Codename: Kids Next Door - Operation V.I.D.E.O.S.P.I.E.L.07.01.2006, Jens Bischoff
Codename: Kids Next Door - Operation V.I.D.E.O.S.P.I.E.L.

Im Test:

Kennt jemand die US-Zeichentrickserie Codename: Kids Next Door, die letztes Jahr als Deckname KND auch auf RTL II lief? Wenn ja, zählt ihr zu dem vermutlich recht bescheidenen Kreis potenzieller Operation V.I.D.E.O.S.P.I.E.L.-Käufer. Allerdings würden wir euch raten, besser nicht dazu zu gehören, denn die Abkürzung steht nach unserem Testmartyrium definitiv für: Vorsicht Ideenlos Debile Entwickler Ohne Skrupel Produzieren Immer Elendere Lizenzgurken...

Böses Erwachen

Wer gehofft hatte, seinem kleinen Bruder oder seiner kleinen Schwester mit dieser Lizenzversoftung eine Freude zu bereiten, muss jedenfalls bangen, am nächsten Morgen nicht mit einer Bastelschere im Rücken oder einem Schnürsenkel um den Hals aufzuwachen, weil die Operation V.I.D.E.O.S.P.I.E.L. völlig überraschend auch das Add-On F.R.U.S.T. B.I.S. Z.U.R. W.E.I.ß.G.L.U.T. beinhaltet,

Letzte Hoffnung Klotieftaucher - schafft er es, sich und das Spiel die Toilette runter zu spülen...?
in dem man mühelos schon nach wenigen Spielminuten den Bonuslevel A.M.O.K.L.A.U.F. freigespielt hat, der die Grenzen zwischen Spiel und Realität auf makabere Weise verschwimmen lässt. Es wurden sogar erfahrene Videospieler und Action-Adventure-Fans gesichtet, die wutentbrannt mit einem herum liegenden Resident Evil-Kettensägen-Controller versuchten, die Spiel-CD für immer unschädlich zu machen.

Fatales Dreigestirn

Als Auslöser für die aggressiven Verhaltensstörungen konnte unser Testlabor in erster Linie drei bösartige Erreger isolieren: Schwammige Steuerung, bockige Kollisionsabfrage und haarsträubende Kameraführung. Sorgen diese Elemente bereits einzeln für Frust, verursachen sie zusammen schon nach kurzer Zeit einen Aggressionsstau, der kaum mehr zu kontrollieren ist und nach dem Abklingen oft ein Feld der Verwüstung zurücklasst: Biss- und Kratzspuren an Controllern, Bildschirmen oder CD-Hüllen sind dabei die häufigsten Diagnosen. Aber auch unbeteiligte Personen wurden bereits Zielscheibe verbalen und körperlichen Aggressionsabbaus.

Ungesicherter Fortschritt

Jedenfalls sollte man sich von der Altersfreigabe des Datenträgers nicht täuschen lassen, da vor den darauf enthaltenen Erregern keine Altersgruppe immun ist. Riskant ist auch die Verwendung der zur Verfügung stehenden Speicherfunktion, die trotz vorhandener Checkpoints nur komplett abgeschlossene Missionen, die in chronologischer Reihenfolge gespielt so etwas wie eine Story ergeben sollen, festhält. Allerdings fehlt dazu aufgrund des plumpen Leveldesigns und altbackenen Gameplays meist die Motivation, sofern einen nicht bereits nervige Hüpfpassagen oder unklare Missionsziele zur Weißglut treiben.

Operation W.O. Z.U.R. H.Ö.L.L.E. B.I.N. I.C.H. - Kamera und Steuerung sind der reinste Horror.
 Selbst bei den teils taktisch angehauchten Bossfights hat man mehr mit der Kamera und Steuerung zu kämpfen als mit den herrlich skurrilen Widersachern wie Oma Stopfrein oder dem Klotieftaucher.

Langweilig & unspektakulär

Ansonsten hüpft, prügelt und ballert ihr euch mit den aus der TV-Serie bekannten vorpubertären Nachbarskindern gelangweilt oder genervt durch insgesamt 14 Spielabschnitte, meistert gelegentliche Flugpassagen im Kaugummi speienden K.O.O.L.B.U.S. und sammelt herum liegende Extras ein, um mehr oder weniger hilfreiche Gadgets zu basteln und zahlreiche Extras wie Charakterskizzen, Sammelkarten, Bonus-Outfits oder Cheats freizuschalten. Leider gibt es jedoch keinen Cheat, um dem müden und frustreichen Treiben eine ordentliche Portion Spielspaß zu injizieren. Auch bei der grafischen Präsentation haben sich die Entwickler bis auf den ganz passablen Zeichentrick-Look der Charaktere nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Die Akustik leidet hingegen unter nervigen FX und Instrumental-Loops, geht aber vor allem dank der gelungenen deutschen Synchro im Großen und Ganzen in Ordnung.     

Fazit

Wenn ihr irgendwo Amok laufende Grundschüler herumirren seht, haben sie vermutlich Kids Next Door zu Weihnachten geschenkt bekommen. Unter dem Deckmantel eines Kinderspiels haben die Entwickler hier so ziemlich alle Spielspaß tötenden und Frust erzeugenden Zutaten vereint, die sie finden konnten: Leveldesign vom Club der Fantasielosen, eine Spielmechanik, die selbst das duale System nicht mehr recyceln würde, eine Kollisionsabfrage, die schwerer vorherzusehen ist, wie die Ziehung der Lottozahlen, eine Steuerung so schwammig ist wie das Schneiden eines aufgeweichten Brotlaibs mit einer Teigspachtel und eine Kamera die bockiger ist als ein blinder Maulesel. Lasst euch von dem günstigen Preis und der Cartoon-Lizenz nicht blenden - die Operation V.I.D.E.O.S.P.I.E.L. ist ein einfallsloser und nerviger Frustmarathon, den ihr eurem kleinen Bruder nicht einmal schenken würdet, wenn er eure Lieblings-DVDs als Malunterlage benutzt hat. Startet lieber die Operation I.M. R.E.G.A.L. V.E.R.R.O.T.T.E.N. L.A.S.S.E.N. und schaut euch die Zeichentrickvorlage Samstag morgens auf Kabel 1 an.

Pro

günstiger Preis
ordentliche Synchro
viele freispielbare Extras
individuelle Charakterfähigkeiten

Kontra

ödes Leveldesign
altbackenes Gameplay
mieses Speichersystem
schwammige Steuerung
hakelige Kollisionsabfrage
katastrophale Kameraführung

Wertung

XBox

Völlig vermurkste Lizenzgurke mit enormer Frust- und Langeweilegarantie.

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