Im Test:
Brasilien calling?
Wo sind denn all die Turniere hin? Wo sind denn die Ligen und Pokale? Wer FIFA 14 auf Xbox One startet und offline seine eigene Bundesliga oder einen anderen Wettbewerb starten will, wird sich wundern. Denn die auf den alten Konsolen unter dem Menüpunkt "Weitere" schlummernden Spielmodi sind nicht mehr dabei. Man kann also nicht mal schnell mit Freunden eine eigene Weltmeisterschaft oder ein anderes Turnier aufsetzen.
Auch wenn der Sammelfaktor von Ultimate Team scheinbar alles überstrahlt: Der Wegfall dieser Inhalte ist natürlich ein Dämpfer, zumal Electronic Arts hier im Angesicht von Brasilien noch viel eher einen kostenpflichtigen WM-DLC an den Mann bringen kann - der wird dann mit Sicherheit nächstes Jahr folgen. Aber aufgrund dieser Kürzung beraubt sich FIFA 14 im aktuellen Wettbewerb um eine Aufwertung, die aufgrund der anderen Verbesserungen durchaus in Sichtweite war. Hier wirkt der Wegfall der Ligen und Turniere nochmal schwerer, denn die Intelligenz der Gegner hat ja etwas zugelegt.
Verbesserte Computerintelligenz
Wie schwer es ist, die Bayern zu knacken, erlebt man spätestens auf dem Schwierigkeitsgrad „Weltklasse“. Das ist schon auffällig, denn auf PlayStation 3 war das
Aber nicht nur bei den Pässen sind sie besser als ich mit der Semi-Steuerung, vor allem im Strafraum spielen sie die Bälle cleverer aus als noch in FIFA 14 auf den alten Konsolen: Da wird kurz vor dem Schuss nochmal eine Finte angesetzt, um den grätschenden Verteidiger stehen zu lassen und dann in aller Ruhe einzunetzen. So eiskalt düpiert hat mich die KI bisher nicht. Jetzt kann man sagen, dass Ribéry als Europas Fußballer des Jahres so etwas durchaus leisten kann. Und dass es eben einer Topleistung bedarf, um seine Mannschaft zu besiegen.
Größere Herausforderung
Der Vorteil ist also, dass man selbst als Kenner des aktuellen FIFA schon ab dem Schwierigkeitsgrad „Profi“ gefordert wird, weil Electronic Arts die Computerintelligenz wie versprochen verbessert hat. Der Nachteil ist, dass sich das fast schon etwas zu perfekt, beinahe steril anfühlt, wenn sich die KI den Ball nahezu idiotensicher zuspielt. Immerhin leisten sich auch Spieler des FC Bayern manchmal Patzer, Fehlpässe oder Unaufmerksamkeiten – auch ein Neuer soll man ja daneben greifen. Diese menschliche und authentische Seite des Fußballs vermisst man vielleicht ein wenig, denn jetzt weichen Robben & Co sogar Grätschen elegant aus: Viele Kollisionen werden antizipiert, gemieden oder zumindest taumelnd aufgefangen. Von den oben erwähnten „zig neuen Finten“
Dafür gibt es immerhin etwas mehr Natürlichkeit bei den Kopfbällen: Zwar geht es bei Ecken immer noch viel zu statisch im Strafraum zu, es gibt also kaum authentisches Gerangel oder Geschiebe. Aber jetzt erkennt man zumindest mal mehrere Mann in den Luftkämpfen, wenn der Ball durch den Strafraum segelt. Das ist ein kleiner Fortschritt. Trotzdem ist hier im wahrsten Sinne des Wortes noch Luft nach oben, was die Dramatik bei hohen Bällen angeht. Die Ballphysik fühlt sich ein klein wenig anders an: Abgesehen davon, dass es beim Schuss ein satteres Geräusch gibt, fliegen steile Pässe in die Tiefe jetzt noch höher. Außerdem wirken die Schlenzer spezieller Spieler wie Reus markanter, sprich: Die Bälle haben mehr Schnitt. Das sind zwar nur Feinheiten, aber sie sorgen für etwas mehr Flair auf dem Platz.
