Evolve13.02.2015, Michael Krosta

Im Test: Katz- und Monsterspiel

Vier Jäger gegen ein Monster: Mit Evolve (ab 10,49€ bei kaufen) wollen die Turtle Rock Studios Dramatik und Anspruch eines Bosskampfs neu definieren. Dafür schicken sie ein hochspezialisiertes Koop-Quartett in die Schlacht gegen eine mächtige Kreatur, die sich nicht nur weiterentwickelt, sondern von einem fünften Spieler gesteuert wird. Wartet nach Left 4 Dead der nächste Mehrspieler-Kracher?

Die Evolution einer Idee

Man nehme den Zombie-Hit von Valve und stelle sich vor, dass sich das Koop-Team bei den Auseinandersetzungen mit dem zähen Tank nicht mit einer KI, sondern einem anderen Spieler herumschlagen müsste. Das war laut eigenen Aussagen der Grundgedanke der Entwickler, als ihnen die Idee für Evolve kam. Okay, auf den ersten Blick wirkt das nicht sonderlich kreativ, konnte man im Versus-Modus von Left 4 Dead doch ebenfalls schon als Spieler in die faulige Haut der speziellen Mutanten schlüpfen und mit etwas Glück sogar in der Rolle des Tank ordentlich austeilen. Trotzdem waren die VS-Geplänkel beim gemeinsamen Überlebenskampf der Zombie-Apokalypse nur ein kleiner Appetitanreger verglichen mit dem, was die Turtle Rock Studios bei Evolve auffahren. Tatsächlich würde ich sogar so weit gehen zu behaupten, dass das Konzept und dessen Basis zwar nicht unbedingt neu oder gar revolutionär sind, aber das spannende Katz- und Mausspiel Vier-gegen-Einen in dieser Form bisher einzigartig sein dürfte.

Ein (über)mächtiger Gegner

Man nehme den Zombie-Hit von Valve und stelle sich vor, dass sich das Koop-Team bei den Auseinandersetzungen mit dem zähen Tank nicht mit einer KI, sondern einem anderen Spieler herumschlagen müsste.
Die drei klasse designten Monster bilden die erste Säule der Faszination, denn mit dem Goliath, Kraken und Geist werden die vier Jäger mit dicken Brocken konfrontiert, gegen die der Tank aus Left 4 Dead schon fast wie ein harmloses Schoßhündchen wirkt. Und die Biester können mit ihren Spezialangriffen nicht nur ordentlich austeilen, sondern beweisen mit Schildpanzer und einer prallen Lebensleiste auch enorme Nehmerqualitäten. Nein, das ist wahrlich kein Spaziergang. Stattdessen erfordert es in der Regel harte Arbeit (und Teamwork, dazu später mehr), um eines der Monster niederzuringen. Erreicht es durch ausgiebiges Fressen auch noch seine dritte Evolutionsstufe und wird zunehmend stärker, macht es die Sache nicht leichter. Leider ist man in den ersten Stunden auf die Verwendung des Goliaths beschränkt. Warum? Weil man die anderen beiden Exemplare erst mit einem extrem langwierigen Grinden freischalten muss. Auf der einen Seite ist es zwar schön, dass gewisse Anreize für weitere Inhalte geschaffen werden, aber hier hat man es für meinen Geschmack etwas übertrieben, bis man endlich auch Kraken und Geist selbst auf die Jäger hetzen darf. Ein weiteres Monster wurde als DLC bereits bestätigt und ist in manchen Edition bereits im
Dreist: Wer sich das zusätzliche Monster separat zulegen will, wird mit knapp 15 Dollar kräftig zur Kasse gebeten und auch viele Skins für Jäger und Monster lässt sich 2K bereits jetzt teuer bezahlen.
Preis inklusive. Dreist: Wer sich das zusätzliche Monster separat zulegen will, wird mit knapp 15 Dollar kräftig zur Kasse gebeten und auch viele Skins für Jäger und Monster lässt sich 2K bereits jetzt teuer bezahlen. Immerhin verspricht Turtle Rock, dass es keine kostenpflichtigen Karten gibt, welche die Community spalten. Zudem ist es durchaus fair, dass man auch ohne Zukäufe an Partien teilnehmen kann, bei denen DLC-Inhalte verwendet werden.

