Star Wars Battlefront18.11.2015, Michael Krosta

Im Test: Eine neue Hoffnung?

Der Blaster ist geölt, das Jetpack aufgeladen, X-Wings, Speederbikes und TIE-Fighter stehen bereit: Electronic Arts und DICE wollen in Star Wars: Battlefront das Flair der Filme mit bombastischen Weltraum- und Bodenschlachten einfangen, in denen sich Rebellen und imperiale Truppen  gegenüberstehen. Erwartet die Sternenkrieger nur ein Battlefield Light mit anderen Texturen oder darf man schon vor dem Start des Kinofilms das Erwachen der Macht erleben? Im ersten Teil des Tests nehmen wir die Inhalte für Solisten unter die Lupe, bevor wir uns übers Wochenende in die Mehrspielerpartien stürzen...

Keine Kampagne

Es hätte so schön werden können: Eine Kampagne für Star Wars Battlefront (ab 10,61€ bei kaufen)! Immerhin inszenierte bereits der indirekte Vorgänger Battlefront 2 unter der Regie der Pandemic Studios auch einen unterhaltsamen Story-Modus. Wenn ich hier z.B. auf dem schneebedeckten Planeten Hoth mit einem Gleiter um die stählernen Beine eines Walkers kreise oder zu den fantastischen Klängen von John Williams auf dem Speederbike durch den eindrucksvoll umgesetzten Wald von Endor rase, dann steigt angesichts dieser audiovisuellen Pracht die Sehnsucht nach einer Kampagne. Ich wage es mir kaum vorzustellen, was man mit dieser potenten Technik der Frostbite-Engine alles hätte anstellen können. Doch es wird bei dieser Wunschvorstellung bleiben, denn Entwickler DICE entschied sich dagegen. Oder vielleicht doch zum Glück? Schaut man sich die letzten Kampagnen bzw. dilettantischen Versuche in Battlefield an, ist es vielleicht besser so, dass sich die Schweden zurückhalten.

Mehr als ein Tutorial

Kann man auch alleine Spaß an den Lasergefechten haben?
Dennoch hat man abseits der Online-Schlachten für bis zu 40 Spieler auch ein paar Modi für Solisten und lokale Partien am geteilten Bildschirm auf die Disk gepackt, die sogar offline funktionieren und demnach keine permanente Internetverbindung erfordern. Unter den so genannten Missionen findet sich abseits eines ersten kleinen Tutorials zum einen ein Trainingsmodus, in dem man bereits in den Luft- und Bodenkampf hineinschnuppern und kleine Herausforderungen abschließen darf. So jagt man u.a. im X-Wing durch Beggar's Canyon oder bringt in einem T-47 Luft-Speeder die mächtigen Walker mit Stahlseilen zu Fall. Da werden nicht nur Erinnerungen an die Filme, sondern auch Rebel Assault wach, auch wenn man sich im Gegensatz zum Klassiker hier längst nicht mehr so auf Schienen bewegen muss. Darüber hinaus kann man sich beim Training auch schon mal mit der dunklen Seite der Macht anfreunden und Rebellen auf Endor mit dem Speederbike jagen, mit einem AT-ST auf Sullust für Ordnung sorgen oder sich sogar mit dem Imperator oder Darth Vader persönlich dem Rebellen-Abschaum mit Blitzangriffen und Würgegriffen annehmen. Alle fünf Trainingsmissionen, die selten über eine Spielzeit von zehn Minuten hinausgehen, lassen sich entweder alleine, zusammen mit einem Mitspieler am geteilten Bildschirm oder einem Online-Partner angehen. Für Motivation sorgen neben kleinen Herausforderungen in Kombination mit Credits-Belohnungen auch die Kämpfe zwischen Freunden um die besten Positionen auf der Bestenliste.

