Konsolen-Städteplaner
Als Microsoft im Rahmen seiner E3-Pressekonferenz letzten Jahres ankündigte, dass Colossal Orders Aufbau-Strategie Cities Skylines den Weg auf die Xbox One finden würde, war ich als Fan der PC-Fassung freudig überrascht - und zugleich skeptisch. Strategie auf Konsolen ist immer ein schwer zu bestellendes Feld und würde auch hier erst beweisen müssen, dass Paradox erkannt hat, was auf Konsole beachtet werden muss. Die Steuerung benötigt ebenso wie die Benutzerführung nicht nur eine Anpassung ans Pad, sondern eine Optimierung, da die Wohnzimmer-Bürgermeister deutlich weiter vom Bildschirm entfernt sitzen wie ihre PC-Kollegen. Die Kulisse, die bereits auf unteren Mittelklasse-Rechnern bei entsprechender Metropolengröße zu leichten Problemen führte, muss ebenfalls an die mittlerweile dreieinhalb Jahre alte Hardware angepasst werden.
Tantalus hat die Benutzerführung sehr gut an das Gamepad angepasst: Nach kurzer Zeit hat man sich an die Menüführung gewöhnt und kann seiner Städtebaufantasie freien Lauf lassen.
Diese Aufgaben wurden Tantalus Media anvertraut. Das australische Studio blickt dabei auf 20 Jahre Berufserfahrung zurück und hat u.a. auch schon für Nintendo dafür gesorgt, dass The Legend of Zelda: Twilight Princess auf Wii U in HD in neuem Glanz erstrahlt. Und die Jungs und Mädels aus Down Under haben vor allem hinsichtlich der Steuerung ganze Arbeit geleistet. Die großflächig angeordneten und nicht skalierbaren Menüleisten lassen sich in ihren verschiedenen Ebenen entweder über die Schultertasten oder das Digipad durchschalten. Mögliche Modifikationen, z.B. bei der Größe der zu markierenden Fläche bei der Auszeichnung von Baugebieten oder beim Straßenverkehr lassen sich über die Radialmenü-Taste Y erreichen, die auch für diverse andere kontextsensitive Menüs oder Statistikbildschirme genutzt wird. Und den Cursor bewegt man einfach und unkompliziert über den linken Stick, während der rechte für die Kameraposition und per Klick für eine inhaltsabhängige Hilfefunktion genutzt wird.
Beinahe wie am PC
Und das funktioniert nach einer kurzen Eingewöhnungszeit beinahe ebenso gut und komfortabel wie mit Maus und Tastatur am Rechner. Erleichtert wird dies natürlich auch durch die vom PC übernommenen Automatismen beim Andocken von Straßen usw. Auch das Verlegen von Brücken oder Unterführungen ist kein Problem. Da man hinsichtlich der Inhalte nicht gespart hat und sowohl das Hauptspiel als auch die erste Erweiterung „After Dark“ integrierte, die Tag-/Nachtwechsel sowie Tourismus mit sich brachte, kommt man sehr schnell in einen angenehmen Spielfluss. Man baut in den großräumig angelegten Karten Straßen und legt Zonen fest, die in den bekannten Farben Gelb (Industrie), Blau (Handel/Gewerbe) und Grün (Wohnraum) markieren, was denn wo für Häuser entstehen. Im
Die Kulisse neigt zwar zu Schluckauf und verzögertem Nachladen von Detailtexturen, vermittelt aber dennoch einen guten Eindruck der lebendigen Metropole.
Gegensatz zu jahrelangen SimCity-Konventionen gibt es aber z.B. nur noch eine Bebauungsdichte für Industrie, nur zwei für Gewerbe/Handel sowie Wohnraum. Dazu gibt es noch Türkis für Büro-Gebäude. Der Clou: Zusätzlich gibt es in jeder Bebauungsdichte auch noch unterschiedliche Abstufungen, die sich danach richten, wie gut die Infrastruktur im Umfeld ist.
Hat man in seinen schwach bebauten Wohngebieten z.B. unkomplizierten Zugang zu Bildungs-Institutionen, eine gut funktionierende Müllabfuhr und weitere städtische Dienste wie Krankenversorgung, Feuerwehr oder Polizei geschaffen, werden die Gebäude irgendwann von den Bewohnern "aufgerüstet". Umso schneller, wenn man auch an Parks etc. zur Freizeitgestaltung gedacht hat und natürlich Zugang zu Wasser und Elektrizität gewährt. Ähnlich lassen sich auch die Industrie- und Gewerbegebiete zum "Aufrüsten" bewegen, so dass eine ständige Dynamik das Gesicht der Stadt verändert.
Teuflische Details
Wenn sich eine Freudenwelle ihren Weg durch die Stadt bahnt, ist der Bürgermeister auf dem richtigen Weg.
Es bleibt auch dabei, dass man hier deutlich mehr Freiheiten hat, was die Straßenführung (bis hin zu vielspurigen Einbahnstraßen) oder das unkomplizierte Anlegen der Bebauungszonen (bis hin zu einem Pinsel-Werkzeug) betrifft. Doch erst in der zweiten Ebene werden die Unterscheidungsmerkmale zu älteren Städteplanern deutlich. Nicht nur, dass man wie üblich die einzelnen Bebauungs-Bereiche in der Budgetplanung unterschiedlich besteuern kann. Natürlich kann man auch in der Planung bestimmten zivilen Dienstleistungen ein höheres Budget zuweisen, um so z.B. den einzelnen Polizeistationen mehr Streifenwagen zu ermöglichen. Doch wo andere Städteplaner sich spätestens jetzt zurücklehnen, gibt Skylines weiter Vollgas. Denn zusätzlich stellt man ein einfach zu bedienendes Tool zur Verfügung, um Stadtviertel zu markieren. Das wiederum kann man nutzen, um über Verordnungen weiter Einfluss auf das Stadtbild zu nehmen. So kann man auf Kosten des eigenen Kontos die Bürger animieren, Strom oder Wasser zu sparen, Nichtraucher-Verordnungen zu erlassen und sogar den Schwerverkehr im Viertel oder den Hochhausbau zu untersagen. Und das alles auf stadtweiter Ebene oder haarklein für jeden definierten Bezirk – klasse! Der Clou liegt hier im vorsichtigen Balancieren zwischen Steigerung des Steuereinkommens und Annehmlichkeiten für die Bürger. Vor allem in der Anfangsphase ist man ständig dabei, sein Konto im Auge zu behalten, während man abwägt, wo man eine Schule, einen Park oder eine Feuerwehrstation errichtet.