Fürs Erste kommt man schon mit dem Goliath auf seine Kosten, wobei dessen Verwandtschaft zum Tank mehr als offensichtlich ist: Von herum geschleuderten Felsen und fatalen Rammattacken können L4D-Spieler genauso ein Liedchen singen wie von spitzen Klauen, die unaufhörlich auf einen einprügeln. Doch das erste Evolve-Monster hat noch weitere Tricks im Ärmel, denn zum einen veranstaltet es mit seinem Feuerstrahl ein kleines Barbecue und zum anderen gehört auch ein Schmettersprung zum Repertoire. Kraken und Geist wissen ebenfalls, wie man sich zur Wehr setzt: Während Ersterer z.B. Blitzschläge vom Himmel regnen lässt oder den Jägern mit Wirbel-Schuss und Banshee-Minen einheizt, kreiert der Geist mit einem Doppelgänger eine Ablenkung oder trennt einen Spieler aus sicherer Entfernung mit einer Entführung vom Rest der Gruppe und macht ihn in aller Ruhe fertig.

Erst fressen, dann attackieren

Trotzdem sollte man am Anfang seines Monsterdaseins noch nicht direkt auf Konfrontationskurs gehen, sondern den zeitlichen Vorsprung besser dazu nutzen, um sich vollzufressen und möglichst schnell die nächste Evolutionsstufe zu erreichen, die weitere Angriffsoptionen ermöglicht.

Aber Obacht: Zum einen nutzen die Jäger ihr fortschrittliches Equipment, um die Biester aufzuspüren und zum anderen liefert man auch als Monster immer wieder ungewollt Hinweise auf seinen aktuellen Aufenthaltsort. So hinterlässt man z.B. Fußabdrücke, mit denen die Jäger dank des auffälligen Leuchtens die Fährte aufnehmen können, falls man sich nicht leise, aber dafür auch sehr langsam bewegt. Zudem ziehen die Kadaver nach dem Festmahl die Aasfresser an oder man schreckt anderweitig Vögel auf, welche die aktuelle Position verraten. Und nicht zuletzt macht das Monster durch Lärm auf sich aufmerksam – vor allem die lauten Stampfgeräusche des Goliaths erinnern an das dumpfe Beben des T-Rex im Jurassic Park und bringen den Subwoofer ordentlich zum Beben. Um dem Ärger vorerst aus dem Weg zu gehen oder später Jäger sowie die potenzielle Beute aufzuspüren, verlässt sich das Monster-Trio auf seinen ausgeprägten Geruchssinn: Ein Druck auf die Taste reicht, um die Umgebung in einem begrenzten Radius nach Futter und Verfolgern zu scannen.

Der richtige Riecher

Die Jäger setzen alles daran, die Biester so schnell wie möglich zu erwischen.
Und diese Fähigkeit ist mindestens ebenso wichtig wie die vor monströser Kraft strotzenden Attacken. Denn auch als Monster ist ein Rückzug oft die bessere Wahl, um die Panzerung wieder mit ein paar Snacks zu regenerieren oder Jäger gezielt in Areale zu locken, in denen andere aggressive Geschöpfe der Fauna des Planeten lauern oder vielleicht sogar Fleisch fressende Pflanzen wertvolle Unterstützung leisten.

Teamwork siegt!

Die Jäger setzen dagegen alles daran, die Biester so schnell wie möglich zu erwischen. Im Gegensatz zu Left 4 Dead, in denen alle Figuren über die identischen Fähigkeiten verfügten und sich nur hinsichtlich ihres Aussehens voneinander unterschieden, orientiert sich Evolve mehr an klassischen Team-Shootern wie Team Fortress oder Counter-Strike, bei denen jeder Spiele eine bestimmte Rolle innerhalb des Quartetts übernimmt. So sind in der Anfangsphase zunächst Trapper und Support gefragt, um die Fährte aufzunehmen und das Monster zu finden.

Als besonders nützlich erweist sich in diesem Zusammenhang der putzige Alien-Spürhund Daisy, auch bekannt als Haustier-Schnappmaul. Der treue Begleiter wittert mit seinem feinen Näschen auch über große Entfernung den Flüchtling und führt die Jäger zu ihrem Ziel. Darüber hinaus hat Daisy eine weitere nützliche Fähigkeit: Sie kann ausgeschalteten Teamkameraden wieder auf die Beine helfen und kommt dieser wichtigen Aufgabe abgesehen von vereinzelten Aussetzern auch vorbildlich nach.

Allerdings ist das kleine Kuschelmonster sehr wählerisch und zieht einzig mit der Trapperin Maggie los. Entscheidet man sich für andere Charaktere innerhalb der Klasse, muss man auf die wertvollen Spürhund-Dienste verzichten, bekommt im Gegenzug andere Gadgets wie platzierbare Schallsensoren oder Verfolgungspfeile, die ebenfalls die Suche nach Monstern erleichtert.

