Call of Duty: Black Ops 311.11.2015, Jan Wöbbeking

Im Test: Hightech fürs Oberstübchen?

Wie viel Technik verträgt der Mensch? Und wie viele Gadgets ein Call of Duty, bevor es im Multiplayer zu hektisch wird? In Black Ops 3 verschmelzen die Undercover-Krieger wortwörtlich mit der Technologie: Gehirnimplantate lotsen sie auf dem besten Weg über Schlachtfelder, die neuerdings mehr Abzweigungen und Schleichwege bieten. Eine Bereicherung für die Serie?

Fast wie beim Terminator

Neu ist der futuristische Ansatz natürlich nicht: Bereits in Modern Warfare 2 bekriegte man sich mit Entwicklungen aus der Forschungsabteilung und in Advanced Warfare gab es bereits agile Exo-Skelette und Drohnenschwärme. Diesmal greifen die Krieger mit Stöpsel im Hirn aber noch exzessiver auf technische Gadgets zu, um gegnerische Kampfroboter und Soldaten zu überlisten. Die Geschichte spielt 40 Jahre nach den wilden Kapriolen von Teil 2. Dem Namen entsprechend kämpft mein Alter Ego in einer verdeckten Einheit, die vor einer Einsatzbesprechung den Satz zu hören bekommt, dass es sie im Fall eines Scheiterns natürlich nie gegeben hat. Kurz nachdem ich mir im Charakter-Editor einen eigenen Krieger gebastelt habe, wird er am Ende meines ersten Einsatzes auch schon wieder auseinandergepflückt: Ein an einen nackten Terminator erinnernder Roboter der tyrannischen Organisation NRC rupft mir fein säuberlich die Arme und Beine aus – als wäre ich nur ein Gänseblümchen. Auch mein Vorgesetzter John Taylor nimmt meine Tortur erstaunlich leicht: Mit einem Blick, der sagt „Hey, ist doch nur ein Kratzer“ rettet er mich vor dem Todesstoß der rabiaten Blechbüchse und beruhigt mich dann mit den Worten „Das kriegen wir schon wieder hin. Du musst nur durchhalten.“

Meist ist man an der Seite von Jacob Hendricks unterwegs. Er läuft auch vor der Einheit her, wenn vier Partner im Online-Koop spielen.
Tatsächlich scheint ihm meine Verstümmelung durchaus gelegen zu kommen, denn als ich wieder aufwache, hat mich seine Coalescence Corporation bereits in einen Cyborg verwandelt – mit Gliedmaßen aus Metall und einem Chip im Gehirn. Das Direct Neural Interface (DNI) verpasst mir nicht nur einige praktische Gadgets im Stil von Crysis, sondern ich kann auch direkt mit anderen DNI-Besitzern kommunizieren sowie fremde Computersysteme, Türen und Geschütze hacken, um sie danach fernzusteuern. Die Kehrseite der Medaille offenbart sich aber ebenfalls im Handumdrehen: Schon während meiner Trainings-Sessions mit Diaz treten immer wieder kleine Glitches in meiner Optik auf.

Wo oder was ist der vereiste Wald?

Fünf Jahre später höre ich sogar immer wieder die Stimme eines Hypnotiseurs, der beruhigend auf mich einredet und immer wieder einen mysteriösen „vereisten Wald“ erwähnt. Was will er mir damit sagen? Dieser Frage muss ich wohl oder übel unterwegs auf den Grund gehen, denn ich begebe mich im Dienste der CIA mit meinem Team nach Singapur, wo eine gewaltige Katastrophe einen kompletten Stadtteil verwüstet und 300.000 Menschenleben gekostet hat. Steckt tatsächlich das brutale Verbrechersyndikat dahinter, welches die abgeriegelte Zone beherrscht? Und warum will sich ein ehemaliger Partner im Stil von Edward Snowden mit einem riesigen Daten-Leak gegen die Organisation wenden? Wie immer in der Serie offenbaren sich natürlich allerlei Geheimprojekte, bei denen im Hintergrund die Fäden gezogen werden. Bezugspunkte zu den Vorgängern gibt es nur wenige, z.B. die weltweite Drohnenabwehr, die nach der verheerenden Hacker-Attacke des Schurken Raul Menendez entwickelt wurde.

