Worms W.M.D.29.08.2016, Jan Wöbbeking

Im Test: Auf ein Neues!

Welcher Teil ist das jetzt schon? Vermutlich hat selbst Team 17 die Übersicht über die Worms-Serie verloren, aber die aggressiven Kriechtiere sind offenbar nach wie vor eine sichere Einnahmequelle. Diesmal dürften sie auch manch alten Fan zurückgewinnen, denn eine Reihe kleiner, aber feiner Neuerungen wie Panzer, Helis und Crafting bereichern das altbekannte Rundengemetzel.

Polternder Unruhestifter

Mein neuer Liebling ist ganz klar der Panzer: Vor allem kurz vor Schluss liefert man sich damit oft verbissene Duelle oder bombt sogar noch eingegrabene Gegner aus ihrem Versteck. Rumms, rumms – der erste Wurm ist Geschichte - rumms, rumms – Schuss 2 und 3 zischen automatisch in den Himmel, da erst einmal das Rohr gedreht werden muss. Jetzt noch schnell genug über eine Trümmer hüpfen (ja, in der Welt der Würmer können die gefederten Panzer springen) und gerade noch rechtszeitig schaffe ich es, im abenteuerlichen Winkel am Hang zu parken. Mit Schuss 6 und 7 erwische sogar ein angeschlagenes Weichtier am anderen Ende der Karte, das den Hang herunter in eine Mine rutscht und mit dem benachbarten Explosivfass ein hübsches Feuerwerk abfackelt. Im Kern steckt noch die typische Worms-Formel im Spiel: Zwei bis sechs Teams mit bis zu acht Würmchen bekämpfen sich rundenweise auf einer zufallsgenerierten zweidimensionalen Karte. Dabei kommen wie immer ausgesprochen alberne Waffen wie Bananenbomben, ein fliegendes Selbstmordschaf oder explosive Geschenke zum Einsatz.

Luzi gefällig? Mit Hilfe der Fertigung lassen sich im laufenden Match allerlei mehr oder weniger bizarre Waffen herstellen, z.B. die Laser-Uzi.
Neu dabei sind neben dem bereits beschriebenen Panzer auch fest installierte Geschütze mit sehr unterschiedlicher Schlagkraft: Als gefährlich erwies sich z.B. die „alles zerwubbernde“ Dubstep-Kanone aus Saints Row 4. Auch aus anderen Spielen wie Yooka-Laylee sind zahlreiche Gaststar-Verkleidungen  oder Waffen vertreten. Hinzu kommt ein Mech mit Nahkampfattacke und Düsen-Sprung sowie ein Heli, der auch versprengte Gegnergrüppchen auf Berggipfeln oder Kirchtürmen erreicht, um ihnen mit dem nach unten gerichteten Maschinengewehr einzuheizen.

Neue Zuflucht

Wenn seine Opfer sich clever anstellen, finden sie allerdings Zuflucht im Gotteshaus – manche Gebäude lassen sich nämlich neuerdings betreten. Erst wenn ein Krieger hineinkriecht, erkennt man, ob oder wie genau man das kleine Labyrinth durchqueren kann. Es passiert also durchaus, dass ein sich verschanzender Neuling plötzlich unerwartet Besuch bekommt, weil sein Gegner einfach durchs Haus marschiert. In solchen Momenten lässt sich das Opfer meist besonders schön mit einer Mine, Dynamit oder dem guten alten feurigen Faustschlag vom Balkon befördern, damit er im hohen Bogen im tödlichen Nass landet. Die Flüssigkeiten-Physik des Vorgängers wurde übrigens gestrichen. Stattdessen gibt es am Rande der Landmassen den bekannten Meeresspiegel, dessen Stand beim Sudden Death mitunter bedrohlich ansteigt.

