Im Test: Die verflixte Sieben
Willkommen zurück
Die große Stärke von Forza Motorsport war immer das attraktive Gesamtpaket: Man konnte sich nicht nur bei überragender Technik hinter dem Steuer von detailliert modellierten Fahrzeugen auf lizenzierten Pisten austoben und dabei eine fantastische Fahrphysik mit simulativem Anspruch genießen, sondern sich auch als Lackierer, Fotograf oder Tuner innerhalb der Community einen Namen machen. Für den siebten Auftritt der Reihe hält man weiter an diesem bewährten Konzept fest und erlaubt sogar den Import von Designs aus den letzten Teilen ab Forza Motorsport 5, inklusive der Horizon-Ableger. Das Auktionshaus, in dem man im Stil von eBay & Co neue Fahrzeuge erstehen kann, soll zusammen mit Liga-Optionen und dem Wettbewerb „Forzathon“ allerdings erst später nachgereicht werden. Die Rückkehr der Autoclubs ist dagegen leider nicht vorgesehen.
Die Macht des Setups und Tunings
Alternativ darf man aber auch selbst an Reifendruck, Übersetzung, Radsturz, Spur, Stabilisatoren, Federn, Dämpfung, Abtrieb, Bremse und dem Differenzial herumschrauben, um die Boliden perfekt an die jeweilige Strecke und den eigenen Fahrstil anzupassen. Gerade auf der Jagd nach Bestzeiten im Rivalen-Modus ist das richtige Setup neben den eigenen Fahrkünsten bekanntlich ein gewichtiger Faktor, wenn man ganz vorne mitmischen will.
Fahrgefühl zum Verlieben
Neben der Auswahl an Modi und Optionen erleben erleben Kenner der Serie bei der Fahrphysik ebenfalls ein kleines Déjà-vu: Forza 7 fühlt sich quasi genauso an wie der Vorgänger. Und damit auch genauso hervorragend! Zwar neigen die Fahrzeuge generell immer noch einen Tick zu stark zum Übersteuern, doch wird das Fahrerlebnis trotzdem authentisch eingefangen, selbst wenn die Simulation nicht die Tiefe eines Assetto Corsa oder Project Cars 2 sowie deren detailliertes Force Feedback aufweist. Aber es gibt wohl kaum ein anderes Rennspiel, bei dem man sich hinter dem Steuer auf Anhieb so wohl und gleichzeitig auch gefordert fühlt. Während Anfänger auf eine große Auswahl an Hilfen zurückgreifen und Fehler durch die Rückspulfunktion ungeschehen machen können, dürfen Profis die mitunter gewaltigen Pferdestärken auch ohne Traktions- oder Stabilitätskontrolle zähmen und sich mit Feingefühl an den Pedalen den physikalischen Kräften stellen. Neu ist ein optionaler Reibungsassistent, der auf nassen Belägen oder bei Ausflügen abseits des Asphalts die Bodenhaftung der Reifen
Trotzdem fängt Forza einmal mehr überzeugend die Faszination ein, hinter dem Steuer eines Wagens zu sitzen. Dabei kommen sowohl Einsteiger als auch Profis auf ihre Kosten. Die hervorragende und reaktionsfreudige Steuerung trägt ihren Teil dazu bei: Sowohl mit einem Controller als auch mit einem Lenkrad fühlt es sich das Spiel fantastisch an! Dabei hat man erneut die Wahl zwischen zwei Stufen der Fahrphysik: Während sich Standard eher an Controller-Fahrer richtet, ist die anspruchsvollere Simulations-Variante vornehmlich für den Einsatz von Lenkrädern vorgesehen. Dabei wird es Besitzer des zusätzlichen Racing-Equipments freuen, dass man das Force Feedback mittlerweile in mehreren Bereichen justieren kann. Trotzdem reichen die relativ detailarmen Kräfte nicht an die Qualität heran, die bei Assetto Corsa oder Project Cars 2 geboten wird. Ärgerlich zudem, dass man zwar massig Feineinstellungen für die Steuerung vornehmen, aber die Knöpfe nicht frei belegen darf. Das kann vor allem in Verbindung mit manchen Lenkrädern zu Problemen führen: Mit meiner Fanatec-Basis in Kombination mit dem Xbox One Hub inklusive offiziellem Forza-Wheel war es mir z.B. nicht möglich, den ForzaVista-Modus zu starten oder in Online-Rennen meine Stimme für die Wahl der nächsten Strecke abzugeben. Auf dem Controller liegen beide Funktionen auf dem rechten Analogstick, für den es kein Pendant am Lenkrad gibt.
