Lego Dimensions06.10.2015, Mathias Oertel
Lego Dimensions

Im Test: Gesprengte Spielzeug-Dimensionen

Zuerst waren es die Skylander. Dann folgte Disney Infinity. Und jetzt macht auch Lego ernst und setzt auf Spielfiguren, die über ein Portal zu virtuellem Leben erwachen. Kann sich Lego Dimensions vom Ruf des vermeintlichen Trittbrettfahrers lösen und im Bereich des so genannten "Toys-to-Life" vielleicht sogar für kreative Impulse sorgen? Der Test gibt die Antwort.

Spielzeug oder Zeug zum Spielen?

Ich muss zugeben, dass ich ein hoffnungsloser Lego-Fan bin. Und damit beziehe ich mich nicht nur auf die Spiele von Traveller's Tales, mit denen ich seit Lego Star Wars bis hin zu Lego Jurassic World zahllose unterhaltsame Stunden verbracht habe. Bis zu meiner Jugend und dann später mit den eigenen Kids habe ich auch die Plastik-Bausteine wieder und wieder zu neuen Bauten zusammengesteckt. Dementsprechend verbinde ich mit dem Kunststoff-Scheppern, das man beim Schütteln von Lego-Packungen hört, viele angenehme Erinnerungen. Und genau diese Erinnerungen werden beim Öffnen des Starter-Packs von Lego Dimensions angesprochen. Denn neben einer Portal-Plattform, die hier den Namen "Toy Pad" trägt, findet sich eine klassische Lego-Box, die beim Hin- und Herbewegen so typisch klimpert.

Lego Dimensions mischt die integrierten Lizenzen hemmungslos wie hier "Der Herr der Ringe" und DC Comics.
Und damit hört die Freude für Lego-Baumeister noch nicht auf. Denn öffnet man die Box, fallen einem über 250 Bausteine entgegen, mit denen man nicht nur die drei Hauptfiguren von Lego Dimensions zusammensetzt. Neben Wyldstyle (aus The Lego Movie), Gandalf (natürlich Herr der Ringe) und Batman in der Lego-Batman-Variante (nicht die aus The Lego Movie) warten auch ein Minatur-Batmobil und über 200 Teile, mit denen man das Dimensions-Tor baut. Wer will, kann warten, bis man vom Spiel im Rahmen der Geschichte dazu aufgefordert wird. Ich hingegen habe mich meinem kindlichen Spieltrieb ergeben und mich gleich daran gemacht, das gut 20 Zentimeter hohe Tor der Anleitung entsprechend aufzubauen. Doch egal ob man im Rahmen der Kampagne oder vorher die 20 bis 30 Minuten investiert, um die Steine zusammenzusetzen, wird hier der Grundstein für ein bislang noch nie dagewesenes Zusammenspiel zwischen Portal, Spielzeug und virtueller Spielwelt gelegt.

Aller Anfang ist bekannt

Dabei scheint es anfänglich, als ob Lego Dimensions nur ein weiterer Vertreter von Spielen wie Skylanders oder Disney Infinity ist: Man nimmt seine Figur, stellt sie auf das Toypad, damit sie im Spiel auftaucht und das war es. Zumal Traveller's Tales mechanisch anfangs auf Bekanntes zurückgreift: Man taucht in die visuell ansprechend gestaltete Welt ab, zertrümmert Lego-Bauten, sammelt die daraus entstehenden Noppen ein und kämpft gegen böse Unholde. So wie immer...

Das Rätseldesign dreht sich in erster Linie um das Toypad und ist damit so kreativ wie schon lange nicht mehr in einem Lego-Spiel.
So wie immer? Nein, denn schon bald stellt man fest, dass hier zwar an der scheinbar unumstößlichen Basis festgehalten wird, die einen seit dem ersten Lego-Spieleausflug vor etwa zehn Jahren begleitet, dass aber ansonsten kein Stein auf dem anderen gelassen wurde. Man nutzt das erzählerische Fundament, bei dem der böse Lord Vortech versucht, sich dimensionsübergreifend zum Herrscher über alles Lego auszurufen, was letztlich dazu führt, dass die Dimension durcheinanderrutschen und so schließlich auch die Helden zusammenführt. Und damit beginnt eines der witzigsten Lego-Abenteuer seitdem man sie virtuell spielen kann.

