Im Test: Krawalltourismus auf der Xbox One
Der Wahnsinn in Spielform
Endlich stellt ein Entwickler den wahren Reiz der Alltagssimulationen in den Mittelpunkt. Wer braucht schon Feuerwehralltag oder stupide Abrissarbeiten? Den meisten Spaß hat man in einschlägigen Titeln schließlich mit den Bugs und der lachhaften Physik. Es ist nur konsequent, dass Entwickler Coffee Stain Studios (Sanctum) die Fehler ihres „Ziegensimulators“ bewusst im Spiel lässt. „Alles, was das Spiel nicht zum Absturz bringt, bleibt drin“, lautete offenbar das Motto – und damit fährt der schwedische Entwickler deutlich besser als der Großteil der Konkurrenz! Das Prinzip ist noch bescheuerter als es sich anhört: Ich laufe als bockige Ziege durch eine ruhige Kleinstadt und zerlege fast alles, was mir vor die Hörner kommt. Ein Auto? Explodiert kraftvoll nach meiner Ramm-Attacke. Ein Entwicklerstudio? Wird vollkommen von meinen Hörnern verwüstet, bis Berge von gerammten Schreibtischen die zuckenden Ragdoll-Programmierer unter sich begraben.
Tony Goat?
Auch am Boden lassen sich Kombos verlängern: Ein Fahrrad ablecken bringt Punkte. Über das an der Zunge hängende Fahrrad springen bringt Punkte. Das Fahrrad in einem Sprung rammen bringt Punkte. Alle nur erdenklichen Objekte vom Duschgel bis hin zum gigantischen Findling lassen sich in die Tricks einbauen. Oder man rammt sie einfach wild durch die Gegend – so lässt sich der Kombo-Zähler noch schneller in die Höhe treiben. In solchen Momenten wechselt der Soundtrack sogar zu einem völlig schief piepsenden Synthesizer-Solo – herrlich!
Krawalltourismus Deluxe
Noch cooler sind die halsbrecherischen Verrenkungen der Ziege und der biegsamen Passanten. Wenn man z.B. einen Menschen unter einem zerstörten Tankstellendach hervorzerrt, zuckt der so ruckartig mit seinen Extremitäten, wie ich es nach wie vor in noch keinem Spiel gesehen habe. Oder man macht sich auf die Suche nach einer diabolischen Parallelwelt. Wer sie entdeckt, kann fortan Unmengen regungsloser Ziegen vom Himmel regnen lassen. Bei einem Spieler vereinigten sich die Ziegen in den Weiten des Alls sogar zu einem bizarren Todesstern voller spitzer Stacheln. Der Umfang fällt allerdings reichlich mickrig aus: Nach drei, vier Stunden ist das Herumspinnen auf den zwei überschaubaren Karten natürlich bei weitem nicht mehr so faszinierend wie in den ersten Minuten. Trotzdem sorgen ein paar Geheimversteckeund Herausforderungen auch dann noch für Motivation.
Mä-ä-ä-ä-ä!
Die lustigen User-Karten und Mods aus dem Steam-Workshop fehlen auf der Xbox One leider. Auch PC-Erweiterungen wie der "Goat MMO Simulator" sind nicht dabei - im Gegenzug wird diesmal von Anfang an eine zweite Karte der Entwickler mitgeliefert. Ebenfalls von Begin an dabei ist diesmal der Mehrspielermodus. Bis zu drei Mitspieler könne im lokalen Splitscreen jederzeit einsteigen, mitrandalieren, ihre Freunde ärgern oder bei einem der verstreuten Herausforderungen siegen. Auch die Bestenlisten lassen sich jetzt vernünftig sortieren. Schön auch, dass die terrorosierten Menschen jetzt viel mehr unterschiedliche Sprüche ablassen und die Terror-Ziege frische Tricks wie Wandsprünge und einen Lauf auf den Vorderpfoten beherrscht.
Fazit
Endlich lässt jemand mal das Spiel links liegen und kümmert sich um das, was wirklich zählt: Die pure Lust an der Zerstörung und skurrilen Glitches! Schon in klassischen Open-World-Titeln wie GTA gehörte das freie Entdecken und Randalieren schließlich zu den unterhaltsamsten Beschäftigungen. Der Goat Simulator erklärt den Schwachsinn zur Hauptsache: Es macht unheimlich viel Spaß, die Welt auf bizarre Weise ins Chaos zu stürzen und nebenbei ein paar coole akrobatische Tricks abzuziehen. Auch die Unmengen an Physik-Glitches und abenteuerlich dehnbaren Passanten sind ein echtes Highlight! Sicher, der Umfang wirkt mickrig: Nach ein paar lustigen Stündchen hat man fast alles gesehen und die Geheimverstecke gefunden. Auch die kleinen Aufgaben und Punkte-Herausforderungen sind eigentlich nur Nebensache. Trotzdem kann ich dem Titel jedem ans Herz legen, der einfach mal abschalten und gepflegt Chaos stiften möchte! Auf der Xbox One fehlen zwar die coolen Nutzer-Levels und Extra-Mutatoren aus dem Steam-Workshop, im Gegenzug ist diesmal aber von Anfang an ein lustiger Splitscreen-Modus für bis zu vier Spieler dabei. Schade, dass die früher fast unzerstörbare Zunge nicht mehr so bombenfest klebt und auch andere lustige Feinheiten entschärft wurden - trotzdem entfaltet sich auch auf konsole eine herrliche Zerstörungsorgie!
Pro
Kontra
Wertung
XboxOne
Kleine, aber herrlich bescheuerte Spielwiese für Zerstörungswütige mit vielen lustigen Ideen und Glitches.
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