Atemnot und Verteidigung
Neben mehr oder weniger leckeren Gerichten feiert man mit der Gasmaske einen ersten großen Crafting-Erfolg. Denn nur mit dieser Schutzausrüstung ist es möglich, die verseuchten Areale zu betreten, in denen nicht nur die Sicht durch eine dicke Staubschicht beeinträchtigt wird, sondern auch ein guter Orientierungssinn nötig ist, da die Bereiche erst nach der Rückkehr ins Hauptquartier kartographiert werden. Dort begibt man sich u.a. auf die Suche nach so genannten Wurmloch-Generatoren: Sie fungieren als Portale innerhalb der fremden Welt, mit denen man seine Mobilität massiv steigern kann. Schwache Lichter innerhalb der dichten Suppe geben Hinweise, wo sich die Mini-Stargates befinden. Vor der Verwendung müssen sie allerdings erst aktiviert werden, doch lockt die Lautstärke beim Hochfahren Gegnerhorden an, vor deren Attacken man den Generator beschützen muss. Hier zeigt Survive eine neue Facette im Spielverlauf, die sich am besten mit einer klassischen Tower Defense vergleichen lässt. Bevor man die Aktivierung des Portals startet, befestigt man die nähere Umgebung zunächst mit den in der Basis zusammengeschusterten Zäunen, Sandbarrieren, Fallen sowie anderen Hindernissen, um den Vormarsch der aufgehetzten Meute zu verlangsamen. Hier entsteht durchaus eine situative Spannung, wenn man dem Ende des heruntertickenden Timers entgegenfiebert und hofft, die Stellung lange genug halten zu können. Ist man erfolgreich, werden übrigens alle verbliebenen Gegner durch einen Energie-Impuls des frisch aktivierten Wurmlochs vernichtet. Auch das Knacken gut gesicherter Kisten lässt den Puls steigen: Meistert man das simple Minispiel? Oder vergeigt
Nur mit einer Atemschutzmaske kann man sich in die verseuchten Gebiete wagen.
man es und lockt mit dem Gequietsche wieder die geräuschempfindlichen und parasitären Ex-Kameraden an, für die man später wohl auch noch nach einem Heilmittel forschen darf?
Mehr Fantasy als Realismus
Eines ist nach dem Anspielen klar: Metal Gear: Survive ist mit seinem umfangreichen Ressourcen-Management sowie den Survival-Aspekten durchaus anspruchsvoll und bietet eine überraschende Spieltiefe, hat mit Aspekten wie Wurmlöchern, parasitären Gegnern, merkwürdigen KI-Pods und den ganz eigenen Regeln der Parallelwelt aber dennoch einen deutlichen Arcade-Touch. Dieser spiegelt sich auch im Sammeln der mysteriösen Kuban-Energie wider, die auch als Währung beim Craften und dem Kauf von Skill-Punkten fungiert. Tatsächlich ist es sogar möglich, den schwindenden Sauerstoffgehalt in den verseuchten Zonen durch die Investition von Kuban wieder im Handumdrehen aufzufüllen. Dieser Metal-Gear-Ableger bleibt also immer noch mehr ein Spiel und ist weniger eine knallharte oder gar übertrieben realistische Überlebens-Simulation. Später wird man auch eigene Nahrung anbauen und die Überbleibsel der alten Motherbase zu einer gut geschützten Festung ausbauen können. Auch das Personalmanagement, wie man es schon aus vergangenen Teilen der Reihe kennt, wird wieder von Bedeutung sein, wenn man sein Hauptquartier Schritt für Schritt erweitert und sein Personal mit diversen Aufgaben wie der Entwicklung neuer Gadgets beauftragt. Das große Ziel ist allerdings nicht, sich in der fremden Welt gemütlich einzurichten, sondern wieder einen Weg nach Hause zu finden.
Die Story kann bisher noch nicht fesseln und leidet sogar eher unter langweiligen sowie mäßig inszenierten Dialogen. Selbst wenn man den Wurmloch-Unsinn irgendwann akzeptiert, gibt das Szenario rund um den geheimnisvollen Parasiten in den ersten Stunden nicht unbedingt viel her. Gleiches gilt für die Technik: Zwar ist die Bildrate überwiegend ordentlich, doch enttäuscht die Kulisse zumindest auf der Standard-PS4 durch karge Landschaften, eine geringe Weitsicht mit häufige Pop-ups sowie stark ausgeprägten Flimmerkanten.
Booster-Alarm
Die KI-Pods benötigen Speicherplatinen, um die Ereignisse zu rekonstruieren und den Gestrandeten bei ihrer Suche nach einer Lösung zur Rückkehr in die richtige Dimension zu unterstützen.
Zwangsläufig wird man über ein Element stolpern, auf das man nur ungern trifft: Mikrotransaktionen! Zwar ist noch nicht ganz klar, wie teuer sie ausfallen und wie stark sie eingebunden werden, aber beim Durchstöbern der Menüs sind wir auf den Punkt „Supply Box“ und eine virtuelle Währung namens „SV“ gestoßen, die sich offenbar gegen Echtgeld erwerben lässt. Mit ihr schaltet man nicht nur kosmetische Dinge wie diverse Animationen oder zusätzliche Kommunikations-Optionen, sondern auch weitere Plätze für selbsterstellte Loadouts frei. Ob und wie man diese auch im Spiel bekommen kann, ist derzeit genauso offen wie der Umrechnungskurs. Darüber hinaus haben wir Hinweise darauf entdeckt, dass man wohl auch diverse zeitlich begrenzte Booster käuflich erwerben kann, darunter ein Premium Booster Pass, Kuban-Booster oder Battle Points Booster. Das mag zwar angesichts der Beschränkung auf ein Solo- oder Koop-Erlebnis keine Pay-to-Win-Vorteile mit sich bringen, hat aber dennoch einen faden Beigeschmack, selbst wenn Konami den Ableger nicht als Vollpreis-Titel in den Handel bringt. Freunde wird sich der Publisher mit diesem Schritt jedenfalls nicht machen, zumal er nach dem ganzen Kojima-Skandal und seinem neuen Fokus auf Pachinko & Co ohnehin schon viel Kritik hervorgerufen hat.