Große und kleine Veränderungen
Positiv ist auf jeden Fall der nochmals aufgestockte Fuhrpark, in dem sich jetzt an die 700 lizenzierte Modelle namhafter Hersteller und auch weniger bekannter Exoten tummeln. Das Angebot deckt ein enorm breites Spektrum ab, das von einfachen Serienwagen wie einem VW Golf über Rennmaschinen vom Touren- bis zum Formel-Wagen bis hin zu Prototypen verschiedener Jahrzehnte reicht. Erstmals finden sich auch Renn-Trucks in der Auswahl und die attraktiven Sportwagen von Porsche werden nicht länger in separate DLCs ausgelagert, sondern stehen von Anfang an zur Verfügung – endlich! Dabei zeichnet sich jedes Modell durch individuelle Fahreigenschaften aus. Entsprechend groß sind mitunter die spürbaren Unterschiede: Während manche Autos den puren Fahrspaß versprühen, verhalten sich andere extrem zickig und gestalten die Ausflüge auf die Pisten zu einem nervenaufreibenden K(r)ampf. Ausgerechnet das Cover-Car, der 2018er Porsche 911 GT2 RS, zählt dabei zu den Beispielen, die sich sehr unangenehm anfühlen und erst mit zugeschalteten Fahrhilfen, insbesondere der Stabilitätskontrolle, halbwegs in der Spur bleiben. Im Gegensatz zum allgemeinen Trend weist der Bolide aus Zuffenhausen zudem nicht nur ein leichtes Heck auf, sondern hat gleichzeitig trotz des Heckantriebs auch mit einem starken Untersteuern beim Einlenken zu kämpfen.
ForzaVista lädt zur Erkundung ein
Wie immer darf jedes einzelne Fahrzeug im ForzaVista-Modus im Detail erkundet werden. Spätestens hier wird wieder deutlich, mit wie viel Liebe zum Detail die Entwickler die Boliden modelliert haben. Wenn man um die Karosserie herum schleicht, dabei u.a. einen genauen Blick auf den Motor wirft oder schließlich in die liebevoll gestalteten Cockpits einsteigt und die Zündung betätigt, geht jedem Auto-Fan das Herz auf. Spielt man dann noch am Gaspedal herum und treibt den Motor in höhere Drehzahlbereiche, ist bei manchen Aggregaten angesichts des satten und kernigen Sounds sogar Gänsehaut garantiert. Einziger Wermutstropfen: Die informativen Kommentare zu den Herstellern oder einzelnen Modellen wurden leider gestrichen. Zudem vermisst man nähere Angaben zu den Fahrzeugen, die früher ebenfalls noch eingeblendet wurden. Generell gibt es zwischen den Wagen teilweise wieder Unterschiede, was man alles genauer unter die Lupe nehmen darf. Mal ist z.B. ein detaillierter Blick unter die Motorhaube gestattet, während sich andere Modelle ziemlich verschlossen präsentieren. Mit den genannten Einbußen wirkt ForzaVista dieses Mal insgesamt leider etwas liebloser und oberflächlicher als früher, stellt aber immer noch eine tolle Ergänzung dar.
