpark in erster Linie Fans der Marke Ford anspricht, die neben den unzähligen VW- und Opel-Jüngern einen deutlich kleineren Teil ausmachen dürfte. Ford Street Racing ist ein etwas kurz geratener, aber solider Racer, bei dem man allerdings ständig das Gefühl hat, dass bei der Entwicklung auf Sparflamme gekocht wurde. Wie ist es sonst zu erklären, dass der Umfang so gering gehalten oder auf eine Hintergrundmusik sowie den Onlinemodus verzichtet wurden? Auch wenn der Preis zwischen 20 (PC) und 30 (Xbox) Euro niedrig angesiedelt ist, hätten dem Titel diese mittlerweile fast selbstverständlichen Extras nicht fehlen dürfen…

Pro

flüssige Darstellung
Team-Feature
günstiger Preis
für Ford-Anhänger interessant

Kontra

Gegner suchen aktiv Konfrontation
geringer Umfang
etwas schwammige Steuerung
keine Musikbegleitung
durchschnittliche Motorgeräusche
Motor in Innenansicht kaum hörbar
Außenansicht bei Steigungen unübersichtlich
kurze Meisterschaften
kein Onlinemodus bzw. LAN-Unterstützung
keine Replays
nur zwei Ansichten
krasser Soundwechsel bei Unterführungen
KI baut immer an gleichen Stellen Unfälle

Wertung

XBox

PC

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