Auf der Xbox One muss man mit 900p und gelegentlichen Rucklern leben, auf der PS4 wird dynamisch zwischen 1080p und einer geringeren Auflösung skaliert.
Zu Beginn ist der Overkill aus neuen Figuren und wilden Story-Wendungen ein wenig zu viel – vor allem, wenn man ohnehin schon im engen Korsett der Call-of-Duty-Scripts steckt. Wie immer wird die Shooter-Action schließlich von jeder Menge Zwischensequenzen und Rail-Shooter-Einlagen unterbrochen: Mal schaue ich nur zu, wenn z.B. im Hauptquartier der ägyptischen Armee ein in Experimente verwickelter Doktor verhört wird, ein Stückchen weiter darf ich nur langsam mit gesenkter Waffe durchs Lager schreiten. Mal bediene ich an Bord eines Jets lediglich die Geschütze, kurz danach steuere ich auch das Flugzeug selbst oder lande, um am Boden einer Ölplattform mit dem Sturmgewehr aufzuräumen. Die actionreichen Einlagen auf Schienen können diesmal aber kaum Eindruck schinden – vor allem,weil Kulissen wie Äthiopien oder die ägyptische Wüste noch deutlich karger aussehen als in der Realität.

Schießbude oder taktische Gefechte?

Das Kernstück des Story-Modus sind natürlich wieder normale Shooter-Einlagen. Diesmal sind die Levels aber ein wenig breiter gebaut als früher und bieten erfreulich viele Schleichwege und Schlupfwinkel. Wenn ich auf der Ölplattform herum flitze oder mich durch die vor Terroristen wimmelnden Hallen ballere, zeigt mir mein DNI mit rot und gelb eingefärbten Flächen an, welcher Gang gerade am heftigsten unter Beschuss steht – und wo ich mich effektiver vorbei mogeln kann. Hier kommen auch die Gadgets zum Einsatz. Einfach ein feindliches Geschütz hacken und schon lässt sich ein lästiger Gegnerpulk aus dem Weg rotzen. Auch die zweibeinigen Blecheimer kann ich auf mannigfaltige Weise manipulieren. Mal reiße ich ihnen im Nahkampf die Batterie heraus, um sie wie eine Granate auf einen anderen „Terminator“ zu schleudern – später sprenge ich die Energiezelle eines anderen Roboters per Fernzündung, wodurch die Explosion auf die herumstehenden Exemplare übergreift. Wichtig dabei ist lediglich, dass Sichtkontakt besteht und die selbstaufladende Energieanzeige für meine Gadgets gefüllt ist.

Bei der männlichen Variante des Spieler-Charakters (rechts) stehen eine kahle Version sowie einige Frisuren und modische Vollbart-Variationen zur Wahl. Links sieht man den geheimnisvollen Vorgesetzten Taylor.
Zusammen mit dem neuen Wandlauf und dem Boost-Sprung kommt es also zu schnellen Schusswechseln, in denen ich immer wieder zwischen den Deckungen umher düse. Die Gadgets sind in drei Klassen unterteilt, in denen man sich spezialisieren und nach und nach neue Funktionen freischalten kann, darunter auch Nahkampf-Attacken wie ein Bodenstampfer oder eine Frontal-Ramme wie in Halo 5. Manche Exemplare wirken allerdings ein wenig überflüssig: Warum z.B. soll ich die Waffe eines menschlichen Gegners blockieren, wen ich ihm und seinen Kollegen stattdessen einen Schwarm von Mini-Drohnen auf den Hals hetzen kann? Die äußerst nützlichen Quälgeister lenken die Widersacher effektiv ab und zehren verlässlich ihre Energie auf.

Manchmal langt auch altmodische Gewalt

Außerdem setzt das Level-Design die technischen Tricks zu selten voraus: Im Kampf gegen die meist stupide KI komme ich meist auch mit altmodischer roher Gewalt ans Ziel. Ab und zu lege ich mit gezielten Treffern das Abwehr-System eines großen Mechs lahm; oft bleiben die Gegner aber kaum mehr als Kugelschwämme. In Ausnahmefällen kommt es sogar zu regelrechten Aussetzern, bei denen mich Widersacher nicht mehr angreifen oder den Boden mit Blei vollpumpen. Oft gestalten sich die Schießereien im Vergleich zu Halo 5 also etwas monoton, zumal es kaum Bosskämpfe gibt. Zwischendurch kommt aber auch mal richtige Massenschlacht-Atmosphäre auf – z.B. auf großen Plätzen in Kairo, Zürich oder Singapur, wo ich zwischen Massen zäher Gegnern umher sprinte. Zum Schluss wird außerdem die Geschichte wieder spannender, weil immer mehr Ungereimtheiten aufgeklärt werden und der Spannungsbogen auf gelungene Weise anzieht. Im Laufe des Spiels hadert mein Alter Ego immer häufiger mit seinen Sinnen: Hat er noch die Kontrolle über sein DNI? Bilden er oder seine Kollegen sich manche Dinge nur ein?

