Party Hard29.04.2016, Mathias Oertel
Party Hard

Im Test: Mit dem Messer im Disco-Fieber

Im Herbst letzten Jahres sind uns einige Indie-Entwicklungen durch das Testraster gerutscht, weil schlichtweg nicht genug Zeit war. Dank der erneuten Veröffentlichung auf Konsolen können wir das eine oder andere Spiel nachholen. Wie z.B. Party Hard (ab 1,95€ bei GP_logo_black_rgb kaufen), das sich mit Pixelkunst irgendwo zwischen Hitman und Hotline Miami platzieren möchte - mehr dazu im Test.

Logisch

Was macht man, wenn man nachts um drei von Partylärm geweckt wird? Klar: Man schnappt sich ein Messer, mischt sich unter die Leute, die einen nicht schlafen lassen und bringt sie einen nach dem anderen um die Ecke. Und weil man nicht gefasst wurde, lebt man seine Partywut auch noch bei anderen Veranstaltungen aus und nutzt alternative Tötungsmethoden, um unerkannt zu bleiben. Dies ist die simple, aber zweckmäßige Basis für Party Hard, das mit seinem grundsätzlichen Thema sowie dem gewählten Pixelart-Design Erinnerungen an Hotline Miami weckt. Doch wo die meist ballistischen Auseinandersetzungen in der Florida-Metropole sich eher als verkappter Zweistick-Shooter mit viel Action präsentieren, geht Party Hard ruhiger und etwas taktischer an die Thematik.

Hier wird nicht gefeiert! HIER NICHT!
Denn hier hat man stets nur einen nicht scrollenden sowie prall mit Partygästen gefüllten Bildschirm zur Verfügung und muss sein Vorgehen genau planen. Wer beim Meucheln beobachtet wird, wird sofort als Täter identifiziert und die Polizei, die immer gerufen wird, wenn eine Leiche entdeckt wird, hat leichtes Spiel. Um sich die Sache etwas zu erleichtern und sich die Finger nicht schmutzig zu machen, kann man an bestimmten Stellen der Umgebung Fallen aktivieren - idealerweise natürlich auch ungesehen. Dies können Flammen sein, die aus einem Dancefloor schießen und alle dort Tanzenden grillen, aber auch umstürzende Bäume, plötzlich unkontrollierbar gewordene Fahrzeuge oder Zombies, die man per Telefon (!) zur Party bestellt. Und die vergiftete Bowle ist immer ein probates Mittel, um die Gästezahl zu dezimieren. Es gibt pro Level einige unkonventionelle Methoden, sein Ziel zu erreichen – auch wenn man keine eigenen Experimente wagen kann, um z.B. den Pool mit Badenden unbemerkt unter Strom zu setzen. Da die grundsätzlichen Abschnitte zwar gleichbleiben, aber die Verteilung von Fallen etc. immer per Zufall ausgelost wird, ist man allerdings einen Hauch zu viel von Glück abhängig.

Spannend, aber redundant

Auch auf hoher See setzt man dem Party-Treiben ein gewaltsames Ende.
Wenn man jetzt noch gefundene Kleidung aufnehmen dürfte, um untertauchen und quasi eine andere Identität annehmen zu können, würde man sich noch dichter an die Hitman-Serie schmiegen als ohnehin schon. Allerdings würden bewusst gesetzte Kostümierungen das Spiel deutlich aufwerten – zumindest mehr als die im Rahmen von zufällig ausgewählten Gegenständen, die man aufnehmen kann. Überhaupt ist das Grundkonzept interessanter als die Umsetzung. Zwar kommt immer wieder punktuell Spannung auf, wenn man Dinge zum ersten Mal ausprobiert. Und es kommt zu einer nicht zu verachtenden Genugtuung, wenn die Falle tatsächlich wie geplant zuschnappt und dutzende Feiernde in den Tod reißt. Doch es kommt auch häufig zu redundanten Momenten. Vor allem, wenn man alle zur Verfügung stehenden Interaktionen genutzt hat und noch zwölf, 15 oder 20 "Gegner" übrig sind, die man nun alle mit dem Messer erledigen muss. Denn dann benötigt man viel Geduld und etwas Glück. Zwar kann man versuchen, die Pfade zu beeinflussen, indem man in ihrer Nähe tanzt und sie zum "Weitergehen" bewegt, da sie einen meist als Störfaktor empfinden. Doch letztlich ist man hier wieder stark vom Zufall abhängig, dass sie alleine um die Ecke schlendern oder niemand in der Nähe ist, wenn man einen Gaststatus von einem temporären Schlaf zu einem endgültigen ändert.