Aufbau einer Autosammlung
Eine Pest greift um sich
Einige Exemplare erhält man dagegen nur als Belohnungen innerhalb der Karriere, bei einem Besuch beim Fachhändler mit zeitlich limitierten Angeboten oder aber in Preiskisten. Ja, richtig gelesen: Auch bei Forza Motorsport sieht man sich genötigt, diesen widerlichen Trend aufzugreifen und ihm darüber hinaus noch eine zentrale Rolle zukommen zu lassen. Denn neben Autos und Outfits für seinen wahlweise männlichen oder weiblichen Racing-Avatar beinhalten die Kisten auch die Mods, die man bereits aus dem Vorgänger kennt. Mit ihnen erhöht man z.B. den Anspruch oder verschafft sich Vorteile wie eine bessere Startposition oder eine erhöhte Bodenhaftung. Bis zu drei Mods dürfen vor jedem Rennen parallel ausgerüstet werden. Viele von ihnen sind allerdings nur begrenzt, mitunter sogar nur einmalig einsetzbar.
Keine Geldprobleme
Immerhin wird man nicht dazu gezwungen: Zwar füllt sich das Konto ohne Mod-Unterstützung deutlich langsamer, aber es gibt dennoch Möglichkeiten, seine Einnahmen zu verbessern. So sorgt die Erhöhung der KI-Stufe weiterhin für Auszahlungsboni und auch für regelmäßige Besuche des ForzaHubs bekommt man zwischendurch eine ordentliche Summe an Credits gutgeschrieben. Außerdem kann man viel sparen, indem man dem Kauf der Preiskisten einfach widersteht. Geldprobleme hat man eigentlich kaum bzw. höchstens zu Beginn: Zum einen verdient man auch bei der Teilnahme an freien Rennen und zum anderen bekommt man bei jedem Rangaufstieg die Wahl zwischen einer Finanzspritze, einem neuen Wagen oder einem weiteren Outfit, wobei man sich angesichts der attraktiven Angeboten und dem Fortschritt für die Fuhrparkstufe vornehmlich für den Boliden entscheiden sollte. Hinzu kommt, dass man erworbene Fahrzeuge auch wieder als Gebrauchtwagen verkaufen und dadurch ebenfalls Einnahmen verbuchen kann. Nicht zu vergessen, dass ja auch noch das Auktionshaus nachgereicht werden soll. Die Art und Weise, wie Microsoft und Turn 10 die Käufer mit den eingeschränkten VIP-Boni hinters Licht geführt haben, ist zwar nicht die feine Art. Ich für meinen Teil habe die zusätzlichen Credits-Einnahmen allerdings nicht vermisst und hatte recht schnell wieder das Gefühl, fast schon zu großzügig mit Preisgeldern und anderen
Der Forza Driver's Cup
Reale Rennserien wie die DTM oder den Porsche Cup findet man hier zwar nicht, doch hat man mit der neuen Karriere rund um den Forza Driver's Cup eine eigene Meisterschaft aus dem Boden gestampft. Diese besteht aus völlig unterschiedlichen Serien sowie Herausforderungen, darunter Anfänger-Cups in Hot Hatches, Duelle in Tourenwagen oder Renn-Trucks sowie ausgefallenen Aktionen wie dem Auto-Bowling oder Hütchen-Parcours und auch Langstreckenrennen sind mit an Bord. Als Spieler genießt man die freie Auswahl, mit welcher Serie man die nötigen Punkte für das Freischalten der insgesamt sechs Meisterschafts-Säulen einfahren will. Dadurch unterscheidet sich der Ansatz zwar nicht großartig von den Vorgängern, doch hat man den Modus hier ordentlich verpackt und erfreulich abwechslungsreich sowie motivierend gestaltet. Hinzu kommt, dass man jetzt erstmals die Länge der Karriere-Rennen jederzeit zwischen drei vorgegebenen Varianten anpassen darf – Optionen für komplette Rennwochenenden mit Qualifikation sucht man aber weiter vergeblich, doch darf man im Vorfeld zumindest Testfahrten absolvieren. Schön, dass man im Rahmen der Karriere die enorme Vielfalt des Motorsports erleben und genießen darf. Schade dagegen, dass die Hersteller-Affinität keine Rolle mehr spielt und die Beschränkungen für die jeweiligen Rennserien die Freiheiten beim Tuning und der Wagenauswahl beschneiden. Immerhin kann man schnell zwischen Serienausstattung und der homologisierten Leistung durch Upgrades umschalten. Dadurch rückt aber auch der Aspekt, sich selbst mit dem Tuning oder Setups zu beschäftigen, immer mehr in den Hintergrund.
