MegaMan X Legacy Collection26.07.2018, Mathias Oertel
MegaMan X Legacy Collection

Im Test: Der X-Faktor aus drei Generationen

Auch wenn das Retro-Archiv von Capcom einen beträchtlichen Umfang hat, ist ein Regal für Neuauflagen mittlerweile etwas leerer: Mega Man. Denn nachdem der blaue Hüpfer mit seinen alten und neuen 8-Bit-Abenteuern in der entsprechenden Sammlung auf allen Systemen von PS4 bis Switch veröffentlicht wurde, ist nun die auf dem SNES gestartete Reihe Mega Man X mit einer zweiteiligen Legacy Collection an der Reihe. Wir verraten im Test, wie sich die Kultserie heutzutage schlägt.

Überlappende Zeitlinien

Für Einsteiger in die Welten von Mega Man können die Veröffentlichungen der unterschiedlichen Serien verwirrend sein. Denn während Design-Meister Keiji Inafune (ReCore, Mighty No. 9) den blauen Hüpfer für seinen letzten NES-Auftritt in Mega Man 6 im Jahr 1993 vorbereitete, arbeitete er auch parallel dazu an Mega Man X, dem Premierentitel der Reihe auf dem Super Nintendo, der noch im gleichen Jahr erscheinen sollte. Und als Mega Man 7 Anfang 1995 auf dem Nachfolger des NES erschien, hatte X schon längst eine Fortsetzung spendiert bekommen und wartete bereits auf die Veröffentlichung der dritten Episode. Ähnlich verhielt es sich mit den PlayStation-Auftritten des Action-Helden. Mega Man 8 erschien 1996, Mega Man X4 (hier war Inafune-San schon nicht mehr involviert) ein Jahr darauf. Und da soll noch mal einer sagen, dass die Zeitlinien von Kindom Hearts schwer nachzuverfolgen sind.

Mega Man X8 wurde im Original auf der PS2 veröffentlicht und konnte sich in nahezu jeder Hinsicht dem Zahn der Zeit erfolgreich widersetzen.
Während das Geschehen der X-Ableger etwa ein Jahrhundert nach den Ereignissen der „Hauptserie“ angesiedelt ist und der Grafikstil mit seiner bunteren Farbpalette und aufwändigeren Animationen an die seinerzeit jeweils aktuelle Hardware angepasst wurde, hat sich mechanisch nur wenig getan. Nach wie vor rennt man zumeist von links nach rechts, muss Sprungpassagen bewältigen und die Gegner entweder abschießen oder ihnen elegant ausweichen, bevor man schließlich einem der Bosse gegenübersteht. Denn natürlich hat sich Mega Man in einer Hinsicht nicht verändert: Der Schwierigkeitsgrad ist nach wie vor fordernd. Vielleicht nicht mehr ganz so frustrierend wie bei den 8-Bit-Versionen, doch Spieler mit niedriger Frusttoleranz sollten sich weiterhin von Mega Man fernhalten – auch wenn es mit Zero eine neue Figur gibt, die man zumeist alternativ zum blauen Helden kontrollieren darf. Doch selbst an die Spieler, die eher früher als später aufgeben, hat Capcom gedacht: Man kann einen Anfängermodus zuschalten, bei dem X oder Zero nur Energie verlieren, wenn sie irgendwo abstürzen. So kann man sich weitgehend frustfrei mit dem Levelaufbau und den Basismechaniken vertraut machen – wie z.B. dem hauptsächlich horizontal eingesetzten Schuss, der nur selten Abweichungen in die Diagonale oder Vertikale ermöglicht, wie es z.B. bei Turrican geboten wird.

