Coco der neugierige Affe22.02.2007, Jens Bischoff
Coco der neugierige Affe

Im Test:

Erinnert ihr euch noch an Coco, den neugierigen Affen alias Curious George? Vor knapp einem Jahr lief der auf dem gleichnamigen Kinderbuchklassiker basierende Zeichentrickfilm in den deutschen Kinos. Das dazugehörige Videospiel hat aber erst jetzt seinen Weg in die hiesigen Händlerregale gefunden. Hat sich das Warten gelohnt?

Nur für Kinder

Also eines gleich vorweg: Coco, der neugierige Affe ist ein reines Kinderspiel. Wer nicht mehr in die Grundschule geht,

Wo geht's lang? - Die bockige Kameraführung ist eines der größten Ärgernisse des Spiels.
 wird von Namcos Affenabenteuer hoffnungslos unterfordert und sollte daher einen großen Bogen um den Titel machen. Kids und absolute Videospielneulinge könnten hingegen einen Blick riskieren - zumindest, wenn sie bereit sind für ein paar Stunden Spielzeit unverschämt tief ins Portemonnaie zu greifen. Wartet also lieber bis ihr günstig auf Ebay oder dem örtlichen Flohmarkt fündig werdet!

Erwartet aber auch dann nicht allzu viel, denn abgesehen vom geringen Umfang und überteuerten Preis, ist auch der Spielablauf nicht gerade das Gelbe von der Banane. Coco versteht gerade einmal drei Steuerungsbefehle: Ein Druck auf die X-Taste bringt ihn zum Springen, haltet ihr L1 gedrückt, beginnt das Äffchen zu kriechen und drückt ihr die Quadrat-Taste in der Nähe glitzernder Objekte, interagiert Coco mit ihnen. Meist betätigt ihr so einen Schalter, sprecht vereinzelt Personen an, die euch eine simple Minispielherausforderung bescheren oder durchwühlt vorgegebene Kisten und Kommoden, um Coco-Punkte zu sammeln.

Zweifelhaftes Vergnügen

Ansonsten klettert, kriecht und hüpft ihr durch insgesamt 13 sehr kompakte und lineare Levels und sammelt neben Coco-Punkten Bananen und kleine Götterstatuen. Während die Statuen lediglich Zielpunkte im jeweiligen Spielabschnitt darstellen, schaltet fleißiges Bananensammeln diverse Extras frei, die ihr dann mit euren erbeuteten Coco-Punkten im Geschenkeladen erwerben könnt. Das Angebot ist allerdings nicht besonders prickelnd, denn die zum feil gehaltenen Minispiele und Filmsequenzen kennt ihr bereits aus dem Spiel selbst und auch die zum Kauf bereit stehenden Grafiken und Kopfbedeckungen, die Coco aufsetzen kann, sind nichts, für das es sich lohnen würde, bereits absolvierte Levels nochmals nach verpassten Coco-Punkten oder Bananen abzugrasen.

Aufgelockert wird der Jump'n'Run-Alltag aber nicht nur durch zweifelhaftes Punktesammeln und primitive Geschicklichkeitsspielchen wie rhythmusfreie Tanzeinlagen. Hin und wieder müsst ihr euch auch verstecken, von Frogger inspirierte Draufsichthüpfereien bewältigen,

Auflockernde Flugeinlage: Mit einem Bündel Luftballons navigiert ihr Coco durch enge Häuserschluchten.
 unter Zeitdruck Schlüsselobjekte aufstöbern oder mit einem Heliumballonstrauß durch enge Straßenschluchten fliegen. Zudem kann sich Coco an Lianen oder Seilen über Abgründe schwingen, elegant über bemooste Planken oder an Rohren entlang rutschen sowie bewachsene Klippen oder Maschendrahtzäune erklimmen. Das alles hat man aber schon unzählige Male in anderen Spielen gemacht und das aufgrund der teils äußerst hakeligen Kameraführung und Kollisionsabfrage meist wesentlich überzeugender.

Die Präsentation ist angenehm, vor allem die Animationen und Sound-FX sind amüsant. Auch Soundtrack und deutsche Sprachausgabe wissen zu gefallen. Allerdings ist die im Zeichentrickstil gehaltene Kulisse äußerst schlicht, die mickrigen Schauplätze nerven mit unsichtbaren Barrieren und ungünstigen Perspektiven. Eine Schwierigkeitsgradwahl gibt es nicht, wobei die Anforderungen bis auf wenige Stolperstellen recht harmlos sind und der anvisierten Altersgruppe keine größeren Probleme bereiten dürften. Zudem gibt es großzügig verteilte Rücksetzpunkte. Lediglich Speichern kann man nur am Levelende. Die in kurzen Zwischensequenzen aus der Kinovorlage präsentierte Story, erzählt grob die Geschichte des Films nach, hat aber teils klaffende Lücken, wodurch Nicht-Kenner des Streifens einige Zusammenhänge nicht ganz nachvollziehen können.   

Fazit

Besser spät als nie, dachten sich Namco und Electronic Arts wohl bei der Veröffentlichung von Coco, der neugierige Affe. Aber wenn man schon ein Spiel neun Monate nach dem Kinostart und ein ganzes Jahr nach dem US-Release in den Handel bringt, dann doch bitte nicht zum Vollpreis! Selbst vor einem Jahr hätte der spielerisch primitive und vom Umfang her extrem mickrige Titel nicht mehr als 20 Euro kosten dürfen. Jetzt noch knapp das Dreifache dafür zu verlangen, ist einfach Abzocke der übelsten Sorte. Gut, anspruchslose Grundschüler könnten durchaus einen Nachmittag lang Spaß mit den harmlosen Abenteuern des kleinen Primaten haben. Aber warum sollte man sich ein Spiel mit der Technik von vor fünf Jahren, einer Spielmechanik aus der Videospielsteinzeit und einer Kamera direkt aus der Hölle zu einem Preis anschaffen, für den man auch das Buch, die DVD UND noch eine wesentlich bessere Alternative bekommt? Nicht einmal die hart gesottenen Coco-Fans sollten sich auf diese Bauernfängerei einlassen und dem überteuerten 08/15-Gehopse die kalte Schulter zeigen.

Pro

nette Soundkulisse
witzige Animationen
gute deutsche Sprachausgabe

Kontra

zu teuer
extrem kurz
maue Technik
sehr später Release
bockige Kameraführung
antiquierte Spielmechanik

Wertung

PlayStation2

Primitives Affenabenteuer mit kurzer Spielzeit und hohem Preis.

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