In psychedelischen Traumsequenzen wird es regelrecht esoterisch.
Die Unsicherheit geht so weit, dass er irgendwann immer stärkere Halluzinationen bekommt und ich mich durch Traumsequenzen voller bildlicher Metaphern kämpfe. Während sich die Welt um mich herum zu psychedelischem Rock bunt blitzend verzerrt, lösen sich Gegner z.B. in flatternde Raben auf. Von solchen Sequenzen abgesehen bleibt der Soundtrack übrigens zu unscheinbar: Meist düdelt der Mix aus pompösem Orchester, Gitarren und Elektro-Klängen undynamisch im Hintergrund vor sich hin. Auch die Waffen und Granaten klingen etwas kraftlos. Als echter Stimmungskiller erweist sich mitunter die deutsche Vertonung. Viele der Dialoge klingen bereits im englischen Original zu bemüht auf cool getrimmt oder übertrieben patriotisch. Auf deutsch wirkt es allerdings noch eine Nummer lächerlicher, wenn der ägyptischer Befehlshaber voller Inbrunst verkündet, dass er nur für sein geliebtes Volk kämpft.

Bleispritzen-Bastelstunde

Mitten im Kampf statte ich immer wieder einer der mobilen Waffenkisten einen Besuch ab, an denen ich meine Ausrüstung passend zur Situation wechsle. Erst mal ein paar Sniper mit dem Scharfschützengewehr aus dem Weg räumen und dann geht es mit Sturmgewehr und Panzerfaust ab zu Mechs und Robotern. Zwischen den Missionen lassen sich die Loadouts ähnlich wie im Multiplayer zusammenstellen und mit Aufsätzen erweitern. In einer kleinen Werkstatt kann man sich die liebevoll modellierten Bleispritzen bis ins Detail zusammenstellen und mit eigenen Designs versehen – auch für den Spieler werden alternative Klamotten freigeschaltet. Um die Spezial-Wummen in der Kampagne oder im Multiplayer einzusetzen, muss man allerdings die eingebauten Teile schon freigeschaltet haben. Die Charaktermodelle und Gesichter können sich durchaus sehen lassen, ihre abrupten Animationen wirken aber oft etwas angestaubt. Auch überschaubare Kulissen wie die Basen sind detailverliebt eingerichtet, in den langen Gängen anderer Labors bekommt man dagegen hässlich kahle Wände und gelegentlich auch unscharfe Texturen zu Gesicht.

In der Basis führt man Smalltalk, stellt die detailreiche Ausrüstung zusammen oder stöbert per Datenbank-Terminal in der Seriengeschichte.
Deutlich stimmungsvoller wird es wiederum durch Wetter- und Partikeleffekte, z.B. wenn die Gischt auf den Asphalt peitscht, auf dem feine Risse und Spiegelungen sichtbar werden. Auf der PS4 läuft all das mit augenfreundlichen, stets flüssigen 60 Bildern pro Sekunde ab (abgesehen von den Zwischensequenzen, die seltsamerweise zu 30 Frames wechseln). Ähnlich wie bei Halo 5 wird allerdings nicht immer die volle 1080p-Auflösung gehalten. Stattdessen skaliert die hauseigene Engine das Bild immer wieder dynamisch ein wenig herunter, was in der Action meist aber kaum auffällt. Im Splitscreen-Koop zu zweit wird die Qualität natürlich deutlich heruntergeschraubt, das Ergebnis bleibt trotzdem annehmbar und flüssig. Online darf man sogar mit drei Freunden in den Kampf ziehen, im Gegensatz zu Halo 5 sogar mit vermittelten Fremden. Auch das lief bei unserem Testspiel flüssig ab, von seltsamen Überblendungen bei Zwischensequenzen abgesehen. Zu viert kamen wir deutlich schneller durch Kairo, trotzdem gab es immerhin ab und zu brenzlige Situationen, weil die Kulissen mit deutlich mehr Gegnern und stärkeren Robotern geflutet werden.