Blinde Kuh

Trotz der zahlreichen Hilfsmittel, zu denen später mit weiteren Figuren auch eine Aufklärungsdrohne oder Staubgranaten zählen, kann das Versteckspiel ohne Daisy ermüdend werden und zu einem frustrierenden Leerlauf führen, bei dem man recht planlos durch die Gegend irrt. So muss man hin und wieder hilflos mit ansehen, wie sich das Monster ungehindert bis zur dritten Evolutionsstufe schlemmert - Mahlzeit!

Zumindest bahnt sich ein Ende der Runde an, denn mit dem Erreichen der dritten Stufe muss das Monster im Standard-Spielmodus „Jagd“ entweder innerhalb eines Zeitlimits ein Strom-Relais zerstören oder alle Jäger vernichten, wenn es nicht verlieren will. Früher oder später wird also ein Aufeinandertreffen von Jägern und Monstern forciert – gut so!

Vorübergehende Gefangenschaft

Endlich im Visier! Trotz der zahlreichen Hilfsmittel, zu denen später mit weiteren Figuren auch eine Aufklärungsdrohne oder Staubgranaten zählen, kann das Versteckspiel ermüdend werden.
Hat man Sichtkontakt und kommt langsam in Schlagdistanz, ist ebenfalls zunächst der Trapper gefragt: Mit der mobilen Arena aktiviert er eine Lichtkuppel, mit der das Areal und damit die Bewegungsfreiheit des Monsters kurzzeitig eingeschränkt wird. Jetzt ist die Zeit für eine koordinierte Attacke gekommen, in der nicht nur das clevere Zusammenspiel der einzelnen Rollen, sondern auch eine gute Kommunikation innerhalb des Teams über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Während der Trapper weiter versucht, die Kreatur mit Harpunengeschossen oder Betäubungsgranaten an der Flucht zu hindern oder ihm ebenfalls mit Feuerwaffen Schaden zuzufügen, schlägt jetzt vor allem die Stunde der Assault-Klasse: Mit ihrer Ausrüstung vom Blitzgewehr über Flammenwerfer bis hin zur durchschlagenden Schrotflinte oder Giftgasgranaten setzen sie den  zähen Mistviehchern am meisten zu. Allerdings müssen sie dazu auch ganz nah ran an den übermächtigen Feind und leben entsprechend gefährlich. Aus diesem Grund zählt ein persönlicher Schild zur Standardausrüstung innerhalb der Klasse, der für eine kurze Zeit unverwundbar macht, bis sich die Energie wieder regenerieren muss. Das Gleiche gilt auch für einen Großteil der Ausrüstung in den anderen Klassen: Die mobile Arena muss nach ihrer Verwendung z.B. genauso wieder aufgeladen werden wie die Drohnen-Batterie oder der mächtige Orbitalschlag des Assaults, der einen Raketenregen auf die zuvor markierte Stelle niederprasseln lässt.

Wertvolle Unterstützung

Dumm nur, dass die Monster unfassbar agil und flott unterwegs sind, so dass sie selbst die mit Jetpacks ausgerüsteten und damit sehr mobilen Jäger immer wieder abhängen können. Und so zeigt sich einmal mehr, wie wichtig vor allem unter der Lichtkuppel die Zusammenarbeit innerhalb des Teams ist: So ergibt ein Orbitalschlag z.B. erst dann wirklich Sinn, wenn das Monster im Idealfall betäubt ist und gleichzeitig von einem Trapper an einer Position festgenagelt wird. Und auch die Kommunikation darf gerade in solchen Momenten nicht vernachlässigt werden, stellt der Orbitalschlag doch nicht nur für das Biest, sondern auch die Kameraden im Detonationsradius eine massive Gefahr dar.

Zusammen mit dem Assault bildet der Support die Speerspitze des Angriffs, kann sich dabei aber etwas weiter im Hintergrund halten, wenn er z.B. Raketen mit dem Fadenkreuz zum Ziel führt, mit der Schienenkanone selbst durch Hindernisse hindurch schießt oder mit dem Schadensverstärker die Angriffe des Assaults unterstützt. Zudem verfügen alle Charaktere der Support-Klasse über ein Tarnfeld, mit dem man nicht nur sich selbst, sondern auch sämtliche Kameraden im näheren Umfeld kurzzeitig unsichtbar machen kann – perfekt, wenn man einem ausgeschalteten Mitstreiter wieder auf die Beine helfen will.