Die rasante Fahrt durch den Wald von Endor ist flott und visuell beeindruckend.
Das gilt auch für den Spielmodus Schlacht, in dem man sich alleine oder im Splitscreen-Teamwork auf den vier Planeten Duelle gegen die Bots liefert – wahlweise auf Seiten der Rebellen oder des Imperiums sowie mit oder ohne optionaler KI-Unterstützung. Der Spielablauf entspricht dabei der Variante, die u.a. bei Call of Duty unter dem Namen „Abschuss bestätigt“ bekannt ist: Es reicht also nicht nur aus, einen Gegner zu neutralisieren, sondern man muss auch noch ein Icon einsammeln, um den Kill damit zu bestätigen. Umgekehrt hat das feindliche Team die Möglichkeit, dem Sammler zuvorzukommen und ihm die wichtigen Punkte vor der Nase wegzuschnappen. Denn die Seite, die als erste 100 Punkte erreicht, gewinnt das Match. Daneben sucht man außerdem noch nach verstecktem Bergesgut als Beschäftigungstherapie. Leider gibt es keine Möglichkeit, die Siegkonditionen selbst festzulegen oder weitere Regeln anzupassen wie z.B. mit Beschränkungen auf bestimmte Gegner- und Waffentypen oder Varianten wie Instagib. Hier ist selbst das altehrwürdige Unreal Tournament immer noch weiter, wenn es um Trainingspartien gegen Bots geht, zumal die KI dort auch cleverer agiert. Hier präsentieren sich Sturmtruppler und Rebellen auf der normalen Stufe meist wie Moorhühner. Immerhin lässt sich der Schwierigkeitsgrad in drei Stufen regeln und mit den Heldengefechten wird außerdem noch eine Variante angeboten, in der man sich mit Luke, Leia und Han Solo oder Darth Vader, Palpatine und Boba Fett durchschlägt. Zwar scheinen den Bots auch auf höheren Stufen die Gehirnzellen zu fehlen, doch können sie mehr einstecken und als Gruppe durchaus bedrohlich werden. Für einen kompetitiven Ansatz als Einstimmung auf die großen Mehrspieler-Pertien ist
Solisten dürfen schon mal üben, AT-ATs zur Strecke zu bringen.
ebenfalls gesorgt: Sowohl in Schlachten als auch Heldengefechten darf man sich alternativ einem Eins-gegen-Eins-Duell gegen einen anderen Online-Spieler stellen, wobei sich dafür beide in der gleichen Party befinden müssen.    

Die perfekte Welle

Last but not least wird mit „Überleben“ noch ein klassischer Horde-Modus geboten, in dem man alleine oder als Duo immer stärker werdende Wellen meistern muss. Pro Planet steht dabei eine Karte zur Verfügung. Seinen Koop-Partner findet man entweder online oder lokal am geteilten Bildschirm, während der Anspruch auch hier in drei Stufen geregelt werden darf. Zur Motivation tragen auch hier wieder kleine Herausforderungen und Belohnungen im Form von Credits sowie Bestenlisten bei, die nach Einzelspieler- und Koopleistungen getrennt werden. Es war spätestens nach dem bekennenden Verzicht auf eine Kampagne abzusehen, dass Star Wars: Battlefront in erster Linie für die Mehrspieler-Gefechte konzipiert werden würde. In diesem Zusammenhang bin ich fast positiv überrascht, dass DICE doch noch verhältnismäßig viele Inhalte für Solisten anbietet und im Rahmen des Angebots neben dem gemeinsamen Spielen mit einem Online-Kumpel sogar lokale Koop-Partien am geteilten Bildschirm realisiert hat – dafür Daumen hoch! Trotzdem wird man schnell feststellen, dass diese Einsätze nichts weiter sind als ein kleines Aufwärmen mit Tutorial-Ansätzen, bevor man sich in die großen Online-Scharmützel stürzt. Sie können also weder eine voll ausgearbeitete Kampagne ersetzen noch stellen sie für sich alleine einen echten Kaufgrund dar. Doch es sind nette, kleine Trainingseinheiten für zwischendurch, in denen man mit seiner Ausrüstung experimentieren, sich mit der Mechanik sowie Waffen anfreunden oder einfach nur mit einem Kumpel für ein paar Minuten Spaß haben kann.