Vorsicht, Heli!
Die generierte Landschaft besteht aus gezeichneten Versatzstücken, die ein wenig hübscher und schärfer aussehen als die 3D-Exemplare der jüngsten Vorgänger. Trotzdem wirken sie zu bieder: Gerade zum albernen Worms-Thema hätten die Zeichner ruhig durchgeknalltere Landschaften erfinden können als die typischen Wiesengipfel, eine Wüstenkulisse oder den in violettes Licht getauchten Orient mit kleinen Tempeln. Veteranen dürfte außerdem die Rückkehr des Ninja-Seils freuen, dessen Schwungverhalten an das klassische Exemplar angelehnt ist. Wirklich virtuos habe ich hier allerdings noch niemanden damit herumturnen gesehen. Cool ist allerdings das Schaf (oder die Ziege) am Seil, mit dem sich das flauschige blökende Knallbonbon besonders stilvoll zustellen lässt.

Crafting hier, Crafting da…

Eine prominent beworbene Neuheit ist außerdem die „Fertigung“, mit dem sich Waffen aus dem Inventar zerlegen lassen. Danach lassen sich mit einer Hand voll Ressourcen (die auch in Kisten stecken) noch verrücktere Exemplare zu basteln. Das hüpfende Elektroschaf z.B. lässt sich zu Gegnergrüppchen schicken, zwischen denen nach der Detonation der Blitz überspringt – ein ähnlicher Effekt wie beim neuen explosiven Handyakku. Der Orbitallaser „LOL-Schlag“ lässt sich zum „OMG-LOL-Schlag“ aufmotzen, der vom All aus noch mehr Landschaft einfach wegfräst.

Nicht nur die Post baut eigene Vehikel. Gestatten: Das gasgetriebene Superschaf!
Da die Basteleien eine Weile in Anspruch nehmen, werden sie von manchen Spielern einfach ignoriert. Vor allem am Schluss eines heiß umkämpften Matches kann es sich aber auszahlen, dass man vorher immer wieder zum Basteln ins Waffenmenü gewechselt hat. Als mein letzter Wurm sich bei einem zähen Duell im Sudden Death durch die hohe Decke fräste, hatte ich zum Glück irgendwann den stärkeren Feuerschlag parat: Mit seiner Hilfe konnte ich einen fast noch kerngesunden Wurm beseitigen, so dass das Kräfteverhältnisse schon wieder ganz anders aussah. So ähnlich verhält es sich auch mit den übrigen Neuerungen: Für sich genommen verändern sie das Spielgefühl nur leicht, zusammen bringen sie aber immer wieder etwas mehr Spannung und Abwechslung, da sich neue Strategien bieten. Und als ich im Menü ein klassisches Match startete, vermisste ich plötzlich das Basteln und andere Feinheiten.

Alleine wieder nur bedingt komisch

Ranglisten-Spiele gibt es nur für zwei Kontrahenten, die vorher die Position ihrer Würmer bestimmen. In unbewerteten Online-Matches zerbomben sich zwei bis sechs Teams mit jeweils bis zu acht Würmchen. Zusätzlich lassen sich auch private und lokale Runden aufsetzen, die sich mit zahlreichen Variablen nach eigenen Wünschen modifizieren lassen. Außerdem enthalten sind eine Kampagne gegen Bots sowie einige Bonus-Missionen, die sich mit versteckten Fahndungsplakaten freischalten lassen. Die Kampagne bleibt nach wie vor eine Nebensache und eignet sich vor allem dazu, um zu Beginn ein wenig Übung zu sammeln und in Ruhe Basteloptionen auszuprobieren. Auf Dauer werden die Botmatches aber wieder etwas öde, obwohl die Entwickler sie mit unterschiedlichen  Missionen und Boni für Zusatzleistungen ausgestattet haben: Mal muss man mit verheerenden gebastelten Luftschlägen arbeiten, anderswo soll ein VIP erledigt werden. Etwas rätsellastiger wird es in den Bonus-Missionen, in denen man z.B. als Kopfgeldjäger mit nur einem Energiepunkt Jagd auf einen Zielwurm macht und mit Hilfe von Fässern und Minenfeldern Kettenreaktionen auslöst.

