Hilfe!
Nicht zu vergessen die umfangreiche Auswahl an Hilfen, wie man sie von Forza kennt und schätzt: Während Profis auf Traktions- und Stabilitätskontrolle genauso verzichten wie auf ABS oder die Einblendung der dynamischen Ideallinie, können sich Anfänger zusätzlich mit einer Lenk- und Bremsunterstützung langsam an die Faszination Motorsport heran tasten, zumal ärgerliche Fahrfehler erneut mit der optionalen Rückspulfunktion ungeschehen gemacht werden können. Das erspart nicht nur Frust, sondern führt im Idealfall zu einem Lerneffekt, wie man es nicht machen sollte – und das, ohne eine weitere Runde für einen neuen Versuch warten zu müssen. Darüber hinaus werden auch wieder zwei Modelle für die Physik angeboten: Unter normalen Bedingungen wird das Fahrverhalten leicht entschärft und die Fahrzeuge besitzen generell eine höhere Bodenhaftung, während bei der Wahl auf Simulation deutlich mehr Arbeit und Feingefühl am Steuer gefordert ist. Dabei zeigte sich dann auch, dass der Anspruch hier generell etwas höher liegt als im fünften Teil, denn drehte ich dort auch mit dem Controller unter Simulationseinstellungen noch recht komfortabel meine Runden, hatte ich hier deutlich mehr Probleme und kam erst am Lenkrad besser mit der höheren fahrerischen
In Nachtrennen muss man die Augen noch mehr offenhalten - die Dunkelheit wirkt gerade in Spa & Co bedrohlich.
Herausforderung zurecht. Reifenverschleiß und Benzinverbrauch lassen sich ebenfalls als Kollektiv aktivieren, spielen angesichts der meist kurzen Rennen aber zumindest innerhalb der neu und motivierender konzipierten Karriere mit ihren Mini-Serien und eingestreuten Schaurennen genauso wenig eine Rolle wie in den Vorgängern. Schade ist, dass im Gegensatz zu Project Cars oder Assetto Corsa hier keine „reale“ Fahrhilfenkonfiguration angeboten wird, die sich an den tatsächlichen Motorsportserien orientiert. So schalten Profis zwar alles ab, um den Anspruch zu erhöhen und mehr Preisgelder abzusahnen, aber bekommen de facto nicht das Rennerlebnis, was der Realität vielleicht näher kommen würde. Hier wählen die beiden Mitbewerber einen eleganteren Weg.
Keine großen Fortschritte gibt es beim Schadensmodell: Zwar hat man wieder die Wahl zwischen dem Deaktivieren, einer rein kosmetischen Variante oder der vollen Simulation, doch gerade Letztere wird ihrer Bezeichnung kaum gerecht. Schon visuell enttäuscht die Darstellung trotz vereinzelt abfallender Teile wie Außenspiegeln oder zersplitterter Scheiben, denn es bedarf teilweise schon einer enormen Kraftanstrengung, um die Karossen halbwegs in ein Wrack zu verwandeln. Doch auch die mechanischen Konsequenzen nach Kollisionen scheinen weit von der Realität entfernt zu sein und lassen sich oft nicht nachvollziehen, wenn man z.B. mit Vollgas in einen Reifenstapel kracht, aber es weder große Beulen zu sehen gibt noch der Motor einen Schaden von dem schweren Einschlag aufweist. In diesem Bereich besteht definitiv noch Luft nach oben, auch wenn sich viele Hersteller vermutlich weiter dagegen sträuben, dass ihre Modelle in Videospielen überhaupt einen Kratzer abbekommen – immerhin fungieren Titel wie Project Cars, Gran Turismo & Co mittlerweile auch als Marketing-Plattform, um die eigene Marke und das Sortiment dem Publikum sowie potenziell zukünftigen Kunden möglichst gut (und schadenfrei) zu präsentieren.
Wie ein Besuch beim Autohändler
ForzaVista und der Fotomodus laden zur Erkundung ein. Der Detailreichtum ist phänomenal.
Das gilt speziell für Forza Motorsport und den großartigen ForzaVista-Modus, der dem Besuch beim Autohändler schon verdammt nah kommt. Hier lässt sich jedes einzelne Modell des etwa 450 Wagen starken Fuhrparks nicht nur im Detail von außen betrachten. Man kann auch Türen, Motorhauben sowie Heckklappen öffnen, einsteigen und sogar den Motor anlassen. Zusätzlich warten sowohl draußen als auch im Cockpit Detailbetrachtungen auf Knopfdruck sowie Infokästen mit Maßen und weiteren Angaben. Auch eine kommentierte Vorstellung von Herstellern und ausgewählten Modellen wird wieder geboten, doch wird ein Großteil der professionell eingesprochenen und informativen Texte 1:1 aus dem fünften Teil übernommen. Trotzdem erwische ich mich immer wieder dabei, vor allem bei PS-starken Luxus-Sportwagen von Ferrari bis Lamborghini einzusteigen und bei ForzaVista erneut den Ausführungen zu lauschen oder einfach mal den Motor aufheulen zu lassen. Leider wird man vor allem im Rennbetrieb feststellen, dass man ausgerechnet im Referenzbereich Audio einen kleinen Rückschritt gemacht hat: Die Motoren klangen im fünften Teil satter, kräftiger und überzeugten im direkten Vergleich mit mehr kleinen Details. Zudem veränderte sich dort noch der Klang, wenn man während der Fahrt nach hinten schaute – hier nicht mehr. Und auch die Soundeffekte, etwa bei Kollisionen, kommen längst nicht mehr so wuchtig rüber. Das heißt nicht, dass sich Forza 6 schlecht anhört. Im Gegenteil: Man verbläst hinsichtlich der Klangkulisse auch jetzt noch locker einen Großteil der versammelten Konkurrenz, doch hinterließ der Vorgänger qualitativ einen besseren Eindruck.
Trotz des üppigen Fuhrparks vermisst man die eine oder andere Marke: Hiesige Opel-Freunde müssen ihre Lieblings-Boliden beim britischen Pendant Vauxhall suchen, während Porsche-Ersatz RUF völlig mit Abwesenheit glänzt. Das nährt zwar die Hoffnung, dass Turn 10 nach Absprache mit Lizenz-Eigner Electronic Arts wie bei Forza Horizon 2 ebenfalls ein (vermutlich) kostenpflichtiges Paket mit den Sportwagen aus Zuffenhausen nachreichen wird, ist aber trotzdem schade.