Es ist nach wie vor ein unterhaltsames Hack & Slay mit Fokus auf einen Helden, haufenweise Beute sowie einer interessanten Tower-Defense-Variation, wie ich seinerzeit im Fazit schrieb. Man ist mit der Hauptfigur in großräumigen Gebieten unterwegs. Man metzelt dutzende auf einen zustürmende Gegner nieder, was gelegentlich an die Massenschlachten der Dynasty Warriors erinnert. Man sammelt Beute ein, legt die bessere Ausrüstung an und hat damit in den anstehenden Gefechten eine bessere Chance. Man löst kleine Umgebungsrätsel. Man rüstet seine Figur mit neuen Fähigkeiten aus oder lernt komplett neue Spezialattacken. Und man nutzt die kecke Geisterdame Lady Katarina, um sich einen weiteren Vorteil im Kampf zu verschaffen. Im Gegensatz zu den üblichen "Pets" in Hack & Slays ist sie nicht nur ein Lastenesel, der überflüssiges Inventar verstauen oder auf Befehl beim nächstgelegenen Händler verkaufen kann. Sie ist auch nicht nur eine probate Kampfpartnerin, der man vorgeben kann, wie sie sich verhalten oder wen sie als nächstes angreifen soll. Sie ist ebenfalls nicht nur eine stets schnippische Gesprächspartnerin, die Van Helsing mit ihren Kommentaren immer wieder zur Weißglut treiben möchte. Sie ist all das - und darüber hinaus ein integraler Bestandteil der Figurenentwicklung Van Helsings. Denn mit jeder Stufe, die sie unabhängig von Val Helsing aufsteigt, kann man nicht nur Punkte auf ihre Eigenschaftswerte verteilen. Man darf auch die spärlich zur Verfügung stehenden Fähigkeitspunkte verteilen, die nicht nur Katarinas Verhalten und Durchschlagskraft, sondern auch Van Helsing passiv beeinflussen. Sprich: Man bekommt ein rundes Hack & Slay, dessen Motivation mich auch beim dritten Mal nach Original und Final Cut wieder packen konnte.
Motivationsspirale
Die Kulisse ist häufig stimmungsvoll, wird aber auch gelegentlich von Bildraten-Einbrüchen gepeinigt.
Die direkte Steuerung der Hauptfigur, die schon den Konsolenversionen von Diablo 3 gut getan hat, wirkt sich auch hier positiv aus. Ich vermisse zwar Umschaltmöglichkeiten, um mehr als die sechs aktiven Angriffsoptionen nutzen zu können. Doch der nach wie vor notwendige „taktische Rückzug“ macht die Gefechte punktuell immer wieder spannend. Die Gegnerauswahl ist ansprechend, das Design mit seinen Anleihen sowohl bei klassischer Fantasy als auch beim Steampunk birgt eine eigenartige Schönheit. Noch schöner wäre es allerdings, wenn The Incredible Adventures of Van Helsing nicht das Bildraten-Problem seines zwei Jahre alten PC-Zwillings teilen würde. Immer wieder kommt es zu Einbrüchen. Diese wirken sich zwar nicht relevant auf das Spielerlebnis aus bzw. führen nicht zu Bildschirmtoden etc., doch störend sind sie allemal. Zumal man ja wohl genug Zeit für Optimierung hatte. Und wenn man diese Zeit nicht hatte, weil die Entwicklung erst spät in die entscheidende Phase ging, wieso hat man sich dann nicht doch gleich zur Umsetzung des Final Cut durchgerungen?
Das Artdesign verbindet klassische Fantasy mit Steampunk-Elementen.
Dabei darf natürlich nicht vergessen werden, dass auch der "alte" Van Helsing noch einige weitere Qualitäten hat. Dazu gehört z.B. die umfangreiche Modifikation der Ausrüstung. Man kann zum einen über Essenzen (entspricht in etwa Kristallen bei klassischen Fantasy-Hack&Slays) die Eigenschaften der Rüstung oder Waffen modifzieren. Und man kann gegen Gold sogar versuchen, komplett neue Boni auf die Beute zu legen oder bestehende auszutauschen. Ein gelungener Nebenkriegsschauplatz sind zudem die sporadischen aktiven Tower-Defense-Elemente, die einem nach Eroberung des Unterschlupfes zur Verfügung stehen. Hier muss man versuchen, an den vorgegebenen Strecken der Gegner, Abwehreinrichtungen zu bauen bzw. aufzurüsten und aktiv gegen die Massen vorzugehen, falls doch jemand durch die Blockade brechen sollte. Dennoch: Unter dem Strich überwiegt die Enttäuschung über Versionswahl und die Preispolitik der Zusatzcharaktere.