Von den ersten Schritten, die das Trio im Zauberland von Oz unternimmt und dort Dorothy mit ihren Freunden begegnet, bis hin zu Ausflügen in die Welten von den Simpsons, den Ghostbusters, Portal 2, Scooby Doo oder Zurück in die Zukunft, gibt es durch die Bank klasse Dialoge. Der Wortwitz wird in der englischen Version zwar noch besser transportiert, doch auch in der sauberen deutschen Fassung bleibt kein Auge trocken. Dabei wird nicht nur die jeweilige Lizenz gekonnt und sehr sympathisch auf den Arm genommen. Auch die Zwiegespräche der drei Hauptdarsteller sind gelungen. Noch besser sind allerdings die Momente, in denen die Gags Dimensionen überbrücken. Man kann sich hier nie sicher sein, was einem begegnet, die Lizenzen werden wild durcheinander gemischt. Das hätte bei einem schlechten Drehbuch zu einer Menge Verwirrung und unnötigem Kuddelmuddel führen können. Hier nähert man sich jedoch den jeweiligen Quellen mit einem beachtenswerten Grundrespekt, so dass selbst Homer Simpson im Portal-2-Level auftauchen kann, ohne dass es lächerlich wirkt. Das wiederum führt dazu, dass die Einzeiler sowie die Situationskomik eine Qualität erreichen, die man sonst nur von den Disney-Pixar-Filmen kennt: Kinder freuen sich über das Alberne, ältere Spieler und Erwachsene über die zielsicher gesetzten Anspielungen auf die Original-Lizenzen.  

Kein Stein bleibt auf dem anderen

Doch es ist nicht nur die Geschichte, die Lego Dimensions auf einen neuen Pfad führt. Auch spielerisch geht man einige zu erwartende, aber auch einige überraschende Risiken ein, die sich nicht immer positiv auswirken. Wie man es von den Legospielen kennt, trifft man in den Abschnitten immer wieder auf Situationen oder Interaktionsmöglichkeiten, die man mit dem gegenwärtig ausgewählten Charakter nicht lösen kann - meist um die nach wie vor vorhandenen Goldsteine zu komplettieren oder alle zehn Teile für die so genannten Mini-Kits zu sammeln. Bislang konnte man sich darauf verlassen, dass man irgendwann eine Figur freispielt, die einen weiterbringt. Damit ist in Lego Dimensions Schluss: Warner Bros. Interactive und Lego nutzen diese Mechanik hier, um Bezahlschranken einzubauen. Denn die Figur, die dafür nötig ist, muss zusätzlich angeschafft werden. Die günstigste Variante ist das Fun-Pack mit einer Figur und einem Gadget aus einer der insgesamt elf Spielwelten, die bislang hier versammelt wurden. Mit dem Team Pack (z.B. Scooby Doo) bekommt man zwei Figuren und zwei Gagdets (bzw. ein Gadget und ein Fahrzeug). Die Level Packs schließlich beinhalten eine Figur, ein Fahrzeug sowie ein Gagdet - und eine weitere (mitunter umfangreiche) spielbare Mission aus der jeweiligen Lizenzwelt. Mit empfohlenen Preisen von etwa 15 Euro für das Fun Pack, 25 Euro für ein Team Pack sowie gut 30 Euro für ein Level-Pack sind das stolze Eintrittspreise.