Kein Medic, keine Chance

Dumm nur, dass die Monster unfassbar agil und flott unterwegs sind, so dass sie selbst die mit Jetpacks ausgerüsteten und damit sehr mobilen Jäger immer wieder abhängen können.
Wobei diese Aufgabe in erster Linie dem Medic zukommt, der eigentlich auch dafür sorgen sollte, dass es gar nicht erst so weit kommt. Gar nicht so einfach, denn das Auffrischen der Gesundheit mit der Medipistole funktioniert zwar auch auf weite Entfernung, braucht aber seine Zeit und fertigt die Verletzten erst nacheinander ab. Besser ist der Heilstoß, der allen Figuren der Klasse zur Vefügung steht und nicht nur ihnen, sondern auch Mitstreitern in der Nähe neue Lebensenergie spendiert, anschließend aber wieder aufladen muss. Heilungsgranaten erweisen sich ähnlich nützlich für das Kollektiv, während das Beschleunigungsfeld dem Team ein höheres Lauftempo beschert.

Zum Glück umfasst das Aufgabenfeld des Medics mehr als nur mit einem Erste-Hilfe-Koffer hinter den drei anderen hinterher zu rennen. So können Vertreter dieser Klasse z.B. auch das Monster betäuben und dessen Tempo verlangsamen oder mit einem Scharfschützengewehr die Panzerung aufbrechen und so zeitweise Schwachstellen markieren, an denen man der Kreatur mit Volltreffern mehr Schaden zufügen kann. Damit leistet der Medic ebenfalls eine unverzichtbare Unterstützung im Kampf gegen das Monster und zählt damit nicht nur zu einem zentralen Stützpfeiler des gesamten Teams, sondern stellt ein begehrtes Angriffsziel dar. Denn fällt der Medic, fällt das gesamte Team oder verringert zumindest massiv die Siegchancen des verbliebenen Jäger-Trios.

Zittern für das Comeback

Was also tun? Mein Tipp: Das Weite suchen und versuchen, zu überleben. Dumm nur, wenn zu diesem Zeitpunkt schon das Strom-Relais in Gefahr ist. In diesem Fall muss man eher die Zähne zusammenbeißen und versuchen, zumindest so lange durchzuhalten, bis die ausgeschalteten Mitspieler wieder aus dem Landungsschiff springen und von der Zuschauerrolle wieder aktiv in die Partie einsteigen können. Allerdings muss man dafür eine Wartezeit von etwa zwei Minuten in Kauf nehmen – und die können verdammt lang werden, wenn man als letzter Überlebender vom Jäger zum Gejagten wird. Was haben wir in diesen Momenten schon mitgefiebert und Durchhalteparolen ins Headset gebrüllt, während wir ganz wibbelig die Sekunden bis zum Ende der Auszeit mitgezählt haben. Und bis sich dann endlich diese verdammte Luke öffnet und den erneuten Absprung auf die Planetenoberfläche erlaubt – das ist Dramatik pur!

Ein ungleicher Kampf?

Gerade in den ersten Stunden in den Wald-, Felsen-, Sumpf- und Dschungellandschaften des Planeten Shea haben wir als Jäger schmerzhaftes Lehrgeld zahlen müssen.
Gerade in den ersten Stunden in den Wald-, Felsen-, Sumpf- und Dschungellandschaften des Planeten Shea haben wir als Jäger schmerzhaftes Lehrgeld zahlen müssen. Wie um alles in der Welt sollten wir dieses übermächtige Monster bloß besiegen? Während das Jäger Quartett schon tot am Boden lag, freute sich unser Dieter-Monster noch über eine halb volle Lebensanzeige. Das konnte doch einfach nicht ordentlich ausbalanciert sein! Als Jäger hat man einfach keine Chance. Oder vielleicht doch?

Dieter agierte ohne Zweifel clever in der Monsterrolle, hatte am Anfang aber auch vergleichweise leichtes Spiel: Es gehört einfach mehr dazu, sich als Team zu koordinieren und die zugewiesenen Rollen zu erfüllen als sich wie ein Berserker auf alles zu stürzen. Und so zeigte sich, dass mit zunehmender Spielpraxis die Duelle immer enger wurden und sich das Blatt eher zugunsten der Jäger wendete. Was war das für ein Fest voller Jubelschreie, als wir das zuvor Unmögliche geschafft und Dieter nach einer knappen sowie unglaublich spannenden Schlacht mit vereinten Kräften niedergerungen hatten. In Momenten wie diesen zeigt Evolve seine ganze Klasse – wenn beide Seiten im finalen Schlagabtausch noch die Chance auf den Sieg haben und jede weitere Aktion entscheidend sein kann.

