Ein Shooter?
Nicht nur ich, sondern auch manch anderer dürfte sich zunächst verwundert die Augen bei dem gerieben haben, was sie da auf dem Bildschirm gesehen haben: Aufgrund der Ego-Ansicht, in Kombination mit einer futuristischen Wumme im Anschlag und reichlich viel Action könnte schnell der Eindruck entstehen, dass Cyberpunk angesichts der Szenen eher als Action- denn als Rollenspiel wahrgenommen werden könnte. Dessen ist man sich auch bei CD Projekt Red bewusst und daher wird man nicht müde zu betonen, dass im Kern ganz klar weiterhin die Rollenspiel-Aspekte im Vordergrund stehen sollen.
In manchen Augenblicken erinnert Cyberpunk 2077 eher an einen Shooter als an ein Rollenspiel.
Das soll bereits die Charakter-Erstellung unterstreichen, denn man hat nicht nur die Wahl zwischen einem männlichen oder weiblichen Protagonisten, sondern kann auch dessen Aussehen mit vielen Detail-Optionen nach Lust und Laune selbst gestalten. Die Biographie ist allerdings vorgegeben: Man übernimmt die Rolle von V und verdient sich seinen Lebensunterhalt in dieser dystopischen Zukunft als Söldner, der sich von einem Auftrag zum nächsten hangelt. Wie sich die Geschichte entwickelt, liegt allerdings ganz in den Händen des Spielers, der die Handlung mit seinen Entscheidungen maßgeblich formen soll. Kein Wunder, denn neben der recht expliziten Darstellung nackter Körper sowie sexueller Themen will man auch hinsichtlich des Story- und Questdesigns dort weitermachen, wo man zuletzt bei The Witcher aufgehört hat.
Zwei Arten von Erfahrungspunkten
Entsprechend wird es nicht nur Hauptmissionen geben, in denen sich die Geschichte rund um kontrollwütige Konzerne sowie die zunehmende Kluft zwischen Armen und Reichen weiterentwickelt. In zahlreichen Nebenmissionen taucht man nicht nur tiefer in die Welt ein, sondern erhält auch Zugriff auf spezielle Händler und damit auch seltene Hightech-Upgrades oder Körperteile, die sich sogar auf die Bildschirmanzeigen auswirken können. Denn hat man eine dieser Augmentationen wie eine Augen-Verbesserung mit Scan-Funktion installiert, ändert sich auch entsprechend das HUD.
Man soll sich mit allen erdenklichen Vehikeln durch die Metropole bewegen können.
Während man für das Abschließen der Hauptmissionen so genannte Core XP erhält, wird man für Nebenmissionen mit einer zweiten Art von Erfahrungspunkten belohnt, die sich StreetCred nennt und quasi den gesellschaftlichen Status definiert. Passend dazu kann man sogar mit feschen Klamotten den StreetCred-Wert steigern.
Kein Klassensystem
Die übliche Einteilung in vorgeschriebene Klassen soll es nicht gehen. Stattdessen sollen die getroffenen Entscheidungen die Persönlichkeit von V formen und es dadurch ermöglichen, Fähigkeiten verschiedener Klassen zu kombinieren.
Bei den Auseinandersetzungen setzt man dank des entsprechend großen Arsenals an Hightech-Waffen sowohl auf Nah- als auch den Fernkampf. Dabei stehen V drei Systeme zur Verfügung: Während Power Weapons die größte Durchschlagkraft aufweisen, schalten Tech Weapons vor allem die Deckung und Schutzschilde aus, während Schüsse aus Smart Weapons dank ihrer künstlichen Intelligenz die Gegner sogar verfolgen. Selbst eine stylische Bullet-Time wird geboten – da lässt die Matrix grüßen! Gerät man selbst unter Beschuss, kann man dagegen ein aktives Deckungssystem nutzen. Oder es aber gar nicht erst so weit kommen lassen: Laut den Entwicklern wird auch Schleichen häufig eine Alternative zum offenen Gefecht darstellen. So kann man sich z.B. unauffällig von hinten an einer Wache nähern, sie überwältigen und anschließend hacken, um sich nützliche Aufklärungsdaten zu beschaffen. Darüber hinaus scheint sich CD Projekt Red auch von den polnischen Kollegen von Techland inspiriert haben zu lassen, denn mit Wandläufen ist V ähnlich agil wie die Spielfigur in Dying Light oder Faith aus Mirror's Edge. Die Gegner sollen sich übrigens nicht der Stufe des Spielers anpassen, leveln also nicht automatisch mit.