Der Multiplayer der Zukunft?

Ein wichtiger Teil bleibt natürlich der Multiplayer-Modus, in dem sich bis zu 18 Spieler bekriegen. Ähnlich wie in Advanced Warfare geht es hier ebenfalls derart schnell zu, dass wortwörtlich jedes Blinzeln den Tod bedeuten kann. Ein kleiner Boost verlängert den Sprung, zwischendurch flitzt man wie in Titanfall immer wieder an der Wand entlang. Die Tricks lasen sich sogar in einem netten kleinen Parcours-Modus mit Bestenlisten üben und sorgen für ein derart schnelles Spielgefühl, dass die Akklimatisierung nach zwei Wochen Halo 5 gar nicht so leicht fällt. Für etwas frischen Wind sorgen außerdem die Spezialisten, die der Schlacht mehr Persönlichkeit verleihen.

Schneller geht es kaum: Selbst Halo 5 wirkt trotz neuer Bewegungs-Finessen im Vergleich viel gemächlicher und entspannter.
Die an Lara erinnernde Outrider z.B. besitzt einen Bogen, der geschickt gespannt werden muss, damit sein explosives Geschoss den Gegner trifft und gleich noch ein paar nahe Teammitglieder in den Tod reißt. Ähnlich verhält sich die aufladbare Elektro-Kanone des verwegenen „Prophet“, die ebenfalls Umgebungsschaden verursacht. Ähnlich wie bei der Railgun in Halo 5 wartet man auf den passenden Moment, lässt los und erwischt im Idealfall z.B. ein paar hartnäckige Gegner, die sich zwischen den Gleisen des Züricher Bahnhofs auf einem Stützpunkt verschanzt haben.

Welcher Spezi darf's sein?

Oder man entscheidet sich für für Battery und ihren Granatwerfer. Die dicken Geschütze lassen sich allerdings nur ab und zu auffahren: Sind genügend Punkte aufs Konto gewandert oder Sekunden verstrichen, wird die Spezialfähigkeit mit L und R aktiviert. Für jeden Spezialist lässt sich auch eine alternative Fähigkeit freischalten. Battery läuft nach Knopfdruck z.B. kurzzeitig besonders stark gepanzert übers Feld. Auch ein Roboter mit einer temporären Minigun ist dabei. Schleicher greifen zu Spectre, der sich unsichtbar macht oder mit der Klinge im Nahkampf zuschlägt. Man muss sich natürlich erst einmal daran gewöhnen, die Spezialattacken sinnvoll und zur rechten Zeit einzusetzen, bislang empfinde ich sie aber als schöne Ergänzung, um zwischendurch auch ohne Score-Streaks härter zuzuschlagen. Außerdem macht es natürlich Spaß, mit Kombinationen aus Specialists und Ausrüstung zu experimentieren. Das Loadout wird nämlich nach wie vor unabhängig von der Wahl des Spezialisten gewählt. Wie in Black Ops 2 stellt man sich pro Klasse zehn Elemente zusammen - inklusive Visieren, Aufsätzen, Zweitwaffe, Granaten und Perks. Im verfeinerten Waffen-Editor kann man seine Lieblinge sogar mit speziell designten Einzelteilen ausstatten. Auch die Zusammensetzung der Score-Streaks, die man sich im Match mit Kills und Punkten verdient, lässt sich im Laufe der Zeit individualisieren: sie reichen von Aufklärungs- und Konter- Drohnen über Care-Pakete bis hin zu einem fiesen kleinen Luftkissenfahrzeug, einer Hellstorm-Rakete oder Bombardierung aus der Luft.

Tauchgänge können auch im Multiplayer für Überraschungen genutzt werden - meist landet man aber schnell im Kugelhagel.
In der äthiopischen Natur der Karte Hunt kann einem z.B. eine herumschwirrende Escort-Drohne ziemlich nervig werden – zumal man sich hier ohnehin schon vor den Scharfschützen in zahlreichen Schlupfwinkeln vorsehen sollte. Für weniger Hektik sorgen die langsam rollenden, laut knatternden Robo-Räder mit dem Titel R.A.P.S. Auch ein mächtiges „Mutterschiff“ mit fliegenden Geschützen lässt sich mit genügend Streak-Punkten freischalten.