Eine Frage des Glücks...und Vorteils

Doch diese dramaturgische Idealsituation findet man nicht immer vor, denn hier gibt es so viele Faktoren, welche die Balance zwischen Monster und Jägern mehr oder weniger stark beeinflussen. Angefangen bei den Fähigkeiten der Spieler, ihrer Kommunikation und einer effektiven Zusammenarbeit spielen auch die Zusammenstellung des Teams, die daraus resultierende Ausrüstung und nicht zuletzt auch die verfügbaren Verbesserungen (Perks) eine gewichtige Rolle. Letztere schaltet man entweder mit Rangaufstiegen frei und legt sich auf eine von ihnen vor dem Beginn der Runde fest. Oder man findet zusätzliche Perks, indem man markierte Elite-Tiere zufällig findet und erlegt.

Das gilt nicht nur für die Jäger, die sich z.B. eine verbesserte Sprunghöhe, Schadensresistenz, eine automatische Gesundheitsregeneration, höheres Lauf- oder Nachladetempo zuweisen können. Auch das Monster hat die Wahl zwischen Vorteilen wie einer schnelleren Fressgeschwindigkeit, Schadensbonus oder der Erweiterung der Geruchsreichweite sowie einer gesteigerten Ausdauer. Dynamische Perks bei der Elite-Fauna können außerdem dazu führen, dass Vögel nicht länger auf seine Anwesenheit reagieren und damit auch nicht mehr seine Position verraten. Das alles macht es nicht unbedingt leicht, ein endgültiges Urteil über die Balance zu fällen. Innerhalb der Redaktion haben wir nach den anfänglichen Vorteilen für das Monster eine Tendenz für ein zunehmend ausgeglichenes

Sollte man feststellen, dass innerhalb einer Gruppe ständig die Balance hinten und vorne nicht passt, hat man glücklicherweise die Möglichkeit, durch manuelle Anpassungen die Machtverhältnisse durch leichte Handicaps zu verschieben.
Verhältnis festgestellt. Beim Spiel mit Fremden über das zeitweise etwas lahme Matchmaking waren die Erfahrungen unterschiedlicher: Mal gewannen die Jäger mühelos, mal wurden sie innerhalb weniger Minuten von einem Stufe-2-Exemplar dezimiert, mal kam es zum ähnlich knappen Schlagabtausch wie mit den vertrauten Redaktionsgesellen. Immerhin: Genau wie beim Spielen im Büro zeichneten sich auch die übrigen Online-Partien durch eine flüssige Darstellung sowie erfreulich lag- und störungsfreie Jagd aus. Hier haben sich offenbar die gewonnenen Erkentnisse aus den Alpha- und Beta-Stresstests bezahlt gemacht.

Manuelle Anpassungen der Balance

Sollte man feststellen, dass innerhalb einer Gruppe ständig die Balance hinten und vorne nicht passt, hat man glücklicherweise die Möglichkeit, durch manuelle Anpassungen die Machtverhältnisse durch leichte Handicaps zu verschieben. An einem Regler darf man schon grob festlegen, ob die Partie ausgeglichen sein oder eine der beiden Parteien Vorteile haben soll. Mit Veränderungen an der Fauna-Population, der Wartezeit bis zum Wiedereintritt, einem Verbot dynamischer und persistenter Vorteile kann man zudem weiter an der Balance schrauben.

Die so genannten Karteneffekte sind dann das Tüpfelchen auf dem iI Verschiedene Wettereinstellungen von wolkenfreiem Himmel über einen Monsun bis hin zu Schneestürmen sorgen z.B. nicht nur für visuelle Abwechslung, sondern beeinflussen auch merklich die Sichtweite. Mit weiteren Optionen wie etwa Teleportationstoren, mehr Vögeln, radioaktiven Wolken , automatischen Geschützen oder der Ergänzung von Fleisch fressenden Pflanzen gibt es weitere Möglichkeiten, eine Feinjustierung hinsichtlich der Balance vorzunehmen, wobei die zur Verfügung stehenden Effekte je nach Karte variieren. Kurzum: Die Turtle Rock Studios geben Spielern mehr als genug Werkzeuge in die Hand, um selbst für ausgeglichene Partien zu sorgen – prima!

