Ashen21.12.2018, Jens Bischoff

Im Test: Das Ende der Dunkelheit

Nach der überraschenden Veröffentlichung von Ashen (ab 9,99€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) Anfang des Monats haben wir der mystischen Welt des Action-Rollenspiels von A44 und Annapurna Interactive inzwischen einen ausführlichen Besuch abstatten können. Wie uns die Reise durch die Aschewelt gefallen hat, verrät der Test.

Es werde Licht

Die Welt von Ashen ist gerade erst aus einer tausendjährigen Finsternis erwacht, die eine dicke Ascheschicht auf dem Land zurückgelassen hat. Doch das noch junge Licht wird schon wieder von finsteren Mächten bedroht. Und so liegt es am Spieler, Mitstreiter zu finden, um das Überleben des Lichts zu sichern und die überall lauernde Dunkelheit zurückzudrängen.

Zuvor wird mit einem simplen Editor ein gesichts- und namenloser Held erstellt, den man fortan aus der Schulterperspektive durch die mystische Aschewelt dirgiert. Das Artdesign erinnert an das von Absolver, während man spielerisch in die Fußstapfen der Souls-Reihe tritt:

Atmosphärisch: In Höhlen wird die Spielwelt oft nur vom Schein der eigenen Laternen erhellt.
Gegner werden fixiert, beobachtet und umkreist, während man aktiv blockt, ausweicht und im richtigen Moment zuschlägt, um mit der nur begrenzt vorhandenen Ausdauer Lücken in der gegnerischen Verteidigung auszunutzen. Eine größere Waffenvielfalt wäre allerdings schön gewesen.

Flexibler Krieger

Bis auf Speere, die sich auch werfen lassen, ist man auf Nahkampfwaffen wie Keulen, Äxte oder Streitkolben beschränkt, die sich alle sehr ähnlich handhaben. Es gibt leichte, schwere und aufgeladene Angriffe. Drei Waffen können gleichzeitig getragen und schnell gewechselt werden: Eine Speergattung, eine Einhand- und eine Zweihandwaffe. Wer eine Einhandwaffe führt, kann gleichzeitig entweder ein Schild oder eine Laterne tragen. Ersteres lässt sich auch für Stöße nutzen, Letztere auf dem Boden platzieren, um auch im Dunkeln zu Schild oder Zweihandwaffe greifen zu können.

Zudem kann man auf zwei zuvor ausgerüstete Verbrauchsgegenstände wie regenerative Pflanzen oder Aufputschmittel zugreifen sowie heilende Schlücke aus einer Feldflasche nehmen, deren Kapazität und Effektivität sich schrittweise steigern lässt.

Nicht aufgeben: Das Kampfsystem erinnert gerade bei den Bosskämpfen an Dark Souls und Co.
Später kommt dann auch noch ein Platz für selbstgebraute Tränke hinzu. Die Zutaten findet man wie alle anderen Gegenstände auch bei besiegten Gegnern oder menschlichen Überresten, die zwar alle klar markiert werden, aber oft nicht einfach aufzuspüren oder zu erreichen sind.

Neues Leben

Neben der Erkundung der zumindest über der Erde automatisch kartografierten Spielwelt werden aber auch gelungene Entwicklungsreize gesetzt: So findet man auf seiner Reise immer wieder neue Anhänger, die einen nicht nur um Hilfe bitten und unterwegs begleiten, sondern auch einen Stützpunkt errichten und dort ihre Dienste anbieten. In der Schmiede können mit dem nötigen Kleingeld und Material Waffen verstärkt, beim Jäger Speere angefertigt, bei der Kräuterfrau Tränke gebraut werden.

Darüber hinaus können gerade nicht benötigte Gegenstände getauscht und gelagert, mit speziellen Fähigkeiten oder Boni beseelte Relikte und Talismane gewechselt, neue Hilfsgesuche angenommen oder Anpassungen an der Feldflasche vorgenommen werden.

Sichtbarer Fortschritt: Das anfängliche Lager entwickelt sich im Spielverlauf zu einem Dorf.
Für das Erfüllen von Aufträgen wird man zudem mit Geld und Gegenständen sowie Erhöhungen der Lebensenergie und Ausdauer belohnt, die man auch mit dem Fund seltener Federn leicht steigern kann. Klassische Erfahrungspunkte und Stufenaufstiege gibt es nicht.

Im Zentrum der Siedlung steht außerdem ein Ritualstein, zu dem man mit speziellen Objekten oder im Todesfalls zurückkehrt. Andere Aufenthaltsorte, egal wie abgelegen, werden nicht gespeichert. Segnet man das Zeitliche, verliert man zudem all sein mitgeführtes Bargeld, kann es ähnlich wie in den Souls-Spielen aber am Ort seines Ablebens zurückergattern, wenn man dabei nicht erneut den Löffel abgibt. Später können manche der auch als Heil- und Speicherpunkte dienenden Ritualsteine sogar für Schnellreisen genutzt werden. Ein Luxus, den man schnell nicht mehr missen mag.

