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Die zwölfminütige Spielszenen-Demo der E3.
Auf der E3 bekamen wir einen zweiten Einblick in Thief (
zur ersten Vorschau geht es hier) und konnten erstmals selbst spielen. In der Pre-Alpha der PS4-Fassung machte ich mich mit Garrett zu einem abgelegenen Anwesen auf, um einen wertvollen Edelstein, den "Kopf des Löwen", zu stehlen. Der Besitzer ist als reichste Person der Stadt durch viele Wachen gesichert, könnte allerdings mit einem geplanten Aufstand abgelenkt werden.
Die mittelalterlichen Türme und Zinnen der Festung hinterließen einen stimmigen Eindruck, für Verwunderung sorgte dagegen die Ausleuchtung. Selbst wenn Garrett sich im Schatten befand, sah der Bereich noch erstaunlich hell aus. Das mutete vor allem dann seltsam an, wenn eine Wache nur zwei bis drei Meter vor mir stand und mich trotzdem nicht erkennen konnte. Davon abgesehen wirkte das dreistufige System bisher aber meist sinnvoll: War die Kugel schwarz, lauerte ich unentdeckt im Schatten, bei Grau war ich teilweise sichtbar und mein Gegenüber wurde misstrauisch. Wenn das passierte, dauerte es ein Weilchen, bis er und seine Kollegen sich wieder beruhigten. Funkelte der Indikator weiß, schlug die Wache Alarm und verfolgte mich. Der Grad der Alarmierung wurde übrigens durch kleine (abschaltbare) Symbole über den Köpfen symbolisiert.
Am Rande des Anwesens und sogar auf der Brücke sind erstaunlich viele kleine Schätze zu finden. Wer sich alle schnappt, unentdeckt bleibt oder niemanden tötet, streicht Extrapunkte ein.
Wenn es zu Kämpfen kam, fühlten sie sich allerdings ein wenig hölzern an. Die Widersacher attackierten nur zaghaft; am sinnvollsten war es zu blocken und direkt danach zurückzuschlagen oder mit Hilfe der neuen Fokus-Kraft eingeblendete Schwachstellen in einem Zeitlupen-Modus anzugreifen. Letzteres schaltete die Gegner auf Anhieb aus. Trotzdem soll man Kämpfe natürlich tunlichst umgehen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen oder nicht eingekesselt zu werden. Garrett ist als Dieb kein besonders guter Kämpfer und soll ohnehin auf seinen Diebestouren unentdeckt bleiben. Unvorsichtigkeit brachte mir ein paar mal erstaunlich schnell den Tod ein: Eimal streckte mich ein direkter Schwerthieb nieder, ein anderer zog mir fast die komplette Energie ab, welche sich nur mit Heilpaketen wieder auflädt.
Zu einem Actiontitel ist das neue Thief also nicht mutiert, trotzdem wurden ein paar moderne Hilfen eingebaut. Mit dem "Swoop" zischt man blitzschnell von einem Schatten zum nächsten. "Unsichtbar ist man dabei nicht", erklärt Schmidt, "man gelangt allerdings schneller in den nächsten sicheren Bereich."
Die Streitgespräche zwischen den Wachen erinnern an den ersten Serienteil.
In die schwer bewachte Festung soll es vielerlei Wege geben. Ich lenkte zum Beispiel drei Wachmänner ab, indem ich ein aufgehobenes Fläschchen an eine Mauer pfefferte und im Moment der Ablenkung über eine Brüstung kletterte. Im Keller wäre ich fast in eine Falle getapst, habe aber zum Glück Zentimeter vorher die Fokus-Kraft aktiviert, welche die Bodenplatten und die damit verbundenen Seile aufleuchten ließ. Auch das Schloss dahinter konnte ich mit der Hilfe schneller knacken, weil die Bolzen sichtbar wurden. Ohne das Extra hätte ich ohne Sicht die Vibration des Controllers richtig deuten müssen.
Da die Kraft begrenzt ist, musste ich kurz danach ohne sie auskommen, erinnerte mich aber daran, dass der Entwickler kurz zuvor den Kronleuchter mit einem Pfeil auf die Wache krachen ließ. Anderswo löschte ich eine Fackel mit einem Wasserpfeil.
Mit einem verschossenen Seil kann Garrett sich außerdem auf Balken ziehen, um Gegner mit einem Sprung aus der Luft auszuschalten. Als er sich schließlich den Edelstein geschnappt hatte, galt es eine Flucht über die vom Mob in Brand gesetzte Brücke zur Stadt zu bestehen.
Lead-Level-Designer Daniel Windfeld Schmidt stand uns in Los Angeles Rede und Antwort.
Die scriptlastige Sequenz mit ihren Kletterpassagen erinnerte mich eher an ein Uncharted als ein Schleichspiel und wirkte dementsprechend deplatziert. Davor haben mir das leise Eindringen in die Festung und die Experimente mit Garretts Ausrüstung durchaus Spaß gemacht. "Wir bekommen ständig viel Feedback von Fans der Serie", erklärte Schmidt mir abschließend in einem Interview. Allen recht machen kann man es aber sowieso nicht. Irgendwer ist hinterher immer angepisst. Sogar in der Thief-Community gibt es den Streit darüber, welcher Teil der beste ist. Da die Fans unterschiedliche Dinge wollen, musste das Team also manchmal eine Schritt zurück gehen und überlegen, was das Beste für das aktuelle Spiel ist. Wir wollten genau die richtige Balance finden, mit der wir die Thief-Fans nicht vergraulen, aber gleichzeitig auch neue Fans dazugewinnen, die das Universum neu für sich entdecken." Das Spiel erscheint im nächsten Jahr für PlayStation 3, Xbox 360, PC sowie PlayStation 4 und Xbox One.