Fortschritt durch Technik
Viel verändert hat sich nicht, wenn man sich das Spielzeug der letzten 30 Jahre anschaut. Ein Matchbox-Auto ist immer noch ein Matchbox-Auto, die Barbie-Puppe sieht heute fast genauso aus wie ihr Gegenüber von damals und die Carrera-Bahn hat sich ebenfalls nicht mehr sonderlich weiterentwickelt. Aber muss sie das denn? Ja! Das meinen zumindest die Gründer des US-Unternehmens Anki, das sich auf Robotik spezialisiert hat und mit dieser fortschrittlichen Technologie für frischen Wind auf dem leicht angestaubten klassischen Spielzeugmarkt sorgen will. Schon mit Anki Drive unternahm man erste erfolgreiche Gehversuche, doch schaffte es die futuristische Rennbahn nicht nach Europa. Mit dem Nachfolger Anki Overdrive will man jetzt nicht nur global die Technik-Revolution einläuten, sondern das Spielerlebnis mit weiteren Innovationen aufwerten, um Videospiel und Spielzeug noch näher zusammenzubringen.
Zwar bildet die typische Carrera-Bahn das Grundgerüst, doch findet man unter der Haube viel mehr Anleihen bei Videospielen wie Mario Kart oder Blur, die man vor ein paar Jahren sicher nicht für möglich gehalten hätte. Wenn man sich hier auf der Piste gegenseitig mit diversen Waffensystemen beharkt, die kleinen Flitzer mit Upgrades aufwertet oder das Erlebnis von einer Kampagne mit Storyansätzen, Sprachausgabe sowie herausfordernden KI-Duellen begleitet wird, dürfte schnell klar sein: Das geht weit über das hinaus, was man mit einer klassischen Spielzeug-Rennbahn verbindet!
Auto mit Köpfchen
Vor jedem Rennen wird die Strecke im Formationsflug gescannt.
Im Zentrum stehen dabei die Hightech-Boliden, an deren Design maßgeblich der deutsche Automobil- und Produktdesigner Harald Belker mitgewirkt hat, der u.a. schon für das Batmobil im Kinofilm Batman & Robin oder die coolen Lichtbikes in Tron Legacy verantwortlich zeichnete. Dabei unterscheiden sich die Flitzer nicht nur hinsichtlich der Optik, sondern auch in ihren inneren Werten voneinander, denn jeder von ihnen besitzt eigene Werte für Geschwindigkeit, Verteidigung, Durchschlagskraft sowie Spezialaktionen und greift auf ein individuelles Waffenarsenal zurück. Man dreht nicht nur einsam oder gegen bis zu drei Mitspieler seine Runden, sondern darf auch gegen computergesteuerte Konkurrenzen antreten. Dank eines integrierten 50 MHz Computers und eingebauter Kamera scannen die kleinen Flitzer ihre Umgebung etwa 500 Mal pro Sekunde und erkennen daher nicht nur den Streckenverlauf der neuerdings modular zusammengesteckten Pisten. Nein, sie analysieren auch konstant das Umfeld und wissen daher, wann sie sich hinter, vor oder neben einem anderen Fahrzeug befinden. Es ist beeindruckend zu sehen, wie die Modelle selbstständig ihre Runden drehen und aufeinander reagieren. Zudem entwickeln sich die KI-Piloten mit zunehmender Spielzeit weiter, um auch fortgeschrittenen Spielern genug Paroli zu bieten. Etwas ärgerlich ist in diesem Zusammenhang nur, dass vor jedem Rennen die Strecke erneut gescannt werden muss – auch dann, wenn man eigentlich keine Umbauten vorgenommen hat. Startet man über die App die Turnier-Karriere, wird man in der Qualifikation außerdem dazu gezwungen, ausschließlich Streckenteile zu nutzen, die im Starterset enthalten sind - warum auch immer. Wer sich also bereits mit Erweiterungen wie weiteren Geraden, Kurven, einer Sprungschanze oder Kreuzung eingedeckt und sich einen XXL-Kurs zusammengestellt hat, muss notgedrungen wieder auf die kleinere Variante umbauen.
Unkomplizierter Auf-, Ab- und Umbau
Dank Magneten und leicht flexiblen Streckenteilen sind Aufbau und Umgestaltung herrlich unkompliziert.
Zum Glück ist das hier kein so großer Akt, wie es damals bei vielen Rennbahnen der Fall war. Musste man dort erst mühsam und fummelig die einzelnen Streckenteile zusammenstecken sowie mit Klammern sichern, hält man die leicht flexiblen Oberflächen hier einfach in einem V-Winkel aneinander und die Magneten an den Enden erledigen den Rest – klasse! So ist das Set nicht nur im Handumdrehen aufgebaut, sondern auch Variationen lassen sich innerhalb weniger Minuten umsetzen. Schon das Starterkit erlaubt mit seinen vier Geraden- und sechs Kurven-Elementen bis zu acht Layouts. Zusammen mit dem optionalen Zubehör sind der Kreativität dann kaum noch Grenzen gesetzt, denn neben den Standardteilen werden auch Kreuzungen, Brückenpfeiler und sogar Sprungschanzen angeboten. Letztere stellten allerdings keine große Bereicherung dar, weil die akrobatischen Einlagen in unseren Test-Aufbauten nur selten gelangen und die Fahrzeuge stattdessen die Orientierung und Kontrolle verloren haben oder einfach nicht genug beschleunigten. Sinnvoller erscheint die Investition in die so genannten Rails-Kits, mit denen man die Kurven mit einer Streckenbegrenzung sichert, um den mitunter nervigen Abflügen der futuristisch designten Boliden entgegen zu wirken. Diese leiden manchmal übrigens unter kleinen KI-Aussetzern und bleiben z.B. schon beim Einscannen einfach mal stehen – hier hilft dann nur ein Neustart der App.