PayDay 212.06.2015, Jan Wöbbeking

Im Test: Zahltag auf den neuen Konsolen

Mit drei Freunden kooperativ eine Bank ausrauben, Juweliergeschäfte leerräumen und vor der Nase der Drogenkartelle das Koks verschwinden lassen? Mit Payday 2 (ab 14,90€ bei kaufen) ist das alles möglich. Knapp zwei Jahre nach seinem Start überfällt das Räuber-und-Gendarm-Spiel aus dem Hause Overkill die neuen Konsolen – in der aufpolierten Payday-Edition mit mehr Missionen und größerer Waffenvielfalt. Wurden auch die die spielerischen Mankos in Angriff genommen?

Etwas hübscher und vor allem sauberer

Im Vergleich zur Xbox-360-Version wurden die Kulissen der Raubzüge eine ganze Ecke aufgemotzt. Zuerst fallen die höher aufgelösten Texturen auf, die früher sehr unscharf aussahen. Wenn ich im Unterschlupf vor einigen Bildschirmen stehe, sehe ich darauf neuerdings Bilder, Anzeigen und andere Feinheiten. Auch die Wände verschwimmen nicht mehr zu unschönem Matsch, wenn ich mich direkt davor stelle. Trotzdem erinnern die Schauplätze nach wie vor nicht wirklich an die aktuelle Konsolen-Generation: Dazu sind viele Texturen einfach zu detailarm und gebogene Objekte wie Schläuche oder Rädchen zu eckig. Die wichtigste Verbesserung ist aber, dass das Geschehen auf PS4 und Xbox One durchweg sauber dargestellt wird und nicht vom ständigen Tearing und Ruckeln der alten Konsolenfassungen geplagt wird. Die Kulisse wird in vollen 1080p berechnet, aufgrund der beschriebenen Mankos bewegt man sich aber nicht auf dem Niveau aktueller Shooter. Bis auf winzige Details gleichen sich die beiden neuen Fassungen grafisch.

Üppiger Zahltag: In der Crimewave-Edition werden die DLC-Inhalte gleich mitgeliefert. Auch die dynamisch generierten Karten sorgen für Abwechslung, da sich die Anordnung der Räume immer ein wenig unterscheidet.
Außerdem stehen Käufern der Crimewave-Edition deutlich mehr Inhalte zur Verfügung als zum Start des Originals, die auf Dauer für etwas mehr Abwechslung und  Langzeitmotivation sorgen. Dazu gehören acht neue Heist-Pakete mit zehn Herausforderungen, darunter ein üppiger Banküberfall,  die Attacke auf ein gepanzertes Transportfahrzeug oder der Crossover-Inhalte aus Hotline Miami. Außerdem dabei sind vier neue Charaktere, 99 modifizierbare Bleispritzen (neuerdings inklusive Scharfschützengewehren und Granatenwerfern), hunderte von Masken sowie eine erweiterte Planungs-Phase und der Fähigkeiten-Baum der neuen Flüchtlings-Klasse.

Schießwütige Cops

Der Anfang der Missionen ist nach wie vor spannend umgesetzt: Nachdem ich meine Maske aufgesetzt habe, sichere ich je nach Auftrag Verkaufsräume, nehme Geiseln, stürme Büros oder dringe mit schweren Werkzeugen in Tresorräume ein. In den ersten Minuten der Missionen wirkt Payday 2 also wieder durchaus überzeugend. Der schnelle Koop-Einbruch, die Möglichkeit Geiseln zu nehmen, das Verhindern des Alarms durch Geschick und Werkzeuge: Alles deutet auf eine spannende Überfall-Erfahrung hin, in der es vor allem darum geht den Kontakt mit der Polizei zu vermeiden. Doch dann passiert es meistens: Irgendjemand löst Alarm aus und man muss sich mit Unmengen von Polizisten herumschlagen, die in Hunderschaftsstärke anrücken und ohne Vorwarnung das Feuer eröffnen. Rücksicht auf Geiseln? Verhandlungen? Taktik? Fehlanzeige!