Magerer Rivalen-Modus
Regen und Sonnenschein, Licht und Schatten
Gab es im Vorgänger lediglich vorgefertigte Witterungs-Szenarien hat Turn 10 jetzt endlich ein dynamisches Wettersystem realisiert, bei dem man auf ausgewählten Strecken z.B. sein Rennen unter trockenen Bedingungen beginnt und sich bei einsetzendem Regen zunehmend Pfützen auf dem Asphalt bilden, mit denen die Gefahr für Aquaplaning steigt. Im freien Spiel darf man auch selbst Wettergott spielen und für Anfang, Mitte und Ende des Rennens die Konditionen festlegen. Dabei genießt man zwar keine so große Auswahl wie bei Project Cars und muss neben schneebedeckten Pisten sowie verschiedenen Jahreszeiten auch auf den Zeitraffer verzichten. Dennoch stellt das erweiterte Wettersystem definitiv einen willkommenen Fortschritt gegenüber dem Vorgänger dar. Allerdings stehen manche Witterungsbedingungen nur auf ausgewählten und nicht allen Schauplätzen zur Verfügung.
Großartige Streckenauswahl & überragende Technik
Von diesem kleinen Manko abgesehen überzeugt man erneut mit einer gelungenen und abwechslungsreichen Streckenauswahl, die von lizenzierten Klassikern wie der Nordschleife, Monza oder Spa bis hin zu attraktiven Stadtrundfahrten durch Prag oder sogar bis in die Berner Alpen reicht und von attraktiven Neuzugängen wie einem Abstecher nach Dubai ergänzt wird. Wie gewohnt finden sich bei den meisten Pisten zudem mehrere verschiedene Layouts, die zusätzlich für Abwechslung sorgen.
Peinliche Boxenstopps
Keine 24-Stunden-Rennen
Bei den Tageszeiten bleibt alles beim Alten: Zwar hat man oft die Wahl zwischen Tag- und Nachrennen, doch gibt es immer noch keinen kompletten Zyklus mit dynamischen Übergängen, wie man ihn z.B. bei einem 24-Stunden-Rennen erleben würde. Hier ist Project Cars 2 mit seinen manuellen Startzeiten, dem kompletten Zyklus und optionaler Zeitraffer-Beschleunigung ebenfalls wieder ein gutes Stück voraus. Es ist mir ein Rätsel, warum man den Tag-/Nachtwechsel hier nicht realisiert – vor allem, weil die Horizon-Ableger das Feature bereits ordentlich umgesetzt haben.
Zu viel Spieler, zu wenig Rennfahrer
Mit der Drivatar-KI setzt Turn 10 seit Forza Motorsport 5 auf eine innovative Technologie, die ihren Anfang tatsächlich schon im Jahr 2005 beim ersten Forza Motorsport auf der ursprünglichen Xbox nahm. Die Idee dahinter: Anstatt eine KI traditionell zu programmieren, sollten sich die lernfähigen Drivatare das Verhalten der Spieler und deren individuellen Fahrstil aneignen. Tatsächlich bin ich von dem Konzept immer noch beeindruckt. Allerdings hat sich in den letzten Jahren immer stärker herauskristallisiert, dass es in der Theorie vielleicht super sein mag, in der Praxis aber leider nicht so funktioniert wie erhofft.
