Dead or Alive 520.02.2015, Mathias Oertel
Dead or Alive 5

Im Test: Noch einmal richtig "Auf's Maul"

Was Capcom kann, können wir schon lange, dürfte sich Tecmo Koei gesagt haben. Denn wo auf der einen Seite diverse Street-Fighter-4-Varianten dafür sorgen, dass die Serie im Gespräch bleibt, sind es auf der anderen die Damen und Herren (aber vornehmlich die Damen) aus Dead or Alive 5 (ab 9,99€ bei kaufen), die in regelmäßigen Abständen auftauchen. Mit der "Last Round" untertitelten Variante werden nicht nur die Ultimate-Versionen gepatcht, sondern auch erstmals die PS4- und One-Prügelfans bedient. Ist hier wirklich das letzte Wort gesprochen?

Verwirrung wird in Kauf genommen

"Dead or Alive 5 Last Round? Das ist doch mittlerweile free-to-play, oder?" Diese Aussage eines Kollegen hatte mich etwas verwirrt. Hat er sich jetzt vertan und DoA mit der Basis-Version von Killer Instinct oder Tekken Revolution verwechselt? Ein kurzes Nachschlagen gab Aufklärung: Auf den beiden Premieren-Systemen PlayStation 4 und Xbox One gibt es in der Tat eine so genannte "Core Fighters"-Variante, die kostenlos zu haben ist, die aber nicht alle Inhalte der Vollversion bietet. Die Kämpferzahl wurde von 34 (darunter zwei neue bzw. eine komplett neue Kämpferin und ein Wiederkehrer aus Teil 1) auf vier (PS4) bzw. acht (One) reduziert, die sich aber immerhin auf allen 38 Stages (darunter ebenfalls zwei neue) vermöbeln dürfen. Der Story-Modus ist als DLC käuflich zu erwerben und überhaupt kann man über zahlreiche Add-On-Pakete die Core-Version zu einer Komplettvariante machen. Einfacher und vor allem kostensparender ist dies natürlich, indem man sich gleich die Vollversion anschafft. Auf den alten Systemen PS3 und 360 wird übrigens ein Patch zur Verfügung gestellt, der dafür sorgt, dass man mit der Ultimate-Version zukünftig auch mit denen spielen kann, die Last Round nutzen. Die neuen Inhalte müsste man sich aber ebenfalls separat zulegen - der Patch sorgt nur für eine grundsätzliche Versionskompatibilität.

Eigentlich ein Wiederkehrer aus Teil 1: Raidou ist einer der beiden neuen Kämpfer in DoA 5
Doch damit ist die Verwirrung noch lange nicht aufgelöst. Denn ähnlich wie bei der Ultimate-Version sind in der Vollversion von Last Round zwar haufenweise Kostüme integriert, doch das hält Tecmo Koei nicht davon ab, zusätzliche Outfits bzw. Stoffe, die die Rundungen der Kämpferinnen nur spärlich bedecken in den entsprechenden Stores zur Verfügung zu stellen - natürlich gegen bare Münze. Wenn das nicht danach schreit, in wenigen Monaten eine Last Round Ultimate Definitive Edition von Dead or Alive 5 zu veröffentlichen, in der ausnahmslos alles enthalten ist, weiß ich auch nicht mehr. Doch zum einen sind die nachgelagert zu erstehenden Kostüme definitiv nicht überlebensnotwendig, zum anderen gibt es in Last Round bereits genug Optionen, nackte Haut nur spärlich zu bedecken.

Alles beim Alten

Doch ungeachtet der Veröffentlichungs- und Preispolitik ist Last Round im Kern immer noch das alte Dead or Alive 5 - daran können auch die beiden neuen Kämpfer oder Arenen nichts ändern. Und das bedeutet natürlich auch nach wie vor, dass die eingängige, auf das Wesentliche reduzierte Kampfmechanik wie gehabt auf Kicks, Schläge, Würfe und Blöcke/Konter setzt, die jeweils mit einer Taste bedacht wurden, aber auch in bestimmten Kombinationen genutzt werden können. Damit finden Anfänger in die DoA-Welt einen schnellen Einstieg, während Fortgeschrittene und Profis an ihren Kombos und den Timing-basierten Kontern innerhalb des Schere-Stein-Papier-Systems feilen können.

Die Kämpfe werden wuchtig inszeniert.
Sehr schön: Im Normalfall wird ein erfahrener Spieler gegenüber einem Neuling immer die Nase vorn haben, während man sich auf den teils interaktiven und in mehrere Ebenen aufgeteilten Schlachtfeldern die Fäuste und Füße entgegen schleudert.

An der vollkommen zusammenhanglosen und hanebüchenen Geschichte, die nur dazu dient, mit so vielen Kämpfern wie möglich Bekanntschaft zu machen, hat sich ebenfalls nichts geändert. Sprich: Weder die Ultimate-Figuren noch das neue Duo spielen dort auch nur ansatzweise eine Rolle. Egal, denn außer um rudimentäre Charakter-Kenntnisse mitzunehmen, ist dieser Modus ohnehin zu kaum etwas zu gebrauchen. Feinheiten mit den Figuren eignet man sich im Trainingsmodus an. Und verfeinern kann man seine Fähigkeiten sowohl im Online-Kampf als auch in den Offline-Modi wie Survival, Arcade oder dem Teamkampf, in dem man mit bis zu sieben Recken gegen eine andere Gruppe antritt. Also alles beim Alten.