Um zusätzliche Gebiete sowie Charaktere mit weiteren Fähigkeiten freizuschalten, ist die Anschaffung von weiteren Packs nötig, die es in drei Varianten gibt (Fun, Team, Level).
Allerdings ist Lego nicht nur virtuell, sondern auch real ein teures Hobby: Wenn man z.B. bedenkt, dass Simpsons-Minifiguren gut fünf Euro kosten, andere aber auch durchaus Preise jenseits von zehn Euro abfragen, macht dies die zusätzlichen Ausgaben für die Eltern der evtl. quengelnden Kinder nicht besser, relativiert aber die Summe. Denn hier bekommt man nicht nur einen realen, sondern auch noch einen virtuellen Gegenwert: Sobald man auch nur eine Figur der jeweiligen Welt besitzt, hat man Zugriff auf die Dimension und kann hier vollkommen frei ohne Story-Zwänge Abenteuer erleben, weitere Steine sammeln und natürlich auch mit allen anderen im Besitz befindlichen Figuren die jeweilige Welt unsicher machen. Batman bei den Simpsons? Kein Problem! Wyldstyle zieht mit Marty McFly durch Hill Valley? Geht! Gandalf und die böse Hexe aus Oz helfen Scooby Doo? Und wie! Hier wird dem Spaß nur durch die eigene Fantasie eine Grenze gesetzt. Oder andersherum: Die Fantasien, die man früher vielleicht nur im Kinderzimmer mit den Plastikfiguren auslebte, darf man nun nicht nur auf dem Teppich, sondern auch am Bildschirm verfolgen. Allerdings wäre es noch schöner gewesen, wenn inhaltlich in den Dimensionen etwas mehr Abwechslung geboten wäre. Allzu häufig lässt man sich auf Hol- und Bringdienste zurückfallen. Eine löbliche Ausnahme ist allerdings die Dimension zu „Zurück in die Zukunft“, in der die Zeitreisen mit dem DeLorean eine zentrale Rolle als Rätselelement spielen, da man hier über Aktionen in Vergangenheit und Gegenwart die Zukunft beeinflussen kann und muss.

Kein Zusatz nötig

Mit dem Starterset hat man nicht nur Zugriff auf die erstaunlich umfangreiche Kampagne, sondern auch auf die Dimensionen zu DC Comics, The Lego Movie und Der Herr der Ringe.
Bei der Bezahlschranken-Diskussion darf aber ein Punkt nicht vergessen werden: Wenn man nicht der Mega-Komplettierer ist und auf Teufel komm raus alle 480 (!) Goldsteine einsammeln möchte, gibt es keinen zwingenden Grund, sich zusätzliche Figuren anzuschaffen. Die Kampagne, die einen ebenfalls durch alle zur Verfügung stehenden Welten führt, kann komplett mit den drei Figuren und dem Fahrzeug des Startersets beendet werden, ohne dass man irgendetwas vermissen würde. Und danach (oder währenddessen) kann man natürlich auch den drei Welten der Hauptfiguren einen Dimensions-Besuch abstatten. Schade ist dennoch, dass einige Gebiete erst in absehbarer Zeit zugänglich gemacht werden. Die Dr.Who-Packs erscheinen erst im November, Ghostbusters sogar erst nächstes Jahr. Dass aber bereits in der Frühphase der Dimensions-Kampagne ein Geisternebel auftaucht, den nur die Figur von Dr. Peter Venkman entfernen kann, ist ärgerlich. Denn bei den meisten anderen Hindernissen hat man eine Auswahl aus verschiedenen Figuren oder Kombinationen aus Gadget und Figur, so dass man nur eine moderate Auswahl versammeln muss, um das meiste sehen und abgreifen zu können.

Doch Figurenanzahl hin oder her, lohnt sich das Durchspielen der Kampagne. In den letzten Jahren konnte man der zahlreichen Lego-Spiele durchaus überdrüssig werden, die sich gefühlt nur noch durch die von der Lizenz vorgegebene Kulisse sowie die Figurenauswahl unterschieden. Dimensions jedoch ist nicht nur so umfangreich wie selten zuvor – die insgesamt 14 Abschnitte bis zum Finale haben mich in etwa die gleiche Anzahl an Stunden beschäftigt. Man ist sowohl beim Artdesign als auch bei den Mechaniken sowie den Rätselelementen so kreativ wie nie zuvor in einem Legospiel. Nach zehn Jahren und gefühlt etwa 100 Legospielen hat Traveller’s Tales hier neue Schritte gewagt, die dafür sorgen, dass sich Lego Dimensions gleichermaßen bekannt und unglaublich frisch anfühlt. Und man hat es geschafft, die Grenzen von virtueller Spielwelt und realem Spielzeug, das manipuliert wird, so sehr verschwimmen zu lassen, wie es weder die Skylander noch die diversen Disney- Helden geschafft haben.