Selbst auf der höchsten von acht KI-Stufen kratzt man sich angesichts manch seltsamer Bremspunkte mitten in einer Vollgas-Kurve verwundert am Kopf oder muss ihn schütteln, wenn fast jedes Überholmanöver von einem Kontakt begleitet wird – und das selbst dann, wenn man die Aggressivität der KI in den Optionen extra reduziert hat. Steckt da mittlerweile vielleicht zu sehr die DNA von Forza Horizon in ihnen drin, wo es bekanntlich arcadiger und damit kontaktfreudiger zugeht? Jedenfalls scheinen mich die Drivatare als Spieler oft überhaupt nicht wahrzunehmen und gar kein Bewusstsein dafür zu haben, was in ihrem Umfeld geschieht! Die Vermutungen werden durch die Erlebnisse nach mehreren „Crash-Tests“ verstärkt: Stellt man seinen Wagen gut sichtbar auf einer langen Geraden ab (z.B. Start/Ziel in Monza) muss man anschließend schockiert beobachten, wie die Crash-Piloten in der nächsten Runde voll in das Fahrzeug hinein brettern anstatt rechtzeitig auszuweichen oder zumindest aufs Bremspedal zu steigen. Da bleibt nur ein Urteil: durchgefallen! Außerdem wird eine merkwürdige Passivität zutage gefördert, wenn man die Verfolger bewusst in ein Positionsduell verwickeln will: Selbst auf der höchsten Stufe fehlt ihnen oft der Mut, überhaupt erst eine Attacke auf den Vordermann zu starten. Erst bei höherem Tempo und dem Ausnutzen des Windschattens kommt hin und wieder doch noch richtiges Renn-Feeling auf. Im Kampf untereinander offenbaren die KI-Fahrer allerdings ebenfalls Schwächen – vor allem beim Start. Zwar kommt es hier nicht zu Massenkarambolagen im Stil von Project Cars 2, aber auch die Drivatare haben sichtbare Probleme, sich sauber und ohne Berührungen durch die ersten Kurven oder Schikanen zu quetschen. Stattdessen kommt es zu vielen Rempeleien und teilweise sogar Staus, durch die man viele Positionen gewinnen kann.
Schwankende Rundenzeiten
Außerdem ist uns bei gezielten Testfahrten aufgefallen, dass sich die Drivatare für ihre Rundenzeiten an der Leistung des Spielers orientieren. Mit anderen Worten: Ist man zügig unterwegs, macht die KI ebenfalls Gas. Liegt man zurück, wird dagegen mit angezogener Handbremse weitergefahren. Das ist zwar hier nicht ganz so auffällig und drastisch wie das Gummiband, das ich bisher bei Gran Turismo Sport erlebt habe. Aber es kratzt an der Glaubwürdigkeit, wenn die Rundenzeiten der KI auf der mittleren Stufe („Durchschnitt“) im gleichen Rennen unter gleichen Bedingungen (Sichwort: Neustart!) teilweise um zehn Sekunden variieren. Selbst auf der höchsten Stufe stellt man noch kleine Zeitunterschiede fest, die im Zusammenhang mit der Spielerleistung stehen. Auffällig zudem, dass die erste Runde meist auch die schnellste der KI markiert. Warum? Weil sie dem Spieler nicht auf und davon fahren will, sondern lieber das Tempo drosselt und auf ihn wartet. Ich konnte es manchmal kaum fassen, wie oft ich einen großen Rückstand gegen Ende noch aufholen konnte – und das nicht gegen durchschnittliche Drivatare, sondern sogar gegen Fahrer auf der „Unschlagbar-Stufe“. Doch das ist nicht immer so: Zumindest innerhalb der Karriere schwankt die KI-Leistung manchmal ungewöhnlich stark. Während ich in der ersten Truck-Race-Serie die Konkurrenz sehr deutlich auf allen Strecken mit einem Vorsprung von zehn und mehr Sekunden deklassierte, hatte ich gegen die gleichen Fahrer in den gleichen Trucks auf der Road America auch nach mehreren Anläufen plötzlich keine Chance auf den Sieg und musste mich mit dem zweiten oder dritten Platz begnügen.
