Regen und Sonnenschein, Licht und Schatten
Gab es im Vorgänger lediglich vorgefertigte Witterungs-Szenarien hat Turn 10 jetzt endlich ein dynamisches Wettersystem realisiert, bei dem man auf ausgewählten Strecken z.B. sein Rennen unter trockenen Bedingungen beginnt und sich bei einsetzendem Regen zunehmend Pfützen auf dem Asphalt bilden, mit denen die Gefahr für Aquaplaning steigt. Im freien Spiel darf man auch selbst Wettergott spielen und für Anfang, Mitte und Ende des Rennens die Konditionen festlegen. Dabei genießt man zwar keine so große Auswahl wie bei Project Cars und muss neben schneebedeckten Pisten sowie verschiedenen Jahreszeiten auch auf den Zeitraffer verzichten. Dennoch stellt das erweiterte Wettersystem definitiv einen willkommenen Fortschritt gegenüber dem Vorgänger dar. Allerdings stehen manche Witterungsbedingungen nur auf ausgewählten und nicht allen Schauplätzen zur Verfügung.
Großartige Streckenauswahl & überragende Technik
Von diesem kleinen Manko abgesehen überzeugt man erneut mit einer gelungenen und abwechslungsreichen Streckenauswahl, die von lizenzierten Klassikern wie der Nordschleife, Monza oder Spa bis hin zu attraktiven Stadtrundfahrten durch Prag oder sogar bis in die Berner Alpen reicht und von attraktiven Neuzugängen wie einem Abstecher nach Dubai ergänzt wird. Wie gewohnt finden sich bei den meisten Pisten zudem mehrere verschiedene Layouts, die zusätzlich für Abwechslung sorgen.
Die Streckenauswahl kann sich sehen lassen. Auf den meisten Kursen gibt es neuerdings auch ein dynamisches Wettersystem.
Und nicht nur das: Wie nicht anders zu erwarten, wird auch das Auge nicht nur angesichts der aufwändig gestalteten Wagenmodelle, sondern auch aufgrund der prächtigen Kulisse verwöhnt. Forza 7 sieht einfach unfassbar gut aus! Zwar fallen erneut Schwächen bei der Kantenglättung auf, doch was Beleuchtung und Details angeht, zählt Forza ohne Zweifel zu den schönsten Rennspielen überhaupt. Selbst bei den von Natur aus eher sterilen Rennstrecken wird alles versucht, um ihnen Leben einzuhauchen – sei es durch rieselnde Blätter oder einen kleinen Vogelschwarm am Himmel. Auch im Cockpit erkennt man diese Liebe zum Detail, wenn etwa die Scheibenwischer bei zunehmendem Fahrtwind wackeln oder andere Objekte im Innenraum von den physikalischen Kräften und Bodenwellen beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Photogrammetrie kommt man den realen Vorbildern zudem wieder ein Stückchen näher. Schaut man sich z.B. Details wie die Felswände der neuen Dubai-Strecke oder manche Momente aus den speicherbaren Wiederholungen an, könnte man die Szenen aus dem Spiel im ersten Moment für eine TV-Übertragung halten. Ein Eindruck, der sich auf der Xbox One X angesichts der höheren Auflösung und zusätzlichen Details noch weiter verstärken dürfte. Trotz der gebotenen Pracht und bis zu 24 Fahrzeugen auf der Strecke liefert die potente Engine ein überwiegend flüssiges Rennerlebnis. Nur wenn auf dem Bildschirm bei starkem Regen zu viel los ist, spürt man, dass die angestrebten 60 Bilder pro Sekunde nicht immer ganz aufrecht gehalten werden können. Trotzdem ist die Performance damit immer noch konstanter und sauberer als bei der One-Version von Project Cars 2, wo sich allerdings auch deutlich mehr Wagen auf den Strecken tummeln. Eine Gemeinsamkeit mit der Simulation von den Slighly Mad Studios teilt man sich dagegen bei den langen Ladezeiten vor jedem Rennen obwohl man auch hier die Warterei mit dem Vornehmen weiterer Einstellungen überbrücken kann.
Peinliche Boxenstopps
Die Modelle von Porsche werden nicht länger in einen separaten DLC ausgelagert, sondern sind von Anfang an verfügbar.
Die Boxenstopps sind leider immer noch ein schlechter Witz: Auch nach mehr als zehn Jahren schafft man es bei Turn 10 immer noch nicht, die Besuche bei den Mechanikern ordentlich zu inszenieren oder sinnvoll ins Renngeschehen zu integrieren. So vermisst man weiterhin eine animierte Crew oder Optionen, um den Boxenstopp zu gestalten und den Rennen damit eine taktische Komponente zu verleihen, wie man sie u.a. bei F1 2017 oder Project Cars findet, wo man sich eine Strategie zurechtlegen und mitunter sogar Vorlagen erstellen kann, in denen von der Menge an Benzin beim Nachtanken über den gewünschten Reifentyp beim Wechsel bis Reparaturaufträgen alles festgelegt werden kann. Und hier? Nichts dergleichen! Es besteht nicht einmal Kontakt zur Box oder überhaupt ein Funkverkehr. Man fährt einfach in die Boxengasse und alles weitere läuft komplett automatisiert ab. Dabei wird selbst eine Runde vor Rennende der Wagen wieder komplett aufgetankt und man selbst bei einsetzendem Regen keine Wahl, welche Pneus aufgezogen werden sollen. Ob es hier überhaupt Regenreifen gibt? Wohl eher nicht, denn beim Tuning stehen erneut nur Reifenmischungen für Straße, Sport und Rennen zur Verfügung. Insgesamt also wieder eine mehr als enttäuschende Vorstellung, was das Thema Boxenstopps angeht. Immerhin dürfen sie jetzt optional durch einen verpflichtenden Besuch bei seinen Mechanikern stärker eingebunden will. Ob man das angesichts der unterirdischen Umsetzung allerdings will, ist eine ganz andere Frage...