Idyllische Schlachtfelder

Die 13 kleinen bis mittelgroßen Karten gefallen mir zum Großteil gut und wirken mit ihren kräftigen Farben und hübschen kleinen Wettereffekten sogar recht idyllisch und etwas lebendiger als in den Vorgängern. Das Gesamtbild sieht zwar trotzdem lange nicht so realistisch aus wie die Schlachtfelder in Battlefield 4, aber immerhin läuft alles stets in butterweichen und augenfreundlichen 60 Bildern pro Sekunde ab.

Ein Blick auf einige der neuen Spezialisten - unter ihnen befinden sich auch Roboter.
Die Schauplätze reichen von einer Forschungseinrichtung in der Sahara über die verfallene, verwinkelte „Evacuation Zone“ in Singapur bis hin zu Arealen mit etwas größeren Lichtungen wie die afrikanische Wüste oder ein Wald mit Mammutbäumen im nördlichen Kalifornien. In Letzterem konnte ich z.B. endlich mal langsamere schwere Geschütze wie die LMG Gorgon einsetzen und ein wenig hochleveln. Auf den übrigen Arealen gibt es aber ebenfalls meist eine ausgewogene Mischung weitläufigerer Plätze und verwinkelter Punkte, wo sich hitzige Gefechte ergeben. Außerdem kann man manche Stützpunkte dank akrobatischer Fähigkeiten neuerdings auf Schleichwegen erreichen: Immer an der Wand lang, ein beherzter Sprung und schon kann man den eingeigelten Gegner von der Seite überrumpeln.

Zeit für ein Barbecue!
Weniger begeistert bin ich von den Auswahl an Modi, die zu sehr an Altbekanntem festhält: Am meisten werden natürlich Klassiker wie Team Deathmatch, Domination oder Kill Confirmed frequentiert - da es nur wenige neue Ideen gibt, fühlt sich aber kaum etwas neu oder aufregend an. Stattdessen stürzt man sich wie gehabt in die typischen kurzen Gefechte, um seine Ausrüstung hochzuleveln. Selbst der neue Modus „Geleitschutz“ wirkt nur bedingt frisch: Dort eskortiert man einen langsam voranschreitenden Kampfroboter oder muss ihn vom Ziel abhalten. Es kommt durchaus zu spannenden Gemetzeln – aufgrund der hohen Geschwindigkeit gestalten sich die Matches aber etwas zu chaotisch, um taktisch vorzugehen. Außerdem dabei sind Frei für Alle, Sprengkommando, Stellung, Capture the Flag, Suchen & Zerstören und das an Football erinnernde Uplink. Alternativ warten einige Hardcore-Spiellisten sowie die wilderen Bonus-Varianten, in denen sich bis zu 18 Spieler bekriegen. Für zwischendruch lustig ist auch das lustige „Waffenspiel“ mit automatisch wechselnden Wummen. Das übertrieben starke Auto-Aim einiger Waffen auf den Konsolen hätten die Entwickler aber ruhig etwas zurückfahren sollen: Mit manchen Sturmgewehren langt es, lediglich grob in die Richtung zu schauen und per L anzulegen.

Für alle etwas dabei?

Erfreulich ist, dass es ähnlich wie in Halo 5 einen kompetitiven „Arena“-Bereich gibt, in dem man in den Rängen auf- und absteigt. Hier können die Spieler auch bestimmte Vorgaben für erlaubte Waffen und Spezialisten regulieren. Der Modus ist in einen „Moshpit“ für lockere Spiele und einen ernsthafteren Bereich unterteilt. Ab und zu erlebten wir allerdings technische Probleme bei der Spielersuche. In den gewöhnlichen Matches gab es ebenfalls immer wieder mal Fehler vor einer Runde: Mal packte das Matchmaking zu wenige oder viele Spieler in eine Lobby, im kooperativen Zombie-Modus hing sich das Spiel auch schon mal komplett auf. Meist liefen unsere Matches aber ganz normal und angenehm flüssig. Nur ab und zu kommt es zu nicht sichtbaren Lags, in denen die eigentlich abgefeuerten Salven in der Killcam nicht beim Spieler ankamen – und ganz selten zuckelte auch mal ein Gegner ruckartig übers Feld. Deutlich ärgerlicher sind die technischen Probleme in der Kampagne: Wer wie ich zwischendurch auch mal kooperativ spielen will, muss sich nämlich auch für den Story-Modus eine Online-Spielstand anlegen. Ab und zu sind allerdings Activisions Server nicht erreichbar, und dann kann man auch offline nicht mehr am letzten Speicherstand weitermachen. Wer das Problem umgehen will, kann alternativ einen eigenen Offline-Spielstand nutzen – mit ihm darf man später allerdings nicht mehr kooperativ im Netz zocken.