Hohe Stabilität

Das Herz von Battlefront bilden jedoch die Mehrspieler-Partien, in denen sich Rebellen und das Imperium die ganz großen Schlachten liefern. Dabei wird man den filmischen Vorlagen absolut gerecht und fängt mit den bekannten Schauplätzen, den originalgetreuen Soundeffekten sowie dem genialen Soundtrack die Star-Wars-Atmosphäre verdammt gut ein. Zischen dann noch Tie Fighter und X-Wings mit Laser-Salven durch die Luft, während am Boden AT-STs stampfen, Thermal-Detonatoren im Sekundentakt explodieren und die spielbaren Helden bzw. Schurken wie Luke Skywalker, Darth Vader oder Han Solo das Zünglein an der Waage spielen, taucht man endgültig ab und fühlt sich auch in den Online-Gefechten wie der Teil eines Films.

Die Online-Gefechte laufen herrlich rund.
Und nicht nur das: Im Gegensatz zum letzten Battlefield-Debakel spielen hier endlich auch von Anfang an die Server und der Netzcode mit. Unabhängig vom gewählten Modus, der maximalen Spielerzahl oder Plattform kam es in unseren vielen Spielstunden vor, während und nach dem Startwochenende bisher nur in wenigen Ausnahmefällen zu spürbaren Lags oder Abstürzen. Das sollte zwar eine Selbstverständlichkeit sein, aber trotzdem möchte ich DICE und EA an dieser Stelle ein Lob aussprechen, denn offenbar hat das Spiel dieses Mal schon vor der Veröffentlichung den nötigen Feinschliff bekommen und nicht erst durch eine nachträgliche Patch-Behandlung. Das spiegelt sich auch in der automatischen und flotten Spielervermittlung wider, die ohne lange Wartezeiten beide Seiten mit Teilnehmern füllt. Allerdings fragten wir uns oft, ob bei den Zusammenstellungen der Rang und damit die Balance überhaupt berücksichtigt wird. Schon zu Beginn trafen wir auf einige Mitspieler und Gegner mit Ausrüstung, die erst in deutlich höheren Rängen zur Verfügung steht und waren entsprechend im Nachteil. Verdächtig zudem, dass sich in der Übersicht keine Infos über die Ränge der einzelnen Teilnehmer finden und in manchen Partien eine Seite erschreckend deutlich dominiert.

Simple Spielmechanik

Man darf zwischendurch immer wieder die Rolle von Helden oder Schurken übernehmen.
Bei diesem Battlefront hat DICE großen Wert auf die Zugänglichkeit gelegt. Entsprechend simpel fällt die Spiel- und Shootermechanik aus: Die einzelnen Modelle der überschaubaren Auswahl an Blaster-Waffen unterscheiden sich zwar in den Bereichen Schaden, Feuerrate, Reichweite und Kühlkraft, fühlen sich mangels Rückstoß aber alle sehr ähnlich an und dürfen kaum individuell mit Zielvorrichtungen etc. modifiziert werden. Als Folge dessen geht die Bedienung der Wummen extrem leicht von der Hand. Über Munitionsmangel braucht man sich ebenfalls keine Sorgen zu machen. Stattdessen muss man lediglich die Überhitzung im Auge behalten, kann das Abkühlen aber mit einem „Nachladesystem“ im Stil von Gears of War mit guten Reaktionen beschleunigen. Weniger geübte Schützen dürfen sich zudem von einer Zielhilfe unter die Arme greifen lassen, die vor allem bei Distanzkämpfen in Kombination mit dem Controller sinnvoll erscheint. Man muss also kein Shooter-Crack sein, um sich hier zurecht zu finden, Erfolge zu feiern und sogar Zugriff auf spezielle Ausrüstung zu bekommen. Während man bei Call of Duty dafür meist einen Killstreak hinlegen oder einen höheren Rang innehaben muss, sammelt man hier einfach ein Pick-up auf und schon feuert man zielgelenkte Raketen, platziert Geschütze und Hilfs-Drohnen oder fordert einen Orbital-Angriff zur Unterstützung an. Das Spielen als Held oder die Kontrolle über Jäger sowie andere Vehikel wie AT-ATs wird in vielen Modi ebenfalls über die Aufnahme der Icons geregelt.