Wie im Wilden Westen
Drei Rennen. Es hat tatsächlich nur drei Rennen gebraucht, bis sich all meine Befürchtungen hinsichtlich der katastrophalen Zustände bei den Online-Pisten bestätigt haben. Wo andere Hersteller mit einem Bewertungssystem zum Sportgeist es mittlerweile zumindest versuchen, die rempelwütigen Vollidioten und Spielverderber herauszusieben, lässt man sie hier weiter frei gewähren. Die Folge: Nahezu jedes Rennen endet in einem chaotischen Destruction Derby, in dem einfach nur abgedrängt, geschubst und sich gegenseitig abgeschossen wird! Jede Abkürzung, die unter realen Bedingungen umgehend eine Strafe nach sich ziehen würde, wird da mitgenommen, weil man absolut keine Konsequenzen befürchten muss. Der Mehrspielermodus von Forza 7 ist ein kompletter Totalschaden und hat nichts, aber rein gar nichts mit Motorsport zu tun. Wer online spannende, aber faire Rennen erleben möchte, der wird hier trotz der guten und erfreulich lagfreien Performance auf ganzer Linie enttäuscht. Da hilft es auch nicht, dass man den Störenfrieden über eine relativ versteckte Option eine negative Bewertung für ihr Verhalten verpassen kann: Der Frust ist da, das Rennerlebnis versaut! Nein, saubere Online-Rennen wird man unter den jetzigen
Einzig das Aufsetzen privater Lobbys oder lokale Duelle am geteilten Bildschirm können unter Umständen ein Trostpflaster sowie eine Alternative für den unterirdischen Online-Auftritt beim Matchmaking sein. Aber warum muss man erst zwingend einen Freund einladen, bevor man sich den Rahmenbedingungen für die private Veranstaltung widmen darf? Die Rennen am geteilten Bildschirm werden dagegen von einem blöden Bug vermiest, denn bei beiden Fahrzeugen fehlt der komplette Motorensound. Fällt so etwas im Team bzw. innerhalb der Qualitätssicherung denn niemandem auf? Zumindest am PC ist man fein raus: Dort wird die Splitscreen-Option erst gar nicht angeboten – warum auch immer.
Keine Regeln, keine Konsequenzen
Auch abseits der Online-Duelle macht sich das Fehlen eines Strafsystems oder Reglements negativ bemerkbar. Auch im Kampf gegen die KI lassen sich unfaire Abkürzungen mit Positionsgewinnen schamlos ausnutzen. Zwar wurde das Streckendesign in vielen Bereichen bereits angepasst und man versucht mit künstlichen Hindernissen, das Abkürzen zu verhindern. Trotzdem eröffnen sich immer noch mehr als genug Möglichkeiten, sich mit Fahrten abseits der Streckenbegrenzungen Vorteile zu verschaffen. So z.B. bei der berühmte Kurvenkombination Eau Rouge in Spa, durch die man quasi geradeaus fahren und dabei sogar ungestraft die Konkurrenten überholen darf. Wer sich aggressiv durch das Fahrerfeld poltert und rempelt oder den Vordermann sogar gezielt abschießt, hat ebenfalls nichts zu befürchten: Die Renn-Stewards glänzen entweder mit Abwesenheit oder sind auf beiden Augen blind.
Schaden als Lernmittel
Eine Frage der Einstellung
Kurios ist, dass sich Schadensmodell, Reifenverschleiß und Benzinverbrauch weiterhin nicht getrennt, sondern nur zusammen anpassen lassen – muss man nicht verstehen. Im Audiobereich gibt man dem Spieler jetzt dafür umso mehr Möglichkeiten, indem man die separate Anpassung der Lautstärke für gegnerische Fahrzeuge, Kollisionen, Strecke und Reifen erlaubt. Die Musik schaltet man am besten ganz aus: Zum einen kommen dadurch die überwiegend hervorragenden Motorklänge besser zur Geltung. Zum anderen ist der neue Musikstil mit Tendenz zu rockigen Arrangements gewöhnungsbedürftig. In der Cockpit-Ansicht hat man jetzt außerdem die Wahl zwischen drei Stufen, wie intensiv die Karosseriebewegungen dargestellt werden sollen. Vorsicht: In der Standard-Einstellung „Simulation“ kann es unter Umständen zu Beschwerden kommen. Ich bin
Mit der neuen Armaturenbrett-Ansicht (Dash-Cam) bietet man jetzt außerdem eine schöne Alternative zur klassischen Cockpit-Perspektive. Sie blendet das Lenkrad aus und rückt den Blick deutlich näher an die Windschutzscheibe heran, was eine bessere Sicht auf die Strecke und Umgebung ermöglicht. Noch besser wäre es allerdings gewesen, wenn man die Sitzposition und das Blickfeld komplett frei anpassen dürfte. Solche Optionen, die sich mittlerweile sogar bei Rennspielen auf Konsolen langsam als Standard etablieren, sucht man hier leider immer noch vergeblich. Abseits der Auswahl an Innen-Perspektiven, zu denen auch eine Motorhauben- und Stoßstangenkamera zählt, werden auch zwei Außenansichten geboten, in denen die kernigen Motorenklänge und Fehlzündungen besonders gut zur Geltung kommen. Ist man in einem Renn-Truck unterwegs, sollte man allerdings besser davon absehen, auf die nähere Außenkamera umzuschalten, da das große Gefährt komplett die Sicht nach vorne versperrt und man ebenso gut mit verschlossenen Augen sein Glück versuchen könnte.
