Im Test: Wunderschönes Konsolen-Abenteuer
Stumm und vielsagend
Die Geschichte braucht keine Worte: Starke Bilder und ein famoser Soundtrack erzählen von einer Welt, deren Titanen erstarrt sind, deren stumme Kanonen von Ranken überwachsen und steinerne Hochhäuser nur noch Erweiterungen schroffer Felsen sind.
Ein Kämpfer taucht in dieser Welt auf. Sein leuchtendes Schwert scheint ihren Kreaturen überlegen, aber der Drifter ist von einem Unheil befallen, das ihn wie eine Krankheit überall hin begleitet. Immer wieder übergibt er sich – tatsächlich scheint der Befall im Verlauf des Abenteuers stärker zu werden, anstatt zu verschwinden.
Fantasie statt Erklärgespräche
Ist dieser Kämpfer überhaupt der titelgebende Drifter? Die Vermutung liegt auf der Hand, genannt wird er aber nie als solcher. Immerhin kommt das gesamte Spiel ohne einen einzigen Dialog aus. Selbst wenn sich der Drifter mit den Bewohnern einer kleinen Ortschaft unterhält oder mit Helden, denen er unterwegs begegnet, bestehen Sprechblasen
Inspiriert scheint der Entwickler auch von Ico oder Shadow of the Colossus, denn ähnlich wie in den Spielen von Fumito Ueda verschwimmen die erzählerischen Grenzen zwischen Gut und Böse, während das Ziel, das Besiegen starker Wächter, als klares Ziel erscheint. Schon die schwarze, scheinbar klebrige Krankheit, ganz offiziell eine Metapher für Prestons eigene Herzerkrankung, erinnert an Uedas Symbolik. Mehr als Ueda erzählt Preston dabei über ausdrucksstarke Kulissen – ein Titan, der wie angewachsen einen fernen Berg umklammert, könnte alleine ein Buch füllen.
Säulen der Macht
Schon auf dem Weg dorthin begegnet er gefährlichen Kreaturen, verschlossenen Toren und tödlichen Fallen – es ist gut, dass das Spiel nach Betreten jedes Abschnitts speichert, um den Drifter im Fall seines Todes am Eingang des Abschnitts wiederzubeleben. Immerhin erwarten ihn mit fordernden Kämpfen und akrobatischen Sprüngen zahlreiche Herausforderungen, die ihn selten beim ersten Scheitern das Leben kosten, aber schnell für einen Abzug seiner Gesundheit sorgen.
Hinter hohen Wänden
Der Kämpfer kann sich zwar heilen, dafür muss er allerdings eine kurze Zeit still stehen. Und viele Gegner sind nicht nur flink, sondern schlagen auch schnell zu. Die unterschiedliche Zusammenstellung der Gruppen ist die größte Gefahr: Ich muss immer umdenken, um das eine Mal zunächst Schützen auszuschalten und ein anderes Mal erst einen Schwarm Vögel zu beseitigen. Toll sind Umgebungen, deren Architektur sich ständig ändert, denn dort sind gute Reaktionen und das schnelle Erfassen der taktischen Situation gefordert.
Timing ist stets der entscheidende Faktor, denn das plumpe Malträtieren der Angriffstaste führt nur zum Tod. Jeder Angriff hat Vor- und Nachteile; während eines Rundumschlags steht der Drifter etwa eine Zeitlang am Fleck, Granaten laden sich nur langsam auf und wertvolle Munition starker Pistolen muss er mit erfolgreichen Schwertstrichen aufladen. Ärgerlich ist, wenn Freund und Feind hinter einer Wand kaum erkennbar sind und der Kämpfer mal wieder
Große Freiheit
Neue Waffen und Techniken erhält bzw. lernt der Drifter in dem kleinen Ort, der die vier Himmelsrichtungen miteinander verbindet – über wenige, aber sinnvoll platzierte Teleportationssteine kann er jederzeit hin und zurück reisen. Die Reihenfolge der Einkäufe und Trainings wähle ich dabei selbst, denn jede Neuerung kostet dieselbe Währung. Und weil diese Währung selten ist, neue Techniken aber eine große Hilfe sind, spielt die Suche nach Schatzkisten eine wichtige Rolle. Schön, dass Preston viele dieser Kisten clever versteckt hat! Einen Hinweis auf eine geheime Ecke erhascht man oft – dorthin zu gelangen ist die Lösung vieler kleiner Rätsel.
Dass ich aufgelesene Schätze nach einem Wiederbeleben erneut abholen muss, obwohl ich nicht mehr genau weiß, ob ich sie im aktuellen oder dem vorherigen Areal gefunden habe, verärgert mich gelegentlich. Dass ich abseits von Gegnern und Wegen zu Truhen nichts interaktiv entdecke, wirkt irgendwann zudem erzählerisch starr. Im Gegenzug gefällt mir dafür die Landkarte, auf der ich zwar sehe, in welchem Gebiet sich der Drifter befindet, aber keine Wege oder gar Schätze verzeichnet sind. Es fehlt zwar die Möglichkeit, verschlossene Wege für das spätere Öffnen zu markieren. Grundsätzlich ist mir das eigene Entdecken aber tausendmal lieber, als von Wegweisern gescheucht zu werden.
Klingt gut!
Überhaupt versteht es Preston hervorragend, seine Spieler zu führen. Während der Drifter etwa von Beginn an fast jede Himmelsrichtung frei erkunden kann, öffnen das Erledigen bestimmter Aufgaben sowie das Aufspüren von
Eine große Rolle spielt dabei der starke Soundtrack von Disasterpeace (FEZ, It Follows ), denn er vermittelt diesen Spielfluss auf perfekte Weise. Die Musik schwillt fast unmerklich an, wenn gefährliche Gegner langsam stärker werden, klingt in ruhigen Momenten zu einem sanften Rauschen ab und verstummt, nachdem der Kämpfer einen Wächter im tosenden Bosskampf endlich niedergerungen hat. Wenn leise Momente Höhepunkte sind, dann hat ein Spiel vieles richtig gemacht!
Fazit
Spielerisch spannend und erzählerisch geheimnisvoll: Hyper Light Drifter ist auch auf Konsolen ein zauberhaftes Abenteuer in kunstvoller Kulisse! Spielemacher und Grafiker Alex Preston erklärt seine Pixelkunst nicht zum Selbstzweck, sondern beschreibt mit seinen Zeichnungen die große Geschichte einer faszinierenden Welt. Er füttert die Fantasie mit dem Stoff eines Epos', ohne sein Werk je in Worten so zu beschreiben. Vor allem aber erzeugt er einen fesselnden Spielfluss aus Kampf und Erforschen, in dessen Zentrum fordernde Action für Spieler mit einem Gespür für Timing und Taktik steht. Er lässt ihnen die Freiheit, die vielleicht etwas zu überschaubare Welt beliebig zu erkunden und Fähigkeiten sowie Ausrüstung des Drifters frei zu entwickeln. Kleine Entdeckungen abseits der Suche nach versteckten Kisten hätten seinem Spiel ein wenig mehr Tiefe verliehen - doch auch so kann man in jeder Minute die einzigartige Magie dieses famosen Abenteuers genießen!
Pro
Kontra
Wertung
XboxOne
Ebenso bildgewaltiges wie spielerisch fesselndes Abenteuer, das auf Konsole nichts von seinem Reiz und seiner Anziehungskraft verloren hat.
PlayStation4
Bildgewaltiges wie spielerisch fesselndes Abenteuer, das auf Konsole ebenso reizvoll ist wie am Rechner.
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