Im Test: Sehr gut gealterter Mystery-Thriller
Die Frage der Relevanz
Warum Fahrenheit vor zehn Jahren zwar nicht in allen Belangen herausragend, aber letztlich prägend für die Spielewelt und viele kommende Adventure war, wird im Test (Wertung: 86%) erläutert. Das Team von Quantic Dream überraschte mit einer reifen Dramaturgie, mit situativer Dialogspannung, Stress in Extremsituationen sowie einem Auf und Ab der Emotionen - inklusive spürbarer Konsequenzen: Je nach Aktion folgten Depression oder Glück, Selbstmord oder Sex. Das, was Telltale Games heute alle paar Monate in Häppchen an hungernde Entscheider verteilt, wurde damals im großen Stil von David Cage gekocht.
Aber man muss den Klassiker nicht kennen, um ihn zu schätzen. Es ist nicht Nostalgie, sondern ein Spieldesign mit zeitloser Qualität, das auch heute innerhalb der etablierten filmischen Adventure-Schule eine klasse Figur macht. Man erlebt eine interessante, stimmungsvoll inszenierte Geschichte, die mit ihren Perspektivwechseln, den Gemütsverfassungen der Protagonisten sowie dem Fokus auf Investigation und Entscheidungen auch heute noch sehr gut unterhält. Aber wie spielt sich "Fahrenheit: Indigo Prophecy Remastered" auf dem Tablet?
Die Frage der Steuerung
Im Zweifel empfehle ich die zeitgleich erschienene modernisierte PC-Version. Aber selbst wenn die Präzision von Maus plus Tastatur oder Gamepad nicht erreicht wird, spielt sich Fahrenheit mit etwas Übung auch auf dem Tablet solide. Man kann zudem abseits der Schultersicht zusätzliches Kamerapotenzial nutzen und in die Egosicht wechseln, indem man z.B. irgendwo in den Raum tippt. Ärgerlich wird es nur, wenn man die
Die Frage der Technik
Sieht Fahrenheit besser aus als 2005? Ja. Man hat die Grafik überarbeitet, so dass sowohl Interieur als auch Figuren etwas detaillierter und plastischer wirken. Davon kann man sich auch auf Knopfdruck überzeugen, wenn man zwischen HD und SD wechselt - ein schöner Service. Ansehnlich ja, aber überragend ist die leicht modernisierte Kulisse nicht: Auch auf dem iPad gibt es mittlerweile deutlich beeindruckendere Spiele. Die sind dann allerdings weder so umfangreich noch so ausgefeilt, was Charaktere und Inszenierung angeht. Wollt ihr es komplett auf Deutsch erleben, könnt ihr das Sprachpaket übrigens kostenlos runterladen. Wer des Englischen mächtig ist, sollte allerdings beim Original bleiben.
Fazit
Nach zehn Jahren wieder Fahrenheit zu spielen, ist wie ein Nach-Hause-Kommen. Man öffnet die Tür und fühlt sich einfach wohl. Kaum ist eine Stunde auf der Couch vergangen, bin ich schon wieder mittendrin in diesem mysteriösen Abenteuer, das die Spielewelt im Jahr 2005 hinsichtlich Storytelling und Dramaturgie so angenehm überrascht hat. Quantic Dream hat damit das Fundament für Heavy Rain gelegt und kommende Adventure wie The Walking Dead stark beeinflusst. Ja, die Steuerung auf dem iPad ist zunächst fummelig, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, kann man sich komplett auf die Geschichte und die Charaktere, auf die Recherche und die Dialoge einlassen. Dieses Fahrenheit wurde grafisch deutlich modernisiert und ist inhaltlich hervorragend gealtert, weil es zeitlose Qualitäten hat. Erzählerisch ist nicht alles perfekt, der Spannungsbogen flacht auch mal ab und über die fehlenden Rätsel sowie das Finale wurde viel diskutiert. Aber Fahrenheit gehört zu den wichtigen Abenteuern, die das virtuelle Erzählen und Erleben von Geschichten bereichert haben. Jetzt muss Quantic Dream nur noch den Nachfolger ankündigen.
(Da wir Fahrenheit auf dem PC bereits 2005 getestet haben, wird es keine "neue" Wertung für den PC geben. Anm. d. Red.)
Pro
Kontra
Wertung
iPad
Hat man sich an die Steuerung gewöhnt, ziehen einen Storytelling und Atmosphäre auch im Jahr 2015 schnell in den Bann.
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