Fazit
Forza Motorsport überzeugt auch bei seinem siebten Auftritt mit bewährten Qualitäten: Abgesehen von ein paar störrischen Modellen bin ich von der Fahrphysik immer noch sehr angetan und was Technik, Fuhrpark, Streckenauswahl sowie das Gesamtpaket mit Design-Editor, umfangreicher Karriere, Tuning- und Setup-Optionen angeht, fahren Turn 10 und Microsoft weiterhin ganz vorne mit. In anderen Bereichen herrscht dagegen ein erschreckender Stillstand: Komplette Rennwochenenden inklusive Qualifikation und ordentlich inszenierte Boxenstopps mit taktischen Optionen sucht man hier genauso vergeblich wie ein visuell beeindruckendes Schadensmodell oder ein Strafsystem. Letzteres wäre vor allem bei den frustrierenden Ausflügen auf die Online-Pisten bitter nötig, in denen rücksichtslose Vollidioten nahezu jedes Rennen in ein Destruction Derby verwandeln, ohne dabei Konsequenzen befürchten zu müssen. Forza braucht dringend ein System nach dem Vorbild von iRacing oder GT Sport, das faire Fahrer beim Matchmaking zusammenbringt und gleichzeitig die Chaoten aussortiert. Doch auch die lernfähige KI rund um die Drivatare lässt zunehmend zu wünschen übrig und weist immer weniger Gemeinsamkeiten mit dem Verhalten realer Rennfahrer auf. Durch die Veränderungen an der Spiel-Ökonomie ist mir die Karriere außerdem viel zu stark auf den Kauf von Preiskisten und den darin enthaltenen Mods ausgerichtet. Schade, denn eigentlich punktet der Forza Driver's Cup mit viel Abwechslung und motiviert mich deutlich mehr als z.B. das langweilige Gegenstück aus Project Cars 2. Technisch fährt man der Konkurrenz auf der Xbox One ohnehin auf und davon: Forza ist auf der Konsole grafisch das beeindruckendste Rennspiel und auch beim Umfang kann ihm niemand das Wasser reichen. Dabei fehlen sogar noch Inhalte wie das Auktionshaus, der Liga-Modus und Forzathon-Wettbewerbe. Daher wird man trotz des beeindruckenden Pakets zusammen mit den Einschnitten beim Rivalen- sowie ForzaVista-Modus das Gefühl nicht los, dass das Spiel etwas übereilt veröffentlicht wurde. Warum hat man nicht einfach bis zum Start der Xbox One X im November gewartet? Wie gesagt: Die Serie hat immer noch ihre unbestreitbaren Qualitäten, stellt in manchen Bereichen sogar weiterhin die Referenz dar und macht beim Blick auf Features wie Wettersystem sogar noch Fortschritte. Unterm Strich werden andere Rennsimulationen der Bezeichnung Motorsport aber mittlerweile deutlich mehr gerecht als Forza, das durch seinen Stillstand in manchen und mitunter zentralen Bereichen zunehmend den Anschluss verpasst. Für einen Award reicht es so nicht mehr.
Pro
Kontra
Wertung
XboxOne
Forza vermittelt immer noch ein traumhaftes Fahrgefühl und begeistert mit Umfang und Technik. Die starke Einbindung von Preiskisten und Mods zerstört zusammen mit der schlechten KI und dem fehlenden Strafsystem aber den Motorsport-Anspruch.
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