Agricola19.06.2013, Jörg Luibl
Agricola

Im Test:

Gut, besser, Agricola: Nicht nur in unserer Top 10 steht der Klassiker von Uwe Rosenberg an der Spitze. Das anspruchsvolle Brettspiel rund um den Aufbau einer vielseitigen Hofwirtschaft hat nicht nur in Deutschland, sondern international begeistert. Sechs Jahre nach der Premiere am Tisch ist endlich die iOS-Version erschienen. Lohnen sich die 5,99 Euro für die Universal App?

Trügerische Bauernhofidylle

Agricola feierte 2007 als Brettspiel seine Premiere...
Agricola feierte 2007 als Brettspiel seine Premiere und konnte weltweit Bestnoten einheimsen...
Dezente Musik spielt im Hintergrund, Rauch zieht langsam über Dächer und es wird gemütlich geangelt. Irgendwo hüpfen Hühner ihrer Mama hinterher und ein Schäferhund hechelt freundlich vor dem Schafpferch. Agricola begrüßt Spieler auf dem iPad mit einer charmanten Bauernhofidylle, die dem ursprünglichen Zeichenstil von Klemens Franz zwar treu bleibt, aber über liebevolle Animationen digital erweitert. Man spiegelt also nicht einfach den Aufbau des Brettspiels, sondern inszeniert eine hübsche Dorflandschaft, durch die man sich mit seitlichen Wischern bewegt.

Aber die  Idylle trügt: Im Kern geht es darum, seine Familie über cleveres Hofmanagement so über die Runden zu bringen, dass man erstens nicht verhungert und zweitens über landwirtschaftliche Entwicklungen wertvolle Punkte macht. Bis zu fünf Spieler kämpfen über 14 Runden wahlweise offline oder online um einen Sieg, den die Vielfalt gewinnt: Wer hat am Ende die meisten Schafe, Rinder, Wildschweine? Wer hat wie viel Getreide und Gemüse? Und nicht zu vergessen: Die Zahl der eigenen Kinder und Weiden, die Qualität der Häuser, die Ställe und die Bonuspunkte!

Cleveres Hofmanagement

...jetzt wurde es für iPad und iPhone nicht einfach umgesetzt, sondern charmant digitalisiert.
...jetzt wurde es für iPad und iPhone nicht einfach umgesetzt, sondern charmant digitalisiert.
Die Qual der Wahl bestimmte jede Runde dieser durchdachten Rundentaktik, in der man mit einem unbebauten Hof startet und abwechselnd seine Familienmitglieder ins Dorf schickt, um Rohstoffe wie Holz, Lehm oder Steine zu holen. Oder soll man lieber das Feld umgraben, Zäune bauen oder eine Ausbildung machen? Aber man hat ja nur zwei Figuren zu Beginn! Dann also Nachwuchs zeugen, aber der braucht wiederum einen Anbau und muss versorgt werden. Das Abwägen und Grübeln bestimmt den Spielrhythmus, der viele Strategien erlaubt - mehr dazu im ausführlichen Test des Brettspiels.

Die Benutzeroberfläche ist edel und übersichtlich designt, so dass man alle Waren und Möglichkeiten stets im Blick hat – auf Wunsch auch inklusive der Einblendung der Karten, damit Aktionen und Zahlen sofort erklärt sind. Einsteiger werden von schrittweisen Tutorials gut eingeführt; man kann zunächst eine leichtere Variante spielen, sich zudem kontextsensitive Hilfen oder die komplette Regel anzeigen lassen. Selbst an eine kleinere Einführung für Kenner des Brettspiels und individuelle Profile mit Statistiken hat man gedacht – so kann sich z.B. eine Familie einen Wettbewerb liefern. Ansonsten gibt es Spielsuche und Ranglisten auch über GameCenter, wobei man über eine Uhr maximale Zugzeiten einstellen kann.

Ein Herz für Einzelbauern

Man kann alleine oder mit bis zu fünf Freunden offline und online spielen; KI ist zuschaltbar.
Man kann alleine oder mit bis zu fünf Freunden offline und online spielen; KI ist zuschaltbar.
Obwohl man Animationen und  Spielgeschwindigkeit beschleunigen sowie Bestätigungen abschalten kann, gibt es ein großes Ärgernis: Die nervigen Wiederholungen der Züge! Vor allem wenn man zu zweit spielt, muss man sich ständig ansehen, was der andere Spieler in der letzten Runde gemacht hat. So entstehen überflüssige Wartezeiten, die den Spielrhythmus immer wieder künstlich ausbremsen. Und genau diese Wiederholungen kann man leider nicht in den Einstellungen abstellen.

Keine Lust auf Pass&Play, kein Mitspieler online oder daheim? Auch Solisten dürfen sich freuen: Neben dem einfachen Spiel alleine oder gegen die KI in drei Schwierigkeitsstufen gibt es noch die Solo-Serie. Hier gilt es eine bestimmte Punktzahl zu erreichen, bevor es weiter geht. Wie lange hält man durch, wie gut kann man sein Spiel perfektionieren? Auch die längste Serie wird im individuellen Profil gesichert.

Fazit

Ihr mögt Brettspiele am iPad? Dann ist Agricola ein Pflichtkauf! Das Spiel von Uwe Rosenberg gehört mit seiner cleveren Rundenmechanik rund um den Aufbau einer Hofwirtschaft schon jetzt zu den zeitlosen Klassikern – die Qual der Aktionswahl und das möglichst effiziente Management von Rohstoffen sorgen immer wieder für spannende 14 Runden. Die kalifornischen Entwickler von Playdek haben die Tischversion sowohl grafisch als auch inhaltlich vorbildlich für iPad und iPhone digitalisiert. Egal ob Einsteiger oder Kenner: Jeder Spielertyp wird hier sehr gut angesprochen, kann offline oder online loslegen. Lediglich die nervigen Wiederholungen der Züge trüben eine ansonsten perfekte Brettspielumsetzung.

Pro

charmante Präsentation
anspruchsvolle Rundentaktik
erstklassige Brettspielumsetzung
gutes Tutorial, vier Spielmodi
bis zu 5 Spieler offline & online; KI zuschaltbar
Solovariante mit Highscore
mehrere Profile anlegen

Kontra

nervige Zugwiederholungen

Wertung

iPad

Ihr mögt Brettspiele am iPad? Dann ist Agricola ein Pflichtkauf! - ansehnlich, anspruchsvoll, vielseitig, spannend!

iPhone

Die Entwickler von Playdek haben die Tischversion sowohl grafisch als auch inhaltlich vorbildlich digitalisiert.

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