Keeping the Faith
Im Kern haben sich weder
Mirror's Edge noch Faith verändert. Die junge Dame sprintet noch immer an einer Wand entlang, springt im rechten Winkel davon ab, um an der gegenüberliegenden Mauer eine Leiter zu greifen und das Dach zu erreichen. Selbst die Steuerung ist fast die gleiche. Wer den Vorgänger kennt, tanzt nach einigen Sekunden schon mühelos in Schwindel erregender Höhe. Wer neu ist, lernt es dank der aufgeräumten Tastenanordnung binnen weniger Minuten.
Abseits des Wegs
Auf den zweiten Blick ist in Catalyst aber auch vieles anders: der nach in alle Richtungen offene Parcours aus Dächern, Lüftungsschächten, Rohren und Anzeigetafeln etwa oder eine Erzählung, die jene des Vorgängers nicht weiterführt, sondern deren Vorgeschichte erzählt. Wieder geht es um die Runner, die in einem klinisch sauberen Überwachungsstaat Nachrichten und Sendungen übermitteln, deren Inhalte z.B. nicht durchleuchtet werden sollen.
Die Runner haben den einzigen Ort für sich erschlossen, der nicht streng kontrolliert wird: die Dächer oberhalb der staatlich kontrollierten Betonwüste, zum Teil auch die Terrassen der wohlhabenden Zehntausend und sogar Büros großer Industriekonzerne. Die akrobatischen Boten haben das gemeistert, was heute als
Parkour bekannt ist.
Willkommen zurück! In einem Nachfolger, der die Vorgeschichte zu Mirror's Edge erzählt, rennt, klettert und springt Faith wieder in schwindelerregender Höhe.
Sie überwinden große Höhen, klettern Gerüste empor, hangeln an gigantischen Reklametafeln entlang, rutschen auf dem Hosenboden unter verschlossenen Gittern hindurch: Runner finden einen Weg abseits herkömmlicher Pfade.
Regierung & Revoluzzer
In diese Welt wird Faith aus der Jugendstrafanstalt entlassen. Alte und neue Freunde entfernen ihren Link zum elektronischen Netzwerk der Regierung und klinken sie in ihr eigenes ein, das so genannte Beat. Ein ruhiges Leben steht ihr damit selbstverständlich nicht bevor! Sie muss eine Schuld einlösen und wird in einen Sturm gerissen, in dem Runner, Regierung, Verbrecher und Revolutionäre miteinander kollidieren. Und immer wieder ist da die Erinnerung an ihre toten Eltern und an ihre Schwester, die sie vor Jahren verloren glaubte...
Richtig gut gelingt Catalyst diese Mischung aus persönlicher Geschichte und Kampf gegen das erdrückende Establishment. Ähnlich wie im Vorgänger mag ich vor allem die emotionalen Momente - was ich zu einem großen Teil allerdings meiner seit Jahren sehr starken Bindung zu den Figuren verdanke. Der Plot folgt ja oft geläufigen Bahnen und viele Charaktere sind Stereotypen. Catalyst lässt aber ein paar interessante Entwicklungen zu und stellt übrigens mindestens so viele Frauen wie Männer als zentrale Figuren vor, ohne diese Tatsache in irgendeiner Form hervorzuheben oder zur Mission zur erklären. Für den Mainstream der Videospiele ist das auch heute noch bemerkenswert!