Test: Baphomets Fluch - The Director's Cut (Adventure)

von Jörg Luibl



Baphomets Fluch - The Director's Cut
Entwickler:
Publisher: Ubisoft
Release:
kein Termin
kein Termin
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19.03.2009
19.03.2009
Spielinfo Bilder Videos
Wann habe ich George Stobbart das erste Mal getroffen? Das muss in der Steinzeit der Computerspielgeschichte gewesen sein, irgendwann Mitte der 90er auf einem alten Windows-PC. Oder war das noch unter DOS? Dass mir der Name des Amerikaners immer noch ein überaus sympathischer Begriff ist, der umgehend für wohlige Erinnerungen an mysteriöse Mordfälle sorgt, spricht für die Qualität des Abenteuers. Jetzt wurde der Klassiker für Wii und DS neu aufgelegt. Ein Grund für nostalgische Point&Click-Freude?

Ein Klassiker kehrt zurück

So sah Baphomet's Fluch anno 1996 auf dem PC aus: Schon damals hat der sympathische Zeichentrickstil viele Freunde gefunden und heute sieht das Spiel fast genau so aus...
Für viele gilt Baphomet's Fluch, das 1996 unter dem Originaltitel "Circle of Blood" erschien und sogar auf den kleinen GameBoy Advance übertragen wurde, als eines der besten Adventures aller Zeiten. Für die Entwickler von Revolution Software war es jedenfalls der Auftakt einer erfolgreichen Serie und ist bis heute das kreative Aushängeschild - obwohl es in den letzten Varianten von "Der schlafende Drache" bis "Der Engel des Todes" schon gehörig im Sturm der Entrüstung wackelte: Die Modernisierungen samt Echtzeitaction & Co gefielen den Ultras unter den Point&Clickern gar nicht.

Dafür dürfen die Nörgler alte Schule jetzt wieder durchatmen: Es gibt diesmal keine Experimente, denn wie es sich für ein Remake gehört, wird das alte Adventure-Silber mit allem Respekt frisch poliert und um einige funkelnde Stellen angereichert. Ubisoft hat jedenfalls eng mit dem Gründer von Revolution, Charles Cecil, zusammen gearbeitet, um mit diesem Director's Cut eine nostalgische, aber auch erweiterte Wiedergeburt anzubieten, die die ganze Geschichte rund um die Templer und eine Mordserie erzählt.

Frische Impulse für Story & Spieldesign

...im Jahr 2009 hat sich nicht nur die Benutzeroberfläche verschlankt, es gibt auch neue Rätselabschnitte mit Nicole Collard sowie viele erzählerische Ergänzungen, was die Vorgeschichte der Morde sowie einige Zwischenstationen angeht. (Wii)
Kenner des Originals dürfen sich also nicht nur über einige erzählerische Zusätze, sondern auch über neue Herausforderungen freuen, in denen man z.B. mit der Remote mechanische Schieberätsel lösen muss. Aber keine Bange: Es bleibt bei gemütlicher Investigation - es wird weder gefuchtelt noch muss das Balance Board belastet werden. Die erste positive Überraschung hält auch gleich der Einstieg bereit: Anstatt wie anno dazumal mit George bei einem Café zu starten, in dem ein Attentat verübt wird, kann man in der Haut von Foto-Journalistin Nicole die Vorgeschichte dieses Bombenanschlags nachspielen.

Worum geht's? Zunächst geht es um eine Reihe mysteriöser Morde in Paris, die von verkleideten Gestalten wie z.B. einem Clown oder Harlekin ausgeübt werden. Die Opfer sind meist Prominente und hinter all dem martialischen Aufwand scheint sich ein System zu verbergen. Geht es um Rache? Und was hat ein Massaker in Afrika damit zu tun? Spätestens als dann noch die ersten Indizien auf die Templer auftauchen, bekommt die zunächst politisch anmutende Story auch noch eine mysteriöse Ebene, hinter der eine mächtige Verschwörung internationalen Ausmaßes zu lauern scheint. Kurzum: In das angenehme Krimiflair mischt sich auch schnell ein Hauch von historischer Verschwörungsfantasie - ideale Voraussetzungen
Die größte grafische Neuerung betrifft die Gesichtsanimationen: Im Gegensatz zu 1996 zeigen die Figuren in animierten Portraits ihre Gefühle - auch hier auf dem DS.
also für ein Adventure, zumal der skurrile Humor immer wieder dafür sorgt, dass das Ganze nicht zu sehr nach historisch ernsthaftem Humbug à la Dan Brown anmutet. Wer genau hinschaut, wird übrigens erkennen, dass sich das modernere Geheimakte: Tunguska stilistisch und inhaltlich sehr stark an diesem Klassiker orientiert hat.

