Ys Origin20.04.2018, Jens Bischoff

Im Test: Reise in die Vergangenheit

Ys Origin (ab 29,99€ bei kaufen) erschien bereits 2006 (Japan) bzw. 2012 für den PC. Im letzten Jahr folgten dann Umsetzungen für PlayStation 4 und PlayStation Vita. Jetzt schiebt DotEmu auch noch eine Adaption für Xbox One nach, die gleichzeitig die Premiere von Nihon Falcoms Action-Rollenspiel-Saga auf einer Microsoft-Konsole markiert. Ob sich das Warten gelohnt hat, verrät der Test.

Letzte Zuflucht

Ys Origin ist 700 Jahre vor den Ereignissen der ersten beiden Ys-Abenteuer angesiedelt und entführt in eine Epoche, in der das Land Ys Opfer einer verheerenden Dämoneninvasion wurde.

Yunica und Hugo sind nicht die einzigen, die nach den verschwundenen Göttinnen suchen.
Die Menschen waren chancenlos und suchten Zuflucht in Solomons Schrein, der sich durch die Macht der Zwillingsgöttinnen Reah und Feena in den Himmel hob und die Invasoren auf Abstand hielt.

Doch die Dämonen gaben nicht auf und begannen mit dem Bau eines riesigen Turms, der dem schwebenden Schrein immer näher kam. Und dann verschwanden eines Tages auch noch die beiden Göttinnen. Die Priester ahnten Schlimmes und schickten sofort einen Suchtrupp zurück auf die Erde, um Reah und Feena ausfindig zu machen, deren Spuren direkt in den Turm der Dämonen zu führen schienen.

Als Spieler ist man natürlich Teil dieses Suchtrupps, und das nicht als Serienheld Adol Christin, sondern wahlweise in der Rolle von Ritterlehrling Yunica Tovah oder Magier Hugo Fakt, denen trotz gemeinsamen Ziels ganz unterschiedliche Ereignisse und Herausforderungen bevorstehen. Später kann man die Suche sogar noch aus einer dritten Perspektive erleben. Alle drei Schicksale sind dabei eng miteinander verwoben, überraschen, packen und berühren.

Man spricht deutsch

Im Gegensatz zu Ys 8 gibt es sogar eine deutsche Übersetzung, die bis auf ein paar unschöne Darstellungsfehler auch noch sehr gut gelungen ist. Sprachausgabe gibt es abseits des unverständlichen, aber stimmungsvollen Kauderwelschs im Intro hingegen keine.

Die gute deutsche Übersetzung wird hin und wieder von unschönen Darstellungsfehlern geplagt.
Auch sonst ist die an die 16-Bit-Ära angelehnte Inszenierung zwar charmant, aber wenig zeitgemäß. Wirklich vermisst habe ich neben einer Vertonung der Dialoge aber lediglich eine Kartenfunktion oder die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad auch nachträglich noch anpassen zu können.

Klar, auch die Menüführung und Zwischensequenzen wirken angestaubt, aber spielerisch ist Ys Origin einfach zeitlos und auch technisch ist alles im Lot: Das Scrolling ist butterweich, die Steuerung angenehm direkt und die Kollisionsabfrage punktgenau. Und das ist auch wichtig, da einem die Gegner je nach Schwierigkeitsgrad einiges abverlangen können. Vor allem die klasse designten Bosskämpfe bieten spannende Unterhaltung, wenn Yunica mit ihrer Axt kompromisslos in den Nahkampf geht oder Hugo mit dem Projektilhagel seiner magischen Flugkapseln eine Art Bullet Hell entfacht.

Die Kraft der Elemente

Das Gegner- und Leveldesign verdient allerdings generell Lob, da man viele individuelle Schwächen gezielt ausnutzen und Gefahren geschickt vermeiden kann. Zwar lernt jeder Charakter gerade mal drei elementare Fertigkeiten, aber die sind sehr flexibel einsetzbar.