Sauberer Port

Davon abgesehen ist die Sammlung nicht nur wegen des umfangreichen Bonusmaterials in Form von Artworks, Musiken, Informationen zu veröffentlichtem Merchandise und vielem mehr ein kleiner Leckerbissen für alle Fans – oder die, die es werden wollen. Denn von X bis X8 werden immerhin drei Konsolen-Generationen über einen Zeitraum von elf Jahren bedient. Und im Gegensatz zur Ur-Serie, die auch mit ihren modernen Ablegern ihren Grafikstil bislang beibehalten hat, , bekommt man hier einen gelungenen Überblick, wie sich nicht nur die Kulisse, sondern auch die Mechanik über die Jahre entwickelt hat. Insbesondere trifft dies auf die 2003 und 2004 auf PlayStation 2 erschienenen Teile X7 bzw. X8 zu. Nicht nur, da mit der zunehmenden Speicherkapazität aufwändigere Zwischensequenzen und mehr Sprachausgabe verwendet wurden. Auf der PS2 hatte die mittlerweile in 3D modellierte Kulisse einen großen Schritt nach vorne gemacht. Bei X7 konnte man wenigstens mit einer Zielunterstützung auch die starren horizontalen Schusswege umgehen, während Kamerawechsel und damit in die

Ganz neu: Die X-Challenges. Hier tritt man mit freier Waffenauswahl gegen mehrere Bosse an.
Bildschirmtiefe gehende Abschnitte sowie Gefechte das jahrelang gehegte Konzept aufbrachen. Leider nicht immer mit dem erhofften Erfolg, da für die Entwickler der Umgang mit der neuen Perspektive auch zu neuen Problemen wie Unübersichtlichkeit in manchen Situationen geführt hat.

Bei X8 schließlich konnte man nicht nur zwischen den diversen Protagonisten wechseln, sondern auch endlich die Schussrichtung bestimmen – zumindest, wenn man z.B. mit Axl unterwegs war. Dann musste man sich zwar zunächst damit abfinden, dass man für den Acht-Wege-Schuss stehenbleiben musste. Erweitert wurde die nach wie vor fordernde Action dadurch aber allemal. Im technischen Umfeld gibt sich die Sammlung ebenfalls keine Blöße. Verschiedene Bildschirmgrößen bzw. –Streckungen stehen ebenso zur Verfügung wie die Option, von der US- auf die japanische Rockman-Version umzuschalten. Und mit den brandneuen X-Challenges werden schließlich sogar die Spieler bedient, die sämtliche Mega-Man-X-Teile auswendig gelernt haben. Hier wartet ein Bosskampf-Marathon, wobei man seine Bewaffnung vor den Auseinandersetzungen festlegen kann, bevor man in jeder Arena mehreren Endgegnern gleichzeitig gegenüber steht.

Fazit

Nachdem die Mega Man Legacy Collection mit der Switch-Version im Mai auf jedem wichtigen System erschienen ist, konnte sich Capcom dem Spin-Off Mega Man X widmen. Dessen acht Episoden aus den Jahren 1993 bis 2004 umfassen mit SNES, PlayStation 1 und PlayStation 2 satte drei Konsolengenerationen. Angereichert mit üppigem Bonusmaterial bekommt man hier nicht nur einen technisch sauberen Gesamt-Überblick über das zweite große Kapitel des mittlerweile dreißig Jahre alten Mega-Man-Universums. Man bekommt auch ein Gefühl dafür, wie sich nicht nur Kulisse, sondern auch die Mechanik im Gegensatz zur Hauptserie von Generation zu Generation weiterentwickelt haben. Der notorisch anspruchsvolle Schwierigkeitsgrad könnte theoretisch einige Retro-Fans von Mega Man X abhalten. Doch Capcom hat für Schnellfrustrierte einen Anfänger-Modus eingebaut, während Profis sich an den brandneuen X-Challenges versuchen dürfen. Die acht auf die beiden Sammlungen aufgeteilten Spiele haben auch nach gut 15 bis 25 Jahren nur wenig ihrer Faszination eingebüßt und können hinsichtlich Leveldesign auch mit modernen Vertretern des Action-Plattformers mithalten.

Wertung

PC

Technisch solide und mit üppigem Bonusmaterial angereicherte Sammlung der Mega-Man-X-Spiele aus drei Konsolen-Generationen.

PlayStation4

Technisch solide und mit üppigem Bonusmaterial angereicherte Sammlung der Mega-Man-X-Spiele aus drei Konsolen-Generationen.

Switch

Technisch solide und mit üppigem Bonusmaterial angereicherte Sammlung der Mega-Man-X-Spiele aus drei Konsolen-Generationen.

XboxOne

Technisch solide und mit üppigem Bonusmaterial angereicherte Sammlung der Mega-Man-X-Spiele aus drei Konsolen-Generationen.

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