Willkommen auf dem Monster-Planeten

Und auch für das Auge wird einiges geboten: Dank CryEngine sieht der Planet Shear mit seinen dichten Wäldern sowie weitläufigen Sumpf- und Felslandschaften richtig klasse aus. Vor allem im Zusammenspiel mit den dynamischen Wettereffekten gewinnen die Schauplätze auf den zwölf großen Karten an Atmosphäre, während die Flora und Fauna die Illusion einer lebendigen Umwelt gekonnt einfängt. Hier kreucht, fleucht und wuselt es an allen Ecken, während sich Pflanzen und Gräser im Wind wiegen. Selbst im Wasser muss man sich vor Wesen wie Menschen fressenden Aalen oder anderen gefährlichen Raubtieren in Acht nehmen, wobei nicht jeder Bewohner den Jägern gegenüber feindselig verhält. Trotzdem sollte man immer darauf bedacht sein, den Tierbestand zu dezimieren, stellt er doch die wichtigste Nahrungsquelle für das Monster und dessen Evolutionstrieb dar.

Neben der ansehnlichen Kulisse gefällt mir die vertikale Ausrichtung der Karten: Mit den Monster fliegt oder kraxelt man in ungeahnte Höhen, während bei den Jägern die Jetpacks am Rücken für eine erhöhte Mobilität sorgen. Leider sind die Energievorräte für die Flugdüsen schnell aufgebraucht und regenerieren sich nur langsam, doch kann man unabhängig davon fast jede Wand erklimmen. Das Design erhöht damit nicht nur die Bewegungsfreiheit, sondern

Neben der ansehnlichen Kulisse gefällt mir die vertikale Ausrichtung der Karten: Mit den Monster fliegt oder kraxelt man in ungeahnte Höhen.
eröffnet auch weitere taktische Optionen, wenn man als Monster z.B. auf einer Anhöhe auf die Verfolger lauert oder sich das Team so aufteilt, dass man den Riesen aus mehreren Positionen ins Fadenkreuz nehmen kann. Es macht einfach Spaß, diese fremde Welt zu erkunden, auch wenn man schnell feststellt, dass sich die Karten mit Schauplätzen wie einem Treibstoffturm, Voliere, Wetterstation, Biolabor, Damm, Destillerie oder Fusionskraftwerk doch sehr ähneln uns austauschbar wirken.

Ich dachte am Anfang sogar, es gäbe lediglich fünf Gebiete, weil die Unterschiede nicht so groß ausfallen. Die bereits erwähnten Karteneffekte tragen aber auch hier dazu bei, dass nicht nur die Balance justiert wird und mehr visuelle Variation entsteht, sondern auch die zunehmende Routine der Monsterjagd leicht eingedämmt wird. Denn mit jeder weiteren Stunde steigt die Gefahr, in einen gewissen Trott hinein zu geraten, dem man auf Dauer nur mit neuen Jäger-Monster-Kombinationen und dem Experimentieren mit Kartenoptionen entgegenwirken kann. Momentan sehe ich mit mehr als 20 Spielstunden immer noch genug Anreize und Variationen, um mich immer wieder in die unterhaltsamen und mit den richtigen Leuten extrem spaßigen Jagdausflüge zu stürzen. Trotzdem stelle ich mir manchmal die Frage, nicht ob, sondern wann die Routine die Oberhand gewinnt.

Von der Eiersuche bis zur Kolonistenrettung

Wäre man nur auf die Jagd beschränkt, würde dem Spielprinzip sicher schnell die Luft ausgehen. Glücklicherweise hat man sich weitere Modi einfallen lassen, die dem Prinzip Jäger-gegen-Monster weitere Facetten hinzufügt und für Abwechslung sorgt. Beim Modus „Nest“ gilt es z.B., die versteckten (aber im Vorfeld markierten) und mit einer dicken Schale gut geschützen Eier der Kreatur zu vernichten. Im Gegenzug versucht man als Monster, die Nachkommen frühzeitig auszubrüten, um sich im Kampf gegen die Jäger Verstärkung an die Seite zu stellen. Im Modus „Verteidigung“ besteht die Aufgabe der Jäger darin, ein Schiff und dessen Energiequellen zu schützen, während das

Am besten gefällt mir jedoch der Modus Evakuierung: Hier spielt man in einer Art Mini-Kampagne fünf aufeinander folgende Missionen mit wechselnden Spielmodi.
Monster mal wieder auf Zerstörung gepolt ist. Bei der „Rettung“ dreht sich dagegen alles um die Evakuierung von Kolonisten, die man zuerst finden, wiederbeleben und anschließend zu einem Abholpunkt eskortieren muss. Am besten gefällt mir jedoch der Modus Evakuierung: Hier spielt man in einer Art Mini-Kampagne fünf aufeinander folgende Missionen mit wechselnden Spielmodi. Das Besondere ist dabei, dass sich das Ergebnis der Vorrunde auf die nachfolgende auswirkt und sich die Schauplätze dynamisch verändern. So sterben bei einem Sieg des Monsters nicht nur mehr Kolonisten, sondern die Jäger werden es in der nächsten Runde durch einen Karteneffekt wie giftige Nebelwolken noch schwerer haben, erfolgreich zu sein. Umgekehrt freuen sich Jäger nach einem Sieg in der darauf folgenden Runde z.B. über automatische Geschütze, welche die Kreatur ordentlich ins Schwitzen bringt.