Eigentlich eine feine Sache, weil dadurch theoretisch jeder Teilnehmer die Chance hat, diese Dinge auch ohne große spielerische Fähigkeiten erleben und anwenden zu dürfen. Auf der anderen Seite wird die Verteilung dieser Specials dadurch sehr willkürlich und hängt zu sehr vom Glück ab. Es kann schon frustrierend sein, wenn einem die Pick-ups immer wieder vor der Nase weggeschnappt werden und man ständig vom Pech verfolgt wird. Trotzdem: Battlefront ist ein Musterbeispiel für einen Mainstream-Shooter, in den man einfach einsteigen und auch ohne Jedi-Reflexe eine Menge Spaß haben kann. Sicher werden das nicht alle so sehen. Genau dieser Umstand dürfte vielen Profi-Spielern sauer aufstoßen, die sich von den Gefechten etwas mehr Anspruch und taktische Tiefe im Stil vom klassischen Battlefield erhofft hatten.

Die Macht der Sternenkarten

Ich muss sagen, dass ich diesen simplen Ansatz und den Arcade-Touch nach all dem taktisch geprägten Ausrüstungs- und Fähigkeiten-Overkill der letzten Jahre mit seinen Klassen und Spezialisierungen durchaus als erfrischend empfinde. Hier legt man einfach los und hat Spaß! Im besten Sinne wurden während den flotten und unkomplizierten Ballereien oft Erinnerungen an Klassiker wie Unreal Tournament oder Quake wach, doch auch der Star-Wars-Bonus trägt maßgeblich dazu bei, dass mich Battlefront immer wieder vor den Bildschirm lockt.

Abseits der Standardwaffe nutzen die Entwickler so genannte Sternenkarten, um die Ausrüstung zu ergänzen. Dabei stehen jedem Spieler maximal drei Karten-Slots zur Verfügung, die man mit zusätzlichen Waffen wie einem Scharfschützengewehr und Thermal-Detonatoren oder nützlichem Equipment wie Jetpacks bestücken darf. Dabei hat jeder Einsatz eine gewisse Abklingzeit zur Folge. Der mittlere Slot ist dagegen speziellen Karten vorbehalten, die meist als Modifikation der Hauptwaffe fungieren und zur Aktivierung Energie benötigen, die man auf den Karten aufsammeln kann. Dazu gehört z.B. eine Kühlzelle, Ionenbeschuss gegen Schilde oder Droiden oder ein Impuls-Scan, mit dem man Gegner aufspüren kann. Leider lässt auch die die Auswahl an zusätzlicher Ausrüstung zu wünschen übrig. Trotzdem laden die vielen möglichen Karten-Kombinationen zum

An Bord eines AT-ATs erfreut man sich an der geballten Kraft der mächtigen Geschütze.
Experimentieren und Variieren ein. Schade in diesem Zusammenhang, dass man sich nicht mehrere Decks bzw. Loadouts abspeichern darf, sondern die Karten auf der Hand je nach Modus immer wieder neu zusammenstellen muss.