Portal-Meister und Rätselkönig

In der Scooby-Doo-Welt wird man von einem charmanten Cartoon-Stil begrüßt.
Das Schlüsselelement ist dabei das Portal, pardon: das Toypad, auf dem das Tor Platz gefunden hat, das auch in der Spielwelt eine zentrale Rolle spielt. Bis zu sieben Einheiten finden gleichzeitig auf den drei abgegrenzten Arealen Platz. Dabei ist die Kombination weitgehend egal. Es können sieben Figuren sein, aber natürlich kann man auch nur mit einem Charakter losziehen und stattdessen ein paar Gadgets und Fahrzeuge mitnehmen. Und selbstverständlich kann man jederzeit wechseln. Da man aber immer wieder die Positionen der Figuren auf dem Toypad ändern muss, sollte man nicht alles zustellen. Wie? Positionen ändern? Richtig: Reicht es bei der Konkurrenz aus, wenn man die Figur oder das Objekt auf dem jeweiligen Portal platziert, wird man hier immer wieder vor Kopfnüsse gestellt, die sich nur durch Änderung des Standortes der Figur(en) lösen lassen. Das beginnt im simpelsten Fall bei den Bosskämpfen: In den meisten Lego-Spielen kam man gegen die fiesen Endgegner immer wieder in Positionen, in denen die Spielfigur gelähmt wurde. Das ist hier auch noch der Fall - nur dass man jetzt der Situation entgehen kann, indem man die entsprechende Figur (bzw. Figuren) vom Toypad entfernt und in einem anderen Sektor neu aufstellt. Das mag nur ein kleiner Schritt sein, doch er hat eine große Wirkung - die Interaktion zwischen Spiel- und Spielzeugwelt wird massiv erhöht.

Andere Rätsel, bei denen man mit dem Toypad agiert, drehen sich um die Auswahl und Nutzung elementarer Fähigkeiten (Feuer, Wasser, Erde, Luft) oder das Einfärben der Toypad-Sektoren, indem man die Figuren in der Spielwelt auf Farbquellen platziert, die dann (mitunter über Kombination) auf das Pad übertragen werden müssen. Man kann die Figuren größer oder kleiner machen, durch Portale jagen und muss über das Toypad sogar Geheimnisse in Form von Dimensions-Spalten finden, die einen immer wieder überraschen und z.B. die Ghostbusters auf den Plan rufen oder den Feuerwerks-Drachen einsetzen, den Gandalf  zu Beginn von "Die Gefährten" zündet - immer wieder werden Weltgrenzen nicht nur eingerissen, sondern pulverisiert. Natürlich darf man sich auch hier nicht über Emmet Brown wundern, der mit einem herzhaften "Great Scott" und dem DeLorean unter dem Hintern über den Bildschirm rauscht - herrlich. Gegen Ende geht Traveller's Tales zwar die Rätsel-Ideen aus. Doch zum einen wird dies durch einen knackigeren Schwierigkeitsgrad und mehr nötigem Timing beim Positionswechsel kompensiert und zum anderen ziehen die Entwickler bis dahin im Rahmen dessen, was Lego in den letzten Jahren abgeliefert hat, alle kreativen Register. Die Bauklotz-Spiele haben sich noch nie so frisch angefühlt. Seit Lego Star Wars hatte ich nicht mehr so viel Spaß, den Noppen nachzujagen.

Spiel, Spaß und Überraschung

Die Portal-2-Dimension mit einer abermals herrlich zynischen GlaDOS gehört zu den Höhepunkten der Geschichte.
Wer des Englischen mächtig ist, sollte unbedingt die Originalversion genießen. Man Tales hat eine für Lego-Spiele noch nie gesehene Horde an Stars hinter die Mikros gezerrt, um den Charakteren ihre Stimme zu leihen. Chris Pratt ist ebenso von der Party wie Will Arnett als Batman, Michael J. Fox und Christopher Lloyd sind als Doc Brown und Marty McFly immer noch ein Hit. Die geheimen Stars dabei sind jedoch Ellen McLain in ihrer Rolle als GlaDOS sowie Gary Oldman als Lord Vortech. Die komplette Sprecher-Liste würde den Rahmen des Tests sprengen, zumal man in manchen Szenen wie einigen Ghostbusters-Sequenzen oder Scooby-Doo-Szenen sogar auf Archiv-Bänder zurückgreift. um einerseits eine hohe Authentizität zu haben, anderseits bereits verstorbene oder nicht zur Verfügung stehende Schauspieler von Charakteren zu integrieren. Schade ist allerdings, dass Ian McKellen nicht als Gandalf zu hören ist - wobei Tom Kane ein sehr gelungener Ersatz ist.