Und all das darf man nicht nur in gemeinsamen Sitzungen erleben, sondern kann sich im Solomodus auch alleine für Einsätze auf dem Planeten melden und als Monster oder Jäger losziehen. Klar reicht der Spielspaß hier nicht an das gemeinsame Vergnügen mit Freunden heran, doch dank einer erfreulich clever agierenden KI auf beiden Seiten eignen sich die Solo-Ausflüge exzellent zum Üben, zumal man jederzeit die Jäger-Rollen auf Knopfdruck wechseln und den Bot übernehmen kann. Zwar gibt es ein Tutorial, doch sammelt man die meisten Erfahrungen in der Praxis. Und die ist gerade in den ersten Stunden bitter nötig: Im Gegensatz zum zugänglichen Left 4 Dead, das man einfach startet und sich aufgrund der identischen Figuren sowie den eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten intuitiv zurechtfindet, ist Evolve wesentlich kompexer. Ein effektives Teamwork ist hier erst dann möglich, wenn jeder Spieler seine Klasse beherrscht und ihr Potenzial nutzt. Das Gleiche gilt für denjenigen, der das Monster kontrolliert. Doch ist diese etwas steilere Lernkurve gemeistert, wird man im Gegenzug mit erfreulich anspruchsvollen und taktisch geprägten Auseinandersetzungen belohnt, in denen die Zusammenarbeit einen noch höheren Stellenwert einnimmt als beim vergleichsweise flachen Zombie-Gemetzel. Schön auch, dass man im Vorfeld seine Präferenzen für die Klassen festlegen kann, so dass in den technisch erfreulich sauberen und lagfreien Online-Partien die Wahrscheinlichkeit steigt, dass man eine Rolle übernimmt, in der man sich auch wohl fühlt. Zudem werden Erfahrungspunkte nicht getrennt, sondern global verdient, sodass man auch im Solomodus Vorteile und Figuren freischalten kann, die man anschließend in Online-Partien verwendet. Zwar muss man auch für das Freischalten aller Jäger – es gibt aktuell drei pro Klasse – viel Zeit investieren, doch geht es dabei deutlich schneller voran als beim zähen Erspielen des Monster-Trios.

Mit PS4 und Xbox One auf der Jagd

Und wie schlägt sich Evolve auf den beiden Konsolen? Diesbezüglich können wir die Eindrücke von Digital Foundry sekundieren, die wir bereits in dieser News zusammengefasst hatten. Leider sind die dort bemängelten "Freezes" auf PS4 und Xbox One immer noch vorhanden. Sie treten zwar nur sporadisch auf, doch ist das kurze Einfrieren des Bildes deutlich spürbar - vor allem, weil die Darstellung ansonsten überwiegend sauber mit 30 Bildern pro Sekunde läuft und es im Rahmen der Beta dieser Probleme offenbar (noch) nicht gab. Zwar muss man auf der Xbox One erneut eine reduzierte Auflösung von 900p in Kauf nehmen, doch halten sich die grafischen Unterschiede zum 1080p-Pendant auf der PS4 in Grenzen.

Hinsichtlich der Online-Performance hat die Microsoft-Konsole die Nase leicht vorne: Während die Mitspieler bei Testspielen auf der PS4 schon mal unangenehm zuckelten, liefen die Partien auf der One überwiegend lagfrei ab. Nur das Matchmaking gibt noch Anlass zur Kritik, denn schon in meinem ersten Online-Match wurde mir ausgerechnet die Rolle zugewiesen, die ich auf meiner Prioritätenliste ganz nach unten gesetzt hatte. Zudem wurde ich mitten in ein

Auch auf PS4 und Xbox One macht die Monsterjagd eine gute Figur - mit leichten technischen Abstrichen.
Spiel vefrachtet, dessen Finale schon kurz bevor stand. Sowas muss doch nicht sein! Da warte ich lieber noch ein bisschen länger, lande dafür aber in einer Partie, in der ich nicht nur meine favorisierte Rolle übernehmen, sondern auch von Anfang bis zum Ende mitkämpfen darf.