Abwechslungsreiche Spielmodi

Bei den Spielmodi wird eine ordentliche Auswahl geboten und neben den typischen Vertretern wie Team Deathmatch für 20 oder der Battlefield-Variante „Vorherrschaft“ für bis zu 40 Spieler hat man sich auch ein paar nette Varianten einfallen lassen, die auch für weniger Teilnehmer zugeschnitten sind. Droidenalarm ist quasi der kleine Bruder von Vorherrschaft, denn auch hier müssen Punkte erobert und gehalten werden. Mit zwei kleinen Unterschieden: Zum einen handelt es sich bei den Eroberungspunkten um Droiden, die planlos durch die Gegend rollen und gehackt sowie beschützt werden müssen. Zum anderen kämpfen nur zwei Sechser-Teams um den Sieg. Gerade die Unberechenheit der kleinen Blecheimer und die intensiven Gefechte auf kleinerem sorgen für Spaß. Der Modus Fracht ist ebenfalls auf zwölf Spieler ausgelegt und ist das Battlefront-Pendant zum Klassiker „Capture the Flag“. Ich mochte früher schon dieses Spielprinzip und bin daher froh, auch hier wieder Zeug aus der gegnerischen Basis stehlen zu dürfen, Teamkameraden zu eskortieren oder die eigene Fracht zu verteidigen.

Der Imperator steht auch hier unter Strom.
Im Modus „Helden gegen Schurken“ unterstützen die spielbaren Helden und Schurken ihre Standardtruppen mit ihren überlegenen Kräften und dürfen sogar von einer Leibgarde unterstützt werden. Das Schöne: Jeweils drei Helden und Schurken werden pro Runde per Zufall bestimmt, so dass man in den kleinen Sechser-Teams eine hohe Chance hat, die Kontrolle über Figuren wie Han Solo, Prinzessin Leia, Boba Fett oder gar den Imperator übernehmen zu können. Weniger schön: Held und Schurke werden vorgegeben. Die Seite, die zuerst fünf Runden für sich entscheiden kann, gewinnt die Partie. Der Modus eignet sich gut für ein Spielchen zwischendurch und um Erfahrungen im Umgang mit den besonderen Figuren zu sammeln. Ähnlich verhält es sich beim Modus „Heldenjagd“, doch darf hier lediglich ein Spieler einen Spezial-Charakter übernehmen und wird anschließend von den sieben anderen Teilnehmern gejagt. Wer dem Helden den größten Schaden zufügt, tritt nach dem unvermeidlichen Ableben in dessen Fußspuren.

Abgehoben

Der Modus „Abwurfzone“ ist bereits aus der Beta bekannt: Hier kämpfen zwei Teams mit jeweils acht Spielern um Versorgungskapseln, die nach und nach an zufälligen Orten auf den kleinen Maps abgeworfen und anschließend gesichert sowie verteidigt werden müssen. Ich empfand diese Variante schon beim Anspielen als durchaus gelungene Alternative zu den großen Schlachten, da sich die Gefechte nicht so lange hinziehen und sich deshalb perfekt als schnelle Partien für zwischendurch eignen. Einen ganz anderen Ansatz verfolgt der Modus Jägerstaffel, denn hier tauscht man den Bodenkampf gegen das Cockpit von X-Wings, A-Wings, Tie Fightern und Tie Abfangjägern. Mit etwas Glück darf man sogar die Kontrolle über den Millennium Falcon oder Boba Fetts Raumschiff Slave I übernehmen. In bester Rogue-Squadron-Manier stürzt man sich hier mit bis zu 20 Spielern in Luftkämpfe, wobei der Himmel zusätzlich von KI-Piloten gefüllt wird. Dadurch wirkt das Gewusel zwar mitunter etwas chaotisch, aber in diesem Modus geht definitiv die Post ab.

