Im Test: Tod den Friedhöfen!
Unkraut vergeht nicht
Warum sollen immer nur die Zombies Spaß haben? Unkraut kann schließlich auch spontan aus dem Boden wuchern und ganz ohne Hirn Zombies anfallen – zumindest in der Welt von Garden Warfare 2. Die Pflanzen haben ihre Opferrolle abgelegt und sich vollständig emanzipiert, diesmal existiert jeder Modus in zwei Varianten: Mal überfällt das untote Team die Gärten, in der nächsten Runde nehmen die Pflanzen modrige Friedhöfe ein. Sogar in den zahlreichen Arcade-Modi darf man sich als Zombie gegen die einfallenden Pflanzen-Horden verteidigen – auf Wunsch auch kooperativ. Hinzu kommen noch die Einzelspieler-Missionen und eine frei erforschbare Oberwelt, doch dazu später mehr, denn im Mittelpunkt stehen natürlich nach wie vor die Online-Schlachten. Ähnlich wie bei Rush in Battlefield versucht das Angreifer-Team, nacheinander eine Reihe von Stützpunkten an sich zu reißen, so dass sich idealerweise die Frontlinie verschiebt. Das verteidigende Team igelt sich natürlich ein und hält mit aller Macht dagegen – z.B. in einer weihnachtlich glitzernden Schneelandschaft, in der sich die Zombies erst einmal vorsichtig an den Hütten und Eisschollen vorbei ans idyllische Dörfchen heranarbeiten.
Frisches Blut…äh…Hirn
Die sechs Neuzugänge gefallen mir sogar noch besser: Der agile Actionheld Major Mais lässt nicht nur satt pflatschende Maisbröckchen auf die Gegner prasseln, sondern überspringt auch kleine Grüppchen mit einem spektakulären Salto, während er nach unten feuert. Die defensive Zitrone aus der Zukunft besitzt zwar nur einen schwachen Saft-Strahl, dafür aber auch einen effektiven Kraut-Control-Schild und kann sich nach einer kurzen Verwandlung blitzschnell zum Brennpunkt kugeln. Von ihrem Rollverhalten hätte ich mir als Fan von Super Monkey Ball mehr erwartet. Wenn ich auf dem hügeligen Mond mit Schmackes durch ein paar Krater und einen Abhang hinunter kullere, um schließlich schwungvoll in einen Gegner zu donnern, richtet das keinerlei Schaden an. Stattdessen darf ich nur gelegentlich eine Ramm-Attacke mit Cooldown-Timer starten, die frappierend an jene vom altbekannten Football-Spieler erinnert.
Rosie, ich schieß dich mit dem Z-Mech ab!
Trotz einiger Ähnlichkeiten sind die frischen Rekruten also eine echte Bereicherung. Auf dem Schlachtfeld begegnet man ihnen deutlich häufiger als den alten Haudegen. Es gibt allerdings eine Ausnahme, welche die Balance ein wenig in Schieflage bringt: Die elegante Magierin Rosie besitzt eine derart effektive Standardwaffe, dass andere Gegner im direkten Duell oft kaum eine Chance haben. Auch auf spontane Überfälle hat sie meist die passende Antwort, denn lästige Angreifer werden einfach mit einem Lähmungszauber verlangsamt. Oder sie verwandelt sie in eine Ziege, welche sich kurzzeitig nur noch durch Ramm-Attacken wehren kann. Hier sollte EA möglichst schnell nachbessern! Natürlich bereitet es mir diebischen Spaß, mit ihr ganze Gegnergruppen einzuäschern, aber auf Seite der Zombies wird ein Rudel Rosies schnell zur Plage - vor allem wenn sie eine heilende Sonnenblume im Schlepptau haben. Wer keine Lust auf öffentliche Auseinandersetzungen hat, darf ein privates Matches starten und es mit zahlreichen Optionen seinem Geschmack anpassen. Der Großteil der Spieler tummelt sich natürlich in einer Hand voll Listen der Spielervermittlung (auf dem PC waren es zum Testzeitpunkt erst zwei, damit sich die wenigen Spieler nicht verlaufen). Bis zu 24 Teilnehmer kabbeln sich auf dem Schlachtfeld, Lags haben wir nur selten erlebt, da sich glücklicherweise die Server-Region (z.B. Europa oder Ostküste) auswählen lässt.
Gemützliches Gemetzel
Sehr entspannend wirkt auch die blitzsaubere Technik, welche die farbenfrohen Kulissen auf allen Systemen stets sauber und augenfreundlich darstellt. Wenn ich an den zerklüfteten Felsen des Steinzeit-Parks oder ägyptischen Tempeln vorbei lief, bin ich immer wieder kurz stehen geblieben, um den Blick schweifen zu lassen. Sogar Dreckpfützen werden dank Frostbite-3-Engine zur Augenweide, wenn sich die Abendsonne gleißend darin spiegelt. Ein verhältnismäßig kleiner Schönheitsfehler sind die kleinen Erdhäufchen und andere Details, die durch Grafikaufbau in Sichtweite aus dem Boden ploppen. Das Problem tritt übrigens auf allen Plattformen gleich stark auf und auch davon abgesehen gibt es kaum Unterschiede. Die Xbox-One-Version wirkt durch die 900p-Auflösung nur einen Deut unschärfer; auf dem PC kann man Pixelkanten etwas schöner glätten.
