Tiny Troopers: Joint Ops04.03.2016, Mathias Oertel
Tiny Troopers: Joint Ops

Im Test: Mobiler Krieg auf der Konsole

Man muss immer vorsichtig sein, wenn ein Konsolen-Titel seine Ursprünge auf Smartphones und Tablets hat. Denn zumeist werden die für die mobilen Geräte angepassten Mechaniken ebensowenig den stationären Ansprüchen gerecht wie die Kulisse. Doch nachdem Tiny Troopers Joint Ops bereits seit 2014 auf Sony-Systemen sein Unwesen getrieben treibt, hat die Dualstick-Action im Test für die Xbox One Gelegenheit zu beweisen, was in ihr steckt.

Irgendwo ist immer Krieg

Die kleinen, an Spielzeugfiguren erinnernden Soldaten kommen einfach nicht zur Ruhe. Ein Einsatz jagt den anderen. Aber immerhin haben sie so Gelegenheit, im Rang aufzusteigen, was wiederum mehr Lebenspunkte bedeutet. Das auf einem Mobilspiel aufbauenden Tiny Troopers Joint Ops erinnert mechanisch an eine Mischung aus Geometry Wars und Cannon Fodder. Während Erstgenanntem die Zweisticksteuerung entliehen ist, mit der man seine aus ein bis drei Soldaten bestehende Truppe durch die kleinen Abschnitte manövriert und Gegner abballert,  erinnern die leicht isometrische comichafte Kulisse, eine gewisse Kompromisslosigkeit sowie das Squad-Feature an den Actiontaktik-Klassiker, dessen dritter Teil leider nicht mehr an seine Vorgänger heranreichte.

Es hat ein bisschen gedauert, bis die Tiny Troopers als Dualstick-Ballerei ihr Unwesen auf der Xbox One treiben - die Sony-Versionen erschienen Ende 2014.
Allerdings hätte man sich bei den fast 60 Missionen, die sich auf zwei Kampagnen mit drei bzw. vier Kapitel verteilen und die auf PlayStation-Systemen bereits Ende 2014 (!) erschienen, abwechslungsreichere Aufgaben überlegen können. Meist läuft es auf „Zerstöre X“ (mit X gleich Infanterie, Gebäude, Fahrzeuge) oder Befreie Y hinaus, gleichgültig ob man sich in der Soldaten- oder der Spec-Ops-Kampagne befindet. Zudem ist die durchschnittliche Missionslänge mit drei bis fünf Minuten ein deutliches Kennzeichen für den mobilen Ursprung. Immerhin: Es gibt etwa eine Hand voll Fahrzeug-Missionen im Stile eines Railshooters, die das Abwechslungsruder aber auch nicht mehr herumreißen können, da hier das Balancing zu Lasten von Trial&Error vernachlässigt wurde.

Mechanisch sauber und mit Dauertod

Immerhin: Mit der zweckmäßigen Kulisse und der sauberen Zweisticksteuerung gibt man sich zumindest technisch keine Blöße. Und mit dem permanenten Tod der Soldaten, die allerdings beim Ableben durch neue Rekruten ersetzt werden, kommt so etwas wie Spannung in die kurzen Gefechte. Zudem sorgt der schnell hoch, aber auch gnadenlos wieder runtertickende Kombozähler dafür, dass man sich nicht lange hinter irgendeiner Deckung ausruhen möchte. Denn von den multiplizierten Punktzahlen profitieren nicht nur Abschüsse, sondern auch ggf. aufgesammelte Extras wie Plaketten von Soldaten, Geheimdienstmaterial oder entschärfte Bomben. Und je höher die

Die Mechanik ist solide, das Missionsdesign leidet allerdings unter Redundanz.
Punktzahl, desto höher die Geldbelohnung, die am Ende rausspringt und die man im spielinternen Shop für Upgrades ausgeben kann, von denen alle Soldaten im Team profitieren – ob gegenwärtig oder zukünftig.

Dazu gehört höhere Zielgenauigkeit des Trupps oder eine größere Reichweite, aber auch bessere Panzerung oder schnellere Laufgeschwindigkeit. Wer viel Kleingeld übrig hat, kann sich sogar Spezialisten anschaffen, die jedoch nur für die nächste Mission mitmachen. Doch jede Hilfe ist nützlich, wenn es darum geht, den Tod seiner Helden zu vermeiden. Denn das „Wiederbeleben“ ist sehr kostspielig, da man die nur spärlich vorhandenen Ehrenmedaillen dafür einsetzt, die erst auf den Schlachtfeldern gefunden werden müssen. Will man die Orden nicht einsetzen, ist die Figur für immer auf dem Heldenfriedhof angekommen, so dass man einen neuen Rekruten aufpäppeln muss. Um sich zusätzliches Geld für die Ausrüstung der Kampagne zu verdienen, lohnt es sich, dem Xombieone-Modus einen Besuch abzustatten, den es in dieser Form nur auf der Xbox One gibt. Mechanisch verbirgt sich dahinter zwar nur ein Zombie-Modus, bei dem man Welle auf Welle abwehren muss. Doch hier kann man mit vergleichsweise geringem Aufwand einen ordentlichen Ertrag erzielen, damit man seinem Haupttrupp ein paar neue Aufwertungen zukommen lassen kann – zumal man in diesem Modus in bester Arcade-Manier keinen Dauertod seiner ranghohen Offiziere fürchten muss.

Fazit

Gefällt mir Tiny Troopers jetzt oder nicht? Selbst nach Durchspielen bin ich noch unschlüssig. Auf der einen Seite erinnern mich Design und Konzept immer wieder an den Klassiker Cannon Fodder, erreichen aber nicht dessen Klasse. Das ist ein sauberer Zweistick-Shooter mit akkurater Steuerung und zahlreichen Upgrade-Möglichkeiten, aber mich stört, dass die Ursprünge als Smartphone-Ballerei auch auf der Xbox One immer noch omnipräsent sind: Die etwa 60 Abschnitte sind mobiltypisch klein, hinsichtlich der Aufgabenstellung redundant und meist in jeweils drei bis fünf Minuten zu erledigen. Dazu kommen Trial&Error-Probleme bei den Fahrzeugsequenzen. Immerhin kommt mit dem permanenten Tod der im Rang (und damit Lebensenergie) aufsteigenden Soldaten ein gewisses Maß an Spannung in die simple Arcade-Ballerei, die zusätzlich von einem in Ansätzen unterhaltsamen Zombie-Wellenmodus sowie einem ordentlichen Upgrade-System profitiert. Die Zeit mit den Mini-Soldaten ist nicht vergeudet, doch wer die Wahl hat, sollte lieber zu einem hochklassigen Dualstick-Shooter wie Dead Nation, Geometry Wars 3 oder Tachyon Project greifen.

Pro

unkomplizierte Dualstick-Action
technisch solide
zahlreiche Upgrades freischaltbar
Figuren steigen im Rang auf
Permanent-Tod sorgt für Spannung
kurzzeitig unterhaltsamer Zombie-Wellenmodus

Kontra

Smartphone-Ursprünge immer noch spürbar
redundantes Missionsdesign
kleine Abschnitte
Fahrzeug-Rail-Sequenzen setzen stark auf Trial&Error

Wertung

XboxOne

Solide Dualstick-Ballerei, der es allerdings auf Dauer an Abwechslung fehlt.

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