Die Jägerstaffel sorgt für Abwechslung und viel Action.
Es ist ein herrliches Gefühl, sich mit perfekt dosiertem Schub und Flugmanövern wie ein Terrier am Heck der Feinde festzubeißen, bis man sie entweder mit den Laserkanonen pulverisiert oder ihnen nach der Zielerfassung eine Rakete auf den Hals hetzt. Umgekehrt hat man alle Hände voll zu tun, die Verfolger mit Ausweichrollen und wahnwitzigen Manövern abzuschütteln, wenn man z.B. durch die engen Schluchten eines Canyons fliegt oder sich in dichten Wolken versteckt. Hinzu kommen kleine Mini-Aufgaben, bei denen man startende Schiffe beschützen oder abschießen muss. Während ich gerade auf größeren Karten mit vielen Distanzkämpfen jederzeit die präzisere Maussteuerung am PC dem Controller vorziehen würde, ist es an Bord der Raumjäger genau umgekehrt: Mit dem Nager fliegen sich die Schiffe sehr schwammig und es fällt auch nach Anpassungen in den separaten Optionen für die Flugsteuerung schwer, ein Gefühl für X-Wing & Co zu entwickeln und unter Kontrolle zu halten. Hier ist der Controller eindeutig die bessere Wahl. Trotzdem schade, dass sich die Jägerstaffel einzig auf Planetenoberflächen beschränkt. Wo sind die grandiosen Dogfights im Weltraum, die bei Star Wars einfach dazugehören? Vor allem dann, wenn man die Spieler schon in ein Cockpit setzt. Gerade die Angriffe auf den Todesstern hätten sich auch hier exzellent für eine Umsetzung angeboten. Oder eine Attacke auf einen Sternenzerstörer. Möglichkeiten gäbe es mehr als genug, die Einsatzgebiete der Jägerstaffel auf den Weltraum auszuweiten. Aber auch in dieser Form können die Luftgefechte überzeugen – schon allein deshalb, weil sie für eine angenehme Abwechslung vom Shooter-Alltag am Boden sorgen und mit den zahlreichen Schiffen das Gefühl wecken, auch in der Luft Teil einer großen Schlacht zu sein.

Walker im Anmarsch

Die Walker müssen unbedingt vor den Attacken der Rebellen geschützt werden.
Das schafft am Boden neben der Eroberung hauptsächlich der Kampfläufer-Angriff, der ebenfalls für 40 Spieler ausgerichtet ist. Auch dieser Modus konnte bereits im Rahmen der Beta ausprobiert werden und schickt die Rebellen in den Kampf gegen das Imperium, das mit drei mächtigen AT-ATs und Bodentruppen vorrückt. Während die Rebellen Uplinkstationen erobern müssen, um die benötigte Luftunterstützung in Form von Y-Wing-Bombern anzufordern, müssen die Truppen des Imperiums ihre Kampfläufer möglichst heil ans Ziel bringen und beschützen. Folglich sind nicht nur die Uplinkstationen heiß umkämpft, sondern auch die langsam marschierenden Kolosse, die sogar für eine begrenzte Zeit von Spielern übernommen werden können und mit ihren mächtigen Laserkanonen ein gewaltiges Feuerwerk zünden. Hinzu kommen weitere Vehikel vom AT-ST über Speederbikes bis hin zu Raumjägern, mit denen man als Spieler den Teamkameraden unter die Arme greifen kann.

Chaos und Ordnung

Gerade in den Modi für maximal 40 Spieler, also Eroberung und Walker-Angriff, wirken die Gefechte oft wie ein unkoordiniertes Gewusel, das im Chaos versinkt. Das Partner-System, das nach dem Ableben den Wiedereinstieg bei einem anderen Spieler erlaubt, ist zwar durchaus sinnvoll, kann aber ein echtes Squad nicht ersetzen und will auch manchmal nicht so recht funktionieren. Ärgerlich zudem, dass es beim Respawn keinen kurzzeitigen Schutz gibt. So kann es gerade beim Wiedereinstieg bei einem Partner passieren, dass man im Kreuzfeuer startet und innerhalb weniger Sekunden schon wieder frustriert das Zeitliche segnet. Die willkürliche Verteilung von normalen Spawn-Punkten führt hin und wieder ebenfalls zu diesen unglücklichen Situationen, doch ist man zumindest die meiste Zeit sicher vor Spawn-Campern. Zudem kristallisiert sich in vielen Partien heraus, das im vorherrschenden Chaos doch langsam eine gewisse Ordnung Einzug hält. Viele Spieler ziehen nicht länger auf eigene Faust oder als Duo los, sondern finden sich schnell in größeren Verbänden ein und rücken dann gemeinsam zur markierten Eroberung oder Verteidigung vor. Trotzdem kommt das Teamwork in