Ein weiterer Grund für die hohe Motivation ist das Level-Design. Bis zum Schluss finden weder Routine noch Langeweile Platz. Jeder Abschnitt steckt voller Überraschungen. Nicht nur, was die Nähe und den respektvollen Umgang  mit dem Quellmaterial angeht. Mit jedem der Kampagnen-Abschnitte geht man entweder mechanisch neue Wege, setzt auf ein ausgefeiltes Artdesign oder baut auf für unmöglich gehaltene Lizenzverknüpfungen. Die Welt von Scooby Doo z.B. wird stilecht als Cartoon gezeichnet, Portal 2 und GlaDOS erfahren ebenfalls eine gelungene Umsetzung, in der die sterile Atmosphäre des Aperture Science Centers erstklassig eingefangen und legorisiert wird. Die "Midway Arcade"-Dimension hingegen überzeugt mit einer sehr gelungenen Verknüpfung des Lego-Designs mit klassischen Elementen wie Defender (Seitwärts scrollende Action) oder Gauntlet (Draufsicht mit Kämpfen gegen gewaltige Monsterhorden). Das Tempo und vor allem die Wechsel desselben passen. Die Bosskämpfe sind gelungen.

Pseudo-Baumeister

Auch die Welt von Scooby Doo lässt sich außerhalb der Kampagne nur mit einer entsprechenden Figur öffnen.
Wen kümmert es da, dass das ganze Bauen eigentlich nur Makulatur ist? Das Spiel würde auch funktionieren, wenn man nicht die Figuren, das Tor oder die Fahrzeuge baut und einfach nur die "Bodenplatten" als Elemente auf dem Toypad platziert. Es wird auch nicht abgefragt, ob alles richtig zusammengesetzt ist. Doch das ist egal. Die Illusion, in "dieser" Welt Spielzeug zusammenzusetzen, das in der virtuellen Welt erscheint, ist enorm hoch. Doch auch abseits des bereits angesprochenen Bezahlschrankensystems hat Traveller's Tales noch ein paar Punkte, an denen man ansetzten könnte, um aus Dimension das unzweifelhaft beste "Toys-to-Life"-Spiel zu machen. Die Gegner-KI z.B. setzt wie immer pur auf Masse. Zudem gibt es sowohl in der PS4- als auch in der Xbox-One-Version Probleme mit der Akustik. Während die Sony-Konsole mitunter mit einer unsauberen Tonabmischung fertig werden muss, kann es auf der One in Ausnahmefällen zu einem kompletten Aussetzen der Effektspur kommen, die sich nur durch einen Neustart des Spieles lösen lässt. Und so schön der dynamische Splitscreen-Modus auch ist, hätte ich mir bei all den im Serienrahmen radikalen Änderungen gewünscht, dass endlich ein Online-Modus eingebaut wird - selbst wenn dies auf die Gefahr hinausliefe, dass auf einmal zwei Batmans (Batmen? Batmänner?) den Kampf gegen Lord Vortech aufnehmen würden.

Das Sahnehäubchen schließlich wäre ein Editor zum Erstellen oder Modifizieren eigener Welten samt Austausch mit der Community. Quasi das Gegenstück zur Toy Box aus Disney Infinity, das in dieser Hinsicht schlichtweg beispielhaft bleibt. Mit Lego Worlds experimentiert Traveller's Tales am PC gerade mit einem derartigen Konzept. Und vielleicht hält etwas Ähnliches auch in die Lego-Dimensionen Einzug. Man soll in einem Interview von einem Drei-Jahres-Plan gesprochen haben, im Rahmen dessen man Dimensions auch langfristig mit neuen Inhalten versorgen möchte. In der Verteilerwelt Vorton ist auf jeden Fall noch genug Platz, um neue Dimensionstore anzubringen. Ich bin gespannt.