Die mit einer Mystery-Story gefüllten Zwischensequenzen sind stimmungsvoll, aber schwach vertont.
Interessant wiederum sind die Gäste, die einem begegnen und das breite Popkultur-Spektrum bedienen. Unter den Pixelopfern befinden sich Personen in einem Darth-Vader-Kostüm, Figuren, die aussehen wie Ronald McDonald, Hulk Hogan oder die eine schwarze Version von Milla Jovovichs knappem Outfit aus "Das fünfte Element" tragen. Ebenfalls nett: Falls man der Polizei, die einem auf den Fersen ist, ein paar Mal zu häufig über eine der meist spärlich vorhandenen Ausweichrouten entkommen ist, erscheint ein schnauzbärtiger Klempner mit roter Latzhose und vernagelt sie. Doch weder alle Ostereier wie die von einem Tornado am Strand fallen gelassenen Haie noch die unter dem Strich konzeptionell gelungene Kulisse im 16-Bit-Stil können dafür sorgen, dass Party Hard an Langzeitreiz gewinnt. Ganz im Gegensatz zu den Zwischensequenzen, die zwar mit amateurhafter Sprachausgabe unterlegt sind, aber dennoch eine interessante Mystery-Geschichte rund um den Partykiller erzählen. Schade ist wiederum, dass die spielbaren Figuren zu wenige Unterschiede bieten – mit Ausnahme des an Leatherface angelehnten Killers, der mit einer Kettensäge hantiert.

Fazit

Party Hard gehört zu den Indie-Titeln, bei denen das Konzept wesentlich interessanter ist als die Umsetzung. Als psychopatischer Massenmörder einer Party nach dem anderen den Kampf anzusagen, wird hier mit einem Stealth-Ansatz samt interessanter Umgebungs-Interaktion gepaart. Aber nicht nur, dass die beeinflussbaren Elemente teils zufällig in den übersichtlichen Abschnitten platziert werden und man entsprechend glücksabhängig ist, um einen guten Start zu erwischen. Man kann auch keine eigenen Experimente durchführen und so vielleicht neue Methoden finden, die Gäste in großer Zahl in eine Falle zu locken. So bleibt es bei punktueller Spannung, die nach etwa der Hälfte der Abschnitte zu häufig von mechanischer Redundanz begleitet wird, die weder von der ordentlichen Retro-Kulisse noch dem netten Soundtrack und schon gar nicht von den eingestreuten Easter Eggs oder der Mystery-Geschichte aufgebrochen wird, die in den schwach vertonten Zwischensequenzen erzählt wird. So versackt diese prinzipiell interessante Mischung aus Hitman-Mechniken und Hotline-Miami-Ästhetik im biederen Durchschnitt.

Pro

fünf spielbare Figuren...
interessante Mystery-Geschichte...
zahlreiche Möglichkeiten, die Umgebung in seine Taten einzubeziehen
interessantes Konzept zwischen Hitman und Hotline Miami
sauberes 16-Bit-Retrodesign
eingängige Steuerung
19 Abschnitte (zwölf regulär, sieben Bonuslevels)
viele Easter Eggs

Kontra

... die zu wenig mechanische Unterscheidung bieten
... deren Sprachausgabe allerdings amateurhaft wirkt
bereits mittelfristig wenig Abwechslung
keine freien Experimente für Fallen und Interaktion möglich
viel Trial&Error, mitunter zu hohe Abhängigkeit von Glück

Wertung

PlayStation4

Hinter Party Hard versteckt sich ein interessantes Stealth-Konzept, dessen Umsetzung leider zu schnell eintönig wird.

XboxOne

Hinter Party Hard versteckt sich ein interessantes Stealth-Konzept, dessen Umsetzung leider zu schnell eintönig wird.

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