Wer würde nicht gerne den schnellsten Schrotthaufen der Galaxis fliegen?
Modi mit kleinerer Spieleranzahl generell besser zur Geltung als in den Massenschlachten, die man ruhig auch wie im Vorgänger auf 60 Teilnehmer hätte ausbauen können.

Zu wenige Karten

DICE hat sich bei der Auswahl der Modi durchaus ins Zeug gelegt, um für möglichst viel Abwechslung zu sorgen. Und auch die weitläufigen Karten sind klasse designt und nahezu perfekt auf die Spielerzahl ausgerichtet: Leerlauf gibt es kaum, dafür viele verwinkelte Pfade und Verstecke, eine leicht vertikale Ausrichtung sowie eine gute Mischung aus Innen- und Außenarealen. Die vier Planeten unterscheiden sich außerdem nicht nur visuell, sondern auch hinsichtlich der Architektur deutlich voneinander. Während auf Tatooine z.B. viele kleine Felsspalten und Vorsprünge für Verstecke oder Angriffe aus dem Hinterhalt bietet, blickt man auf dem Eisplaneten Hoth außerhalb der Basen auf viel freies und flaches Gelände, das von Schützengräben durchzogen ist. Ganz anders sind die Voraussetzungen auf dem dicht bewachsenen Waldmond Endor, bei dem es schon schwer fällt, Gegner zwischen den Pflanzen überhaupt zu entdecken, während von den verbundenen Baumhäusern der Ewoks auch noch ständig Angriffe von oben drohen.

Die Pick-ups sind ein zweischneidiges Schwert.
Doch bei aller Freude über die gelungenen Karten und Schauplätze: Es gibt einfach zu wenige! Zwar hören sich über zehn Maps nach einem halbwegs erträglichen Starterpaket an, doch dabei darf man nicht vergessen, dass in den meisten Modi gerade mal vier Varianten zur Verfügung stehen. Entsprechend schnell hat man sich an den Schlachtfeldern satt gesehen und wünscht sich schnell eine größere Auswahl und mehr Abwechslung, anstatt recht penetrant auf den Erwerb eines Season Pass für weitere Inhalte hingewiesen zu werden. Dabei hätte man z.B. auch mit dynamisch wechselnden Witterungsbedingungen oder dem aus Battlefield bekannten Levolution die anfängliche Faszination länger aufrecht erhalten können. Warum nicht einfach mal einen Sandsturm auf Tatooine oder einen Schneesturm auf Hoth entfesseln? Warum lässt man auf dem finsteren, von Lava durchzogenen Sullust nicht einfach mal einen Vulkan explodieren und krempelt die Level-Architektur um? Und so sehr ich mich darüber freue, dass man sich hier auf die alte Filmtrilogie konzentriert: Auch die letzten drei Filme hätten die eine oder andere gute Vorlage für weitere Schauplätze und Karten geboten. Man muss ja nicht gleich Jar Jar Binks einbauen... Entsprechend werden abseits von Rebellen und Imperium keine weiteren Fraktionen geboten und auch bei den visuellen Anpassungen wäre mehr drin gewesen. Zwar lassen sich auf beiden Seite eine ganze Reihe an vorgefertigten Modellen beider Geschlechter freischalten, doch Details an Gesichtern oder Uniformen darf man leider nicht verändern bzw. nach eigenen Wünschen formen. Ein weiteres Ärgernis, das in der modernen Spielelandschaft leider immer mehr zum Alltag wird: Das Anlegen eigener Partien wird nicht gestattet und entsprechend gibt es auch keinen Server-Browser. Auch die LAN-Option als Alternative zu den Online-Gefechten wird wieder einmal sträflich vernachlässigt – ein trauriger Trend.