Fröhliches Zombie-Gemetzel

Schaurig schön: In den knackigen Zombie-Modus ist viel Liebe geflossen.
Ein regelrechtes Splatter-Fest ist übrigens der Zombie-Modus. Es gibt zwar nur eine Karte, die ist allerdings riesig. In einer liebevoll gestalteten, grafisch aufwändigen Altstadt liefern sich bis zu vier Spieler spannende Gefechte mit den Untoten und verwandeln sich ab und zu sogar selbst in ein Tentakelmonster. Für Langzeit-Motivation sorgt ein eigenes Level-System mit freischaltbaren Waffen und Extras. Wer damit noch nicht genug hat, kann nach dem Finale der Kampagne noch eine abgewandelte Variante des Story-Modus starten. Die Geschichte der "Nightmare"-Missionen versetzt den Spieler zu einer anderen Zeit in bekannte Schauplätze, die mittlerweile von neuen Gegnern bevölkert werden. Um wen oder was es sich dabei handelt, verrate ich noch nicht. Ich will euch schließlich nicht die Überraschung verderben - falls ihr nicht ohnehin schon davon gelesen habt. Die von der Erzählerin vorgetragene Geschichte wirkt hier ziemlich trashig, da zum Großteil einfach Szenen und Animationen aus der Story recycelt wurden. Trotzdem ist das Extra ein schöner kleiner Bonus, weil hier eine deutlich ruhigere Stimmung vorherrscht und sich die Action so ganz anders anfühlt als im hektischen Hauptspiel.

Technische Macken auf PC und Xbox One

Schlechte Optimierung am PC: Selbst auf konkurrenzfähigen Karten wie der GTX 970 kommt es auf höheren und teils sogar mittleren Einstellungen zu Rucklern.
Während die grafische Umsetzung auf der PS4 sehr sauber läuft, kommt es auf der Xbox One manchmal zu kleinen Rucklern oder Szenen, in denen das Bild kurz hängenbleibt. Wirklich tragisch wird das Problem auf Microsofts Konsole nicht - wer allerdings auf dem PC spielt, sollte eine Grafikkarte mit möglichst viel Speicher besitzen, damit es in den höchsten Einstellungen flüssig bleibt (näheres dazu in dieser News). Selbst dann wirkt das Gesamtbild allerdings nur dezent sauberer und feiner aufgelöst als auf der PlayStation 4. Auf einer nicht mehr ganz taufrischen aber noch halbwegs aktuellen Mittelklasse-Karte wie der GeForce GTX 770 muss man dagegen schon stark herunter regeln sowie viele Effekte und dynamische Schatten deaktivieren: Da lediglich 2 Gigabyte Grafikspeicher zur Verfügung stehen, läuft Black Ops 3 nur auf niedrigen bis mittleren Einstellungen flüssig. Die grafische Qualität liegt dann weit unter jener der PS4-Version. Andernfalls machen massive Ruckler und Slowdowns sogar die Mausbewegung schwammig, was natürlich vor allem im Multiplayer stört. Auf einer GTX 970 hatten wir ähnliche Probleme, mussten allerdings nicht ganz so krass herunterregeln. Vor kurzem kündigte Treyarch übrigens an, dass man zu einem späteren Zeitpunkt Modding- und Mapping-Tools sowie Software für dazugehörige dedizierte Server bereitstellen will.