Der Netzcode arbeitete bei unseren Testspielen gut und lagfrei - von Lobby-Problemen wie auf der Xbox One abgesehen.
Stattdessen rückt die dumpfe KI meist geradeaus auf das Geschäft vor und lässt sich von unserem Team reihenweise niedermähen. Wer mehr über die spielmechanischen Feinheiten erfahren möchte, sollte den Test des Originals unter die Lupe nehmen, hier konzentrieren wir uns auf die Besonderheiten der Umsetzung. Schon in meinen ersten Spielen auf PS4 und Xbox 360 rannten eine Menge Uniformierter einfach durch massive Wände oder sprangen ohne Kollision durch geschlossene Fenster.

Technische Wehwehchen

Auf der PS4 werden die Schusswechsel außerdem ein wenig durch die träge Steuerung ausgebremst: Vor allem beim Laufen aber auch beim Zielen ist stets eine kleine Verzögerung der Controller-Eingaben spürbar. Auf der Xbox One stört das Problem dagegen kaum den Spielfluss, da dort der input-Lag deutlich geringer ausfällt. Doch auch die Microsoft-Fassung besitzt ihre Wehwechchen: Die Übersicht der offenen Online-Missionen im Crimenet friert immer wieder für mehrere Sekunden ein, so dass man ein Weilchen warten muss, bevor man den Cursor wieder bewegen und endlich einem Koop-Spiel beitreten kann. Laut der PR ist ein Xbox-Live-Fehler bei Microsoft an den Problemen schuld, die schon bald ausgebügelt werden sollen. Für die Endkunden ist es natürlich trotzdem ärgerlich, sich durch stark stotternde Menüs zu quälen, zumal die langen Ladezeiten die Geduld ohnehin schon strapazieren.

Fazit

Payday 2 bringt viele gute Ansätze mit: Die dynamischen Karten, die Möglichkeit, den Tatort vorher auszuspähen sowie unauffällige Raubzüge versprechen ein spannendes Räuber-und-Gendarm-Spiel. Die umfangreichen Freischaltungen und Verbesserungsmöglichkeiten motivieren und die Anzahl der Einsätze kann sich durchaus sehen lassen – vor allem in der üppiger ausgestatteten Crimewave-Edition mit mehr Missionen und gestiegener Waffen- und Maskenvielfalt. Sobald der Titel aber bei Kontakt mit der Polizei zu einem Shooter mutiert, gehen viele dieser guten Ansätze verloren. Die Shootermechanik ist durchschnittlich und die Gegner-KI enttäuschend. Gefahr kommt nur durch massive Überzahl und den präzisen Beschuss der Polizisten auf. Ein Vorteil der neuen Fassungen für PS4 und Xbox One ist, dass die Spieler sich nicht mehr wie auf den alten Konsolen mit Tearing oder Dauerruckeln herumschlagen müssen. Stattdessen läuft alles sauber und flüssig in voller Auflösung. Auch die Texturen wurden deutlich aufpoliert – trotzdem ist man weit von grafischen Highlights wie Far Cry 4 entfernt. Dennoch kann der Shooter gerade im Koop mit Freunden solide unterhalten.  

Pro

umfangreich, viele Maps, Waffen und Gadgets
Fähigkeitenbäume
individuelle Maskengestaltung
Beobachtungsmodus und unaufällige Raubzüge
Koop-Ausrichtung

Kontra

nach wie vor recht detailarme Kulisse
furchtbare Feind und Verbündeten-KI
mittelmäßige Shootermechanik
langweiliger Shooter-Part
keine Verhandlungen oder schlüssige Polizeitaktiken
lächerlich viele tote Polizisten bei kleinen Überfällen
Input-Lag macht die Steuerung schwammig (PS4)
Missions-Menü bleibt oft sekundenlang hängen (Xbox One)

Wertung

PlayStation4

Technisch insgesamt sauberer und ansehnlicher als auf den alten Konsolen - auf PS4 werden die Schusswechsel allerdings durch die etwas schwammige Steuerung gestört.

XboxOne

Technisch insgesamt sauberer und ansehnlicher als auf den alten Konsolen - Xbox-One-Besitzer müssen allerdings mit technischen Problemen in der Missionsübersicht leben.

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