Fazit

Die in manchen Momenten omnipräsenten Bezahlschranken, die man mit den so genannten "Toys-to-Life"-Spielen in Verbindung bringt, sind mir auch in Lego Dimensions ein Dorn im Auge. Vor allem auch, weil man schon früh auf Elemente trifft, die man nur mit einer Figur öffnen kann, die vermutlich erst Anfang nächsten Jahres erscheint. Allerdings bekommt man mit den zusätzlichen Ausgaben nicht nur weitere schicke Figuren, sondern auch Zugriff auf die jeweilige Dimension, um dort in der freien Erforschung Abenteuer zu erleben. Abseits der auf Figuren- und Set-Abverkäufe abgezielten künstlichen Blockaden kann ich Traveller’s Tales nur Lob aussprechen. Nicht nur, weil man für die Bewältigung der Kampagne keine zusätzlichen Figuren, Fahrzeuge oder Gadgets braucht. Sondern auch, weil man nach zehn Jahren und gefühlten 100 Lego-Spielen mit nur marginalem Fortschritt einen riesigen Schritt nach vorne gemacht hat. Die Einbindung des Toypads sorgt für eine bislang unerreichte Verbindung zwischen realer Welt mit echten Spielzeugen und virtuellen Abenteuern. Und man nutzt es sinnvoll für zahlreiche kreative Rätsel, die das unterhaltsame, aber mitunter starre Korsett der bisherigen Lego-Spiele sprengen. Dazu kommt eine zielsichere Inszenierung, die mit zum Witzigsten gehört, was die Bauklotz-Helden in ihrer langen Geschichte zum Besten gegeben haben. Gute deutsche und hervorragende englische Sprecher machen die gut zehn bis 14 Stunden dauernde Kampagne, in der ein gutes Dutzend unterschiedlicher Lizenzen überzeugend zusammengewürfelt werden, zu einem uneingeschränkten Vergnügen. Das Leveldesign strotzt ebenfalls vor Kreativität und bietet sowohl mechanisch als auch hinsichtlich des Artdesigns von Anfang bis Ende viele angenehme Überraschungen. Schade ist allerdings, dass die frei zugänglichen Dimensionswelten beim Missionsdesign zunehmend gleichförmig werden. Auf einen Online-Koopmodus muss man zwar weiterhin verzichten und auch ein Editor wie die Toybox in Disney Infinity sucht man vergebens. Dennoch entfaltet Lego Dimensions eine enorme Sogkraft!

Pro

gelungene Verbindung von echtem Spielzeug und virtuellen Welten
keine zusätzlichen Figuren nötig, um Kampagne genießen zu können
kreative Rätsel im Zusammenhang mit dem Toypad
Lizenzwelten werden wild durcheinander gewürfelt
umfangreiche Story prall gefüllt mit typischem Lego-Humor
Fahrzeuge/Gadgets können aufgerüstet/umgebaut werden
dynamischer Splitscreen-Modus
gute deutsche, exzellente englische Sprecher
abwechslungsreiches Leveldesign
die (bislang) elf Lizenzwelten werden überzeugend legorisiert
wunderbare Musikuntermalung

Kontra

Bezahlschranken statt Freispielen von Figuren
seltene technische Probleme mit der Akustik
Aufgaben beim freien Spiel in den Dimensionen häufig gleichförmig
keine eigenen Level erstellbar
kein Online-Modus

Wertung

XboxOne

Die Bezahlschranken stören, doch abseits dessen überzeugt Lego Dimensions mit kreativem Level- und Rätseldesign sowie einer großen Portion Humor. Das beste Lego-Spiel seit Lego Star Wars.

PlayStation4

Die Bezahlschranken stören, doch abseits dessen überzeugt Lego Dimensions mit kreativem Level- und Rätseldesign sowie einer großen Portion Humor. Das beste Lego-Spiel seit Lego Star Wars.

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