Einige Bauwerke lassen sich neuerdings begehen und als Deckung nutzen.
Für ein wenig Extramotivation sorgen mannigfaltige Verkleidungen und Sprachausgaben, die es in fast allen Modi zur Belohnung gibt. Nach und nach steigt man im XP-Rang auf und schaltet allerlei lustigen Krempel frei, darunter z.B. einen herrlich penetranten Rapper mit stolzer Oldschool-Intonation, der natürlich jede einzelne Aktion kommentieren muss. Gelungen ist auch das alte Muttchen, das bei jeder Denkpause über seine Vergesslichkeit sinniert: „Ich glaube, die Rache ist mein, kann mich aber nicht daran erinnern“.

Fiese Sprengkörper und Basteleien

Für tödliche Lacher sorgen auch die über 80 (teils per Fertigung erreichbaren) Waffen, darunter die zielsuchende Streurakete Clustile oder der explosive Zementesel. Der Koloss räuchert eingegrabene Würmer noch effektiver aus als die Megabombe gegen Bunker. Gedämpft wird der Spaß durch technische Fehler, kleine Probleme im Menü oder Spielabbrecher. Falls sich jemand aus dem Staub macht, gilt die Runde aber immerhin als gewonnen. Die technischen Probleme bleiben überschaubar: Auf PC und Xbox One haben wir den einen oder anderen Absturz erlebt, auf der PS4 keinen. Auf Microsofts Konsole war es außerdem gar nicht so einfach, genügend Mitspieler für größere Runden zu finden, was wir dem Spiel aber natürlich nicht ankreiden.

Wo der wütende Zementesel landet, wächst kein Gras mehr.
Davon abgesehen unterscheiden sich die Fassungen nur leicht: Nur PC-Spieler haben z.B. Zugriff auf Nutzer-Arenen aus dem Workshop, welche sich aus Bildern mit transparenten Ebenen errechnen lassen. Außerdem lassen sich spezielle Aktionen mit Hilfe der Tastatur natürlich etwas schneller erreichen. Die Controller-Steuerung wirkt aber ebenfalls gelungen:  Da man die Würmer und Fahrzeuge direkt kontrolliert, passt das Schema besser zum Controller als in ernsthafteren Rundentaktik-Titeln.

Fazit

Worms W.M.D nimmt zwar nur kleine Änderungen an der angestaubten Formel vor, in der Summe ermöglichen sie aber einige frische Taktiken, die mir in den letzten Tagen immer mal wieder ein paar spannende Stunden beschert haben. Vor allem mit den Panzern macht es Spaß, sich zwischen zwei Bergen zu duellieren oder vergrabene Gegner aus der Deckung zu locken. Die Balance zerstören sie bislang nicht: Sogar die geschickten Spieler nutzen die Vehikel oft nur als Fortbewegungsmittel, um zu einem abgelegenen Gegner zu kommen und ihn mit einem noch fieseren Geschenk aus dem Inventar zu erledigen. Auch das Basteln neuer Waffen bleibt nur ein Detail, das vor allem zum Ende einer Runde nützlich werden kann, im Gegenzug auch Zeit beansprucht. Schade, dass das Design der Arenen nicht so durchgeknallt geraten ist wie das der zahlreichen Waffen. Auch der Einzelspielermodus wurde wieder mal halbherzig umgesetzt. Das Mehrspieler-Gemetzel hat mich dank der Vehikel und alberner Sprengkörper diesmal aber besser unterhalten als die letzten Serienteile.

Pro

gelungene kleine Neuerungen wie Fahrzeuge, Innenräume oder Waffenfertigung
viele alberne und angenehm durchschlagskräftige Waffen
neue Zeichnungen bieten hübschere Details...
turbulente Glücksmomente machen das Spiel auch für Gelegenheitsspieler interessant
viel alberner Krempel wie Sprachausgaben oder Verkleidungen zum Freischalten

Kontra

grundlegende Formel wirkt trotzdem noch etwas angestaubt
Einzelspieler-Part auf Dauer fade
...Kulissen bleiben aber zu bieder für derart durchgeknallte Action

Wertung

PC

PC-Nutzer bekommen dank Nutzer-Levels und schnellen Tastatur-Kommandos das rundeste Erlebnis.

PlayStation4

Viele kleine, aber sinnvolle Neuerungen bringen neuen Schwung ins angestaubte Rundengemetzel.

XboxOne

Im Gegensatz zur PS4-Fassung kam es manchmal zu Abstürzen.

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