Weichzeichner

Die leicht aufgehübschte Kulisse kann nicht verhehlen, dass das Basisspiel bereits aus dem Jahr 2012 stammt.
Und die Technik? Nun, die kann natürlich nicht komplett verheimlichen, dass das Ursprungsspiel bereits 2012 erschienen ist. Manche Hintergründe zeigen auch in 1080p-Auflösung  mit 60 Bildern pro Sekunde fiese Kanten oder flimmern leicht. Mitunter gibt es bei den Figuren Clipping-Probleme, wobei die bewährte Kollisionsabfrage davon nur selten beeinflusst scheint. Bei all den Altlasten gibt es aber auch die eine oder andere Verbesserung. Die Partikeleffekte sehen nochmals schicker aus und die Figuren wurden alle dank "Soft Engine" mit weicher und damit realistischer aussehender Haut überzogen, auf der sich der Schmutz der Auseinandersetzungen ebenso beeindruckend sammelt wie der Schweiß, der an den Gesichtern und Körpern herunterläuft. Und kein Dead or Alive kommt ohne Physik aus, die sich vorrangig auf die hervorstechenden Merkmale der weiblichen Anatomie bezieht. Abhängig von Bewegung, Kameraeinstellung und Kostüm kann es dabei zwar zu merkwürdigen "Schwingungen" kommen, doch weder im Kampf noch in den meisten Zwischensequenzen wirkt es so übertrieben wie noch in den alten Teilen. Und natürlich kann man es auch ausschalten bzw. in drei Stufen einstellen.

Die Ladezeiten sind auf ein absolut akzeptables Minimum reduziert. Allerdings ist uns auf der Xbox One in manchen Gefechten ein minimales Stocken aufgefallen, das sich allerdings weder auf bestimmte Kämpfer, Arenen noch sonstige reproduzierbare Effekte reduzieren ließ, sondern mit der Online-Suche nach neuen Gegnern während eines laufenden Kampfes zusammen hängt. Schaltet man die entsprechende "Throwdown"-Option aus, läuft alles butterweich. Bedenklicher sind die Meldungen von Abstürzen in bestimmten Situationen, die auch mit dem Throwdown zusammen hängen sollen. Auch bei uns ist es im Testbetrieb auf der Xbox One einmal zu einem derartigen Einfrieren gekommen, das einen Neustart nötig machte. Allerdings konnten wir diesen Absturz nur bei der Download-Version feststellen. Bei Installation von Disc konnten wir unabhängig von der "Throwdown"-Einstellung bisher keine Abstürze verzeichnen.

Fazit

So. Mit "Last Round" dürfte Tecmo Koei nun abseits von Nintendo wirklich alle relevanten Systeme bedient haben. Zwar bereiten die mittlerweile im x-ten Aufguss verwerteten Inhalte angesichts eines nach wie vor vorhandenen kostenpflichtigen Download-Katalogs Schmerzen, doch im Gegenzug bekommt man auf PS4 und One ein sehr umfangreiches Prügel-Paket. Visuell wurden die Figuren und Arenen leicht aufgewertet, wobei trotz 1080p-Auflösung und 60 Bildern der Next-Gen-Beweis nicht immer geliefert wird. Die gleichermaßen bewährte sowie in die Jahre gekommene Kampfmechanik bietet einen leichten Einstieg, während sie Fortgeschrittenen und Komboprofis mehr Tiefgang bietet, als man ihr anfänglich zutrauen möchte. Allerdings kann sie auch nie so ganz das Knopfhämmern hinter sich lassen. Da die Konkurrenz abseits der 2D-Pixelprügler von ArcSystem jedoch auch nur zaghafte Fortschritte macht (wenn überhaupt, Mortal Kombat X muss sich erst noch beweisen) und teilweise ohnehin noch nicht den Schritt auf die neuen Systeme unternommen hat, ist Last Round eine ordentliche Alternative zu den Free-to-Play-Prügler. Allerdings nur, wenn man DoA 5 noch nicht auf einem anderen System gespielt hat.

Pro

visuelles Update
bewährte Kampfmechanik (simpel, aber clever)
lagfreier Online-Modus
zwei neue Kämpfer, zwei neue Arenen
haufenweise Kostüme
ordentlicher Trainingsmodus
zahlreiche Offline-Modi
größtenteils saubere Kollisionsabfrage
individuelle Kampfstile
Ultimate-Spieldaten können systemintern übertragen werden

Kontra

Clipping-Fehler
Story? Welche Story?
veraltete Präsentation
keine Personalisierung abseits von Kostümen
trotz "Last Round"-Komplettpaket umfangreicher DLC-Katalog vorgesehen
Abstürze/Freezes auf One (nur bei Download-Version festgestellt)

Wertung

XboxOne

Das bislang umfangreichste Dead-or-Alive-Paket, das trotz gewohnt guter Spielbarkeit sowie visuellen Upgrades das Alter nicht verheimlichen kann. Vorsicht: Die Download-Version ist unter bestimmten Voraussetzungen absturzgefährdet.

PlayStation4

Das bislang umfangreichste Dead-or-Alive-Paket, das trotz gewohnt guter Spielbarkeit sowie visuellen Upgrades das Alter nicht verheimlichen kann.

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