Präsentation & Lokalisierung

Das charmante Zeichenflair des Originals bleibt sowohl auf DS als auch Wii erhalten, wurde aber deutlich modernisiert - vor allem in den neuen Abschnitten. Die Kulissen erinnern zwar weitgehend an die architektonischen Vorbilder, wie diese Bilder aus dem Jahr 1996 zeigen, aber sie werden jetzt farblich markanter dargestellt, sowie hier und da ergänzt. Allerdings schwankt die technische Qualität, denn nicht alles wurde frisch bemalt und inszeniert; manche Figuren wie die Wahrsagerin sehen plötzlich aus wie ein bunter Sprite-Klecks ohne Konturen. Und gerade da, wo Altes auf Neues trifft, ist sofort ein grafischer Bruch spürbar. Außerdem hätte man sich an einigen Stellen deutlich mehr Bewegung gewünscht: Wenn man im herbstlichen Ambiente an der Seine entlang läuft, dann sollte nicht nur das Wasser glitzern, dann könnten auch ruhig ein paar Blätter von den Bäumen rieseln - diese grafische Statik hätte man öfter aufbrechen müssen.

Hinsichtlich der Präsentation setzt das Remake also weder auf Wii noch DS wirklich hochwertige Zeichen, zumal auch nicht alle Zwischensequenzen modernisiert wurden. Aber dafür sind jetzt bewegte Gesichter während der Dialoge zu sehen, die die Gefühlswelt der Charaktere abbilden. Auf diese animierten Portraits musste man anno 1996 noch verzichten und das ist angesichts der enormen Gesprächsdichte ein atmosphärischer Vorteil. Verantwortlich für diese mimische Aufwertung ist kein Geringerer als der britische Künstler Dave Gibbons, der schon für das renommierte Magazin 2000 AD zeichnete und die Comicserie Watchmen ins Leben rief.          

Kommentare

NAST¥ schrieb am
hab es fürs Iphone. Das beste Adventure fürs Iphone. Was aber komisch ist Warum hat Iphone Sprachausgabe und DS nicht ^^
Darnsinn schrieb am
Der Originaltitel heisst Circle of Blood??? ich dachte dat wäre Broken Sword oder steh ich grad extrem aufm schlauch
x206hase2 schrieb am
Wieso wird hier nicht erwähnt das sehr viele Dialoge einfach weggeschnitten wurden, die Sachen die man im Orginal mit der kleinen Lupe anklicken konnte und einen Kommentar von Stobbart bekommen hat, es aber nicht zum Spielfortschritt beigetragen hat(z.B. Menükarten, Gegenstände,Ziege in Irland usw.), was noch auffält ist das sogar einige(obwohl nicht bedeutende) Videos rausgeschnitten wurden(Irland: erstes treffen mit der Ziege). Es fehlt sehr viel, was für mich früher die Atmosphäre ausmachte, in kombination mit dem Preis weiß ich jetzt das es für mich ein Fehlkauf war. Da bleib ich lieber beim Orginal. Homebrew+Scummvm(Wii) und das alte rennt auch auf dem Fernseher über Wii.
Behlzebub schrieb am
:hehe: die Dame heisst zwar Franziska mit Vornamen, aber Du hast Recht, dass die Pigulla einfach zu Nico dazu gehört. ;)
Dennoch macht die DS-Version auch ohne Sprachausgabe Spaß. :)
schrieb am