Forza Motorsport 629.07.2015, Michael Krosta

Vorschau: Eine neue Regendimension

Wir hatten die Möglichkeit, mit Dan Greenawalt über Forza Motorsport 6 (ab 16,45€ bei kaufen) zu plaudern. Der Creative Director von Entwicklerstudio Turn 10 freut sich zum zehnjährigen Jubiläum der Reihe, endlich zwei Elemente realisieren zu können, die sich Fans schon seit Jahren wünschen: In Forza Motorsport 6 wird es erstmals Regen- und Nachtrennen geben! Und wir haben es ausprobiert...

Eingeschränkte Freude

Trotz der erfreulichen Neuigkeiten gibt es allerdings schon den ersten Wermutstropfen zu vermelden, denn wie uns Greenawalt verriet, wird beides nur auf ganz bestimmten Rennstrecken wie dem Nürburgring, Daytona oder Le Mans angeboten – schade. Denn abgesehen von der Beschränkung der Schauplätze werden auch dynamische Wetterwechsel und Zwangsbesuche in der Boxengasse zum Reifenwechsel unter den Tisch fallen. Tatsächlich wurde im Rahmen der Präsentation erneut betont, dass man in Forza 6 komplett vorgefertigte Momente, also quasi die Streckencharakteristik eines bestimmten Zeitpunkts, möglichst exakt nachbilden möchte. Das geht dann leider auch so weit, dass man die beeindruckenden 3D-Pfützen immer an den gleichen Stellen vorfinden wird. Hier ist man bei Project Cars & Co deutlich weiter – zumindest, was die Dynamik angeht. Dafür verspricht Greenawalt die wohl intensivste und realistischste Umsetzung klaustrophobisch geprägter Rennen bei Nacht oder auf den rutschigen Straßen. Bei Nässe steht vor allem das Reifenmodell und die möglichst akkurate Abbildung unterschiedlicher Bodenbeläge im Vordergrund. 148 verschiedene Oberflächen werden geboten und selbst kleine Übergänge, etwa

Das Aquaplaning wird erstaunlich gut eingefangen - Abflüge inklusive.
wenn neuer Asphalt auf alten folgt, sollen mit eigenen Werten in der hauseigenen Forza-Engine versehen werden. Regen soll sich hier wirklich wie Regen anfühlen, u.a. mit unterschiedlich großen 3D-Pfützen auf dem Asphalt und der Simulation jedes einzelnen Tropfens auf der Windschutzscheibe.

Intensive Wasserschlacht

Nach den ersten Proberunden kann ich bestätigen: Ich habe noch nie derartig intensive Regenrennen in einem Rennspiel erlebt und das Aquaplaning beim Durchfahren der modellierten Pfützen fühlt sich famos an! Okay, ich hatte das Vergnügen, diese Wasserschlacht an einem sündhaft teuren D-Box-Setup in Kombination mit Fanatecs neuem High-End-Wheel zu erleben. Aber ich gehe davon aus, dass sich die Regenfahrten auch ohne Full-Motion-Simulator und zur Not auch nur mit einem Controller exzellent anfühlen werden. Deutlich unspektakulärer präsentieren sich die Nachtrennen – von den angekündigten klaustrophobischen Zuständen habe ich bei den dunklen Fahrten auf dem Sebring noch nichts gespürt und Slightly Mad hatte für mich das Rasen durch die Dunkelheit bei Need for Speed Shift 2 damals packender inszeniert. Gespannt bin ich, wie sehr sich die veränderte Bodenhaftung bei Nachtrennen auswirken wird, die Turn 10 versprochen hat. Beim kurzen Anspielen war es noch nicht möglich, verlässliche Vergleiche zu ziehen.

Größeres Starterfeld

Die 420 ForzaVista-Boliden werden wieder mit viel Liebe zum Detail modelliert.
Drehten im Vorgänger maximal 16 Fahrzeuge ihre Runden, wird das Starterfeld auf 24 Teilnehmer aufgestockt und auch die Drivatar-Technologie will man weiter verbessern. Vor allem will man sich der Kritik annehmen, dass das Verhalten der KI-Piloten manchmal zu stark an Spieler und zu wenig an echte Rennfahrer erinnert. Deshalb möchte man jetzt weitere manuelle Anpassungen an den Drivataren erlauben, um sie auf Wunsch wieder mehr auf eine klassische KI zu trimmen – gut so! Das Feld ist angesichts eines Project Cars mit teilweise mehr als 40 Piloten zwar immer noch bescheiden, aber immerhin ein Fortschritt. Zumal die Anzahl nicht nur für die Karriere, sondern auch die Mehrspieler-Duelle auf 24 erhöht wird. Trotzdem soll man keine grafischen Einbußen hinnehmen müssen und weiterhin die gewohnten 60 Bilder pro Sekunde bei einer Auflösung von 1080p geboten bekommen. Und in der Tat: Die angespielten Pisten – allen voran der neue Stadtkurs in Rio – sahen trotz der erhöhten Anzahl an Boliden fantastisch aus und die Darstellung blieb butterweich!