Näher dran an den Fans
Das Geschehen um den Platz herum wurde ebenfalls um weitere Kameras, Ordner und sogar Polizisten mit Barrett bereichert. Das sieht bis auf wenige hässliche Ausnahmen (beim Gang aus der Kabine sind Boden und Wände matschig) alles sehr scharf aus. Und im Gegensatz zu Madden NFL 25, das ja ebenfalls die Ignite-Engine nutzt, flackert und flimmert es auch nicht im weiten Rund der Arenen. EA inszeniert hier eine klinisch saubere Welt der Fußballstadien – es gibt da mal Fahnen, natürlich Jubel und Gesänge, neuerdings sogar Choreographien einer ganzen Tribüne. Das sieht ansprechend aus, wenn alles in Schwarz und Gelb oder Rot und Weiß getaucht wird, aber es sieht auch bei jedem Verein gleich aus. Es gibt keinerlei authentische Fankultur mit Vorsängern, Ultras oder kollektivem Stehplatzhopsen. Und bei allem Lob hinsichtlich der Gesänge: So einen richtigen Hexenkessel mit Dauerpfeifkonzert gegen den Rivalen und frenetischem Jubel nach eigenen Balleroberungen gibt es ebenfalls nicht. Die nächste Generation der virtuellen Fußballatmosphäre muss mehr leiten als zusätzliche Animationen, sie muss auch mehr Emotionen übertragen.
Natürlich sehen die Profis besser aus, zeigen nochmal feinere Gesichtszüge. Manche sehen ihren Vorbildern sogar verblüffend ähnlich. Aber nicht nur bei Bayern muss man sich manchmal fragen, wer dieser Stürmer in der Startelf sein soll – ist das etwa Mario Mandzukic? Dafür fängt Electronic Arts tolle Momente des Spiels jetzt besser ein: Die Wiederholungen sind klasse. Es macht einfach Spaß, sich knapp am Tor vorbei jagende oder in letzter Sekunde gehaltene Bälle in Zeitlupe anzuschauen. Dank der neuen Regie werden auch einzelne Profis mal ins Visier genommen, wenn sie etwas geleistet haben – ähnlich wie im Basketball von 2K Sports.
Fazit
Ich habe von FIFA 14 auf Xbox One und PlayStation 4 mehr erwartet - spielerisch und physikalisch. Immerhin geht es hier um eine neue Konsolengeneration und eine neue Engine. Aber so mächtig wie Ignite gemacht wird, ist die Technik noch nicht: Trotz der lobenswerten Fortschritte hinsichtlich der Kulisse sowie Animationen verändert sich das Spielgefühl nicht spürbar. Wer genauer hinschaut, wird immerhin die Feinheiten wie z.B. bei angeschnittenen Bällen, etwas mehr Bewegung im Luftkampf oder die verbesserte Gegner-KI zu schätzen wissen. Unterm Strich bleiben allerdings auch noch viele Baustellen, die dem Spiel als Simulation auf dem Weg zu Platin fehlen - zu sauber rollt der Ball, zu gelackt wirken die Fans. Falls ihr von der alten auf eine neue Konsole mit FIFA 14 umsteigen wollt, könnt ihr übrigens Karriere- oder Online-Daten problemlos übertragen. Ärgerlich ist allerdings der Wegfall der Ligen und modifizierbaren Turniere. Wer offline abseits von Freundschaftsspielen oder Ultimate Team kicken will, schaut mit der nächsten Generation also erstmal in die Röhre - vermutlich bis der DLC für Brasilien kommt. Dafür läuft der Ball online sauber.
Pro
Kontra
Wertung
XboxOne
Hübscher und im Detail etwas verbesserter Fußball; allerdings fehlen Pokale und Turniere.
PlayStation4
Hübscher und im Detail etwas verbesserter Fußball; allerdings fehlen Pokale und Turniere.
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