Fazit

Wer hätte das gedacht: Obwohl ich das Ende von Call of Duty: Black Ops 3 bereits vor einer Weile gesehen habe, geistert mir die Geschichte noch immer im Kopf herum. Es ist ein bisschen wie nach einem Film von Christopher Nolan, wenn man am nächsten Tag noch mit den Kollegen über Deutungen und versteckte Hinweise diskutiert. Zu Beginn ist der Overkill neuer Figuren und Wendungen etwas zu viel des Guten. Außerdem klingen viele Dialoge vor allem in der deutschen Vertonung zu platt und bemüht cool. Das Ende hat allerdings dafür gesorgt, dass ich frühere Kapitel beim zweiten Anlauf plötzlich mit anderen Augen sah. Spielerisch bleibt mir Treyarch aber zu konservativ: Angenehm verwinkelte Areale und zahlreiche Gadgets machen die Action zwar variantenreicher, das Level-Design fordert die coolen Spielereien aber viel zu selten. Stattdessen verlässt sich die Kampagne zu oft auf simple Schießbuden-Gefechte mit schwacher KI und wilde Railshooter-Einlagen, die bei weitem nicht mehr so beeindrucken können wie früher. Auch der Mehrspieler-Part erzeugt gemischte Gefühle: Von kleinen Technik-Problemen abgesehen laufen die blitzschnellen Gefechte meist sauber und flüssig. Trotz Akrobatik und motivierender Experimente mit den neuen Spezialfähigkeiten der Specialists fühlt sich die Action aber nicht so aufregend an wie z.B. das gewagtere "Kriegsgebiet" in Halo 5. Es mangelt einfach an frischen und kreativen Modi – immerhin stimmt aber der Umfang: Dank einer kompetitiven „Arena“, einem detailverliebten Zombie-Modus sowie einer geheimen Bonus-Kampagne wird man auch nach der acht bis neun Stunden langen Story noch eine ganze Weile unterhalten. Als PC-Besitzer wird man allerdings enttäuscht: Die schlechte Umsetzung läuft nur auf Highend-Karten mit viel Grafikspeicher flüssig - gerade im Vergleich zum verhältnismäßig genügsamen Battlefield ist das einfach schwach.



Pro

viele coole Gadgets und Spezialfähigkeiten...
interessante Rahmenhandlung um Experimente an Gehirn und Technik
bizarre Traumsequenzen werfen die Frage auf, was noch real ist
Ende lässt angenehm viel Interpretationsspielraum
verwinkelte Areale eröffnen schöne Alternativwege
detailreiche Charaktermodelle
einige liebevoll ausstaffierte Kulissen, z.B. im Zombie-Modus
großer Umfang mit Story, Geheim-Kampagne, Zombie-Modus und mehr
Online und Splitscreen-Koop mit vier bzw. zwei Spielern
in geheimer Kampagne spielen sich bekannte Levels erfreulich anders
blitzschnelle Mehrspieler-Matches mit griffiger Steuerung und akrobatischen Tricks
Fähigkeiten der Spezialisten bringen frischen Wind in den Multiplayer
separate Arena für kompetitive Matches
fein modellierte Waffen lassen sich bis ins Detail anpassen
cooler Zombie-Modus mit eigenem Level-System
nette kleine Trainings-Modi für Parcours und Gefechte

Kontra

...Level-Design fordert die teils ähnlichen Technik-Tricks aber zu selten
patriotische Militär-Floskeln wirken oft aufgesetzt
viele hässlich kahle Areale wie in der Wüste oder im Labor-Keller
schwache Gegner-KI, manchmal sogar mit Totalausfällen
Animationen wirken oft abgehackt und altbacken
kraftloser Soundtrack düdelt meist unbeteiligt und kraftlos vor sich hin
deutsche Synchro oft falsch betont
seltene Bugs und Soundaussetzer
umständliches Spielstand-Management, manchmal mit Verbindungsfehlern
gelegentliche Verbindungsprobleme im Matchmaking
kaum neue Mehrspieler-Modi mit interessanten frischen Regeln
zu starkes Auto-Aim auf Konsole
manchmal kleine Lags
Story in geheimer Kampagne wirkt ziemlich trashig
starke Ruckler und Slowdowns auf Mittelklasse-Grafikkarten (PC)

Wertung

XboxOne

Von kleinen Ruckeleinlagen und etwas niedrigerer Auflösung abgesehen der PS4-Version ebenbürtig.

PlayStation4

Die schwache Kampagne kann nur mit Story-Wendungen Akzente setzen und im bewährten Multiplayer wagt Treyarch zu wenig Neues - unterm Strich bleibt aber ein solider Shooter.

PC

Die schlecht optimierte und speicherhungrige PC-Fassung leidet selbst bei aktuellen Grafikkarten unter Rucklern.

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