Viel Geduld

Die Ladezeiten bei Ortswechseln oder Neustarts sind allerdings sehr lang, der Spielfluss jedes Mal dahin. Auch die Bildrate ist nicht immer optimal. Zudem ist uns das Spiel während der Testphase mehrfach abgestürzt, der eigenen Charakter zum Teil unkontrollierbar in der Spielumgebung verhängt.

Rettung naht: Ist man zu zweit unterwegs, kann man sich gegenseitig wieder auf die Beine helfen.
Auch die Erfolge scheinen teils verbuggt. Selbst der KI-Partner ist immer wieder unbedrängt in den auch im Wasser lauernden Tod gestürzt, so dass nicht mal mehr eine Wiederbelebung möglich war, die man sich sonst mindestens ein Mal gegenseitig zukommen lassen kann.

Die KI ist aber auch sonst sehr durchwachsen, Anpassungen am generellen Verhalten oder situative Anweisungen nicht möglich. Nicht einmal eine Pause-Funktion ist vorhanden, während besiegte Gegner mit der Zeit wiederentstehen. Zwar kann man sich auch menschliche Rückendeckung ins Boot holen, allerdings nur wenn gerade passende Kandidaten online sind oder man sich per Teamcode mit einem Freund verabredet hat. Lokale Schützenhilfe ist hingegen ebenso wenig möglich wie Teambildungen zwischen PC- und Konsolenspielern.

Hart und holprig

Wer will, kann KI- und Spielerpartner auch komplett deaktivieren, wodurch das an sich schon eher fordernde sowie mit kooperativen Klettereien und Türöffnungen aufwartende Abenteuer deutlich schwerer wird.

Zusammenarbeit: Hin und wieder ist auch kooperatives Klettern und Türen öffnen gefragt.
Und wem das noch nicht genug ist, der kann mit dem später zugänglichen "Kinder von Sissna"-Modus einen Neustart mit noch härteren Bandagen (weniger Lebensenergie und Ausdauer) wagen. Eine Spielerleichterung ist hingegen nicht möglich, manche Passagen aufgrund hakeliger Kollisionsabfrage, fieser Hinterhalte oder gravierender KI-Aussetzer entsprechend frustrierend.

Kritik muss sich auch die schlampige deutsche Lokalisierung gefallen lassen, die mitunter völlig unpassende Begriffe wie "Wächter" statt "Blocken" und "Festhängen" satt "Zielaufschaltung" oder gänzlich falsche Übersetzungen wie "eine" statt "jede" verwendet. Auch die Textgröße ist teils mikroskopisch klein und für gemütliches Sofazocken völlig ungeeignet. Sprachausgabe gibt’s hingegen nur auf Englisch. Sprecher und Soundkulisse sind trotz gelegentlicher Tonaussetzer und fehlender Lippenbewegungen bei denen, die welche haben, allerdings sehr stimmungsvoll.

Fazit

Die mystische Welt von Ashen zieht einen sofort in ihren Bann. Man will wissen, warum das von Asche überzogene Land so lange im Dunkeln lag und warum das gerade erst erwachte Licht schon wieder bedroht wird. Zudem locken gut gesetzte Erkundungs- und Entwicklungsreize. Spielerisch wird der Kampf zwischen Licht und Dunkelheit in typischer Souls-Manier ausgetragen: Man umkreist und beobachtet seinen Gegner, blockt, weicht aus und schlägt im richtigen Moment zu, um mit der nur begrenzt vorhandenen Ausdauer die Lücken in der gegnerischen Verteidigung möglichst effektiv auszunutzen. Dabei ist man allerdings auf einen Mitstreiter angewiesen, dessen KI sehr durchwachsen und nicht beeinflussbar ist. Menschliche Rückendeckung ist zwar ebenfalls möglich, aber nur eingeschränkt. Zudem nerven die hakelige Kollisionsabfrage, die schlampige deutsche Lokalisierung, die langen Ladezeiten und die wacklige Spielstabilität. Mir ist in diesem Jahr jedenfalls kein Spiel häufiger abgestürzt als Ashen. Insgesamt wurde ich aber dennoch gut unterhalten.

Pro

forderndes Kampfsystem
stimmungsvolles Ambiente
anpassbare Ausrüstung
nette Erkundungsreize

Kontra

marode Technik
durchwachsene KI
zehrende Ladezeiten
schlampige Lokalisierung

Wertung

XboxOne

Stimmungsvolles Souls-like-Abenteuer, das leider immer wieder von technischen Gebrechen ausgebremst wird.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.
0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.