Mehr Fahrzeuge

Auch beim Fuhrpark und den Strecken wird aufgestockt: Mit 450 Modellen befinden sich zum Start etwa doppelt so viele Boliden in der Garage als beim Vorgänger, darunter der brandneue Supersportwagen Ford GT. Und erneut dürfen alle von ihnen im ForzaVista-Modus ganz genau unter die Lupe genommen werden. Die Streckenauswahl wird mit 26 Pisten ebenfalls üppiger ausfallen und begrüßt mit dem bereits erwähnten Abstecher nach Rio de Janeiro außerdem einen weiteren Neuzugang bei den grafisch meist opulenten Stadtkursen.

Die Geschichte des Motorsports

Die Karriere soll neu konzipiert werden und sich um Ligen drehen, bei denen auch die Geschichte des Motorsports näher beleuchtet werden soll. Bei der Vorstellung wirkte die Auswahl an Veranstaltungen und Aufmachung trotzdem sehr vertraut. Von daher bin ich skeptisch, ob tatsächlich ausreichend frischer Wind durch die Karriere wehen wird. Neben den Moderatoren von Top Gear werden auch weitere Persönlichkeiten aus der Fahrzeug- und Racing-Kultur

Jeder Tropfen auf der Windschutzscheibe soll simultiert werden.
ins Spiel eingebunden, darunter u.a. Tanner Foust, der zusammen mit Ken Block bereits in der Dirt-Reihe von Codemasters Gastauftritte in Rennspielen absolvierte. Die Karriere soll eine Spielzeit von etwa 70 Stunden bieten – klassische Rennwochenenden mit Trainings- und Qualifikationsläufen soll es aber weiterhin nicht geben. Dafür werden jetzt so genannte Mod-Slots angeboten. Dabei handelt es sich um festgelegte Rennbedingungen, darunter z.B. das Losfahren vom letzten Startplatz oder eine Rückspul-Sperre. Der Rivalenmodus bleibt dagegen genauso Bestandteil wie Zeitfahren, Mehrspieler-Duelle sowie die umfangreichen Tuning-, Lackierungs- und Setupoptionen. Interessant dürften die Mehrspieler-Ligen werden, in denen Turn 10 sich wohl am System orientiert, mit dem iRacing seine Online-Fahrer einteilt. Dadurch könnte man z.B. nur dann Zugang zu höheren Ligen erhalten, wenn man sauber und fair agiert, während Rowdys in unteren Klassen stecken bleiben.

Größere Wheel-Auswahl

Der neue Stadtkurs in Rio bringt die Stärken der Grafikengine klasse zur Geltung.
War die Auswahl an Lenkrädern noch auf wenige Modelle von Hersteller Thrustmaster limitiert, wird Forza 6 eine größere Anzahl an Equipment verschiedener Unternehmen unterstützen. Neben dem neuen G920 von Logitech, das im Oktober erscheinen soll, wird man auch die neuen Lenkräder von Fanatec verwenden können. Auf die Unterstützung von Racing-Peripherie aus der vergangenen Generation wird man dagegen weiterhin vergeblich hoffen dürfen.

Ausblick

War ich am Anfang noch enttäuscht über die Ankündigung, dass Nacht- und Regenrennen nur auf bestimmten Pisten zur Verfügung stehen sollen, bin ich jetzt nach dem Anspielen umso begeisterter, wie genial Turn 10 hier tückische Pfützen und das Aquaplaning auf nassen Oberflächen simulieren. Ich habe noch nie derart intensive Regenrennen in einem Rennspiel erlebt! Und auch technisch entlocken die Entwickler der Xbox One wieder alle nötigen PS für beeindruckende Kulissen, aufwändig modellierte Fahrzeuge und eine traumhafte Fahrphysik. Skeptisch bleibe ich bei der Karriere mit ihrer Mischung aus Motorsport-Geschichte und Showcase-Events, denn hier wirkt vieles auf den ersten Blick zu vertraut. Trotzdem wird Forza Motorsport 6 sicher auch auf der gc eines meiner Highlights der Messe – Turn 10 scheint nicht nur das Niveau des Vorgänger halten, sondern sich tatsächlich wieder etwas steigern zu können!

Einschätzung: Fit4Hit

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