Mühsam ernährt sich der Zombie-Grinder
Auf die Nerven ging mir wieder mal der langsame Fortschritt. Erneut erwirbt man mit verdienter Spielwährung zufällig zusammengewürfelte Sticker-Pakete, auf dessen Zusammensetzung man nur wenig Einfluss hat. Auch KI-Helfer stecken in den Wundertütchen. Die Aufkleber schalten zahlreiche Variationen der Standard-Charaktere - teils mit abgeänderten Attacken wie überspringendem Strom, Feuer- oder Giftschaden. Gefühlt dauert es aber ewig, bis man endlich ein paar alternative Versionen seiner Lieblingsfigur zusammen hat. Schneller gelangt man an diverse alberne Kleidungsstücke und kleine Perks wie schnellere Automatikheilung oder ein besseres Visier. Wer nach Kills protzen möchte, kann seinen Charaktern außerdem nach Level 10 eine Art Prestige-Status verpassen. Spieler des Vorgängers können das Grinden immerhin ein wenig abkürzen, indem sie alte Charaktere importieren und auch ein wenig für ihren früheren Rang mit Spielwährung belohnt werden.
Auch im Alleingang spannend?
Neu sind die Einzelspieler-Missionen, in denen ich für beide Parteien kleine Aufträge erledige. Deppie Daves Roboter z.B. schickt mich auf die Suche nach dem verbündeten Baumstumpf, den ich sicher durch die Zombie-Horden nach Hause geleiten muss – zum Einstieg genau das Richtige. Später führt mich die Reise zu anderen Vorgesetzten wie Major Mais: Er schickt mich mit seinem windschnittigen Kolben-Helicopter in die Luft, wo ich ihm als Bordschütze mit zwei fetten Kanonen Geleitschutz gebe – auch das ist eine schöne Abwechslung zu den Online-Schlachten.
Üppige Aufgaben
Auch abseits der Geheimorganisation gibt es einiges in der Oberwelt zu tun: Hier und da geben mit Questgeber wie das „Hot-Rod-Huhn“ eher dröge Sammelaufgaben unter Zeitdruck oder ich arbeite mich am unterirdischen Schießstand in den weltweiten Bestenlisten nach oben. Um einiges mehr Spaß machen die bereits erwähnten Horde-Modi, welche sich detailreich an die eigenen Vorlieben anpassen lassen. Sie können auf Wunsch mit Online-Freunden oder vermittelten Fremden angegangen werden. Wenn man sich einmal ins Gewitter aus Explosionen, Stinkbomben und Bosswellen gestürzt hat, ist es gar nicht so einfach, wieder aufzuhören. Der Großteil des Kroppzeugs überrennt den Spieler einfach mit hirntoter Mannstärke, zwischendurch und in Bosswellen düsen aber immer wieder coole fette Brocken und geldbringende „Champions“ über die Karte. Mal umkreisen wir einen aggressiven Riesenroboter wie auf der Großwildjagd, kurze Zeit später hetzen wir durch die Portale des Freizeitparks, um den der herrlich bescheuert zwischen den Deckungen umher tänzelnden Yeti zu fangen.
Kraut-Control
In einer Spielvariante für Einzelkämpfer darf ich sogar zwischen den vier KI-Figuren meines Teams wechseln. Ein Knopfdruck und schon schlüpfe ich in die Rolle der Sonnenblume, um angeschlagene Partner aufzupäppeln. Wer möchte, kann sogar Bekannte auf seine Server einladen und zusammen über die komplette Oberwelt des Spiels marodieren.
Fazit
Ach, EA – schon wieder ist die Chance vertan, eine herausragende Alternative zu Team Fortress 2 zu etablieren. Der langsame Fortschritt mit zufälligen Sticker-Tütchen sowie die übermächtige Rosie gehen mir einfach zu sehr auf die Nerven, als dass ich eine Gold-Wertung zücken könnte. Davon abgesehen ist das Gemetzel aber der reine Wahnsinn - und zwar auf die gute Art! Die neuen Klassen sprühen vor albernen Ideen und abwechslungsreichen Attacken, die erweiterten Arcade-Modi sind spannender als je zuvor und die idyllischen Schlachtfelder sind auch technisch eine Augenweide. Die Einzelspielermissionen können zwar keinen vollwertigen Story-Modus ersetzen, sind aber trotzdem eine fordernde Ergänzung, zumal man auf der Oberwelt auch kooperativ viel Spaß haben kann. Wer turbulente Action und variantenreiche Duelle sucht, sollte sich Plants vs. Zombies: Garden Warfare 2 nicht entgehen lassen!
Pro
Kontra
Wertung
PC
Die PC-Version sieht nur minimal sauberer aus, verzichtet aber auf die lustigen Splitscreen-Matches.
XboxOne
Herrlich albernes Mehrspieler-Gemetzel mit abwechslungsreichen Klassen und Karten - neuerdings auch mit vielen coolen Aufgaben für Koop- und Einzelkämpfer.
PlayStation4
Herrlich albernes Mehrspieler-Gemetzel mit abwechslungsreichen Klassen und Karten - neuerdings auch mit vielen coolen Aufgaben für Koop- und Einzelkämpfer.
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