Doch abgesehen davon gibt es nichts zu meckern: Zwar wird die PC-Klasse schon aufgrund der niedrigeren Bildrate und längeren Ladezeiten nicht ganz erreicht, doch ist Evolve auch auf den beiden Konsolen ein starker Mehrspieler-Titel, der sein ganzes Potenzial selbstverständlich aber auch auf PS4 und One erst dann entfaltet, wenn man mit den richtigen Leuten zusammen loszieht.

Fazit

Ich habe lange gehadert, ob ich Evolve den Award verleihen soll oder nicht. Bei den Online-Duellen schwanken mir Balance und Ergebnis immer noch zu stark und ich hatte oft das Gefühl, dass trotz Matchmaking eine Seite der anderen meist hoffnungslos unterlegen war. Beim Spielen mit der 4P-Truppe im Büro ergab sich mit der Zeit ein anderes Bild: Zwar war der Einstieg auf Jägerseite sehr zäh. Doch je besser wir uns einspielten und als Team zusammen wuchsen, desto knapper und aufregender wurden die Partien. Es sind Momente wie diese, in denen Evolve mit all seiner Dramatik, den panischen Hilferufen, der kichernden Schadenfreude sowie dem kollektiven Jubeln seine ganze Klasse zeigt und alles nach einem Award schreit. Und so stellte ich mir die Frage, wie ich den Titel überhaupt vornehmlich spielen werden? Mit irgendwelchen Fremden via Matchmaking? Nein! Ich werde meine Kumpels für die nächste LAN-Party zusammentrommeln oder mich online mit ihnen verabreden und dabei genauso viel Spaß haben wie bei uns im Büro! Falls es dabei unausgeglichen zugeht, werden wir gemeinsam so lange an den Balance-Optionen herumschrauben, bis es für uns passt. Auch wenn die etwas eintönigen Karten mit der Zeit an Reiz verlieren, halten die Spielmodi sowie wechselnde Jäger-Monster-Konstellationen die Motivation aufrecht. Auf den beiden Konsolen muss man zwar leichte technische Abstriche in Kauf nehmen, doch auch auf PS4 und Xbox One wartet eine aufregende Monsterjagd. Müsste ich mich zwischen Left 4 Dead und Evolve entscheiden, würde ich dennoch den kooperativen Überlebenskampf in der Zombie-Apokalypse wählen. Warum? Dazu mehr in unserem neuen Format, dem Video-Epilog.  

Pro

spannende Koop-Jagd
sinnvolle Rollenverteilungen
mitunter coole Jäger-Gadgets
intensive, taktisch geprägte und anspruchsvolle Kämpfe
mit eingespielten Freunden super spaßig...
hohe Mobilität (Jetpacks, Klettern) und vertikale Ausrichtung
lebendige Kulisse
nette Spielmodi abseits der klassischen Jagd
Daisy (aus Jägersicht)
Flora und Fauna bilden nützliche Spielelemente
dynamisch auftauchende und freischaltbare Verbesserungen (Perks)
gut agierende KI im Solomodus
manuelle Anpassungen an Spielbalance möglich
mächtige und klasse gestaltete Monster mit diversen Fähigkeiten
gelungene Soundeffekte und Abmischung
saubere Online-Performance im Spiel
dramatischer Wiedereinstieg
Karteneffekte sorgen für leichte Variationen und Balance-Anpassungen
gute Einführungen und Tutorial-Videos
DLCs für das Zusammenspiel mit DLC-Käufern nicht notwendig

Kontra

Spielervermittlung dauert mitunter sehr lange
Balance stark abhängig von (zu) vielen Faktoren
mögliche Leerlaufphasen bei der Suche nach dem Monster
...aber mit Fremden deutlich weniger unterhaltsam
Karten wirken oft austauschbar
fragwürdige DLC-Preispolitik
erste Abnutzungserscheinungen machen sich schnell bemerkbar
...und Daisy (aus Monstersicht)
vereinzelte KI-Aussetzer
Lade-Bug auf manchen PCs (Lösung: V-Sync aus oder Task-Manager)

Wertung

PlayStation4

Im Vergleich zum PC muss man zwar leichte technische Einschnitte in Kauf nehmen, bekommt aber auch auf der PS4 einen starken Mehrspieler-Titel!

XboxOne

Trotz geringerer Auflösung befindet sich die One-Version von Evolve auf Augenhöhe mit der PS4-Fassung und bietet sogar eine leicht bessere Online-Performance.

PC

Auf Dauer wird zwar zu wenig Abwechslung geboten: Aber mit den richtigen Leuten inszeniert Evolve ein großartiges Katz- und Monsterspiel in ansehnlicher Kulisse.

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