Fazit

Star Wars Battlefront sorgt für gemischte Gefühle: Wer sich zum ersten Mal in die großen Mehrspieler-Schlachten auf Hoth, Endor oder anderen bekannten Schauplätzen stürzt, wird angesichts der grandiosen Präsentation, der sauberen Online-Performance sowie den intensiven Boden- und Luftgefechten auf den weitläufigen Karten ein freudiges „Utinni“ gen Himmel jauchzen. Die Battlefield-Macher von DICE fangen die Star-Wars-Atmosphäre hervorragend ein! Doch zu schnell ist der Punkt erreicht, an dem die stattliche Auswahl an überwiegend gelungenen Spielmodi nicht mehr ausreicht, um den Mangel an Karten und Ausrüstung auszugleichen. Und auch Solisten werden angesichts der fehlenden Kampagne und den wenigen Inhalten auf Dauer nicht viel Freude an dem mageren Angebot haben. Die zugunsten der Zugänglichkeit bewusst simpel gehaltene Shooter-Mechanik dürfte ebenfalls auf geteiltes Echo stoßen: Ich empfinde die flotten Ballereien mit ihrem Arcade-Touch durchaus als erfrischend, kann aber auch verstehen, dass zufällig platzierte Spezialfähigkeiten, ein halbgares Partnersystem und der Mainstream-Ansatz viele Spieler verschreckt, die sich - auch im Hinblick auf den Vorgänger - etwas mehr taktische Tiefe und Anspruch erhofft hatten. Trotzdem ist das jüngste Battlefront ein unterhaltsamer Mehrspieler-Shooter für die breite Masse, dem es auf Dauer vor allem an Inhalt und damit Abwechslung mangelt, die man sich bei Electronic Arts mit dem Season Pass nochmal extra bezahlen lassen will.

Pro

fantastische Star-Wars-Atmosphäre
schnelle, unkomplizierte (Arcade-)Shooter-Action...
klasse designte Karten in angemessenen Größen...
starke Kulisse mit viel Liebe zum Detail
Kartendecks für individuelle Fähigkeiten
freischaltbare Ausrüstung und visuelle Anpassungen...
gelungene Auswahl an Spielmodi
spielbare Helden und Schurken
Partner-System...
nette Solo- und Koop-Modi als Training
(optionale) Zielhilfe (vor allem auf Konsolen nützlich)
überwiegend lagfreie Online-Partien
Original-Soundtrack von John Williams
Splitscreen-Option bei Missionen (Konsolen)
sehr schnelle Spielervermittlung

Kontra

keine (Story-)Kampagne
...aber ohne große taktische oder spielerische Ansprüche
...aber zu kleine Anzahl an Planeten und Karten
kein Server-Browser oder private Lobbys
keine Dogfights im Weltraum
...aber kein besonders großes Sortiment
hoher Zufalls
und Glücksfaktor aufgrund von Pick-ups
Matchmaking nicht nachvollziehbar
...das nicht immer funktioniert wie es soll
kein kurzzeitiger Respawn-Schutz
kein LAN-Modus
kein Splitscreen am PC und bei Online-Partien
mehrere Loadouts lassen sich nicht speichern

Wertung

PlayStation4

Battlefront liefert flotte, aber simple Mehrspieler-Action für Sternenkrieger und sieht dabei fantastisch aus! Inhaltlich hapert es mit fehlender Kampagne, wenigen Karten und Equipment aber am Umfang

XboxOne

Battlefront liefert flotte, aber simple Mehrspieler-Action für Sternenkrieger und sieht dabei fantastisch aus! Inhaltlich hapert es mit fehlender Kampagne, wenigen Karten und Equipment aber am Umfang

PC

Die PC-Version sieht nicht nur eine Klasse besser aus, sondern profitiert bei den zahlreichen Distanz-Gefechten auch von der präziseren Maus-Steuerung.

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