Jeder Charakter kann drei elementare Spezialfertigkeiten nutzen.
So kann Hugo mit der Kraft des Windes nicht nur ein temporäres Schutzschild beschwören, sondern damit auch noch sanft durch die Lüfte gleiten, um sonst unpassierbare Abgründe zu überwinden.

Mit der Kraft des Blitzes lassen sich wiederum Sprengungen ausführen, die auch brüchige Mauern zerbröseln können und mit der Kraft des Feuers kann man sowohl Gegner braten als auch erloschene Fackeln entzünden. Mit seltenen Edelsteinen lassen sich die elementaren Fähigkeiten sogar noch steigern. Zudem gibt es Ausrüstungsgegenstände mit magischen Talenten, die einen nicht nur schneller rennen oder höher springen, sondern auch geheime Wege sehen, unter Wasser atmen oder Treibsand trotzen lassen.

Konzentration aufs Wesentliche

Denn auch wenn das gesamte Abenteuer in einem Turm spielt, sind dessen Stockwerke weitläufig und abwechslungsreich gestaltet. Das Überwinden von Hindernissen geht zudem locker von der Hand, da die Steuerung trotz vieler Facetten einfach und effektiv ist. So gibt es lediglich eine Sprung-, eine Angriffs-, eine Skill- und eine Boost-Taste, die temporäre Leistungssteigerungen aktiviert, während die Schultertasten ein schnelles Wechseln der drei elementaren Fertigkeiten erlauben.

Auch die Charakterentwicklung ist simpel, aber motivierend. Neben automatischen Stufenaufstiegen und Werteverbesserungen sowie immer stärkerer Ausrüstung können an purifizierten Göttinnenstatuen,

Die einzelnen Stockwerke des Turms sind abwechslungsreich designt, die Bosskämpfe spannend.
die zudem als Speicher-, Heil- und Reisepunkte fungieren, auch dauerhafte Segnungen erworben werden, die je nach eigener Vorliebe getragene Ausrüstung verbessern, den Mana-Verbrauch senken, Widerstandskräfte stärken oder gar die Bewegungsgeschwindigkeit erhöhen können.

Zwar ist man nach sechs bis zehn Stunden bereits das erste Mal am Ziel seiner Suche, aber der Wiederspielwert ist dank der drei verschiedenen Protagonisten mit eigenen Erlebnissen, Herausforderungen und Blickwinkeln sehr hoch. Zudem lassen sich auch zusätzliche Spielmodi und andere Extras freischalten. Auf der Xbox One gibt es sogar noch eine regulierbare Blutdarstellung sowie einen exklusiven Speed-Run-Modus inklusive Online-Rangliste oben drauf.

Fazit

Ys Origin bietet auch heute noch sehr gute Unterhaltung für Fans von Action-Rollenspielen oder -Adventures alter Schule. Die aus insgesamt drei Blickwinkeln begleitete Rettung zweier verschwundener Göttinnen überzeugt sowohl dramaturgisch als auch spielerisch. Die verwobene Story berührt, die Bosskämpfe fordern, das Gegner- und Leveldesign begeistert. Hinzu kommen ein ebenso ausgeklügeltes wie handliches Skill-System und eine motivierende Beutehatz zur Stärkung des eigenen Charakters. Die Inszenierung ist charmant, aber betagt. Am Spielkomfort gibt’s abgesehen von der fehlenden Kartenfunktion oder dem nur vor Spielbeginn festlegbaren Schwierigkeitsgrad jedoch nicht viel auszusetzen. Neben deutschen Bildschirmtexten und weiteren Spielmodi sind auf der Xbox zudem exklusive Extras wie ein Speed-Run-Modus und eine regulierbare Blutdarstellung an Bord. Wirklich gebraucht hätte es die aber nicht.

Pro

Story aus Sicht verschiedener Protagonisten
ausgeklügeltes Level- & Gegnerdesign
spannende Bosskämpfe
motivierende Beutehatz
hoher Wiederspielwert

Kontra

betagte Inszenierung
keine Kartenfunktion
kein nachträglich anpassbarer Schwierigkeitsgrad

Wertung

XboxOne

Klasse designtes Action-Rollenspiel alter Schule aus mehreren Blickwinkeln.

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